AJT oder fehlender Gehorsam?

  • Hallo,


    mich beschäftigt zur Zeit folgende Frage:


    Merlin (ca. 3-4 Jahre alt, kastriert, Spanier, aber keiner, der auf der Straße aufgewachsen ist, seit etwas über 1 Jahr bei uns)


    Merlin besitzt meines Erachtens einen guten Grundgehorsam was die üblichen Themen wie Sitz, Platz, Fuß etc angeht. An der Leine geht er sehr gut und auch sonst gibt es keinerlei Probleme, bis auf:
    den Rückruf.
    Der Rückruf ist bei uns immer tagesformabhängig und landschaftsabhängig.


    Ich habe mit Merlin das "Glück", dass er kein Hund ist, der durchstartet, wenn er ohne Leine läuft, aber eben das "Pech", einen Hund zu haben, der sich in Zeit und Raum verliert. Heißt, von 10 Spaziergängen können 8 super problemlos verlaufen, aber bei zweien dann ist kein Rankommen (über Rückruf) möglich. Er verfolgt dann entweder irgendwelche Spuren oder gräbt am Mäuseloch.
    Meines Erachtens ist aber weder das Spurenverfolgen noch das Graben jagdlich hoch motiviert (klar ist es jagdlich motiviert - aber rein von Geschwindigkeit und Intensität her sieht es mehr nach Hobby oder Langeweile-Bekämpfung aus). In solchen Situationen ist er entweder gar nicht ansprechbar (guckt nicht mal) oder guckt und macht direkt weiter.
    Wir haben den Rückruf sehr sauber aufgebaut (Schleppleine - Ablenkungen gesteigert usw.) aber es gibt immer wieder diese Momente, wo er scheinbar in seiner Parallelwelt verloren geht. Hat er dann wieder einen wachen Moment, kommt er auch freudig angerannt.


    Was ich bisher mit Merlin versucht habe:
    Aktuell sind wir wieder nur an der Schleppe unterwegs (5m) und ich klicker viel (Aufbau nach Pia Gröning). Früher habe ich mit Merlin an der 10m Schlepp trainiert, aber ich glaube der Radius ist zu groß für ihn.
    Für seine Auslastung machen wir ZOS und draussen versuche ich ihn zu beschäftigen über bspw. Leckerchen-suchen oder Gehorsamsübungen. Merlin ist an der Schleppe allerdings wie ausgewechselt, er nutzt den Radius fast nie, ist super aufmerksam auf mich und verliert sich nicht. Er unterscheidet sehr deutlich ob er mit oder ohne Schlepp unterwegs ist.


    Mein Ziel:
    Ich würde gerne mit Merlin soweit kommen, dass er zuverlässig auf den Rückruf reagiert und nicht in Raum und Zeit verschwindet. Ich würde mich gerne auf ihn verlassen können, dass ich nicht wieder minutenlang auf ihn warten muss, weil er irgendwo am Mäuseloch sein Ding macht. Ich beschäftige mich gerne und viel mit ihm, würde aber gerne mal in Gruppenspaziergängen nicht immer nur auf ihn achten müssen.


    Meine Frage:
    Soweit nach dieser Beschreibung möglich, was denkt ihr?
    Ist das fehlender Gehorsam bei Merlin, so dass ich mehr Zeit in Gehorsam stecken sollte oder ist das wirklich jagdliches Interesse, so dass ich gezielt AJT machen sollte? Ich bin mir einfach nicht sicher.


    Habt ihr Tips, Empfehlungen sonstiges? Gerne auch gute Hundeschulen im Rhein-Main Gebiet?


    Danke.

  • Hallo Kerstin !


    kommt mir sehr bekannt vor was du da so schilderst!


    könnte der Okidoki von meiner Schwester sein!


    es hört sich für mich erstmal nach langeweile an! unser Oki ist ein Jäger durch und durch. wir haben den abruf auch über schleppleine aufgebaut. zu anfang mit jackpotbelohnung. das ganze hat sich mit der zeit gefestigt und Okidoki kann heute auch freilaufen. Allerdings muss man auf ihn immer ein besonderes auge haben. sobald er draussen langeweile bekommt sucht er sich eine beschäftigung und dann hört und sieht der uns auch nicht mehr! isst dann auch gerne mal ein paar minuten im wald verschwunden.


    solange er mit hunden spielt oder mit uns und halt beschäftigt ist ist alles kein problem. wir sind dann dazu übergegange ihn halt immer genau zu beobachten und wenn wir merken ok jetzt wirds ihm langsam langweilig..die anderen hunde werden langsam uninteressant.. dann machen wir futtersuchspiele mit ihm.. wir schmeissen ne hand voll futter ins gebüsch und schicken ihn suchen. er hat so eine beschäftigung, ist weiter von seinem jagdtrieb abgelenkt und langweilt sich nicht und seine aufmerksamkeit ist trotzdem noch bei uns.


