Bezugsperson & ängstlicher Hund

  • Hallo,


    seit wenigen Tagen ist unser Nachwuchs "Luna", eine Appenzeller Sennenhündin im Alter von 8 Wochen bei uns eingezogen.


    Zum Hintergrund: Wir haben Sie vom Züchter, dort war sie die "kleinste" der 5 Geschwister und bereits damals sehr zurückhaltend. Erst als alle Ihrer Geschwister und ihre Mutter bei uns waren hat sie sich auch aus Ihrer Ecke getraut. Mit Spielen hat sie soweit wir beobachtet haben nie angefangen, sondern ist immer nur darauf eingestiegen wenn eines der Geschwisterchen losgelegt hat. Allerdings ist sie sehr lieb und verschmust und folgt einem auf Schritt und Tritt... Verschiedenes Spielzeug (Ball, Seil mit Knoten, Beiß-Quitschfigur) liegt rum, sie lässt sich aber nicht zum spielen motivieren.


    Die ersten Male außerhalb der Wohnung haben wir uns zunächst nur im Garten umgesehen bevor es dann das erste Mal auf die Strasse vor dem Haus ging (auf der aber nichts los ist). Irgendwo hat dann ein Hund der Nachbarn gebellt, der aber weiter weg und nicht zu sehen war. Unsere Kleine war in einem von uns nicht für möglich gehalten Tempo unter einem parkenden Auto verschwunden und kauerte dort zitternd am Boden und lies sich kaum motivieren wieder hervorzukommen. Ein ähnliches Verhalten zeigt sie wenn wir Passanten begegnen. An andere Stelle habe ich gelesen, dass man ihr in diesem Fall nur den Fluchtweg lassen soll den die Leine ihr bietet, damit sie sich der Situation stellen muss. Außerdem soll keine Beruhigung durch streicheln erfolgen, da dies als Lob auf die Reaktion aufgefasst wird. Ist dies korrekt, sollen wir das auch so machen wenn sie am ganzen Körper vor Angst zittert?


    Als der Rest der Familie sie kennenlernen wollte hat sie sich in der hintersten Ecke verkrochen und erst nach 30 Minuten in denen wir uns unterhalten haben und sie ignoriert haben kam sie raus um an ihrem Knochen zu nagen. Eine "Belohnung" nach einem erfolgreichen Kontakt mit weiteren Personen konnten wir in diesem Sinne nicht mitgeben, da es gar nicht soweit gekommen ist. Wie sollen wir hier am besten Vorgehen? Wieviele Tage/Wochen Eingewöhnungszeit sollen wir ihr geben bevor wir sie mit zusätzlichen neuen Erlebnissen konfrontieren?


    Dann bleibt noch die Frage der Bezugsperson, ist es sinnvoll, das meine Freundin und ich uns abwechsle mit Gassigehen, Futter geben spielen, in den kommenden Wochen Welpenschule, etc. oder sollte sie eine Bezugsperson haben die für sie da ist.


    Danke schon mal für Eure Tipps!

  • Hallo,
    Ihr müßt dem Welpen Zeit geben. Er muß erst einmal Euch kennen lernen und Vertrauen zu Euch aufbauen.
    Ich würde Ihn noch nicht ohne Leine laufen lassen solange er noch kein Vertrauen zu Euch hat.


    Habt Ihr einen Garten der Umzäunt ist? Da würde ich dann üben mit ersten Leine und auch dann mal frei lassen.


    Geht in eine Welpenschule.


    Deine Freundin sollte auch Gassi gehen Ist doch Euer Beider Hund? Das schadet meiner Ansicht nach nicht.


    Gruß
    Kipperle

  • Einmal vorweg gesagt:
    Aus einem Appenzeller Wurf den schüchternsten zu wählen ist sehr ...ähmm... selbstbewußt.


