Ansichten über Privilegien, Ressourcen und Freiheit

  • Als Balou zu mir kam standen sich Hundeanfänger und Problemhund gegenüber. Was haben wir gekämpft, was habe ich geheult und wie sicher war ich mir, niemals einen gehorsamen Hund zu bekommen! Unter anderem haben wir auch nach der ND-Methode (in etwa wie von der TS beschrieben) gearbeitet. Ich würde lügen, wenn ich nicht sagen würde: Klar hat mein Hund da besser gehört. Aber auch nur, weil er ja gar nicht die Möglichkeit bekam nicht zu hören. Alles war voll unter meiner Kontrolle, kein unerlaubtes Augenzucken durfte meinen Argusaugen entgehen. Während sich der Gehorsam meines Hundes auf diese Weise steigerte minimierte sich zeitgleich meine Motivation mit ihm so zu arbeiten. Unser ganzes Zusammenleben bestand aus einem einzigen Zwang.
    Es dauerte lange bis wir unseren Weg gefunden haben, aber seitdem sind wir glücklich und alles funktioniert super. Natürlich haben wir noch Schwachstellen und vielleicht merzen wir die nie aus, aber im Leben ist ja ohnehin nichts perfekt. Ich genieße das Zusammensein mit Balou so sehr seit all die „Alpha-Rudel-Regeln“ aus meinem Kopf sind und ich nicht in jeder Aktion von ihm ein dominantes Aufgebähren sehe. Er muss hören, klar, aber mir bricht kein Zacken aus der Krone, wenn ich ihn mal zweimal rufen muss weil er gerade so intensiv irgendwo schnüffelt. Ich bin schließlich manchmal auch abgelenkt, dass man mich zweimal ansprechen muss ehe ich reagiere. Es ist okay, wenn er auch mal was anders als mich auf dem Spaziergang im Kopf hab. Meine Gedanken kreisen auch nicht pausenlos um ihn. Es stört mich nicht, dass er oft zu mir aufschließt nur in der Hoffnung auf ein Leckerlie.
    Dass unsere Beziehung gut ist, dass ich ihm wichtig bin, beweist er mir in anderen Lebenslagen. Wenn er bei mir bleibt, während ein fremder Hund sich uns in Angriffshaltung nähert oder etwas Unbekanntes auf uns zukommt, dem er nicht so ganz über den Weg traut. Wenn sich mindestens eine halbe Stunde bevor ich von der Arbeit komme bei meiner Schwiegermutter in Spee vor die Wohnungstür legt und darauf wartet, dass ich nach Hause komme. Wenn er sich auf dem Spaziergang immer mal wieder nach mir umdreht, um zu sehen wo ich bin. Wenn er zu mir ins Schlafzimmer kommt, wenn ich vor meinem Freund ins Bett gehe, nur um kurz zu gucken, ob ich wirklich im Bett liege. Wenn er abends die bequeme Couch verlässt und sich auf den PVC-Boden in der Küche zu mir legt, weil ich dort schon seit zwanzig Minuten werkle.
    Es sind all diese kleinen Dinge die mir beweisen, dass wir es richtig machen und mich nicht mehr von diesem einen Weg abkommen lassen. Mein Hund muss nicht nur mit mir arbeiten wollen, weil es für ihn so ein unsagbares Privileg ist, mit mir zu arbeiten. Er darf sich auch gern darauf freuen, weil es dann heißt, dass es feine Leckerlies und ausgelassene Spiele gibt. Ich gehe ja auch nicht jeden Tag auf die Arbeit, weil ich es mir so viel Spaß macht. Klar unterhalte ich mich gern mit meinen Kollegen, aber würde ich nicht bezahlt werden, hätten die mich dort die längste Zeit gesehen. Ich habe mir nie einen Hund geholt um ein Gott zu werden, sondern um einen Partner zu haben, der mich durch alle Lebenslagen begleitet. Und das habe ich bekommen.


  • Mein Hund hat Grenzen und Freiräume. Es gibt einen Satz, der mir gut gefällt, je enger die Grenzen, desto größer die Freiräume. Klar, mit einem neuen Hund muss man sich vieles erst erarbeiten. Aber auch mit schwierigen Hunden muss man sich vieles erarbeiten. Und wenn man einen Hund hat, der viel in Frage stellt, muss man vieles klären. Und selbst im Alter kann es zu Diskussionen kommen. Eine klare Antwort und es passt wieder. Ich denke, mein Hund hat eine sehr große Bandbreite von Kommandos und Gehorsam. Es ist ein sehr selbständiger, teilweise unsicherer Hund, der das braucht. Klare Ansage, klare Regeln, prima Lob, spannende Wege, viele Aufgaben, Beschäftigung und ein tiefes Verstehen.