    vielleicht kannst du den abruf nochmal trainieren einige zeit lang mit superbelohnung? käse/leberwurst oder ein ganz tolles spielzeug? weiss ja nicht worauf dein hund mehr steht ob auf futter oder spielzeug.
    bei Oki ist ein ball auch immer super. da würde er auch alles stehen und liegen für lassen und somit hat meine schwester dann auch immer nen ball mit womit sie ihn dann zur not noch wieder zu sich bekommt bzw abgelenkt von seinem jagdvorhaben.


    also ich denke du musst versuchen das du interessanter wirst für deinen hund. gestalte die spaziergänge noch ein bissel spannender für ihn.


    lege die ZOS doch auch mal nach draussen.


    bei manchen hunden ist auch die schleppleine ansich das "problem".. die wissen halt ganz genau wann sie dran sind und wann sie frei sind.. was ist denn wenn du immer ein kurzez stück leine noch dran lässt. also der hund hat zwar die schleppleine um aber du lässt sie fallen und er kann frei laufen und mit der zeit lässt du die schleppleine immer kleiner werden und dann zum schluss hängt halt nur noch ein kleines stück am hund wo er aber immernoch das gefühl hat er ist halt nicht im freilauf. bei einigen hunden hat diese variante zu erfolg geführt. vielleicht kannst du das auch mal so probieren.


    mehr würde mir jetzt auf anhieb auch nicht einfallen weil ich finde das du das ja alles schon sehr gut machst! hätte es nicht anders gemacht!


    für manche hunde und gerade die jäger sind halt so "ruhige" gemütliche spaziergänge nix.. die brauchen aktion aktion aktion und wenn sie die nicht durch menschen oder andere hunde bekommen dann machen se sich selbstständig und beschäftigen sich selber.


    hoffe du bekommst noch weitere tipps!


    LG

  • Hallo...


    ja das klingt ganz nach Merlin.
    Sind andere Hunde dabei, ist es immer erstmal kein Problem, aber sobald die uninteressant sind, entfernt er sich weiter oder lässt sich zurückfallen und macht halt so sein Ding.


    Gott sei Dank war er noch nie verschwunden, dazu bewegt er sich auch zu langsam fort und macht auch keine Anstalten wenn man ihn einsammelt. Aber dennoch, es mangelt an Zuverlässigkeit.


    Das mit dem Schleppleine ausschleichen ist auch mein Plan, hier habe ich jedoch das Problem, dass wenn er die Schleppleine dran hat, er auch ein Geschirr an hat, sonst trägt er nur Halsband.


    Mein Plan ist jetzt so, erstmal nochmal das Schleppleinen Thema komplett auffrischen, dann Wäscheleine ans Halsband und schleifen lassen, dann Geschirr ausschleichen, Wäscheleine weiter am Halsband und dann Stück für Stück die Wäscheleine kürzen...


    Ich hoffe das fruchtet, so dass er zur schöneren Jahreszeit nächstes Jahr wieder öfters den Freilauf genießen kann, jetzt im Dunkeln ist mir die Schlepp auch lieber.


    Zum Jackpot: Merlin ist kein Spielzeug Typ, mal ganz nett, aber nichts Notwendiges für ihn, so hält sich das auch mit dem Futter, Leberwurst, Hüttenkäse, Käse, Katzenfutter, alles schon versucht, er entscheidet (wenn er nicht an der Schlepp war) von Fall zu Fall ob es lohnenswert ist zu kommen :/

  • Huhu,


    einzige Möglichkeit, dass dein Hund nicht in seiner Welt verschwindet, ist meines Erachtens, dass ihr nicht nebeneinander Gassi geht, jeder also macht, was er will, sondern ihr den Spaziergang zusammen gestaltet.


    Aus dem "Mach du mal, Hund" wird ein "Komm Hund, wir gehen raus und machen was gemeinsam"


    Und wenn er so stark unterscheidet, würde ich halt die Schleppe dran lassen, aber wirklich schleppen lassen, denn dann ist er aufmerksam und du hast die Chance, für ihn spannender zu werden als irgendwelche Spuren.


    Allerdings ist sowas eben "Arbeit" und das muss man wollen.
    Sonst bringt das alles nichts.


    ZOS ist doch nett, sonst vielleicht Dummy, UO, Tricks clickern, Schleppfährten trainieren o.ä.

  • Ganz klar ungehorsam. Denn es geht dabei immer darum, dass der Hund "in seiner Welt" etwas tun möchte, was wir nicht so gerne wollen...


    Mein Spitz kann sich da auch so herrlich vertiefen drin, im Mäusesuchen und fangen. Darf er, solange ich es erlaube bzw. solange er sofort abrufbar ist. Und das übe ich immer wieder. Da das Mäuse jagen selbstbelohnend ist, lasse ich ihn nicht gewähren, wenn ich es abgebrochen haben möchte. Heißt: Ich nehm die Füße in die Hand und breche es ab! Klar und unmissverständlich. Mit meinem Mountainbike habe ich ihn deshalb auch schonmal wie eine Furie auf einer großen Wiese verfolgt. :roll: Das hat ihn aber sehr beeindruckt :hust:


    Wenn ich nicht möchte, dass er seinem Hobby nachgeht, verbiete ich ihm den Weg zu verlassen bzw. zitiere ihn wieder aus der Wiese.


