Zu Problemhund "erzogen"? (ausführlich ;-) )

  • Guten Morgen liebe Foris,


    mir ist durchaus klar, dass es möglich ist, Hunde ihre Probleme anzuerziehen, daher gibt’s nun hier auch meine Frage.


    Und zwar geht es um Luna, die angeblich zwischen 8 und 14 Monate als war, als sie vor 2,5 Jahren zu mir kam. Luna stammt aus Ungarn, angeblich auf der Straße aufgewachsen und wurde eingefangen, war nachweislich im Tierheim in Ungarn und wurde von da nach Deutschland geholt, da die Vermittlungschancen in Deutschland besser sind bekanntlicherweise. ;-) Also verliebte ich mich in diesen jungen kräftigen Mix auf dem Foto der Website, wo Luna mit der Rassenbezeichnung eines Golden-Labbi-Mixes betitelt wurde.


    Als ich sie besuchen wollte, war sie krank und als ich sie sah, schien sie neben Krankheit gerade nen Wachstumschub zu haben, so dass sie nur noch Haut und Knochen war. Böse Zungen behaupten, das wären unterschiedliche Hunde, aber ich halte dagegen. Naja, ist ja letztendlich auch egal. Luna kannte weder Halsband noch Leine, war sehr eingeschüchtert und vorsichtig bei Fremden. Auch Hühner lies sie damals da noch in Ruhe.


    Inzwischen ist sie erwachsen geworden. Der Jagdtrieb ist stark ausgeprägt, was aber nicht das Problem ist, wir kommen momentan ganz gut damit klar und demnächst teste ich ne neue Trainerin und ich weiß ja, gegen nen vorhandenen Trieb kann man nichts tun. Luna ist eine sehr vorsichtige Hündin, geht nicht zu fremden Menschen und ist bei Hunden vorsichtig, was auch weniger anerzogen ist, denke ich.


    Aber hauptsächlich geht es mit um den "Schutztrieb", oder doch nur nen unerzogener Hund? Luna ist ein sehr wachsamer Hund, gerade wenn sie bei Dunkelheit etwas sieht und jemand da ist, der da sonst nie ist bzw. nicht hingehört (Mensch auf der Pferdeweide, wo sonst nie Menschen sind, Mann im Unterholz,...), bellt sie bzw. fängt an zu knurren. Dabei macht sie sich groß, Ohren nach vorne, Rute nach oben, weshalb ich bei der Körperhaltung nicht von nem Unsicherheitsbellen sprechen würde. Da funktioniert dann aber auch kein "Aus", da hilft nur, weggehen, sie aus der Situation raus nehmen. Wenn jemand fremdes an sie dran gehen will, fängt sie an zu knurren (ok, ihr gutes Recht), benimmt sich dann aber auch nach Ermahnung, lässt sich abrufen etc.


    Bei uns in der Wohnung fällt es mir allerdings etwas schwerer, weshalb ich wohl gerne Rat hätte bzw. gesagt bekommen würde, was ich falsch mache, wenn ich was falsch mache.
    Wenn es klingelt, wird erst mal 1-3x gewufft, ist auch nicht tragisch, sie wird dann in ihre Kudde geschickt und fertig. Wenn wer fremdes durch den Flur geht, wird kurz gewufft oder gebrummelt und dann ist ok. Wenn ich wen rein lasse, dürfen die Hunde ihn natürlich auch besuchen. Luna bellt generell erst Mal, kommt aber schnell wieder zur Ruhe, wenn sie die Leute kennt. Wenn sie denjenigen aber nicht/kaum kennt, kann es schon sein, das sie sich drohend davor stellt und knurrt. Aber auch da lässt sie sich von mir zurecht weisen und in die Kudde schicken. Wenn es bekannte Personen sind, ist der Fall für sie erledigt.
    Ist es aber nen Handwerker etc., der durch die Wohnung läuft, dann wird sie unruhig und hat vor einiger Zeit auch schon nen Mann gestellt, als ich kurz nicht im Zimmer war (hab ne 1-Zi-Wohnung, nur nen abgetrenntes Bad). Seit dem bin ich vorsichtig und die Kudde wird in eine andere Raumecke geschoben bzw. in den Flur und Luna wird angebunden, denn ich weiß nicht, ob sie mehr machen würde und ich möchte ihr nicht das Recht geben, demjenigen hinterher zu schleichen und zu brummeln, denn das gehört sich nicht. Klar sollte ich ihr vermitteln, dass alles ok ist, anstatt sie für den Moment festzubinden, aber wie soll ich es tun? :???:


    Möglichkeiten in ner 1-Zi-Wohnung sind begrenzt. Dann gibt es die Leute, die an nur eine Ecke müssen, wenn sie an der Kudde im Abstand von 1m entlang gehen, hört man Madame schon brummeln. Klar könnte ich sie anmeckern, aber das bringt es auf Dauer ja auch nicht, da sie auch schon ein Mal in die Richtung geschnappt hat (in die Luft), als wer an ihrem Kissen lang ging vor längerer Zeit (ja, manchmal läuft man zu blind durchs Leben und Hund muss erst die selbst aufgelegte Grenze überschreiten, damit man begreift, dass etwas nicht so locker genommen werden kann). So kommt auch dann die Kudde in die andere Zimmerecke, das klappt soweit.


