Ausweichen statt Angriff als Angstreaktion

  • Hallo zusammen,


    angeregt durch diesen Thread https://www.dogforum.de/ftopic124930.html


    und nach diesem Post von staffy


    Zitat


    Oft verpaßt man bei solchen Hunden den Moment, wo das Verhalten von "verhätscheln und alles schön reden" - was ja anfangs sicher hilfreich ist - zum "keiner tut dir was, da sorge ich für".
    Anders ausgedrückt: Zu Anfang geht man souverän vorweg, erklärt Hundi, daß alle nett sind, es keinen Grund zur Sorge gibt. Was man aber vergißt ist dem Hund zu zeigen, daß er gehen soll, wenns ihm zu unheimlich etc. wird.


    und nachdem ich zumindest in dem Thread auf meine Nachfragen keine Antwort erhalten habe, möchte ich hier gerne einmal zur Diskussion stellen, ob es Eurer Meinung nach möglich ist, einen Hund, der in Angst- oder Unsicherheitssituationen dazu neigt (als Plan A) ersteinmal nach vorne zu gehen, dazu zu bringen, stattdessen die (oder eine) andere Alternative also (beispielsweise) das Ausweichen zu "wählen".


    Dass im Zweifel bei (ernsthafteren) Agressionsproblemen immer ein Trainer zu Rate gezogen werden sollte, sollte eigentlich Selbstverständlcih sein. Deswegen soll es hier auch nicht um eine Schritt für Schritt-Anleitung zum Nachmachen gehen, sondern einfach um die Frage ob so etwas möglich ist und wie man so etwas theoretisch trainieren kann.


    Denkt Ihr, dass es möglich ist einem Hund "anzutrainieren" statt nach vorne zu gehen doch lieber wegzugehen? Wie könnte man ein Training dahingehend aufbauen?


    Was denkt ihr, welche Faktoren für die Wahl eines Hundes, welches Verhalten er in einer Angstsituation zeigt eine Rolle spielen? Rasse, Erfahrungen, Erziehung ...


    Ich bin gespannt auf Eure Antworten!

  • Ja es ist möglich und geht über die klassische Konditionierung nach Pawlow mit viel Gefahrenabwehrmanagment. Sprich dem Angstauslösenden Reiz mit etwas positivem verbinden und darüber eine Duldung zu erreichen und dann eine Alternative zu etablieren.

  • So, dann mutmaße ich mal drauf los. ;) (Und möchte unterstreichen, dass das keine "Anleitung" ist - um Himmels Willen - sondern nur ein theoretisches Gedankenspiel).


    Ein Hund tut immer das, was für ihn in dem Moment die beste Idee ist.


    Und ein Verhalten, was Erfolg gebracht hat, wird wiederholt.


    Wenn ein Hund also Angst vor Menschen, die zB auf ihn zukommen, hat und das Verhalten, nach vorne zu gehen, dem Hund den Erfolg gebracht hat, dass die Menschen sich abgewandt haben, wird er es wieder zeigen. Und häufiger.


    Wenn man also dafür sorgen würde, dass dieses Verhalten keinen Erfolg hat, müsste sich der Hund ein anderes ausdenken. Wäre also der Rückwärtsgang. Wenn der eingelegt wird, könnte der Mensch das Erfolgserlebnis erzeugen und sich abwenden. Das, was der Hund eigentlich mit Idee 1 erreichen wollte.
    Sowas würde ich niemals per do it yourself versuchen und sicherlich auch nicht ohne Maulkorb. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es so klappen könnte, ein Umdenken beim Hund zu erzeugen.

  • @ Hummel: Oder aber der Hund intensiviert seine Anstrengungen und aus warnen durch knurren und eventuelles Anspringen wird beißen.


