Ausweichen statt Angriff als Angstreaktion

  • Kann man unter anderem folgendermaßen trainieren (mit negativer und positiver Verstärkung):


    Hund wird beispielsweise mit einer Person konfrontiert, vor der er sich fürchtet und deswegen eine Distanzvergrößerung mit Knurren und anderen offensiven Drohmaßnahmen erlangen will. Allerdings genau an der Grenze zwischen Toleranz und ersten Drohmaßnahmen und nicht mit totaler Konfrontation wie in Hummels Ideengang (der dem Prinzip ansonsten recht nah kommt).
    Sobald der Hund beschwichtigt, zurückgeht, den Kopf senkt, also irgendeine Art gewünschten Verhaltens zeigt wir gemarkert und die Person verschwindet. Das Verschwinden der Person ist also der Verstärker nach dem Marker und sehr hochwertig (der hochwertigste Verstärker, schließlich ist das größte momentane Bedürfnis des Hundes, dass die Person verschwindet und nicht ein Leckerchen oder Spielzeug...).


    So wird schrittweise ein "Rückzug" geshapt.


    VG, Anna


    Zitat

    Here is the BAT protocol for aggression or fear in its simplest form.


    1.Expose: Start sub-threshold and remain below the dog’s threshold as you increase stimulus intensity a little (e.g. decoy moves closer or student dog moves closer to decoy, or both). If dog is getting worse instead of better, abort.
    2.Wait for or manufacture acceptable alternative behavior in a non-aversive way. Be sure to take very small behaviors, like blinks or head turns.
    3.Mark using a verbal Yes or a clicker.
    4.Functional Reward: Decrease stimulus intensity (but not to zero). ex. Student gets to walk 20 feet away, but decoy remains in view.
    5.(optional) Give a treat or toy as a Bonus Reward (best to use on Walks, not usually necessary for set-ups).



    http://ahimsadogtraining.com/blog/bat/

  • Hallo,


    ich unterbinde kein Knurren wenn der Hund in der Situation nicht anders kann, aber wenn die Menschen ihm nichts tun, nichts von ihm wollen, dann unterbinde ich es, denn es gibt keinen Grund die Menschen anzuknurren.


    Filou knurrt immer noch wenn er in seinen Augen z.B zu grob angefasst wird, oder seine Individualdistanz unterschritten wird, oder nicht weg kann und das ist gut so und auch erlaubt und erwünscht. Das würde ich niemals unterbinden. Er hat es also nicht verlernt.


    Wäre ich mit Filou jedes Mal aus dieser Situation, dann hätte er das Knurren ausgedehnt, denn er hätte Erfolg gehabt und die Person, beziehungsweise wir hätten uns entfernt.


    Es ist ein schmaler Grad und bestimmt von Hund zu Hund unterschiedlich.
    Abgebrochen habe ich dann wenn er hätte weggehen können und nachdem er durch monatelanges Training soweit war.


    Nicht immer wenn man ein Knurren unterbindet, beisst ein Hund sofort, sondern es ist immer situationsabhängig wann ich ein Knurren unterbinde und wann nicht.
    Knurren niemals zu unterbinden, kann genauso zu Problemen führen.


    Knurren gehört zur natürlichen Kommunikation und das soll auch so sein, wenn es aber unangebracht ist, dann unterbinde ich das.


    Liebe Grüße


    Steffi

  • Das "Weggehen" habe ich bei Kalle über den Handtarget aufgebaut. Heute ist es so, dass ich einfach die Hand seitlich ausstrecke und ihn "einlade", wenn ich merke, dass es kritisch wird. Er nimmt das gerne an und wirkt sichtlich erleichtert. Mir hat das sehr geholfen, dass ich ihn auf diese Art aus unangenehmen Situationen regelrecht herausziehen kann.

  • Hallo Corinna,


    das ist auch eine gute Vorgehensweise. Werd ich mir merken. Arbeite zwar auch ab und an mit Target, aber darauf bin ich noch nicht gekommen.
    Man lernt eben nie aus.
    Es führen viele Wege nach Rom und das ist auch gut so. :D


    Liebe Grüße


    Steffi

  • Der Handtarget ist für mich eh immer wichtig irgendwie. Gut, kommt vielleicht auch durch's Agi. Bei Kalle hab ich irgendwann gemerkt, dass ich ihn ganz prima beim Spaziergang abrufen konnte, wenn ich ihn einfach auf die Hand kommen ließ. Und das hab ich dann eben auch für die kritischen Situationen ausgenutzt. Aus welchen Gründen auch immer - es fällt ihm bei Streß leichter, sich an meiner Hand zu orientieren als wenn ich ihn abrufe.