    Wenn wir dann aber bei wem anders sind und im Wohnzimmer z.B. genächtigt haben, zeigt sie gleiches Verhalten auch dort, was das Verteidigen etc. angeht, genau so wie bei meiner Mutter etc., wo wir öfter sind. Ihr bekannte Personen dürfen rumrennen, wo sie wollen, aber kommt wer Fremdes hinzu, gibts Ärger. Auch bemerkt habe ich sowas ähnliches draußen. Wir waren im Sommer mit einer Gruppe unterwegs, haben am See angehalten, Taschen an nen Baum gelehnt etc. Es kamen fremde Hunde hinzu. Als sie zu den Hunden kamen, kein Problem, aber als sie zu den Taschen gingen, kam Luna angeschossen, um die Taschen für sich zu beanspruchen.


    So, nun habt ihr nen kleinen Einblick, nen ellenlangen Blick und ich würde mich über Einschätzung freuen, ob ihr meint, die Fehler liegen bei mir, oder ob es auch teilweise Veranlagung sein kann (Magyar Agar, was eventuell in Luna sein könnte, werden in Ungarn z.B. neben der Jagd auch für die Bewachung von Höfen etc. eingesetzt). Und natürlich die Bitte um Tipps, was ich tun kann.


    Und sorry für den ellenlangen Text, aber wnen ich irgendwem helfne mag, mag ich ja auch ausführliche Infos. :ops:

  • Hallo Manuu,


    Ich meld mich mal, weil mir die Thematik "Hund meint, alles/uns bewachen (kontrollieren) zu müssen, aber geht noch nicht soweit, Fremde ernsthaft anzugehen" nicht unvertraut ist.


    Also, wenn ich das richtig verstanden habe, möchtest du wissen, wie du
    a) Luna dazu bringst, nicht mehr alles zu stalken was bei euch zu Besuch ist (und ich finde, Handwerker gehen sehr wohl als Besuch durch, denn schliesslich lässt DU sie ja in die Wohnung und DU erlaubst ihnen, sich dort frei zu bewegen) -> also wirkungsvoller Verhaltensabbruch, bzw. mit der Zeit Abgewöhnung
    b) Luna ein Gefühl der Sicherheit gibst, dass du dich schon um alles kümmerst und es nicht ihre Aufgabe ist


    Soweit richtig?


    Anbinden ist sicher mal hilfreich, um sie am Hinterherlaufen zu hindern, aber bei meinem Hund hat das allein nicht wirklich viel gebracht, da er auch an der Leine noch wunderbar kommentieren konnte, dass ihm der Jemand in unseren Privatbereich nicht passt.


    Wie reagierst du denn, wenn Luna bellt oder Besucher stellt? Wirst du sauer, bist du genervt, ist es dir peinlich? Schimpfst du mit ihr, oder schluckst du deinen Ärger runter und versuchst, sie zu beruhigen?


    Ich muss leider berichten, dass ich all das bei meinem Hund gemacht habe, und nichts hat geholfen. Bei uns waren es weniger Besucher zu Hause, als die Kollegen und Besucher am Arbeitsplatz. Klassisches Beispiel war die Putzfrau, die mit ihren Putzgerätschaften uneingeladen in jeden Winkel des Büros vordrang, die ging sehr lange bei ihm GAR NICHT. Mir war das schon so peinlich, dass ich seine Pipirunden immer so legte, dass sie auf den Besuch der Putzfrau fielen. Auch Leute und Aktivitäten, die ihm verdächtig schien, wurden von seinem festen Platz aus angegrummelt und selbst aus der hintersten Ecke (wohin ich den Platz irgendwann verlegt hab) noch gemeldet. Er hat es einfach nicht kapiert, da konnte ich ihn noch so oft auf den Platz schicken, dort anbinden, Sichtschutz aufstellen etc. Frau ist ja erfinderisch und leidensfähig :roll:


