Mensch als Rudelführer - ja oder nein?

  • Hallo!


    Immer wieder werde ich konfrontiert mit beiden Annahmen und daraus resultierenden verschiedenen Erziehungskonzepten...
    Die einen gehen davon aus, der Mensch müsse die Rolle des Rudelführers übernehmen und zB als erster durch die Tür gehen, andere sagen, so etwas sei totaler Blödsinn und derartige Unterordnungsübungen wären völlig überflüssig.


    ... mich würde mal interessieren, wie ihr das mit eurem Hund haltet und warum ihr diese Methode gewählt habt.


    Liebe Grüße
    Corydoras

  • Hallo,


    also ich gehe auch als erster aus der Tür, habe das mal so gehört. Aber ob es wirklich meine Autorität als Rudelführer untergraben würden, wenn ich es nicht machen würde, kann ich nicht sagen. Ich finde es aber einfach gut, dass sie ruhig warten und nicht gleich losstürmen.


    Ich höre auch immer wieder, dass ein Hund nicht im Bett schlafen soll, weil er könnte dann meine Position als Rudelführer anzweifeln. Ich kann es von meinen Hunden her nicht bestätigen. Sie lieben es bei mir zu schlafen und ich habe nicht das Gefühl, dass sie mich deshalb weniger anerkennen.


    Dann habe ich mal gehört, dass der Hund nicht vor mir laufen soll, und gerade das möchte ich, denn so habe ich sie hier in der Stadt immer im Blick. Auch da kann ich nichts erkennen, dass sie meinen sie wären nur deshalb der Boss.


    Wenn ich z.B. am PC sitze, liegt einer von den beiden auch mal gerne auf meinem Platz aufm Sofa. Wenn ich dann den Platz wieder beanspruche, stehen sie ohne zu murren wieder auf, brauche auch nichts sagen.


    Ich führe mit meinen beiden ein schönes Rudelleben und ich merke, ich muss immer weniger sagen, meist reicht schon ein Blick oder ein Handzeichen von mir und sie wissen sofort worum es geht.

  • Der Mensch gewinnt seine Autorität über den Egoismus des Hundes. Der Hund erkennt seinen Vorteil, das ist alles. "Mensch" kann schon deshalb nicht Rudelführer werden, weil die Hund- Mensch- Beziehung kein Rudel ist.
    Das ganze Verhalten- nicht erhöht sitzen lassen, nicht zu erst durch die Türe gehen lassen, nicht vorauslaufen lassen etc. kommt bei echten Rudeln überhaupt nicht vor. All diese Sachen sind reine Bekräftigungsgesten um die eigene Position ständig zu definieren. Wobei wir bei der Frage wären: Hat ein souveräner Führer es wirklich nötig sich ständig zu beweisen?


    Beim Spaziergang darf "Hund" spielen, schnüffeln, jagen (Ball etc.), aber durch die Tür geht "Mensch" zu erst. Das wiederspricht sich.


    Beispiel Wölfe:
    Ein rangniederes Tier tritt die Spur frei, der das Rudel folgt.
    Rangniedere Tiere laufen voraus um die Beute einzukreisen.
    Rangniedere Tiere entfernen sich zeitweise aus dem Rudel.
    Rangniedere Tiere nehmen eine erhöhte Position ein um Wache zu halten während die Alphatiere schlafen.


    Es läuft wie beim Militär (Strategien sind den Tieren abgeschaut). Welcher Kapitän saß jemals im Ausguck? Welcher General steht an der Front?

  • Zitat

    Der Mensch gewinnt seine Autorität über den Egoismus des Hundes. Der Hund erkennt seinen Vorteil, das ist alles. "Mensch" kann schon deshalb nicht Rudelführer werden, weil die Hund- Mensch- Beziehung kein Rudel ist.


    Donnerwetter - nu bin ich aber baff! DAS aus Deiner Hand geschrieben... :shock:

  • Zitat

    Wobei wir bei der Frage wären: Hat ein souveräner Führer es wirklich nötig sich ständig zu beweisen?


    Hallo Wakan,


    gute Frage und ich würde da mit nein antworten. Wenn ich mich dauernd beweisen müsste. wäre ich ja nicht souverän.


