Drohen, Schnappen, Beißen

  • Blue läßt sich grundsätzlich nicht gerne von Fremden streicheln.
    Sie zeigt das auch sehr deutlich.
    Erste Stufe: Weggehen oder sogar wegHÜPFEN.
    Zweite Stufe: Freches Ankläffen der nervigen Person.
    Eine dritte Stufe war bisher nie nötig.
    Das hat bisher noch jeder verstanden. :lol:

  • Ich habe gerade bei meiner Gassirunde nochmal drüber nachgedacht und deine Standpunkt, Periphalos, entbehrt sich immer mehr meinem Verständnis. Jeder Anti-Aggressionstherapeut würde die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Statt seinen Unmut 'verbal' zu äussern muss man ertragen.....bis einem der Arsch platzt und man zuschlägt. Ist das der Sinn?




    Es ist nunmal nicht möglich, 24 Stunden immer bei seinem Hund zu sein. Es kann immer sein, wie in Trashs Fall, dass der Hund woanders ist zur Betreuung oder man mal gerade nicht schaut. Knurren ist zumindest noch etwas, was eigentlich jeder verstehen (lernen) kann.


    Mein Hund knurrt leider auch nicht (gegenüber Menschen) , obwohl ich es noch ie verboten habe. Ich würde ihn daher zbs niemals woanders hingeben wo kleine Kinder sind, weil ich weiß dass 1. Kinder eher seinen Unmut auslösen würden und 2. die Erwachsenen drumherum seine Körpersprache nicht lesen könnten, die er alternativ zeigt. Und wenn es erstmal zum Warnschnappen/Warnbellen kommt, ist er schon 'der aggressive Hund'....


    Hunde müssen leider viel zu viel ertragen, es wird einen ein ziemlich respektloses menschliches Verhalten zugemutet und er hat sich das gefallen zu lassen.

  • Zitat


    Glaube du hast noch nie wirklich was mit einem richtigen Angsthund zu tun gehabt. Hier geht es nicht darum, dass meine Hündin knurrt, weil sie sich einbildet über dem Menschen zu stehen! Hier geht es nicht um Dominanz (oh wie ich dieses Wort mitlerweile hasse...) oder der Art, sondern um Angst!! Sie macht das aus Angst vor dem Menschen, weil sie ihm nicht vertraut! Und wenn ich sie in so einer Situation ist und ich meine Pflicht verletze sie da raus zu holen und ihr Sicherheit zu geben indem ich sie raus hole und sie beschütze (haben meine Eltern ja getan), dann bin ich das Schuld und der Hund darf seinen Unmut äußern und seine Meinung sagen!


    So, sehe ich das zumindest...

  • Zusatz zu meinem Zitat von oben:


    Pinsel ist ein Mischling... Greyhound, Schäferhund und Huskey.
    Eigentlich keine Rassen die man umgangssprachlich als "Guten Lapp" bezeichnen kann, das ist sie gewiss nicht.
    Pinsel fehlt es klar an Geduld und wenn ihr gegenüber Hunden der Ar** platzt, dann gibt es auch mal einen Kratzer.


    Das passier selten weil ich im Vorfeld schon darauf achten und dann - meiner Aufgabe als Betreuer entsprechend - die Situation auflöse ( in dem ich z.B. den anderen Hund abrufe. )


    Was ich sagen will ist:


    Ich bin froh in Anbetracht dieser Tatsachen das mein Hund lieber mal in den sauren Apfel beißt, bevor ihr beim Mensch der Geduldsfaden reisst. ;)

  • Zitat

    Hunde müssen leider viel zu viel ertragen, es wird einen ein ziemlich respektloses menschliches Verhalten zugemutet und er hat sich das gefallen zu lassen.


    Toller Satz! :gut:

  • Zitat

    Was ich sagen will ist:


    Ich bin froh in Anbetracht dieser Tatsachen das mein Hund lieber mal in den sauren Apfel beißt, bevor ihr beim Mensch der Geduldsfaden reisst. ;)


    In welchen sauren Apfel :???:

  • Jahrelange habe ich meinem AH diese Abstufungen in der Kommunikation wieder beigebracht, damit ich ein größeres Zeitfenster habe, in dem ich reagieren kann.


    Heutzutage ist es populär, wenn ein Hund sich aus den F's das Freeze oder Flirt aussucht. Das sind die Hunde, denen man allgemeinhin gutes Sozialverhalten zuschreibt. Man betrachte sich einen Labrador Retriever, der verfällt fast immer in eine Übersprungshandlung, die für den Menschen auch noch positiv belegt ist, nämilch aufgeregtes Herumgehüpfe. Der will ja dann spielen :roll:


    Das finden alle Menschen total in Ordnung. Der Stress ist für den Hund aber genauso groß wie für einen, der eben das "Fight" auswählt. Und es läuft immer nach klaren Abstufungen: Zunächst beginnt der Hund zu beschwichtigen, dann friert er kurz ein, dann kommt Lefze kräuseln und/oder Knurren hinzu, dann in die Luft schnappen (nein, der Hund hat den Menschen nicht verfehlt, der hat mit Absicht nicht getroffen ;) ) und danach das gezielte Zupacken.


    Und meinen Zeus bekam ich mit einem miniminikurzem Einfrieren und Zupacken. Das war wirklich schwierig für den Alltag.


