Grenzen von Erziehungsmodellen im Stil von Animal Learn

  • Wenn mein Fall hier schon als Beispiel dient , möchte ich mich auch mal zu Worte melden :smile:


    Wir sind jetzt bei Linda Krick von Canis-Kynos , damit sind wir sehr zufrieden . Ich bezeichne es als "Mittelding" . Habe schon einige Trainer kennengelernt , von "Wattebällchenwerfer" bis hin zu Trainern die ich nicht mehr als Trainer sondern eher als Quäler bezeichnen würde .


    Tierpsychologen , Verhaltensexperten , Hundetherapeuten etc. schiessen wie Pilze aus dem Boden . Mit super ausgearbeiteten Geschäftsmodellen . Früher gab es Hundetrainer die mit Herz bei der arbeit waren , heute sollte man schon genau hinschauen in welche Hände man sich begibt . Ein schöner Name und ein bis ins kleinste ausgearbeitete Konzept ist nicht immer Garant dafür , das der Hund/Mensch da am besten aufgehoben ist .


    Es ist sehr schwer über ein Forum Rat zu diesem Thema zu bekommen und noch schwerer Rat darüber zu geben ( weil man einfach nicht die Gegebenheiten kennt ) .


    Ich habe auch extra in meinem Thread darauf hingewiesen , das ich keinesfalls eine generelle Ablehnung gegen eine HS bzw. dessen Konzept habe ( z.B. D.O.G.S. ) . Jeder muss für sich rausfiltern , womit man sich am besten identifizieren kann und was das beste für das Hund-Mensch Gespann ist .

  • Zitat

    Ich habe irgendwie das Gefühl, dass es bei Erziehungsmodellen wie Animal Learn einfach eine klaffende Lücke zwischen Theorie und Praxis gibt


    Ich glaube nicht, dass da wirklich eine Lücke klafft sondern dass es eher an der Umsetzung der jeweiligen Trainer liegt.


    Ich habe auch eine Trainerin, die bei animal learn ihre Grundausbildung gemacht hat. Danach war sie bei unzähligen Seminaren zu allen möglichen Themen, hat eine Zusatzausbildung in der Schweiz gemacht und ist in meinen Augen absolut kompetent. Bei ihr ist das Training absolut positiv, aber es besteht nicht zu 100 % aus ignorieren unerwünschten Verhaltens. Es gibt klare Grenzen und Regeln, die ich mit viel Geduld aber sehr konsequent einfordere. Ist manchmal nicht leicht, aber wir machen Fortschritte. Sie hat mir z.B. erklärt, dass er die Pferde (die den Weg lang kamen) zu ignorieren hat. Damit er das schafft soll ich ihn ablenken mit kleinen Leckerlisuchspielchen. Ich muss aufpassen, dass ich zwischen dem zu ignorierenden Objekt und meinem Hund bin. Das ist nicht ganz einfach,vor allem wenn der Hund die Pferde auch schon gesehen hat, aber es hat funktioniert (und ich war sehr erstaunt). D.h. beim ignorieren warte ich nicht ab bis der Hund sich wieder einkriegt sondern helfe ihm aktiv.


    Was ich bei meiner Trainerin außerdem sehr schätze ist, dass nicht ausschließlich am hundlichen Verhalten gearbeitet wird sondern auch viele andere Faktoren berücksichtigt werden. Bei uns war das Ergebnis, dass Pedro ziemlichen Stress hat, ausgelöst z.T. durch seine Vorgeschichte in Spanien, z.T. durch mein eigenes Unwissen (wenn Hundi lustig rumspringt will er spielen und wir toben ohne Ende, schöne Spaziergänge durch den Wald machen uns beiden Spaß, immer schön viele Hunde treffen, damit er gut sozialisiert ist/bleibt, ...).Außerdem vertrug er das Futter nicht, welches ich ihm gefüttert, schläft viel zu wenig und er sucht sich im Haus einige Schlafplätze, die ihm nicht gut tun. Wir haben dann zusammen die nächsten Wochen besprochen, wie ich schaffen kann, dass er den Stress senkt. Die Umsetzung ist nicht immer einfach, aber ich sehe deutliche Erfolge.


    Ich hatte vorher 2 andere Hundetrainer. Der eine arbeitete mit Leinenruck (gott sei dank nur leicht) - aber außer der Ruckerei fiel ihm wenig ein. Die andere arbeitete auch absolut positiv, aber mir gefiel die Umsetzung nicht so ganz. Hatte ich Fragen wurden sie teilweise nur schwammig beantwortet oder sie meinte sie müsste die Situation erst sehen bevor sie was sagen könne. Bei meiner aktuellen Trainerin hatte ich von anfang an das Gefühl, sie versteht mich und meine Probleme und versucht mir zu helfen sie individuell zu lösen und möchte nicht nur ihr gelerntes Repertoir abspulen.


