Ausweichen statt Angriff als Angstreaktion

  • Zitat

    Ja es ist möglich und geht über die klassische Konditionierung nach Pawlow mit viel Gefahrenabwehrmanagment. Sprich dem Angstauslösenden Reiz mit etwas positivem verbinden und darüber eine Duldung zu erreichen und dann eine Alternative zu etablieren.


    Weiß ja nicht obs wirklich passt, aber mein Rüde hatte ja auch durch Gewalt Erfahrung für sich die Methode des Knurrens und Beißen gewählt.
    Man Faste ihn an und es wurd geknurrt. Im Grunde lief das so ab wie in dem Zitat. Es wurde ein leckerlie angeboten und leicht berührt. Sobald der stock steif da stand oder Knurrte wurd er weggeschickt. Irgendwann wurden berührungen immer mehr geduldet. Gleichzeitig lernte er das er sich zurückziehen kann.


    Im Grunde Funktioniert es, nur würd ich keine Kinder zu dem lassen, weil die nem Hund der sich zurückziehen will nachlaufen könnten.
    Der ist zwar mitlerweile nen Knuddel-Knutsch Hund geworden, nur die möglichkeit des Rückzuges muss da sein. Manchmal zieht der nur den körperteil weg, den er nicht angefasst haben will, darum lass ich auch Erwachsene nur unter meiner aufsicht an den ran.

  • Cerridwen


    Ja, dann hätte man aber ja doch an der Angst ansich gearbeitet. UNd statt eines von den F's liesse sich hier ja auch ein völlig anderes Alternativverhalten etablieren (z.B. ein Sitz, Pfote geben ...), während die F's ja von der Natur vorgegeben sind (flight, fight, freeze...) Ich habe staffys Post - also den Fettgeschriebenen Teil so aufgefasst, dass sie der Meinung ist, dass man direkt auf die entsprechenden "einprogrammierten" Verhaltensweise Einfluss nehmen kann. :???:

  • Zitat

    Angst ist ein Gefühl, das vom Gehirn gesteuert wird, aus Erfahrungen und Genetik und Hormonen. Ein Verhalten das aus einem Gefühl heraus resultiert, kann man nicht behandeln wie ein Verhalten aus einer fehlenden oder falschen Erziehung.


    Das ist klar. Aber was willst du damit sagen? Das es nicht möglich iszt einem Hund ein Alternativverhalten zu Angriff zu zeigen? Das der Hundeführer dem Hund keine Sicherheit vermitteln kann oder soll, sodass der Hund das Verhalten nicht mehr zeigen muss?

  • Wenn ein Hund angst hat, dann muss man an der Angst arbeiten.


    Wenn du hingehst und deinen Hund in ein Verhalten "zwingst" ohne an der Angst an sich zu arbeiten, bekommt man eine tickende Zeitbombe, meiner Meinung und Erfahrung nach.

  • Zitat

    Das ist klar. Aber was willst du damit sagen? Das es nicht möglich iszt einem Hund ein Alternativverhalten zu Angriff zu zeigen? Das der Hundeführer dem Hund keine Sicherheit vermitteln kann oder soll, sodass der Hund das Verhalten nicht mehr zeigen muss?


    Das du einem Hund keine Angst verbieten kannst und entsprechend ein nein und ein zurückdrängen in der Situation - wo der Hund schon nicht mehr da ist und "Terror" macht - sicher nicht der richtige Weg ist.

  • Zitat


    Das du einem Hund keine Angst verbieten kannst und entsprechend ein nein und ein zurückdrängen in der Situation - wo der Hund schon nicht mehr da ist und "Terror" macht - sicher nicht der richtige Weg ist.


    Ich verbiete ihm nicht die Angst, sondern das Verhalten was er an den Tag legt. Und ich zeige ihm ja stattdessen ein anderes Verhalten.


    Ich denke wie bei allem gibt es viele Wege. Ich habe auf diese Weise gute Erfolge erzielt. Aber mein Hund ist auch nie so ausgetickt. Sie hat einmal gebrummelt und einen Satz nach vorne gemacht, war also immer ansprechbar.

  • Zitat

    Wenn ein Hund angst hat, dann muss man an der Angst arbeiten.


    Wenn du hingehst und deinen Hund in ein Verhalten "zwingst" ohne an der Angst an sich zu arbeiten, bekommt man eine tickende Zeitbombe, meiner Meinung und Erfahrung nach.


    Ja, das war und ist auch meine Meinung bis zum jetzigen Zeitpunkt.


    Staffys Beitrag habe ich aber so verstanden, dass sie davon ausgeht, dass es möglich ist generell auf die "Wahl" des Verhaltens Einfluss zu nehmen und zwar eventuell so generalisiert, dass der Hund sich auch in einer völlig neuen Angstsituation entsprechend "entscheidet".