    Ich denke es ist vielmehr die Aufgabe des Hundeführers dem Hund klar zu machen, dass dieses Verhalten unerwünscht ist und ihm ein Alternativverhalten zu zeigen. Der Hund bekommt ein klares NEIN, unterstützt durch Körpersprache (zurückdrängen). Im nächsten Moment bekommt er ein anderes Kommando, z.B. Sitz. Das ganze wird mit Leckerli belohnt.


    Idealerweise sollte das Sitz natürlich vor der direkten Konfrontation erfolgen, sodass der Hund das Verhalten gar nicht erst zeigt. Wichtig dabei ist, dass der Hund hinter einem ist. Man selber ist quasi die Barriere zwischen Hund und Bedrohung.


    Noch wichtiger ist aber, dass man das ganze unter Beobachtung eines Hundetrainers und zu Anfang mit erfahrenen Personen übt. Man muss dabei Schritt für Schritt vorgehen. Und es dauert. Aber es ist machbar.

  • Zitat


    Wenn man also dafür sorgen würde, dass dieses Verhalten keinen Erfolg hat, müsste sich der Hund ein anderes ausdenken. Wäre also der Rückwärtsgang. Wenn der eingelegt wird, könnte der Mensch das Erfolgserlebnis erzeugen und sich abwenden. Das, was der Hund eigentlich mit Idee 1 erreichen wollte.
    Sowas würde ich niemals per do it yourself versuchen und sicherlich auch nicht ohne Maulkorb. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es so klappen könnte, ein Umdenken beim Hund zu erzeugen.


    Das währe auch die Idee, die mir als erstes kam. Aber könnte sowas nicht auch gewaltig nach hinten losgehen?



    Cerridwen
    Ganz so meinte ich es nicht. Ich würde zwar auch in erster Linie an der Ursache für dieses Verhalten arbeiten (und hab es bei meinem Hund auch getan), aber meine FRage zielte wirklich daraufhin, ob ich das auf die Angst resultierende Verhalten irgendwie beeinflussen kann - also dahingehend, das der Hund sich von den bekannten F's ein anderes wählt (z.B. das Ausweichen) - also flight statt fight ;)

  • Geht schon, ist aber eine ganze Menge Arbeit, die einem gern von der Umwelt wieder zu nichte gemacht wird. Denn es darf während des Training keine Situation geben, in der der Hund die Wahl des Ausweichens nicht hat und somit doch wieder nach vorne gehen muss.

  • Zitat

    @ Hummel: Oder aber der Hund intensiviert seine Anstrengungen und aus warnen durch knurren und eventuelles Anspringen wird beißen.


    Darum schrieb ich: mit Maulkorb. Damit kann nichts passieren. Und trotzdem kann der Hund von selber auf die richtige gekommen sein - das ist ja - wie man von sich selber weiß, immer viel nachhaltiger als wenn man Hilfe bekommt.


    Aber nochmal: Das "weiß" ich nicht - das habe ich nicht probiert - und das ist keine Empfehlung. Es ist ein Gedankenspiel an dem ich (noch) keinen Fehler entdecken kann. Denn der Maulkorb würde nur dafür sorgen, dass der Hund keinen Erfolg hat und selber spüren kann, dass er sich rausnehmen kann, wenn er abdreht.

  • @ Spatzine


    Du kennst aber schon den Unterschied zwischen Verhalten und Gefühl?


    @ really


    Wie ich schon sagte, wenn der angstauslösende Reiz bis zu einem gewissen Grad geduldet wird und sich der Hund seinem Menschen zu wendet, kann man beginnen eine Alternative etablieren und zum Beispiel das zurückweichen fördern.


    Bei einem nur unsicheren Hund geht es einfacher, aber bei einem wirklichen Angsthund/Phobiker gibt es keine andere Möglichkeit als es Schritt für Schritt zu erarbeiten.

  • Angst ist ein Gefühl, das vom Gehirn gesteuert wird, aus Erfahrungen und Genetik und Hormonen. Ein Verhalten das aus einem Gefühl heraus resultiert, kann man nicht behandeln wie ein Verhalten aus einer fehlenden oder falschen Erziehung.

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