    Einige Rassen (Individuen) können in solchen Situationen wegen ihrer Veranlagung manche F's nicht gehen. Es gibt Hunde, die würden nie auf die Idee kommen "Fight" zu wählen. Und es gibt Hunde, die würden nie "Freeze" wählen.


    Und hier ist noch eine Sondersituation: Der Hund ist auf seinem Schalfplatz. Das ist der quasi wichtigste Ort in seinem Leben, denn hier muss er sich sicher fühlen, damit er Energie tanken kann.


    Ich würd nix am Hund ändern - war doch alles genau richtig ;)


    Viele Grüße
    Corinna

  • Na wenigstens hab ich jetzt ansatzweise den Schlüssel entdecken können. Peri, Dein Hund war Klein, das schreibst Du selbst. Das heißt Du hattest in die Möglichkeit Deinem Hund
    1. eine positive Einstellung zu Menschen beizubringen
    2. die Möglichkeit das ganze zu vertiefen ala Menschen sind immer noch positiv, selbst wenn sie sich manchmal unangenehm verhalten.


    Genau diese Möglichkeiten hab ich nicht, denn ich hab unsere Maus erst mit 10 Monaten bekommen
    1. Fremde Menschen sind eine massive, angsteinflößende Bedrohung
    2. Menschen sind gar nicht so übel wie ich dachte
    3. Menschen sind was ganz Positives
    4. Menschen sind immer noch positiv, selbst wenn sie sich manchmal unangenehm verhalten.


    So, und jetzt, nach ca. 1 1/3 Jahren dümpel ich immer noch zwischen 1. und 2. rum. Und ich seh es ganz einfach. Bevor ich 3. nicht erreiche, brauch ich über 4. gar nicht nachzudenken.


    Das braucht Zeit, wieviel kann ich nicht beeinflußen. Und trotzdem brauch ich genau für diesen zeitlichen Zwischenraum eine Lösung. Deshalb bin ich eigentlich dankbar, dass sie so sauber kommuniziert, wodurch auch das manchmal abgelenkte Frauli ihre Gefühle mitbekommen kann.


    Somit wäre das allerletzte, was ich ihr und bei unserem Stand der Dinge verbieten würde, das Knurren, denn das wäre einfach nur dumm von mir.


    Und wie Du siehst, hat das ganze mit dem Streit um die Weltherrschaft zwischen Hund und Mensch nicht das geringste zu tun....


  • Für einen Angsthund seid Ihr schon einige Lichtjahre weit gekommen.


    In der geschilderten Situation sehe ich überhaupt gar keinen Handlungsbedarf in Richtung Hund, eher in Richtung Umgang mit dem Hund. Dein Hund hat absolut sauber in "Stufen" kommuniziert und für seine Probleme mit Menschen ist das schon mal eine sehr gute Voraussetzung.
    Was man auf Dauer noch üben kann/sollte, gerade mit solchen Hunden, ist, dass es eben manchmal Situationen gibt, in denen Menschen nicht angemessen reagieren (können) - sei es der Stolperer eines Familienmitglieds mit Sturz halb auf den Hund, sei es das erwähnte Kind an der Ampel, sei es der TA.
    Manchmal MUSS ein Hund unangenehme Dinge aushalten können, ohne auf Hundeart zu reagieren. Aber das geht nur über die Faktoren Zeit und Vertrauen. Über einen Übungsaufbau, der sich analog zu jeglicher sonstigen Arbeit mit dem Hund in sich allmählich steigernden Schwierigkeitsstufen abspielt.
    Über Bestätigung auch nur des kleinsten Fitzelchens "guten", gewünschten Verhaltens.


    Der Fehler, den viele HH machen, ist gerade ihre Angsthunde in einem dauerhaften Zustand der Abhängigkeit zu lassen (dieses typische "ICH regel das für den Hund") - das funktioniert nur, wenn ICH auch immer beim Hund bin und der Hund nicht auf sich gestellt in doofe Situationen gerät. (So, wie jetzt bei Euch daheim geschehen) Solche Hunde werden nie selbstsicher und souverän, weil sie ja nie eigene Entscheidungen treffen mussten. Der Halter hat ja immer alles geregelt.
    Das heißt nun nicht, dass man den Hund sich selbst überläßt in der Wahl seiner Methoden, sondern das heißt, dass man ihm dabei hilft, verschiedene Optionen als Verhaltensalternative zu haben (weggehen, bellen, die hand des zwangsstreichlers zwischen die Zähne zu nehmen, was auch immer).


    Was solche Hunde zusätzlich zu dem Grundvertrauen in ihren Halter brauchen, sind Handlungsalternativen, wenn der Halter eben grad mal nicht die Lage regeln kann.


    Auch die Hündin im Ausgangs-Thread hätte sich aus der Situation z. B. noch durch ganz unspektakuläres Weggehen befreien können. Aber das WUßTE sie schlicht noch nicht.


    So Momente kann man ganz konkret üben.
    Und damit dem Hund tatsächlich auch eine gewisse Souveränität vermitteln.


    Betrachtet Eure bisherigen Erfolge schon mal als die Hälfte der Ausbildung in Sachen "Reaktion auf fremde Menschen", das habt Ihr bereits gut hinbekommen. Nun fehlt nur noch das Feintuning - für die besonderen Momente im Leben eines Hundes. ;)


    LG, Chris

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