    Aber das Mensch und Hund kein Rudel bilden - mmmmh?
    Also rein gefühlsmäßig finde ich das schon, wobei ich nicht glaube, dass mich der Hund als Artgenossen ansieht. Aber als was für ein Wesen mich meine Hunde auch immer wahrnehmen, sie haben mich für gut befunden und vertrauen mir.

  • Hallo,
    also ich kann dazu nur sagen, das der Hund ein Rudeltier ist und sein Verhalten ist maßgeblich geprägt durch die Rangordnung. Auch seine Beziehung zum Mensch muß eine klare Rangordnung aufweisen, um Verhaltensprobleme oder -störungen vorzubeugen.


    Mein Hundetrainer meinte letztens zu mir, wenn ich die Wohnung verlasse gehe ich voraus, wenn wir die Wohnung wieder betreten geht der hund zuerst.
    Er begründete es damit, das es die "Höhle" für sie ist und ich schaue ob keine Gefahr hinter uns ausgeht.


    Hat er Recht ?


    lg

  • Zitat

    Hallo,
    also ich kann dazu nur sagen, das der Hund ein Rudeltier ist und sein Verhalten ist maßgeblich geprägt durch die Rangordnung. Auch seine Beziehung zum Mensch muß eine klare Rangordnung aufweisen, um Verhaltensprobleme oder -störungen vorzubeugen.


    Hunde leben in festen Rangordnungen und Menschen auch. Die Rangordnung ist aber nicht übergreifend. "Wenn" der Mensch sich mitteilen kann, tut oder lässt der Hund verlangtes zum eigenen Vorteil. Es gibt keine Störungen.


    Zitat

    Mein Hundetrainer meinte letztens zu mir, wenn ich die Wohnung verlasse gehe ich voraus, wenn wir die Wohnung wieder betreten geht der hund zuerst.
    Er begründete es damit, das es die "Höhle" für sie ist und ich schaue ob keine Gefahr hinter uns ausgeht.
    Hat er Recht ?


    Was ist mit der Gefahr die inzwischen in der Hölhe sein könnte?
    Warum machen Caniden das nicht auch so?


    Es ist einfach so, dass jeder seine spezifische Aufgabe hat. Das ist bei Hund- Mensch- Beziehungen genau so wie in allen anderen symbiotischen Sozialverbänden.
    Elefanten werden immer von Vögeln begleitet, die Parasiten aus der Haut picken. Die Vögel folgen immer den Elefanten. Sind die Elefanten deshalb Schwarmführer?


    Keine Spezies kann mit einer anderen Spezies einwandfrei kommunizieren. Es sind immer nur Interpretationen.
    Setze mal einen senegalesischen Stammeshäuptling und einen Konzernmanager nackt auf einer einsamen Insel aus. Wer wird dann Chef?

  • Zitat

    Wenn ich mich dauernd beweisen müsste. wäre ich ja nicht souverän.


    Aber das Mensch und Hund kein Rudel bilden - mmmmh?
    Also rein gefühlsmäßig finde ich das schon, wobei ich nicht glaube, dass mich der Hund als Artgenossen ansieht. Aber als was für ein Wesen mich meine Hunde auch immer wahrnehmen, sie haben mich für gut befunden und vertrauen mir.

    :gut:


    genau das beschreibt für mich etwas sehr wichtiges, egal wie man es am Ende benennt... der Hund sollte einem vertrauen können, und wir sollten uns als vertrauenswürdig erweisen! Ob ich jetzt "Rudeloberhaupt" oder anders heisse... wir bilden doch eine Gemeinschaft mit unseren Hunden, eine Familiengemeinschaft halt, und dass da der Hund nicht derjenige ist der die Verantwortung übernimmt scheint doch wohl klar zu sein... zudem glaub ich auch nicht dass es so "einfach" ist ein respektierter "Rudelführer" zu sein nur indem man seinen Rudelmitgliedern nicht erlaubt bei sich auf'm Bett zu schlafen etc... das machen unsere Hunde glaub ich an anderen "Werten" fest...


    Liebe Grüsse
    Patty_

  • Wakan, ich erinnere mich gerade an einen Thread, in welchem es um die Beziehung Hund-Kleinkind ging. Damals hattest du geraten, nicht an der Rangordnung zu schrauben, da der Hund das Kind immer als Welpe sehen würde und wöllte man das Baby über den Hund erheben, könnte es zu Problemen kommen...


    Bin jetzt bisschen verwirrt, vielleicht habe ich das auch einfach falsch verstanden?

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