  • Interessanter Link, Danke!
    Ich denke auch, die Hand wirkt auf den Hund immer freundlich und beruhigend. Denn gerade in kritischen Situationen hat man seine Stimme ja nun nicht immer im Griff.

  • Zitat


    ich unterbinde kein Knurren wenn der Hund in der Situation nicht anders kann, aber wenn die Menschen ihm nichts tun, nichts von ihm wollen, dann unterbinde ich es, denn es gibt keinen Grund die Menschen anzuknurren.


    Für dich mag es keinen Grund geben, für deinen Hund schon. ;)


    Zitat


    Wäre ich mit Filou jedes Mal aus dieser Situation, dann hätte er das Knurren ausgedehnt, denn er hätte Erfolg gehabt und die Person, beziehungsweise wir hätten uns entfernt.


    Nun es kommt dann darauf an, wie man danach in ähnlicher Situation vorgeht und die Situation meistert.


    Zitat


    Nicht immer wenn man ein Knurren unterbindet, beisst ein Hund sofort, sondern es ist immer situationsabhängig wann ich ein Knurren unterbinde und wann nicht.
    Knurren niemals zu unterbinden, kann genauso zu Problemen führen.


    Ich sagte kann und nicht muss und natürlich sieht es auch in der Gegenrichtung so aus.


    Zitat


    Knurren gehört zur natürlichen Kommunikation und das soll auch so sein, wenn es aber unangebracht ist, dann unterbinde ich das.


    Siehe oben. Was für dich unangebracht ist, hat für den Hund eine Bedeutung.


    Wie gesagt, lieber schauen das man so viele Auslöser wie möglich katalogisiert und dann lieber agieren, wäre für mich immer der richtige weg.


    Aber so verschieden sind die Ansätze.

  • Ich sehe da nichts Negatives, wenn der Hund mit dem Knurren insofern "Erfolg" hat, als dass er aus der Situation rausgenommen wird. Er lernt dadurch letztlich, diesen für ihn bestehenden Konflikt durch geordneten Rückzug zu lösen anstatt womöglich nach vorne zu gehen. Mit dem Knurren drückt er Unbehagen aus, das ich grundsätzlich ernst nehme, auch wenn es für mich nicht nachvollziehbar ist. Mit dem Entfernen biete ich ihm eine Lösungsstrategie an.

  • Hallo,


    ich unterbinde das erst dann wenn ich das Gefühl habe, dass es nicht mehr angstgesteuert ist und der Hund weiss wie er sich zu verhalten da, da er es schon X-Mal richtig gemacht hat. Wir haben bis zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre trainiert.
    Auch blaffe ich ihn nicht an, sondern sag ihm in ruhigem Ton, dass das so nicht gewünscht ist und er zu mir kommen soll. (Abbruch und Alternativverhalten)


    Dazu muss man aber auch die Entwicklung und das Alter berücksichtigen. Filou ist ein Mix, meiner Meinung nach ein Aussimix und kein Bordermix, denn er ist wachsam und territorial.


    Dieses Verhalten (Menschen anknurren draußen) kam dann erst so mit 2,5 Jahren. Mit 3 Jahren war es verschwunden und seit einem halben Jahr hab ich diesbezüglich überhaupt kein Problem mehr mit ihm. Er ist jetzt 3,5 Jahre alt.


    Die Vorgehensweise kommt eben immer auf den Hund an. Wärend seiner Panikphasen hätte ich dies niemals gemacht, sondern bin auch aus den Situationen raus.
    Ein Hund kann in diesen Panikzuständen nichts lernen.
    Das ist mir durchaus bewusst.


    Wir kommen ganz gut durch die Welt und Filou ist ein toller Hund geworden, der befreit und glücklich wirkt.
    Er ist freundlich und offen geworden, zeigt deutlich seine Grenzen an und ich kann ihn in meinen Altag integrieren, also auch mal in ein Cafe, oder durch die Stadt gehen mit ihm.


    Das war vor 3 Jahren noch wunschdenken.


    Liebe Grüße


    Steffi

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