    Was bei uns letztendlich geholfen hat - und ich trau es mir hier fast nicht zu schreiben, hätte auch selber nie gedacht, dass ich so tief sinken würde, aber pfffft, was solls - der völlig kommentar- und emotionslose Einsatz von Wasser-Spritzgeräten (Blumensprüher, Wasserpistole) bei jedem Versuch, Hausmeister zu spielen.
    So ein Ding lag immer griffbereit, wurde auch Besuchern mal in die Hand gedrückt, tat Hundi nicht weh (anfangs beeindruckte ihn das auch nicht gross), aber mit der Zeit wurde aus dem "Bäääääh, net schon wieder" ein "Is ja schon gut, ich weiss...", und mittlerweile kann Monsieur wunderbar akzeptieren, dass sein KORB, und NUR sein Korb, sein Castle ist. Alle anderen dürfen überall herumlaufen, ohne dass es ihn zu interessieren hat. Ich glaube auch, dass es ihm als Nebeneffekt in der Zwischenzeit auch mehr Sicherheit gibt, denn er bleibt z.B. immer öfter entspannt im Korb liegen, wenn ich den Raum verlasse. Sonst war das für ihn immer Grund, selbst aus dem tiefsten Schlaf hochzuschrecken und mir heimlich zu folgen - auch wenn es aufgrund der Leine nur 2 Meter waren.


    Ich kenne deine Luna nicht, und ich will dir auch nur beschreiben, wie unsere Problematik war und dass am Ende der konsequente Einsatz von was sehr Trivialem erfolgreich war. Mein Kleiner hat/hatte viele hausgemachte Macken, und ich hab an den meisten mit etlichen Tips und Tricks vom Hundetrainer, Hundeschule etc. herumgeschraubt, ständig gezweifelt, dass ich es nicht hinkriege, und am Ende war es so, dass ich nur eine Methode brauchte, mit der ich souverän und ohne schlechtes Gewissen umgehen konnte, und durch die ich Milo nicht noch mehr "Wichtigkeit" vermittelte (schimpfen, schämen und auf den Platz bugsieren war ja jedes Mal wieder Bestärkung für ihn).


    Wünsch dir viel Erfolg und einen kühlen Kopp, und hier kommen sicher noch andere nützliche Tips, die politisch korrekter sind als den Hund mit ner Wasserpistole abzuschiessen ;)

  • Auch wenn Du räumlich sehr begrenzt bist: Wo steht der Hundekorb? Leidet Dein Hund vielleicht unter der irrigen Annahme, dass aufgrund der Position des Körbchens (am Eingang oder im Flur) er als Aufpasser angestellt ist? :D


    Vielleicht - falls noch nicht geschehen - kann man durch das Umstellen des Korbes schon etwas erreichen?


    LG


    PS. Und nein milospeed, ich glaube nicht das es dem Hund einen irreparablen Gehinrschaden zufügt, wenn er mal einen Stoß mit der Wasserpistole abbekommt. Die Alternative wäre vielleicht ein Loch im Bein des Besuchers... ;)

  • Zitat

    Auch wenn Du räumlich sehr begrenzt bist: Wo steht der Hundekorb? Leidet Dein Hund vielleicht unter der irrigen Annahme, dass aufgrund der Position des Körbchens (am Eingang oder im Flur) er als Aufpasser angestellt ist? :D


    Vielleicht - falls noch nicht geschehen - kann man durch das Umstellen des Korbes schon etwas erreichen?


    nein, man geht nur dran vorbei, wenn man in die Küche geht, aber ist vom Flur und Eingang sehr entfernt
    entfernter geht kaum (bis auf die Küche ;) )

  • Hm Manu :???: warum bekommt Luna nicht das Kommando auf ihrem Platz zu bleiben, solange sie meint, den Besuch bewachen zu müssen?
    Ich sehe da irgendwo kein Problem, denn das ist eine reine Übungssache.

  • Hi Manu,


    ich denke es fehlt dir einfach nur an konsequentes Management. :???:


    Egal wo der Hund herkam (unsere Große aus Bulgarien), er wird so erzogen das er keinen Besuch oder Handwerker belästigt. Ich habe es auch anfänglich schleifen lassen und erst vor einem Jahr angefangen richtig durchzugreifen. Alle 3 Hunde liegen jetzt bei Besuchen, egal wer, in ihren Körben. Ein kurzes Grummeln von Buffy ist erlaubt mehr nicht.


    Deine nächtlichen Begegnungen können schon von Unsicherheit ausgehen und die Haltung des Hundes zeigt er nicht nur bei Verteidigungabsicht sondern auch bei Unsicherheiten - heißt ja nicht Angst.


    Da würde ich auch einfach rasch weitergehen und kein Aufsehen machen.


    Hat ein Hund gelernt verläßlich auf einem Platz zu bleiben, hat man auch kein Problem bei Besuchen anderer Personen. Du musst den Hund deutlich führen und bei diesen Arten (Gegenstände oder Rescourcen bewachen / verteidigen) Grenzen setzen. Da kannst du den Hund auch entfernt absitzen / liegen lassen und er muss dort verbleiben, wenn andere Leute / Hunde an die Gegenstände gehen.