  • Hallo,


    beides passt auch später zusammen, da der Hund einen Ausweg (Alternativverhalten) gezeigt bekommt, den er statt des Angriffs tun kann.


    Ich hab/hatte hier auch einen extremen Angsthund. Deine Schilderungen sind mir nicht fremd und ich habe zuerst sehr, sehr lange an seiner Angst gearbeitet. Da er vor allem Möglichen Angst hatte, hab ich erstmal auf der Straße angesetzt und ihn gezielt und dosiert Situationen ausgesetzt. Das fing an an einer Mülltonne, oder einem Auto/Fahrrad vorbeizulaufen ohne panisch zu werden.


    Er wurde langsam sicherer.


    Vor Menschen hatte er solche Angst, dass er schon reagierte wenn diese noch gut 100 Meter weg waren. Draußen hätte er mit Flucht reagiert wenn er konnte. Also er lief Bögen. Das wurde immer besser und so konnten wir Menschen passieren ohne Panik, so lange ihn niemand angesprochen, oder angeschaut hat.


    Aber auch das musste er lernen.
    Da er aber mittlerweile durch das Training sicherer wurde, konnte ich ihn ansprechen und ihm durch ein NEIN klar machen, dass ich das nicht möchte und gleichzeitig hab ich ihn hinter mich geschickt.


    Das geht aber erst wenn der Hund ansprechbar ist.


    Zuhause war es schlimmer wenn Menschen kamen. Eigentlich hat er sich wie die anderen gefreut und wollte sie begrüßen, aber wenn ihn jemand anfassen wollte wusste er nicht wie er reagieren sollte und ging dann knurrend nach vorne.


    Also hab ich ihn während des Anfangstrainings (oben beschrieben) von den Besuchern ferngehalten und ihn auf seinen Platz geschickt.
    Dadurch merkte er auch, dass ich die Situation im Griff hatte.


    Mit der Zeit (ich rede hier von einem Zeitraum von insgesamt 2,5 Jahren und wir sind noch nicht fertig) lies ich ihn laufen, er konnte also zum Besuch, oder aber auch nicht!
    Knurrte er, schickte ich ihn weg. Das ist der schwierigste Moment für uns Hundehalter, denn man muss anfangen dem Hund wieder zu vertrauen in diesen Situationen und vor allem ruhig bleiben.


    Irgendwann wählte er selbst aus ob er zu den Menschen gehen wollte, oder nicht.


    Heute ist es so, dass er zu den Menschen geht wenn er möchte und dann auch offen und freundlich ist. Kommt jemand, der ihm unsympatisch ist, dann geht er von sich aus nicht hin.


    Draußen konnte ich dann sehen, dass er dieses Verhalten (Weggehen) von sich aus wählte wenn ihn jemand ansprach im Freilauf (kostete mich auch Überwindung ihn nicht anzuleinen, aber irgendwann muss man es probieren und ich war mir sicher, dass er so weit war) und er diesem Jemand nicht vertraute. Er lief dann einfach sehr ignorant an der Person vorbei. Ich sage dann den Betreffenden, dass sie ihn in Ruhe lassen sollen und er es nicht möchte.


    Wird es ihm zu unheimlich, dann kommt er zu mir an meine Seite.


    Also von daher passt das ganz gut zusammen was beide geschrieben haben. Man muss an der Wurzel des Problems anfangen und dann langsam aufbauen. Je nach Ausmaß der Panik/Angst ist es ein sehr langer Weg.


    Liebe Grüße


    Steffi

  • Ich würde einem Hund niemals nicht mit Nein oder ähnliches behandeln, wenn er schon in einem instinktivem Verhalten ist.


    Sollte der Hund bereits knurren, dann gehe ich wortlos aus der Situation raus oder im Haus würde ich von Anfang an dafür sorgen, das es gar nicht erst in die Situation kommt.


    Schlicht und ergreifend, das Nein ist ein Abbruchkommando und damit ein Verbot der Handlung, was ich gerade in diesem Zusammenhang als sehr gefährlich einstufen, denn daraus kann dann der ohne warnen nach vorne gehende Hund entstehen.
    Ich würde schon immer vorher ansetzen und dafür sorgen, das der Hund erst gar nicht in eine solche Situation kommt. Das bedeutet aber für mich als Hundehalter, das ich mich hinsetzen muss und alle möglichen Auslöser notieren muss und dann muss ich Auslöser für Auslöser angehen und an diesen arbeiten und zwar im Tempo des Hundes. Das kann Tage. Wochen, Monate oder gar Jahre dauern. Aber desto geplanter man vorgeht und desto mehr man auf den Hund eingeht, desto einfacher wird es und desto schneller geht es.


    Ein Alternativverhalten würde ich immer erst dann etablieren, wen der Hund den Auslöser schon akzeptiert und nicht mehr mit zu großem Stress darauf reagiert. Weil ich dann viel größere Chancen habe, das der Hund versteht, was ich von ihm möchte.

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