Hund ohne Willen-zu-gefallen

  • Tja, da dachte ich doch mal wie "einzigartig" Schara wäre und jetzt besitzt ihr auch solche Exemplare! :roll:


    Aber bis jetzt hat noch niemand geschrieben wie ihr dann mit den Hunden arbeitet. Wie ihr ihnen etwas beibringt und wie die Belohnung ausschaut. Umsonst werden sie es ja wohl kaum machen.


    Oder habt ihr schon aufgegeben?

  • Mein vorheriger Jack Russell war zwar der bei weitem intelligenteste Hund, den ich je hatte, aber auch der unerziehbarste. Für sie lief das umgekehrt: Sie war auf fröhliche und charmante Weise davon überzeugt, daß die Menschheit eigentlich nur existierte, um ihr gegenüber möglichst viel "will to please" zu beweisen. Was die Sache noch schwieriger machte: Sie machte sich absolut nichts aus Futter, war also total unbestechlich, und jede Art Härte (und die fing für sie schon bei einem etwas lauteren Ton an) vertrug sie überhaupt nicht.


    An dieser Kombination nach lauter gefälligen Großhunden bin ich zeitweise fast verzeifelt, aber über den will to please (meinen!) habe ich sie tatsächlich gekriegt: Ich hab ihr gezeigt, wie viel Spaß es macht, mit mir auf Jagd zu gehen. Also ihre Leidenschaft für Nager nicht etwa unterbunden (das wäre eh ebenso sinnlos wie blöde gewesen - ich wußte ja vorher, wer da kommt und wollte einen Hund für diesen Zweck!), sondern dazu genutzt, ihr zum Beispiel Start und Abbruchkommandos für dieses Vergnügen beizubringen. Und darüber wiederum, daß Hinhören und Mitmachen sich lohnen kann: Am Ende stand natürlich immer ihr Spaß, auch wenn's nicht meiner war. Daß man bei einem so schlauen, jede Schwäche sofort nutzenden Viech sehr, sehr konsequent sein muß, versteht sich von selbst - daß man über seine Niederlagen auch lachen kann, ebenso.


    Immerhin habe ich sie bald soweit zur Zusammenarbeit bewegen können, daß sie gut alltagstauglich wurde und mir auch gern mal die Freude machte, irgendwas für mein Lob zu tun, woran mir lag. Es war ja nicht so, daß sie das prinzipiell nicht wollte oder konnte - nur ihre eigenen Geschäfte gingen jederzeit vor.


    Das ist ein Hundetyp, den man einfach mögen, oft vorausdenkend absichern und sich an seiner selbständigen, "geschäftsmäßigen" Schlauheit freuen muß, auf Kunststücke und Mätzchen stehen die meist wenig. Prinzipiell ändern wird man den nicht, man muß wirklich lernen, Kompromisse zu schließen und die Vorlieben des Hundes für sich einzuspannen. Wenn Schara z.B. so wild aufs Mäusebuddeln ist, dann fährst du vielleicht besser damit, dich als Jagdpartnerin interessant zu machen, statt ihr komplett zu verbieten, was sie am meisten interessiert. Sie ist ja kein "unbeschriebener" Welpe mehr, sondern bringt eine Lebenserfahrung mit, gegen die "anzuerziehen" vielleicht nicht immer das beste Mittel ist, ihre Kooperation zu gewinnen.


    Interessanterweise wurde übrigens meine Hündin, als sie plötzlich erblindete, zu einem wahren Muster an Kooperation und Reaktion auf die minimalsten Zeichen - jetzt diente das menschliche Servicepersonal ja ihren ureigenen Interessen...

  • Mein jack hatte ja anfangs auch null "Will to Please". Eher ungewöhnlich für nen pointer-mix glaub ich und hat sich auch mit der richtigen Methode stark gebessert.


    Angefangen hab ich mich Interessant zu machen... mit dem was du grad verbietest :hust: . Hab Mäuselöcher gezeigt und das fand er toll dass ich ihm dabei helfe. So kams dann das wenn ich auf den Boden gezeigt hab und gerufen hab"Jack guck mal Mäuschen" das er sofort zu mir kam. Auch mal ein Leckerlie annahm... .


    Aber damit es dann nicht ausartete mit dem Mäuselöchern haben wir dann angefangen in der Wohnung mit ZOS. Das Schnüffeln nach Dingen allein stellte sich schon als Selbstbelohnen heraus, die Leckerlies waren dann noch so ein Bonus für ihn.


    Draussen hatten wir dann Zeitgleich mit kurzen Fährten angefangen. Wo auch wieder das Schnüffeln dürfen schon Belohnund genug war teils.


    Und jetzt machen wir draussen Flächensuche und Verloren Suche. Wo dann auch die zusammenarbeit mit mir wichtig ist.


    So hat sich dann auch direkt ein "Will to please" in Jagdsituationen entwickelt. Mit mir zusammen ist Jagen/Schnüffeln einfach viel Erfolgreicher.

