Wer besitzt den Urtyp seiner Rasse ?

  • Den Kromfohrländer gibts ja kaum lang genug um von einem "Urtyp" zu reden :lol:


    Mein Rüde dürfte aber wohl kaum dem Urtyp entsprechen, zumindest rein optisch nicht (charakterlich kann ich ja nicht bewerten)
    Optisch war der Urtyp rauhaarig. Der Glatthaarkromfohrländer kam ursprünglich nicht vor. Ich weis gar nicht wann das erste mal glatte Hunde vorkamen und wann die Zucht sich geteilt hat (und damit zwangsläufig den eh schon kleinen Genpool noch weiter zu verkleinern :pfeif: )

  • Zitat


    Damals galt eine ganz andere Art der Selektion. Ein Hofhund der Vieh riß oder die Kinder biß wurde nicht alt, ein sensibler Jagdhund, der nicht schussfest war lief zufällig vor die Flinte ... übrig blieben die Hunde, die ihre Anforderungen erfüllten. Da galten andere Kriterien.


    Wer heute in die Zucht will, der muß die äusserlichen Ideale erfüllen (und selbst da gibts Ausnahmen). Wie sich ein Hund verhält, ob er wesensfest ist, gute Eigenschaften hat, ... das interessiert doch kaum.


    Das ist richtig - und es hat nach dem Aufkommen der Hundeshows beim English Springer im Ursprungsland zu einer extremen Trennung der Linien geführt - das sind heute eigentlich zwei Rassen, von äusserlichen wie innerlichen Merkmalen her. Wobei es in GB gar kein Körsystem gibt - ist der Hund im KC eingetragen, kann man damit eigenverantwortlich züchten.


    Den Urtyp der Landspaniels (die Unterscheidung Cocker und Springer ist später, und war ursprünglich rein grössenmässig bedingt) kann man auf mittelalterlichen Bildern sehen - damals waren sie häufig rotweiss. Der Verwendungszweck hat sich über die Jahrhunderte gewandelt. Mit Netzen jagt schon lange niemand mehr, mit dem Aufkommen der Schusswaffen ging auch die Jagd mit Falken und Hund zurück. Der Spaniel jagte nun vor und nach dem Schuss unter der Flinte. In Deutschland wurden dann die Spaniels nochmals umfunktioniert und versucht, aus dem stummen Buschierer einen spurlauten Stöberhund zu machen.


    Der Welsh war seit der offiziellen Anerkennung immer ein Dual Purpose Hund. Leider gibt es heute Züchter, die das als Familienhund + Schönheit interpretieren. Rhian stammt aus so einer Zucht, aber trotzdem sind ihre ursprünglichen Anlagen da. Aufgewachsen und erzogen ohne Begegnung zu Fasan und Rebhuhn, wusste sie beim ersten Kontakt sofort, dass das ihr eigentliches Metier ist. Sie ist auch nicht spurlaut - sie ist so, wie ein englischer Jäger sich das wünscht. Höchstens etwas zögerlich, was Dornengestrüpp angeht....


    Splash stammt aus echter Dual Purpose Zucht kontinentaler Prägung, und es würde mich nicht wundern, wenn er spurlaut ist - haben wir bisher nicht überprüft. Er hat auch einen grösseren Radius als ursprünglich erwünscht - die Tendenz ist beim WSS typisch, die sind näher am verwandten Setter dran. Extreme Nasenveranlagung ist eh da, ebenso die meist weniger geschätzte Eigenständigkeit. Ich würde schon sagen, das ist auch wesensmässig ein recht ursprünglicher, tougher (Arbeits)Hund. Ich kenne aber auch andere WSS, die schon sehr in Richtung zwar lebhafter und agiler, aber doch mit konsequenter Grunderziehung und etwas Beschäftigung zufriedener Familienhund gehen. Aber die fehlende Popularität hat die Rasse bisher recht ursprünglich erhalten - die meisten Welshie-Besitzer sind sowieso etwas durchgeknallt oder zumindest angefressen.... :hust: Wie ging doch das Gespräch der stolzen WSS-Besitzerin mit dem Gundog-erfahrenen Stammgast im lokalen Pub: “I have Welsh Springers.” To which he replied: "My dear, you have my admiration and my sympathy”. ;)

