Läßt sich jeder Hund erziehen?

  • Wenn man so die unterschiedlichen Hundepersönlichkeiten anschaut, dann findet man zum einen arbeitswütige Hunde, die gerne UO machen und "gefallen wollen".
    Dann aber auch die eigensinnigen, mit starker Persönlichkeit, die eher eigenständig agieren.


    Mir stellt sich die Frage: Läßt sich wirklich jeder Hund (gleich gut) erziehen?


    Ich habe ein Hunderassenbuch ... Hier steht bei jeder Rasse dabei, ob sie sich leicht, schwer oder mäßig gut erziehen läßt.
    Man liest Sätze wie: "Kein Anfängerhund." "Eine starke Hundepersönlichkeit, er ordnet sich nur einer von ihm anerkannten Führung unter." Oder: "Er ist zwar intelligent und lernfähig, aber tut keine für ihn unsinnige Dinge auf Kommando." "Kein leichtführiger sondern sehr selbstbewussster, selbständiger Hund, der Initiative ergreift." "Er braucht eine erfahrene Hand und konsequente Führung, wird sich aber nie gänzlich unterordnen." "Setzt sich durch passive Dominanz wie Ignoranz und Clownerie durch." "Auch bei liebevoll konsequenter Erziehung wird er nie aufs Wort gehorchen."


    Dagegen wird bei anderen, "leichtführigen" Rassen beschrieben, dass sie insgesamt leicht(er) zu erziehen sind: "Er braucht eine liebevoll konsequente Erziehung, die auch ein Anfänger meistern kann, und arbeitet gern mit." usw.


    Wie ist Eure Erfahrung? Kann man die Erziehbarkeit und Leichtführigkeit eines Hundes an der Rasse festmachen?
    Und gibt es sie, die Hunde, die sich nie unterordnen werden, die nie "aufs Wort gehorchen" werden, einfach weil dies in ihren Anlagen und Genen steckt?


    Oder seid Ihr vielmehr der Meinung, dass die richtige Erziehungsmethode und der entsprechend konsequente HH jeden Hund "hinbekommt" und jedes Problem in den Griff bekommt?

  • Ich glaube, jeder Hund lässt sich erziehen...in einem gewissen Maß, das seiner Rasse und seinem Charakter entspricht.


    Ich glaube aber nicht, dass jeder HF jeden Hund hinbiegen kann. Bei manchen geht das einfach schwer bis gar nicht.
    Sonst hätten wohl nicht so viele Probleme mit ihren Hunden, wenn das bei allen Hunden so einfach ginge (jaja ich weiß, oft ist der Mensch schuld, aber manchmal ist man regelrecht machtlos).
    Ich sehe das bei einer Bekannten, die eigentlich große Hundeerfahrung hat. Aber mit dem aktuellen Hund geht alles total schleppend voran, der kann sich nicht konzentrieren, da ist kaum Training möglich.

  • Um deine Frage korrekt beantworten zu können, müsste man zunächst definieren was Du unter "Erziehen" verstehst. Für mich ist "Erziehung" das, was tatsächlich für den Alltag notwendig ist. Also Dinge wie z.B. "Komm" und "Aus".


    Das sich jeder Hund gleich gut erziehen lässt, kann ich auf Basis der Hunde die mir bisher über den Weg gelaufen sind absolut verneinen. Dabei spielt natürlich die Rasse eine große, nicht aber die Hauptrolle.


    Es gibt sie in der Tat, die "leichtführigen" Rassen mit dem "will to please" und es gibt auch zum Beispiel Beagle, so wie meine kleine Strafe Gottes. Meine Hundetrainerin sagte vor einigen Monaten einmal: "Hättest Du soviel Arbeit in Schäferhunde gesteckt, hättest Du jetzt drei perfekt ausgebildete Hunde.". Ich erzähle das übrigens immer wieder gerne, weil ich stolz darauf bin was wir zusammen erreicht haben.