  • Warum muss man Hunden denn immer unbedingt was beibringen?


    Ok, wenn ein Hund sowas braucht, um seine Bedürfnisse abgedeckt zu haben,
    dann seh ich das ja ein.
    Aber nur weil Mensch denkt, Hund braucht Spielprogramm?


    Vielleicht ist Schara am glücklichsten und Mensch am zufriedensten
    mit laaaangen schnüffel und buddel-Spaziergängen?


    Und vielleicht entsteht daraus, dass man sie in Ruhe lässt, auch langsam
    ein gegenseitiges Verstehen und Kooperation...


    Meine Mutter hatte das mit unserer ehemaligen Hündin.
    Die waren beide auf einer Wellenlänge und nur einfach wandern war das schönste,
    dabei wurde eben auch mal eine halbe Stunde an einem Mauseloch angehalten.


    LG
    Chrissi, die glaubt, dass die meisten Hunde viel lieber viel mehr Ruhe im Leben hätten :-)

  • Chrissi


    volle Punktzahl - das trifft's wirklich genau. Und das verblüffendste ist, wie viel Spaß man umgekehrt dann haben kann, wenn man sich von Hund möglichst viel beibringen läßt, statt ihn nach einer vorgegebenen Vorstellung "hinbiegen" zu wollen.


  • Danke Chrissi, du hast es schon so schön formuliert.
    Wieso auf Teufel komm raus einem Hund was beibringen - für was?!?
    Die gängigen Alltagskommandos die wirklich wichtig sind, das man diese einfordert, das kann ich nachvollziehen - aber irgendwelche Tricks :???:

  • Danke Chrissi :gut:


    Ich habe Huskies, ich erkenne Schara in unseren Hunden wieder. Leckerlies interessieren sie nicht die Bohne.
    Für uns ist das aber relativ egal, unsere müssen nicht bespasst werden. Ich arbeite beim Training nur mit der Stimme, loben oder halt ernst sein, wenn sie nicht das machen, was sie sollen, aber auch nur deswegen, weil sie mich ja nicht sehen. Sonst reichen eigentlich Blicke, Körpersprache etc.
    Zuerst solltest Du vielleicht herausbekommen, was Schara gerne macht und sie in der Hinsicht motivieren. Wenn unsere Hunde das machen können, was sie brauchen und wofür sie gezüchtet wurden, so sind sie die kooperativsten Geschöpfe der Welt.
    Vielleicht kann man sich das so vorstellen: Man hat ein Kind und schickt es zum Ballett, obwohl das Kind die Veranlagung für Basketball hat, und wundert sich dann, warum das Kind das nicht ganz toll findet und gut darin ist.


  • So sehe ich es eigentlich auch, allerdings hat man wenn man hier im Forum stöbert schon den Eindruck dass ein Hund einen richtigen Job braucht. Jedes zweite Wort ist Auslastung oder Kopfarbeit, Leistungszucht ist immer wieder Thema und es tummeln sich hier auch viele (ernsthafte) Hundesportler und so stresst sich der unbedarfte Hobbyhundehalter vielleicht unnötig rein.


    Pluto ist auch kein besonders kooperativer Hund. Er ist halt ein Beagle kein Schäferhund. Die für ihn tollste Möglichkeit ihn nach gelungenem Abruf zu belohnen ist wenn ich ihn einfach wieder schnüffeln schicke. Nase am Boden = Hund glücklich. Ansonsten kann ich ihn nur über Hetzspiele motivieren (Apportierspiele, Reizangel, Rad fahren). Ein bisschen Motivation brauchts halt damit wenigstens so selbstverständliche Dinge wie Abruf trainiert werden können. Weil ganz ohne Zusammenarbeit gehts halt nicht.

  • Die Frage stellt sich mir auch.Warum muß mir mein Hund gefallen, wollen :???: Er ist kein Affe und kein Papagei.


    Bei meinen Hunden waren auch welche, denen fiel die Klappe runter, wenn sie den Hundeplatz gesehen haben. Andere haben sich gefreut und gerne gearbeitet.
    Jeder hatte seine Eigenarten und liebenswerte Seiten, ich habe meine Hunde so genommen, wie sie waren.


    Mein 1. Pudelchen war auch ein Buddler, sie durfte das auch ;) deswegen ist sie aber nicht zum Jäger geworden.

  • Meine Mutter hatte einen Labbi ohne will-to-please :) Das ist ECHT anstrengend! Sie ist auch immer gegangen wann sie wollte, aber dann hat meine Mom einfach den Spieß umgedreht. Hat mit ihr geübt/gespielt und nicht mal eine Minute später aufgehört und sie komplett ignoriert (na, die hat blöd geschaut) das hat sie einige Male am Tag gemacht und der Hund war nach und nach immer heißer darauf das Spiel länger dauern zu lassen (was natürlich am Anfang nciht drin war). Wichtig dabei ist, dass immer DU derjenge bist, der das Spiel beendet, am besten gleich nach einem kurzen Augenblick der Freude :)

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