    Auch, wenn sie in ihrer Welt scheinen - Hunde bekommen das drumherum immer noch mit ;)


    Viele Grüße
    Corinna

  • Zitat

    Allerdings ist sowas eben "Arbeit" und das muss man wollen.
    Sonst bringt das alles nichts.


    Und wie ich das will, ich weiß ich habe in letzter Zeit zu oft beide Augen zugedrückt und ernte letztendlich jetzt das was ich gesät habe...
    Von daher ist nun seit einer Woche konsequent an der Schlepp und das wird auch erstmal so bleiben.

    Zitat

    Wenn ich nicht möchte, dass er seinem Hobby nachgeht, verbiete ich ihm den Weg zu verlassen bzw. zitiere ihn wieder aus der Wiese.


    Hier bin ich oft zu langsam oder zu gutgläubig, er macht das so unheimlich charmant. Grundsätzlich fehlt mir einfach eine passende Konsequenz (im Freilauf), heißt, tüdelt er mal wieder davon, wie mache ich ihm unmissverständlich klar, dass ich es nicht will?
    Hier hoffe ich dass sich das über die Schleppleine wirklich festigt.


    Das mit dem Spaziergang spannend machen...Dummytraining ist definitiv was, war mir gefallen würde, mir fehlt da noch etwas der Glaube an Merlin, ansonsten versuche ich ihn oft zu beschäftigen, aber wahrscheinlich muss ich mir auch einfach mal eingestehen, dass Merlin eben kein einfacher "Mitläufer" ist..


    Wäre es grundsätzlich eine Lösung das Graben bis auf weiteres komplett zu streichen?

  • Buddeln ist bei meinem grundsätzlich untersagt, weil ich es einfach blöd finde, wenn man über eine Wiese läuft und sich fast die Gräten bricht, weil da irgendein Hund ein Loch gebuddelt hat. Auch für andere Tiere ist das gefährlich.


    Kennt er ein Kommando auf dem Weg zu bleiben/draufzugehen? Das würde ich erst einmal üben über Bestätigung.


    Ich beschäftige meine Hunde beim Spaziergang übrigens gar nicht.


    Viele Grüße
    Corinna

  • bessere Tipps als die schon genannten fallen mir gerade nicht ein.
    ich finde ihr macht, wie es klingt was du berichtest, viele schöne Sachen zusammen; dein Hund gefällt mir u es läuft doch zum großen Teil prima!


    gerade heut morgen bei der Hunderunde dachte ich, u das möcht ich hier nun einwerfen:


    meine Piper ist jetzt seit 4 Jahren bei mir, sie wird 5 Jahre alt.


    sie hatte anscheinend schlechte Erfahrungen bevor sie bei mir landete.


    erst jetzt hört sie langsam auf, manchmal ein "fremder Hund" zu sein.
    manchmal scheint es "klick" in ihrem Kopf zu machen u sie ist woanders, so wie du es von Merlin beschreibst.


    ich will ihr ja ihr "Innenleben" nicht wegnehmen, sehe aber, wie lang es dauert, bis sie ihr "Vorleben" nach u nach ganz vergisst...


    also was ich sagen will: macht halt weiter so, genau so, u irgendwann merkst du, dass er seltener in seiner Welt entschwindet, je mehr ihr schon zusammen erlebt habt...
    nur Geduld


    *

  • flying-paws:


    Dank meiner Schludrigkeit kennt er ein Kommando für auf dem Weg bleiben, nimmt es aber nicht immer für voll.
    Das wird aktuell mit Schleppleine auf den neusten Stand gebracht.
    Ich arbeite hier nach AJT von Pia Gröning.


    Ich beschäftige mich ja gerne mit ihm unterwegs, aber natürlich ist der Gedanke reizvoll, dass er auch in Minuten der Nichtbeschäftigung abdriftet.


    Ich fürchte einfach, Merlin hat es perfektioniert. meine Lücken im System zu nutzen. Jetzt liegt es an mir, hier endlich mal die nötige Konsequenz walten zu lassen.

  • Huhu,
    Kommando im Freilauf durchsetzen? 3-4 kleine Kieselsteinchen in die Richtung werfen (NICHT AUF den Hund), alternativ ein Dreckbröckchen; Lärm von oben (HEY - Zu Mir) ...
    Ich mach das auch, bei meinen beiden geht's hauptsächlich um Schnüffelstellen. Reagieren Sie auf das erste "Weiter" nicht, kommt ein unfreundliches "HEY, WEITER", bei dem ich mich auch sofort auf die beiden zu bewege, um sie nötigenfalls mit Drängeln von der Schnüffelstelle zu entfernen.
    Grüßle
    Silvia

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