    Und dennoch, jeder legt selbst fest, was er will und was er vom Hund fordert. Manche Hunde ruhen in sich selbst, da braucht es nicht viel, andere wiederum brauchen viel. Das muss sich finden. Was beim einen geht, geht beim anderen nicht. Ich selber bin der Meinung, Hunde brauchen Arbeit, damit sie zufrieden sind. Da sie in unserer Gesellschaft selten arbeiten können/dürfen, müssen wir ihnen Ersatzarbeit bieten. Wie die dann aussieht, muss jeder selber finden.

  • Zitat

    Mein Hund hat Grenzen und Freiräume. Es gibt einen Satz, der mir gut gefällt, je enger die Grenzen, desto größer die Freiräume. Klar, mit einem neuen Hund muss man sich vieles erst erarbeiten. Aber auch mit schwierigen Hunden muss man sich vieles erarbeiten. Und wenn man einen Hund hat, der viel in Frage stellt, muss man vieles klären. Und selbst im Alter kann es zu Diskussionen kommen. Eine klare Antwort und es passt wieder. Ich denke, mein Hund hat eine sehr große Bandbreite von Kommandos und Gehorsam. Es ist ein sehr selbständiger, teilweise unsicherer Hund, der das braucht. Klare Ansage, klare Regeln, prima Lob, spannende Wege, viele Aufgaben, Beschäftigung und ein tiefes Verstehen.


    Und dennoch, jeder legt selbst fest, was er will und was er vom Hund fordert. Manche Hunde ruhen in sich selbst, da braucht es nicht viel, andere wiederum brauchen viel. Das muss sich finden. Was beim einen geht, geht beim anderen nicht. Ich selber bin der Meinung, Hunde brauchen Arbeit, damit sie zufrieden sind. Da sie in unserer Gesellschaft selten arbeiten können/dürfen, müssen wir ihnen Ersatzarbeit bieten. Wie die dann aussieht, muss jeder selber finden.



    Amen! :gut:

  • Hallo,


    ich bin da ähnlich wie Staffy:
    nur gibt es bei mir HIER und HALT :D


    Ansonsten bin ich recht ruhig während ich laufe.
    Filou ist einer der sein Ding machen möchte und auch einen sehr großen Radius hat. Er interessiert sich draußen für Spuren und Rennen, rennen, rennen, ist aber abrufbar, auch vom Hasen *stolzbin*.


    Ronja ist der Arbeitshund der beschäftigt werden möchte.


    Murphy ist ebenso einer, der sich gerne mit mir beschäftigt. Zwar nicht ständig aber er ist leicht zu motivieren.


    Also wenn ich dann mit drei Hunden unterwegs bin, sind zwei in meiner Nähe und wollen arbeiten und einer rennt, trotz des Spasses welchen ich mit den anderen habe, über den Acker.
    Ihm ist das eben wichtiger und die größte Belohnung.


    So lange er meinen spärlichen Kommandos folgt und aufmerksam ist, ist für mich alles ok.


    Ein Wort/Pfiff und er ist hier.
    Er bleibt alle paar Minuten stehen und schaut wo ich bin. Bleib ich stehen und geh nur einen Schritt nach hinten mit hochgestreckten Armen, kommt er sofort angeflogen, auch auf weite Entfernung.
    Was will ich mehr.


    Wenn ich mit ihm arbeiten möchte, dann läuft er astrein und ist dann auch sehr willig, aber von sich aus fordert er es nicht.


    Ich wollte es auch nicht anders. Hund soll Hund bleiben dürfen.


    Liebe Grüße


    Steffi

  • @ staffy:


    Ob dus glaubst oder nicht, sie arbeitet nach Rütter. Sie hatte da zwei Jahre lang wöchentlich Einzelunterricht und auch Praktika bei ihm in Bonn und danach bei einem seiner Trainer in Kiel.




    Ich finde klasse, wie Schopenhauer es beschrieben hat.


    Nochmal zum Jagen, dass Hunde nicht den ganzen Tag jagen ist klar.
    Aber wenn Hund jetzt eben nur 2 von 24 h rauskommt, so sagt sie, dann sieht er es schon so als abenteuerliche Jagd.