    Ja, ich habe meinen Hund so "hingebogen", dass wir im Wesentlichen alles zusammen unternehmen können, ohne auf größere Schwierigkeiten zu stoßen; z.B. läuft sie "Beagleuntypisch" bei Gassigängen immer ohne Leine, sobald wir von der Straße weg sind. "Folgen" hat allerdings seinen Preis, ich zahle dafür in Leckerlie und Futter, weswegen sie zum großen Teil draussen gefüttert wird. Natürlich gibt es aber auch die Tage, an denen ich sie am liebsten aus dem Fenster werfen würde.


    Allerdings ist die Befehlsgewalt im Wesentlichen bei mir angesiedelt, wenn man denn das so formulieren kann. Ich nehme sie jeden Tag mit ins Büro und steht mein Kommando gegen das eines Kollegen, gehorcht sie mir, auch wenn auf der anderen Seite eine Leckerei winkt.


    Ich habe allerdings durch die zahlreichen Gassigänge in Hundereichen gebieten und in der Hundeschule schon sehr viele unterschiedliche Typen getroffen. Einige, die ihren Herrchen nicht von der Seite weichen, andere die jedem folgen der nach Spaß aussieht.


    Als Fazit kann man wohl sagen: Man kann jeden Hund in dem Rahmen erziehen, den seine Persönlichkeit und seine Rasse ermöglichen. Die Spanne reicht meiner Meinung nach hierbei in der Tat vom "quasi führungslosen" bis zum "vollständig ergebenen" Hund.

  • Zitat


    Mir stellt sich die Frage: Läßt sich wirklich jeder Hund (gleich gut) erziehen?


    Das würde ich mit einem klaren nein beantworten was das "gleich gut" betrifft.


    Jeder Hund ist einmalig. Jeder Hund bringt rassebedingt einige Eigenschaften mit. Aber auch innerhalb der Rasse muß ich auf jeden Hund individuell eingehen. Was bei einem Hund funktioniert, kann bei einem anderen komplett in die Hose gehen.


    Aus meinen Erfahrungen möchte ich sagen, jeder Hund ist erziehbar, nur der Aufwand und das Herangehen dafür ist sehr unterschiedlich.


    Beispiel Jagdtrieb:
    Mein letzter Hund, eine Cocker Hündin, hatte natürlich Jagdtrieb. Aber diese Hündin hatte auch eine unheimliche Trennungsangst. Beim Üben des Rückrufes am Wild konnte ich mir die Seele aus dem Hals brüllen, Hund kam nicht. Bis ich dann drauf kam, die Trennungsangst ausnutzend, mich einfach umzudrehen und zu gehen. Nun mußte sie sich entscheiden, wem läuft sie nach, dem Reh oder dem Herrchen. Die Hündin entschied sich für Herrchen und wir hatten in den 13 Jahren, die der Hund bei uns lebte nie wieder Probleme mit Jagdtrieb und Rückruf.


    Nun habe ich einen Husky-Schnauzer Mix. Ebenfalls mit Jagdtrieb vom feinsten. In meinem jugendlichen Leichtsinn habe ich meine Erfahrungen auf den neuen Hund angewendet. Im Ergebniss dessen stand ich 30 Minuten hundelos wie doof in der Landschaft, ehe sich Fräulein Hund bequemte mal wieder nachzusehen ob denn Herrchen auch brav gewartet hat.


    Husky gelten ja allgemein als schwer erziehbar. Dem kann ich jetzt nach reichlich zwei Jahren teilweise zustimmen. Es dauert bei diesem Hund wesentlich länger etwas zu erreichen. Aber dafür funktioniert es dann um so besser, dieser Hund vergisst kein Kommando, auch wenn es lange nicht benutzt wird.


    Auch hierfür ein Beispiel:
    Wenn viel Schnee liegt buddeln die Leute bei uns im Dorf so schmale Gänge für die Fußgänger. Hund neben mir geht nicht, weil zu schmal. Hund vor mir geht nicht, weil Hund bei jedem Gerüchlein bremst und ich über Hund stolpere. Also habe ich das Kommando "hinten" eingeführt. Dieses Kommando habe ich den ganzen Sommer nicht benutzt, es gab ja keine Notwendigkeit dafür. Jetzt bei den ersten starken Schneefällen tauchten diese Gänge wieder auf und siehe da, mein Kommando hat auf anhieb funktioniert.