    Wir wohnen mit unseren Hunden auch nur in einer 1,5 Zimmerwohnung und es klappt sehr gut.


    Mit viiiel Geduld, Konsequenz und Üben wirst du es auch schaffen eine relaxten Hund zu bekommen.


    Das Körbchentraining habe ich erst gestern einer Userin an die Hand gelegt. Wenn du möchtest kannst du dich mal durch meine Threads quälen. ;)


    LG Sabine

  • Hej du,


    ich kann dir keine Antwort darauf geben, ob es tatsächlich reine Erziehungssache oder auch Veranlagung ist, aber zumindest ein wenig kommt mir das Thema bekannt vor, vielleicht hilft es dir, wenn ich beschreibe, wie es bei uns war.


    Jeppe ist tatsächlich schon immer ein recht unsicherer Hund gewesen, er interessiert sich nicht für fremde Menschen und mag auch nicht gerne von diesen spontan angefasst werden. Gibt man ihm etwas Zeit, ist alles super.


    Eine Weile jedoch hatte er eine heftige Phase, er hatte vor allem Angst und war enorm unsicher. In dieser Zeit begann es auch, dass er versuchte, Menschen zu verbellen, die in unsere Wohnung kamen. Er bellt nie, wenn es klingelt, er geht auch nie zur Tür, das überlässt er mir, es war also scheinbar keine Ressourcenverteidigung. Auch unser Trainer meinte, es sei reine Unsicherheit und wir müssten ihm mehr das Gefühl geben, dass wir alles für ihn regeln.


    Ich war da anfangs etwas überfragt, da ich mir nicht erklären konnte, wieso ich ihm nicht genug Sicherheit vermittelte. Dann wurde mir klar, dass ich mich automatisch verkrampfte und nervös wurde, wenn wir Besuch bekamen, weil ich mir schon vorher überlegte, was alles schiefgehen könnte. Das musste ich also ändern.


    Ich änderte schließlich meine Grundeinstellung, vertraute meinem Hund wieder mehr und wusste schon vorher, wie ich bestimmte Situationen regle. Mittlerweile mache ich es so, dass ich ihn ins Sitz schicke, wenn Besuch kommt, den er nicht gut kennt. Dann begrüße ich mit ihm gemeinsam den Besuch und er wird von den anderen Leuten für sein ruhiges Verhalten belohnt. Kommt zum Beispiel nur der Postbote und klingelt, dann darf Jeppe gucken, wer da ist, mehr aber auch nicht.


    Bei Leuten, die er gut kennt, öffne ich die Tür und er kommt dann und kann gleich gucken, wer da kommt. Seitdem mit klar geworden ist, dass es vor allem an meiner Grundeinstellung lag, hat er ehrlich gesagt nie wieder einen anderen Menschen in der Wohnung verbellt. Bei Handwerkern usw. hat er gar keinen KOntakt, aber das wird bei dir ja schwer zu machen sein. Wie gesagt, ich weiß nicht, ob ich dir helfen konnte, aber so war es bei uns.


    Liebe Grüße,


    Nehle mit Jeppe

  • Zitat


    Aber hauptsächlich geht es mit um den "Schutztrieb", oder doch nur nen unerzogener Hund? Luna ist ein sehr wachsamer Hund, gerade wenn sie bei Dunkelheit etwas sieht und jemand da ist, der da sonst nie ist bzw. nicht hingehört (Mensch auf der Pferdeweide, wo sonst nie Menschen sind, Mann im Unterholz,...), bellt sie bzw. fängt an zu knurren. Dabei macht sie sich groß, Ohren nach vorne, Rute nach oben, weshalb ich bei der Körperhaltung nicht von nem Unsicherheitsbellen sprechen würde. :


    das find ICH völlig ok und möchte, dass mein Hund mich darauf aufmerksam macht und sich auch präsent zeigt um im Notfall einzugereifen.


    Zu dem "Stalking" Problem:


    Ich habe den Eindruck, durch das Einschränken machst du den Besuch wichtig und bedrohlich (Luna soll Abstand halten).
    Dadurch kann sie den Fremden noch weniger Einschätzen und gibt die Komentare ab. Da dann noch "draufzuhauen" und Ruhe zu fordern, würd ich nicht machen, das bringt noch mehr Druck rein.


    ich würde sich frei laufen lassen, sie darf Abstand halten aber auch schauen gehen. Ein paar Trofus hinrollen aber keinen großen Aufriss machen, wenn da wer an der Heizung schraubt.


    Auch dem Handwerker sagen, dass er sie nicht beachten soll.

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