Wielange warten bei Hirntumor?

  • Hallo,


    tut mir leid, dass du diese Entscheidung treffen musst.


    Aber du solltest dabei auch eines nie vergessen: Du hast einen Terrier! Diese kleinen harten, unglaublich mutigen Wesen, die ohne Rücksicht auf sich selbst jeden Kampf, ohne zu überlegen, für dich ausführen würden!


    Lass deinen Terrier nicht deinen Kampf kämpfen.


    Mein Hund liebt es zu rennen, laufen, seine Eigenständigkeit ausleben zu dürfen, auf dem Rücken zu schlafen... wenn das nicht mehr gehen würde, wüsste ich es wäre an der Zeit ihn gehen zu lassen.


    Du frägst nach Anzeichen. Ich kenne deinen Hund nicht, aber dass er ungerne den Kopf ablegen will, das wäre ein Zeichen für mich. Er schläft viel-träumt sich vielleicht in eine bessere Welt.


    Du schreibst, der Hund hat diese Anzeichen seit ca. einem Jahr? Nun das wäre bereits 1/9 seines gesamten Lebens...


    Die Entscheidung liegt bei dir. Ich habe dir hier nur kurz meine Gedanken aufgeschrieben.


    Wünsche dir ganz viel Kraft.

  • Zitat

    Yane, was hat dich dazu gebracht, dass du sagen kannst, es sei eindeutig zu lange gewesen?


    Nun - bsp. "schläft viel" -> ok, alte Hunde schlafen idR mehr. Das war dann auch die Begründung.
    ABER - hat sie wirklich "geschlafen" im Sinne von "guter gesunder Schlaf"? Oder war es nicht vielleicht eher ein "vor sich hindämmern", das man als "Schlaf" interpretiert haben wollte?
    Die "guten Zeiten" - wo Hund freudig wedelnd auf einen zulief -> um kurz darauf wieder hinzuliegen zu "schlafen" ....
    Wenn man es genau nimmt, waren das immer Phasen, in denen Hund kurz "erregt" war, Freude, Trieb, .....


    Was mich wirklich zum Nachdenken gebracht hat war eine Situation Jahre später. Meine derzeit älteste Hündin hatte eine Hirnhautentzündung. Samstag abend - sie war bereits nahezu komplett gelähmt durch die Entzündungssymptome. Stellte man sie hin, kippte sie einfach um.
    Es klingelte - ein Verwandter kam herein - meine Hündin, die sich direkt vor dem Klingeln noch nicht mal selbst auf den Beinen halten konnte, und auch im Sitzen einfach umkippte - raste auf, wie wenn nichts wäre, rannte zur Tür, bellte kurz los - mein Vater meinte noch "hey, was ist denn mit Dir los, da denken die Leute ja, wir übertreiben".
    Und auf einmal kippte sie wieder um - zack, im einen Moment rannte sie noch bellend durch's Esszimmer - im anderen Moment sackten ihr einfach die Beine weg und da lag sie, völlig weggetreten.


    Damals wurde mir so richtig klar, wie sehr solche Erregungsschübe kurzzeitig das Befinden des Hundes ändern können.
    Aber mir wurde auch klar, dass das nicht heisst, dass es Hund generell nicht schlecht geht.
    Mein Vater hatte unserem Verwandten am Telefon gesagt, dass es Yanta so richtig dreckig geht und wir nicht wissen, ob sie das überlebt. Und dann springt sie einfach auf, rennt zur Tür als wäre nichts, läuft bellend und hüpfend im Haus rum - wäre unser Verwandter da gleich wieder rausgegangen hätte er nur gesagt "die spinnen, der Hund ist doch völlig normal".


    Da ich damals zu Tessy's Tod genügend Abstand hatte, um das Ganze objektiv zu betrachten - war mir auch klar, dass es bei Tessy ähnlich gewesen sein muss - kurzzeitige "Besserungsschübe" durch eine plötzliche Erregung von wegen Mensch taucht auf - aber das bedeutete nicht, dass es ihr generell nicht schlecht ging.


    Das, was Anne bsp. von ihrem Hund schreibt, dass er teilweise nicht mehr gehen kann, dass er den Kopf nicht mehr gern ablegt (warum? doch nur, weil es ihm unangenehm ist - evtl. den Druck im Kopf durch den Tumor verstärkt)


    Man muss sich über eines im Klaren sein - So ein Tumor im Gehirn - wohin will der ausweichen? Überall ist Knochenmasse. Der Tumor kann nur in eine richtung "wachsen" - indem er Gehirnmasse wegdrückt.
    Wenn man sich das mal klarmacht, dann kann man sich auch in etwa vorstellen, warum der Hund viel und tief "schläft". Was machen wir Menschen, wenn wir starke Kopfschmerzen haben, wenn wir einen massiven Druck im Kopf haben? Wir nehmen Schmerzmittel und legen uns irgendwohin um Ruhe zu finden.


    Aber wenn man mal die Leute fragt, die Migräne haben - die sagen unisono - da helfen keine Schmerzmittel mehr.


    Ein Onkel von mir hatte einen Hirntumor - die Schmerzmittel konnten die Schmerzen nur eindämmen. Verschwinden lassen konnten sie sie nicht. Er hatte nur das "Glück", im Gegensatz zu unseren Hunden, sich entsprechend äussern zu können.