    Fazit, erziehbar sind sie alle, aber gleich gut auf keinen Fall.


    Liebe Grüße Jan

  • genau, klar gesagtes Nein *g*


    aber auch nicht jeder Mensch kann Hund gleich gut erziehen


    ich z.B. mag Jagdhunde/Windhunde, wäre aber mit nem sturen Molosser oder auch mit nem Mali, BC, etc. erst mal überfordert ;)


    so hat jeder seine Stärken und Schwächen, sollte sich denen bewusst werden und seinen zukünftigen Hund danach auswählen

  • Zitat

    Wenn man so die unterschiedlichen Hundepersönlichkeiten anschaut, dann findet man zum einen arbeitswütige Hunde, die gerne UO machen und "gefallen wollen".
    Dann aber auch die eigensinnigen, mit starker Persönlichkeit, die eher eigenständig agieren.


    Wie kommst Du denn auf diese Annahme? Wieso sind interaktiv begabte (bezogen auf den Menschen) Hunde weniger starke Persönlichkeiten, als Hunde, die nicht oder nur geringer über diese Begabung verfügen?


    Zitat


    Mir stellt sich die Frage: Läßt sich wirklich jeder Hund (gleich gut) erziehen?


    Alle Hunde lassen sich erziehen, aber nicht alle gleich gut... im Sinne von Aufwand und Resultat!

    • Rassespezifische Eigenschaften und Vorraussetzung.
      Triebhaftigkeit
      Intelligenz
      Medizinische Voraussetzungen.


    Jeder Hund lässt sich in gewissen Maße erziehen, aber nicht gleich "gut". ^^

  • Naja, kommt darauf an, was man unter Erziehung versteht.


    Geht es darum, dem Hund die gängigen Kommandos wie Sitz,Platz, Fuß nahezubringen, dann unter normalen Voraussetzungen Ja.


    Die Wege dorthin werden nur unterschiedlich sein und die Dauer bis es sitzt wird variieren.


    Nur, will einen Jagdhund zum Hüten bringen oder einen Hütehund zum Jagen ausbilden, dann stosse ich an Grenzen, da die genetischen Bedingungen nicht gegeben sind.


    Birgit

  • Ich schreib jetzt was ganz typisches:
    Jeder Hund ist anders, auch innerhalb einer Rasse und jeder Mensch auch :D .
    Was in allgemeinen Rassebeschreibungsbüchern steht, vergiß ganz schnell... da steht auch regelmäßig drin, BC und Aussie sind leicht zu erziehen, jagen nicht usw. Und ich kenne nur wenige Halter dieser Rassen die keine Schwierigkeiten haben, weil der Hund jagt, Erziehungsfehler nachträgt (weil er schnell lernt- auch das Falsche) usw.


    Und hier sieht man auch in vielen Threads, wie weit die Meinungen über gute Erziehung und Erziehbarkeit auseinandergehen. Dem einen reichts wenn der Hund auf Zuruf mal ankommt, nicht an der Leine zerrt und sich auf seinen Platz schicken läßt... andere (ich z.B.) erwarten deutlich mehr (und das meine ich nicht sportlich, sondern im Alltag).


    Es hat viel mit der Mensch/Hund Kombination zu tun, wieweit ist man bereit sich auf den Hund einzulassen, was und wie wird dem Hund beigebracht, was sind die Ziele...
    Wenn die Kombination passt, die Erziehung auf den Hund abgestimmt ist und die Ansprüche an einen Beagle nun nicht gerade eine VPG3 Prüfung oder ähnliches sind, dann kann jeder Hund aus Sicht seines Halter gut erziehbar sein.


    Es gibt keine Pauschalantwort und es gibt keine Hunde die leicht oder schwer zu erziehen sind. Das ist immer von vielen Faktoren abhängig, nicht zuletzt von der Interpretation desjenigen, der den Hund führt.

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