    Appenzeller sind von jeher nicht gerade "fremdenfreunde". Sie gelten als eher misstrauisch und reserviert allem Unbekannten gegenüber einschl. fremder Personen.
    Gerade wenn Tiere sehr ängstlich/scheu sind, kann diese Kombination sich sehr ungünstig entwickeln, Thema Angstaggression.
    In diesem Zusammenhang würde ich also dazu raten, unmittelbar damit zu beginnen an dieser Ängstlichkeit zu arbeiten.


    Natürlich muss die Kleine sich einleben, aber es war schon beim Züchter absehbar in welche Richtung es geht.


    Wichtig ist, dass nicht zuviel auf einmal passiert. Langsam und nacheinander, Schritt für Schritt an die Dinge heranführen auf die sie zurückhaltend reagiert bzw. sich gleich ganz verkrümelt.
    Auf keinen Fall würde ich sie "Situationen aushalten lassen". Spätestens wenn erkennbar wird, dass es ihr reicht, besser noch kurz davor,aufhören.
    Und nicht zuviel auf einmal... nicht die ganze Familie hinlassen sondern eher erstmal ein Familienmitglied welches der Kleinen dann Gelegenheit gibt sich das von sich aus anzugucken.
    Niemanden direkt draufzugehen lassen, es wirkt auf Hunde immer bedrohlicher wenn jemand auf sie zukommt als wenn sie zu jemandem gehen (der sich idealerweise kleiner macht indem er sich hinhockt). Am besten auch gar nicht hingucken.
    Und für Geräusche und Gegenstände gilt dasselbe, nicht zuviel auf einmal, alles mal angucken lassen, aber langsam! Auf keinen Fall erzwingen, das lann nach hinten losgehen.


    Evtl. könnte eine gut geführte Welpenschule, in der es nicht nur um Welpenspiel geht, sondern auch um Sozialisierung und Prägung im Ganzen, auch eine gute Hilfestellung sein.

  • Danke für eure Tipps! Ja, wir haben einen Garten der weitgehend "hundesicher" eingezäunt ist, da vorher auch schon ein Hund auf dem Grundstück gewohnt hat, also viel Platz zum üben...


    Welpenschule ist geplant, es gibt eine Gruppe (von 8-12 Wochen) mit derzeit 5 Hunden, am Samstag geht es los :)


    Heute hat es immerhin schon geklappt dass ein Nachbarhund mit Herrchen beschnüffelt wurde, dann bellen, dann wollte sie spielen - allerdings wollte der andere dann nicht mehr... Ansonsten versuchen wir sie jetzt einmal am Tag mit anderen Personen zu "konfrontieren", die in die Wohung kommen ohne auf sie zuzusehen. Bisher kam immer ein paar Minuten knurren (wurde ignoriert) dann bleibt sie ca. 30 Minuten in einer Ecke, bis sie sich traut ganz vorsichtig zu schnuppern (was natürlich sofort belohnt wird) um dann gleich wieder zu verschwinden...


    "Den schüchtersten zu wählen" kann man nicht ganz so sagen, da nur noch unsere zur Wahl stand, die anderen waren zwar noch da, aber schon alle vergeben.

  • Zitat

    "Den schüchtersten zu wählen" kann man nicht ganz so sagen, da nur noch unsere zur Wahl stand, die anderen waren zwar noch da, aber schon alle vergeben.


    Hey, das war aber eine unglückliche Situation :(


    Ihr habt quasi das genommen was noch übrig war.....eigentlich eine Situation, die man als Hundebesitzer tunlichst vermeiden sollte.


    Kenne eine Bekannte die ebenfalls einen Wurf von 7 Hunden hatte. Einer aus dieser Welpengruppe verkroch sich, sobald Menschen kamen und sich die Welpen anschauen wollten.


    Die frechesten waren die Gewinner, fanden recht schnell einen neuen Besitzer, während der "Schüchterne" bis zum Schluß übrig blieb.


    Auf alle Fälle in die Welpenstunde mit dem Wuff und seit behutsam mit ihm. Jede Negativerfahrung die er jetzt macht kann sich später zu einem echten Problem manifestieren. Also nicht einfach blindlinks zu fremden Hunden laufen lassen. Immer erst Rücksprache halten.