  • Zitat

    Wie ging doch das Gespräch der stolzen WSS-Besitzerin mit dem Gundog-erfahrenen Stammgast im lokalen Pub: “I have Welsh Springers.” To which he replied: "My dear, you have my admiration and my sympathy”. ;)


    :hust:

  • der Großpudel hat sich seit 50 Jahren eigentlich nicht verändert (wurde zum Glück nur aussen drann rum geschnibbelt)


    Ob die Hunde vom Wesen her anders waren kann ich jedoch nicht beurteilen


    Bei den anderen Pudelgrößen hat sich vorallem viel an den Köpfen getan die sind schmaler geworden das Puppenhafte ist heute nicht mehr erwünscht.

  • Hallooooooooooooo!


    Darf ich gaaaaaanz vorsichtig hiiiiiiiier, sagen?!
    Ich habe einen Kleinspitz und die schimpfen sich in Publikationen und bei Recherchen im Internt mit als "die älteste Hunderasse Europas"!
    Wenn ich mir so die alten Zeichnungen und Postkarten anschaue, die man ab und zu sieht, hat sich der Spitz nicht großartig in seiner Statue verändert. Klar gibt es die versch. Größen, wie Zwerg-/Klein-/Mittel-und Großspitz. Wobei beide letzteren kaum mehr gezüchtet werden und Zwerg- und Kleinspitze sind fast auch schon eine Seltenheit.
    Ich glaube, vom Charakter sind sie sich auch einigermaßen treu geblieben, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Leider haben sie immer noch den Ruf als Kläffer und Wadenbeisser, was ich in keinster Weise bestätigen kann. Aber das kommt denke ich auch auf die Lebenssituation an. Früher sollte der Spitz Haus und Hof bewachen, war kaum in die Familie integriert - und dann machte er das, was er sollte - Fremde vom Hof vertreiben. Das ist heute natürlich anders und deswegen kann ich mit Kläffen und Wadenbeissen auch nicht dienen :D


    Unser Merlin ist "neufarben" oder "andersfarbig" (creme-weiss). Früher gab es wohl vorwiegend schwarze und weisse Spitze. Die andersfarbigen Spitze werden heute bei Ausstellungen auch noch nicht so sonderlich gerne gesehen. Aber ich denke, das ist eine Frage der Zeit :D


    LG
    Andrea

  • Zitat

    Arbeitshunde (Hüteh. etc.) haben Stehohren, Jagdhunde Schlappohren und die Terrierfraktion kleine Kippohren. Auch dein JRT hat Urururgroßeltern mit Kippohren !


    räusper..........mein collie hatte kippohren.
    er war definitiv kein terrier :D
    eher ein hütehund :gut:

  • "Damals galt eine ganz andere Art der Selektion. Ein Hofhund der Vieh riß oder die Kinder biß wurde nicht alt, ein sensibler Jagdhund, der nicht schussfest war lief zufällig vor die Flinte ... übrig blieben die Hunde, die ihre Anforderungen erfüllten. Da galten andere Kriterien."


    Früher war nicht alles schlecht :-)
    Manchmal wäre eine beherzte Selektion ganz erfrischend.


    Schnell weg... ;-)

  • Intressantes Thema, für sowas kann ich mich erwärmen... :D


    Erstmal was zum gucken:
    Eine schöne Fundgrube an alten Abbildungen von diversen Rassen. Die meisten haben sich gewaltig verändert, andere nur wenig. Viel Spaß beim stöbern:
    http://smg.photobucket.com/alb…rical%20Pictures/?start=0
    Wenn man oben auf "Tags" klickt bekommt man eine Liste der vorhandenen Rassen, dann muss man nicht alle 1945 Bilder durchsuchen...





    Zitat


    Ja, bei denen, die noch im Ursprungsland ihrer eigentlichen Bestimmung nachgehen.