    Im Nachhinein betrachtet sehe ich es auch so, lieber einen Tag zu früh als einen Tag zu spät. Im Sinne des Hundes.

  • die beschwerden sind bei hirntumor-erkrankten morgens immer am schlimmsten und bessern sich im verlauf des tages. das hängt soviel ich weiß damit zusammen, dass nachts die durchblutung des kopfes/gehirns stärker ist, und dadurch sowie durch die horizontale lagerung beim schlafen der hirninnendruck noch mehr ansteigt.


    mein freund hatte einen tumor im bereich der sehhirnrinde, bei ihm waren die kopfschmerzen morgens fast unaushaltbar und die sehstörungen (blitze beim sehen) häuften sich auch unmittelbar nach dem aufstehen.


    ich wollte auch noch anmerken, dass man zudem die "aufputschende" wirkung des cortisons nicht unterschätzen darf, wenn man das befinden des hundes versucht einzuschätzen.

  • Ja, das mit dem Morgens schlecht und nachmittags besser trifft auf uns zu. Hat mich völlig irre gemacht. Heute morgen war elend, heute Nachmittag war Toben und Kindergeburtstag. Der Hund mittendrin. Jetzt liegt er platt im Körbchen. Ich habe ihn fassungslos toben lassen (habe das eben erst gelesen) vermutlich gehts ihm jetzt noch mieser. Der Tumor ist 2 cm im Durchmesser- das ganze Hundehirn vielleicht 6x9 cm. Aber - Ach menno - ich kann doch einen Terrier, der (halbtags) über die Wiese rennt nicht einschläfern lassen - oder doch? heute früh hatte ich schon fast den Telefonhörer in der Hand - so apathisch lag er rum und hat in die Luft geguckt. Warum sagt das Tier nicht einfach was? Es ist zum verzweifeln.
    Anne

  • Zitat

    Warum sagt das Tier nicht einfach was?


    Liebe Anne, das tut er doch! Bitte schaue noch genauer hin.


    Liebe Grüße, viel Kraft und Mut
    wünscht Dir Wauzihund

  • aufgrund der krankheitsgeschichte meines freundes habe ich viel in einem hirntumorforum gelesen.. um mich zu informieren, um tipps und zuspruch von anderen patienten zu erhalten...
    dort hat einmal ein mitglied über das sterben ihres an einem hirntumor erkrankten vaters berichtet. er befand sich seit wochen im hospiz, sein zustand verschlechterte sich kontinuierlich, trotz dass dieser prozess auch hin und wieder von lichten momenten durchzogen war. irgendwann konnte der mann nichts mehr zu sich nehmen, konnte nichts mehr sehen, nicht mehr sprechen, die tage waren von anfällen geprägt. und dennoch kämpfte und litt er weiter. bis irgendwann ein arzt den angehörigen zu verstehen gab, dass er wohl deshalb nicht los lassen könne, weil sie ihn noch nicht ließen. daraufhin weinten seine liebsten an seinem bett und erklärten ihm, dass es jetzt soweit sei, und dass es ok sei. einen halben tag später machte der mann ganz ruhig die augen zu.


    vielleicht ist es bei unseren pelzigen kämpfern ähnlich. der alltag, mit all seinen strukturen und ritualen, so, wie es über jahre für sie war.. man versucht ja auch alles so unauffällig wie möglich "weiter laufen" zu lassen, sich keine traurigkeit anmerken zu lassen usw, so wird es ja auch immer empfohlen.. vielleicht halten wir sie damit davon ab, "aufzugeben".. vielleicht versuchen sie einfach ebenso unauffällig alles aufrecht zu erhalten.. solang, wie es nur irgend geht...



    liebe anne.. du weißt es ja, leider wird deine liebe fellnase nie mehr gesund werden :( : . es ist ein schrecklicher gedanke... aber mit jedem neuen tag kann es eher schlechter als besser werden.. und das tägliche leiden, sowie vor allen dingen das bewahren vor zukünftigen, plötzlich eintretenden und möglicherweise noch viel grausameren momenten, steht in meinen augen - nein, in meinem hundeliebenden herz - in keinem verhältnis zu den schönen momenten, die euer hund noch hat. das "schlechte gewissen", das man bei der entscheidung vielleicht wegen der beraubung dieser letzten schönen momente haben könnte, wird wie ich finde durch die beruhigende gewissheit, dem hund anstelle eines qualvollen leidensweges und einem evtl. schrecklichen todeskampf ein ganz sanftes, behütetes einschlummern gewährt zu haben, ausradiert...


    ein ganz bitterer satz, aber SO von herzen: ich wünsche euch, dass ihr noch eine ganz wunderschöne und intensive zeit miteinander haben und zusammen den besten weg finden werdet.


    alles gute..


    verena

  • Ist es gerade so schlimm? Wenn, dann versuche einen zu erreichen.


    Weißt du, mein Opi, Benji... Immer habe ich mir vorgestellt, wie ich ihn zuhause einschlafen lasse, alles war organisiert... Und dann ging es nicht. aber wir waren in der Tierklinik an seiner Seite.. Besser so als zu lange warten.

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