    Lg
    Volker

  • Tucker und windi:


    man seid ihr aufbauend!


    vor 3 jahren ist mir mit meiner 2. hündin das "gleiche passiert":


    ich rate Dir dringend dazu, sofort und schnell einen guten hu-trainer zu kontaktieren, mit deinem kleinen appenzeller erst mal einzelstunden!!!! zu nehmen, dich gut! über hu-erziehung, sozialverhalten etc. zu informieren, dann kriegste das schon hin.


    herzlichen glückwunsch zu eurem kleinen. appenzeller sennenhunde sind sehr hübsche wauzis.


    bitte NICHT die geduld verlieren, such dir nen trainer, der nach animal-learn unterrichtet......., dann WIRD DAS!!!!!!!!!!!!!!


    alleine war ich z.B. mit meiner hündin aufgeschmissen. jetzt nach 3 jahren! hab ich ne hündin, die zwar SEHR an mir orientiert ist, aber mit der ich überall hingehen kann, so sehr vertraut sie mir. menschen, jogger, radfahrer, andere hunde, andere gegenden, alles kein problem mehr. aber ohne fachmännischen rat hätte ich da viel verkehrt gemacht.


    deshalb:
    investiert geduld, zeit, und -leider- auch ein wenig geld in einen guten trainer, euer hund wird es euch danken.


    viel spass u. berichte und frag ruhig weiter......!!!!! werden bestimmt noch einige gute tips von foris hier kommen. :D

  • tracer:


    lese das jetzt erst nochmal richtig durch: ich RATE DAVON AB, mit der kleinen bereits in eine gruppe mit 5 hunden zu geh'n........ ;)


    ihr werdet das ganz langsam aufbauen müssen!!!!!!


    ich rate DRINGEND DAZU, einen trainer und einzelstunden zu buchen, animal-learn methode oder cumcane, NIX anderes.


    man kann da viel verkehrt machen in der erziehung, aber auch VIEL RICHTIG und dann hat man nach ner gewissen Zeit, die auch manchmal SEHR LANG ERSCHEINEN MAG (bei mir waren's über 2 jahre!!!!!) nen tollen hund!
    ;)

  • Mit 5 Hunden gleichzeitig wär ich evtl. auch vorsichtig, würde beim ersten Mal in der HS der Kleinen nur den Platz zeigen, ggf. mit einem netten Welpen vertraut machen- ähnlich wie bei Menschen. Zu viele auf einmal könnten sie überfordern. Ruhig, in kleinen Schritten. ;)


    Sonst ist schon viel gesagt worden. Wichtig wirklich nicht auf sie eingehen durch streicheln etc. wenn sie Angst zeigt, tun als ob es das normalste der Welt wäre, souverän auftreten & so ganz zufällig ggf. Richtung wechseln, sie aus der Situation raus nehmen wenn ihr merkt es wird zu viel.
    Beruhigen lassen, evtl. neuer Ansatz (manchmal ist auch einmal ok!). Loben nicht vergessen wenn sie „gut“ reagiert. Das kann bei einem ängstlichen Hund durchaus auch nur ein kurzes, leises, weiches „Feiiin“ sein. Ein kurzes Streicheln… müsst ihr schauen.


    Menschen die in eure Wohnung kommen kann man gut mit Leckerlis präparieren. Sprich wenn sie irgendwann kommt & denjenigen beschnüffelt, kann dieser ohne sie aktiv zu beachten, mal ein Würstel rausrücken. Ihr werdet sehen wenn sie erst mal spitz hat „bei Fremden“ gibt’s was zu holen, dann braucht sie bald keine halbe Stunde mehr. :lol: Wenn´s mit einzelnen Personen gut klappt können auch mal zwei oder mehr kommen.


    Ps. Es muss nicht unbedingt ein superteurer Trainer, ein Konzept ala Guru etc sein. Im Zweifelsfall tut es auch ein wenig gesunder Menschenverstand & ein guter Hundesportverein mit netten Vereinskollegen die immer mal als Dummys herhalten & Feedback geben. ;)

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