    Rischtisch! :gut:
    Zum Glück ist die Hundewelt ja noch ein bisschen größer als nur FCI und die Kennelclubs...


    Zitat

    Ich frags mal ganz naiv,


    ist es nicht so das es den ursprünlichen Typ (auf die Optik bezogen) bei vielen Rassen gar nicht mehr geben kann seit es Rassestandards gibt?


    Weil vieles was beim Urtyp erlaubt, erwünscht oder einfach egal war inzwischen zuchtausschließend ist?


    Auch goldrichtig...


    Zum eigentliche Thema:


    Mein Greyhound sieht phänotypisch schon so ziemlich aus wie die Renngreys von vor 50 Jahren und auch wenn man 100 Jahre zurückgeht tut sich da nicht viel. Seitdem hat sich an dem Verwendungszweck der Hunde auch nix geändert.


    Dem "ursprünglichen" Typ der Rasse so wie ich das verstehe entspricht er trotzdem nicht.
    Ursprünglich waren Greys Hasenjäger für offenes, oft landwirtschaftlich genutztes Gelände ganz ähnlich dem was wir hier haben.
    Die Rasse hat sich mit dem Aufkommen das Rennsportes im ausgehenden 19./beginnenden 20. Jhd. in eine Renn- und einen Showlinine aufgespalten, die Unterschiede sind extrem und die beiden Linien werden mittlerweile nur noch seltenst gekreuzt.


    Lustiges Detail am Rande:
    Züchter beider Fraktionen nehmen zum Teil für sich in Anspruch "den" ursprünglichen Greyhound zu züchten.
    Die Showleute sagen, sie hätten den standartgerechten Typ, der damit dem Orginal am nächsten kommt, der Renntyp hätte sich vom Exterieur und vom Leistungsprofil her (kurze Strecke auf der gepflegten Bahn vs. längere Jagd im unwegamen Gelände) zu sehr verändert.
    Die Rennleute sagen das gleiche über Exterieurveränderungen der Showies, außerdem bemängeln sie, dass die Leistung fehlt...
    :headbash:






    Bei meiner anderen Rasse, dem Saluki, ist das etwas komplizierter.... =)


    Erstmal war das schon eine Rasse bevor die Europäer mit Zuchtbüchern und Ausstellungen sich ihrer annahmen. Halt keine Rasse im Sinne der hiesigen Zuchtpraktiken, mit hermetisch abgerigelter Population, sondern eine Reihe von mehr oder weniger gut konsolidierten Landschlägen, die es in ihren Herkunftsgebieten wohl schon sehr lange gibt.


    Dann wurden die Ursprungshunde für die europäische und amerikanische Zucht aus einem geographisch sehr großen Gebiet importiert.
    Von Beginn der Zucht in Europa an hatte man sehr viele verschiedene Typen hier und in Gegensatz zu vielen anderen Standarts wurde der Salukistandart zum Glück relativ locker abgefasst, so dass auch all diese Typen unter die Standartdecke passten.
    Der Standart orientierte sich in der ursprünglichen Fassung an den Hunden, die man importiert hatte, war eine Beschreibung der vorgefundenen Begebenheiten, nicht wie bei vielen anderen Rassen, die mehr oder wneiger gleichzeitig mit ihrem Standart erschaffen wurden, eine Beschreibung des erst noch zu erzüchtenden Idealhundes.

    Ob Hunde aus dem Nordosten der Türkei und aus dem Süden der arabischen Halbinsel überhaupt der gleichen Rasse angehören, darüber gab und gibt es rege geführte Diskussionen, bisher lautet der Konsens: Ja, sie können.



    Der erste Standart wurde 1923 aufgestellt, seitdem wurden die Zuchtbücher in den meisten Ländern nie vollständig geschlossen (Ausnahme USA, dort gibt es erst seit ein paar Jahren sowas wie ein Register...), es gab und gibt einen steten, wenn auch nicht gewaltigen Strom von nicht registrierten Hunden aus Ursprungsländern.