    Gruß Conny

  • Zitat


    Aber wenn mein Idiotenterrier einen anderen Hund fressen will, würde ich das gewiss nicht ignorieren und mit dem Clicker bewaffnet auf ein richtiges Ohrzucken warten ;)


    Sorry, ich will nicht rumstänkern, nur ein Hinweis: Du musst nicht auf ein richtiges Ohrenzucken warten, Aggression an sich kann nicht operant verstärkt werden. Der "positive" Ansatz wäre also, immer bei Sichtung eines "Ich fress dich" Hundes, zu clicken, bis sich die Emotionen im Hundehirn gegenüber des Erzfeindes ändern. Die Emotionen entscheiden letztendlich, bevor der Hund irgendeine "bewusste" Handlung ausführt, was er tun wird (ist bei Menschen nicht anders). Natürlich kann er dann immer noch bellen, es herrscht aber eine andere emotionale Grundsituation, die ein einfaches Verlangen eines Alternativverhaltens möglich machen.
    Man kann auch in das Fixieren eines anderen Hundes reinclicken, Fixieren ist eine unbewusste Handlung des Hundes, durch Adrenalin ausgelöst, und unbewusstes Verhalten ist eben auch nicht verstärkbar. Dafür kann man aber die Emotionen wirksam verändern ;)


    Übrigens empfehle ich dir auch Cum Cane, wissenschaftlich fundiert und alle vier Quadranten der Lerntheorie effizient anwendend.

  • Noch mal zu rein Positiv: Das bedeutet nicht nur über positive Belohnung, sondern zu rein positiv gehört auch die positive Strafe. also es wird dem Hund nicht nur was angenehmes zugefügt, sondern auch unangenehmes.


    Also wenn jemand sagt, das er rein positiv arbeitet, dann würde ich immer nachfragen, wie er das genau meint ;)

  • sunnydiver hats gut auf den punkt gebracht:


    Zitat

    Rein positiv und klare Grenzen ist ja nichts Gegensätzliches sondern für mich der Schlüssel zum Erfolg. Insbesondere die unbedingte! Konsequenz von meiner Seite und das deutliche Aufzeigen was ich möchte und was nicht


    egal welcher trainer von welcher fraktion auch immer einem hilft: das umsetzen und das erstellen von regeln kann einem ein trainer nie abnehmen.


    s ist wie beim reiten: der reitleher kann dir von unten sagen: bein lang und grade sitzen - TUN muss man es selber. (und runterfallen muss man auch allein ;) ).


    ich weiss ja nicht, wie oft man zu einem trainer in der regel geht - 2 x pro woche? - und den rest der zeit ist man allein mit seinem hund.


    und was das einhalten bestimmer regeln betrifft denk ich mal, muss man wohl zu allererst lernen, sich selber auch an diese zu halten.


    binsenweisheit - ich weiss. aber ich weiss auch, dass ich immer wieder hundehalter seh, die zwar sagen "mein hund soll das nicht" - aber selber immer wieder ausnahmen von der regel zulassen.




    rather ripped, du schreibst, du bist zu soft. was heisst das?


    allgemein, was heisst " seitdem ich klarer und härter bin" wie auch schon weiter vorne erwähnt?


    klare und einfache regeln aufstellen und immer für die einhaltung sorgen - daran ist nix soft - sondern das ist nur fair.


    ich nenne sowas nicht "härter" werden - muss ich nämlich gar nicht - sondern einfach nur konsequenter werden.


    ich glaub ja eh, dass die meisten hundetrainer wohl eher menschentrainer sind - und viele menschen brauchen wohl ein regelwerk von aussen, an dass sie sich auch selber halten können.


    Cerridwen, da hast du natürlich recht. da kommts immer gern zu begriffsverwirrungen.

  • Zitat

    Klar ist es auch Situationsabhängig und man hat mal schnell ne Hemmung dem Hund die Leine vor die Füße zu Pfeffern, wenn man in vollen Bus steht.
    Genau so etwas merkt der Hund aber. Da würd ich als Mensch eher versuchen den Rest auszublenden und in meinen Reaktionen auf den Hund gleich zu bleiben, auch wenn das bedeutet, mal den Unmut der Umgebung auf sich zu ziehen.