    Auf meine Frage, wo denn bei all dem der Spaß an der Sache bleibt, entgegenete sie, dass wenn ein Hund denkt er sei der Führer und trifft die Entscheidungen dies dem Hund bestimmt keinen Spaß mache.
    Das müssen wir uns auf diese Weise erarbeiten, damit er entspannt und glücklich mit uns durch die Gegend laufen kann. Sie sagte, wenn man es schafft und durchzieht und auf die Weise ein echtes Team wird, wird man so viel Spaß wie nie zuvor haben können.. Darüber musste ich lange nachdenken.


    Ich war mit meinem Hund da und sie sagte er musste bisher zu viel entscheiden und hat die Oberrolle übernommen.
    Mir war das nie aufgefallen, weil er absolut null Probleme macht und immer sehr gut hörte, sich auf Gängen immer umschaute, jedoch auch teils weit vorlief.
    Dann haben wir mit dem Dummy gearbeitet und sie sagte darin spiegelt sich sehr gut die Bindung und wir hätten keine Gute. Deswegen habe ich dann Schritt für Schritt alles durchstrukturiert und bin so Gassi gegangen.
    Ich sollte leinenführig gehen bis er sich gelöst hatte und weiter zur Auslastung gang genau mit dem Dummy arbeiten und natürlich auch sonst ganz klar sein.
    Ganz oft hatte ich jetzt keinen Spaß mehr bei der Sache und mein Hund dann prompt auch nicht mehr, total ätzend.. ich hoffe wir finden noch irgendwie unseren Weg..


    Ich werd jetzt mal leinenführig rausgehen zum Wald und dann da mit der Frisbee nach meinen Regeln spielen.... Nur zum lösen fand ich irgendwie schrecklich.


    Sind manche von euch nicht immer Hundis Boss und wissen das auch und glücklich damit? (-:

  • Also, ganz ehrlich, ich habs ja noch nie so mit dem Dominanzverhaltengerede gehabt, aber ich erwarte auch nicht, dass sich mein Hund beim Spaziergang permanent nach mir richtet. Ich möchte weder einen Hund, der beim Fussgehen permanent zu mir auf sieht, noch einen Hund, der ständig auf der Hut ist, weil ich die Richtung wechseln KÖNNTE.


    Spazieren gehen soll für uns beide schön sein und nicht nur für mich, weil ich der Bestimmer bin und ich mir selbst den Bauch pinsele, weil der Hund ja ach so toll gehorcht und sich jegliche Form von Spaß und Freude beim Spaziergang erarbeiten muss.
    Wer das so mag, ok, aber ich für mich bzw. ich für mich und Bruno möchte das in keinem Fall.


    Gut, er ist noch ein Welpe und achtet eh auf mich, aber er soll und darf schnüffeln, schließlich ist er ein Hund. ;) Er darf auch mal gerne ein paar Meter mehr vor laufen, so lange er sich hin und wieder nach mir umschaut und zu mir kommt, wenn ich ihn rufe.


    LG
    Marita, die mit dem Dominanz-Gerede immer weniger anfangen kann. :headbash:


  • Warum läßt man sich denn eine unproblematische Beziehung so schlecht reden?


    Mein Hund muß nicht leinenführig laufen bis sie gepieselt hat, denn dann würde das noch länger dauern. Wir laufen einfach los und Hund macht. Muss es mal schnell gehen, weiß sie, dass wenn wir umdrehen sie sich jetzt hinhocken muß, sonst wirds nix mehr.


    Sie darf spielen mit wem und wann sie will, warum auch nicht und sie darf schnüffeln wenn sie es will. Weitestgehend darf mein Hund seine Beschäftigung also selber aussuchen. Ausgenommen natürlich unser Training, da bestimme ich was wir machen. Probleme haben wir keine. Hund bleibt da und hört wenn ich etwas sage. Wir haben im Alltag auch nicht viele Kommandos. Das einzige was wirklich funktionieren muss ist nein, stop und hier. Der Rest ist mir egal, hauptsache im Training klappt es. Und komischerweise tut es das, obwohl ja immer gesagt wird, man muss immer konsequent sein...sag ich Männe ja auch immer. :roll: Aber gut, Hundekind ist nicht dumm und weiß genau wann wir trainieren, und wann etwas wichtig ist.

  • Was ist denn die "ND Methode", für was steht "ND"? :???:

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