    Z.B. konnte und kann man in Deutschland Hunde ohne Abstammungsnachweis aus dem mittleren und nahen Osten nach Phänotypbestimmung usw übers Register oder ins Importzuchtbuch eintragen lassen, diese können mit Sonderauflagen auch zur Zucht zugelassen werden und nach 3 Generationen bekommen die Welpen ganz normale Papiere.


    Tja.
    Man kann heutzutage bei Saluki fast alles finden:
    Züchter, die allem wo "Import" draufsteht eher misstrauen und wenn möglich nur etablierte und seit Anbeginn der Zucht durchgezüchtete Linien verwenden.
    Züchter, die nur mit Importhunden züchten und deren Linien mit den etablierten wenig bis nix zu tun haben. Züchter, die beides mischen, dh ab und an nen geeignet erscheinenden Import als Outcross nutzen.
    Züchter, die rein auf Leistung (Rennen, Coursing, im Ausland auch durchaus Jagdleistung) züchten - und manch einer davon kann sich auch im Showring sehen lassen.
    Züchter die nur auf Showerfolge züchten...


    Dementsprechend kann man heute eine Vielzahl an Typen finden, manche sehen aus wie aus einem alten Foto gestiegen, andere sind schon sehr glamourös "aufgehübscht" worden.


    Hier mal eine nette Abhandlung zum Salukistandart mit Vergleichsbildern damals/heute und Daten:
    http://www.midbarsalukis.com/standard/standard.pdf
    Da hat man schonmal einen groben Überblick was es so alles gibt...




    Ach ja... eine weitere Schatztruhe ist die Seite "British Pathe":
    http://www.britishpathe.com/record.php?id=19891
    http://www.britishpathe.com/record.php?id=39563
    http://www.britishpathe.com/record.php?id=19153
    http://www.britishpathe.com/record.php?id=14398
    Ich hab jetzt mal ein paar Salukifilmchen rausgesucht, man kann aber auch jede Menge andere alte Filme angucken, viele z.B. von der Crufts und anderen Hundeausstellungen. Einfach mal ein bisschen rumsuchen mit dem Namen der gewünschten Rasse...

  • Meine Kleene Salukia:


    Sie ist ein Smooth/Kurzhaar, im Westen eine eher seltene Haarvariante, im Orient ist die Häufigkeit Gebietsabhängig.
    Sie stammt aus Israel, ihre Mutter ist eine Registerhündin aus der Negev, der Vater stammt ebenfalls von 2 Registerhunden (Negev + Sinai) ab. Beide Eltern sind jagdlich versiert, die Mutter hat allerdings deutlich mehr gearbeitet als der Vater. Geschwister von ihr sind im Jagdeinsatz.



    Mal zum Vergleich... das ist ihre befederte Schwester:


    Glatte und befederte Salukis fallen in einem Wurf, beide Variätäten werden gemeinsam gezüchtet.



    Tja...ich denke ich hab schon einen recht ursprünglichen Hund im Sinne von "nahe am ursprünglichen Zuchtziel". Und auch wenn ich sie bzw ihre nahen Verwandten mit vielen der alten Hunde vergleiche kommt sie da ganz gut weg (auch wenn es wenig richtig alte Vergleichsbilder von glatthaarigen Lukis gibt).
    Andereseits gibt es wieder viele Linien und Typen, auch mit Fug und Recht als ursprünglich zu bezeichnen, wo sie absolut nicht reinpassen würde.
    Ein Showhund ist sie jedenfalls nicht...

  • Zitat

    "Damals galt eine ganz andere Art der Selektion. Ein Hofhund der Vieh riß oder die Kinder biß wurde nicht alt, ein sensibler Jagdhund, der nicht schussfest war lief zufällig vor die Flinte ... übrig blieben die Hunde, die ihre Anforderungen erfüllten. Da galten andere Kriterien."


    Früher war nicht alles schlecht :-)
    Manchmal wäre eine beherzte Selektion ganz erfrischend.


    Schnell weg... ;-)


    Dazu müßte man aber keine Hunde killen, sondern bei der Vermehrung einfach nur gesunden Menschenverstand walten lassen...

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