    Das meinte ich nicht.
    Der Hund reagiert in unterschiedlichen Situationen ganz unterschiedlich. Manchmal fällt es ihm leicht, die Aufmerksamkeit zu halten, und artig zu sein, manchmal nicht. Man muss es situationsabhängig machen, wie viel man ihm abverlangen kann. Wenn Hundchen gezielt vom lieben Tantchen zum anspringen angestachelt wird, bringt es nichts, den Hund mit allen Mitteln der Kunst zu 'unterdrücken'. Wenn auf weiter Flur nix ist, die Hunde bei lauem Wetter so vor sich hindümpeln auf der Wiese, und auf einmal die Duftspur eines fremden Hundes interessanter ist, als mein Rufen, dann ist durchaus Durchsetzungsstärke (-härte) gefragt.


    Zitat

    Einen bettelnden Hund, der fragt ob ich ihm was von meinem Essen übrig lasse, würde ich aber schon ignorieren und in Ruhe weiter essen.


    Auch wenn dir die Hundesabber auf den Teller tropft?
    MMn gibt es 30 verschiedene Arten, um nach Essen zu betteln. :D
    Es gibt z.B. die dümmlich-trottelig-aufdringliche Art, die neue Hunde nur zu Beginn zeigen,
    da reagiere ich in etwa so


    Dann gibts z.B. die "ich-will-nur-mal-gucken"-Art .. dumdidum .. da reagiere ich dann so


    Dann gibts noch die Art "ich guck ja gar nicht. .. Siehst du, wie ich nicht gucke? Ich guck in ne gaaaanz andere Richtung :pfeif: "
    da muss ich dann manchmal
    xD
    und dann gibts hin und wieder nen Haps (Häpsleinchenchen) ab. :ops:


    Und dann gibts ja noch das 'betteln' nach den eigenen Hundeleckerlis. ;)

  • Ich meinte mit rein positv, natürlich nur die Belohnung und keine pos. Strafe :smile: .


    dragonwog: Mag sein, das das Lerntheoretisch richtig sein mag, aber meinen Hund zu clickern wärend er kurz vorm ausrasten fixiert? Ne, das ist mir zu abstrakt.


    Das Leine vor die Füße schmeißen ist aber Strafe und provoziert Meideverhalten. Das geht streng nach AL eben nicht.

  • Zitat

    Sorry, ich will nicht rumstänkern, nur ein Hinweis: Du musst nicht auf ein richtiges Ohrenzucken warten, Aggression an sich kann nicht operant verstärkt werden. Der "positive" Ansatz wäre also, immer bei Sichtung eines "Ich fress dich" Hundes, zu clicken, bis sich die Emotionen im Hundehirn gegenüber des Erzfeindes ändern. Die Emotionen entscheiden letztendlich, bevor der Hund irgendeine "bewusste" Handlung ausführt, was er tun wird (ist bei Menschen nicht anders). Natürlich kann er dann immer noch bellen, es herrscht aber eine andere emotionale Grundsituation, die ein einfaches Verlangen eines Alternativverhaltens möglich machen.
    Man kann auch in das Fixieren eines anderen Hundes reinclicken, Fixieren ist eine unbewusste Handlung des Hundes, durch Adrenalin ausgelöst, und unbewusstes Verhalten ist eben auch nicht verstärkbar. Dafür kann man aber die Emotionen wirksam verändern ;)


    Übrigens empfehle ich dir auch Cum Cane, wissenschaftlich fundiert und alle vier Quadranten der Lerntheorie effizient anwendend.


    das war ein Scherz :D Hätte ich vielleicht kennzeichnen sollen.
    Mir ist das wohl bewusst, wie man da arbeitet.


    Ich habe selbst vor 4,5 Jahren einen Hund bekommen, der hochaggressiv war. Natürlich habe ich da nicht gewartet, bis er den Dackel im Maul hatte, sondern vorher reagiert und aus 200m ein freundliches Ohrenzucken belohnt. ;)


    Nur wenn ich plötzlich in die Situation komme, neuer Hund der Terror macht und zuschnappt, werde ich das nicht ignorieren sondern in der Situation die Notbremse ziehen.

  • Zitat

    dragonwog: Mag sein, das das Lerntheoretisch richtig sein mag, aber meinen Hund zu clickern wärend er kurz vorm ausrasten fixiert? Ne, das ist mir zu abstrakt.


    Ja, es klingt abstrakt, aber wenn man sich die Fakten vor Augen hält und vor allem einige Male gesehen hat, wie effektiv das clicken des Fixierens ist (auch wenn man erstmal mit Bauchschmerzen zusieht ;) ) hat man ganz schnell eine andere Meinung,

  • Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass ein Hundetrainer als einzigen Rat gibt, das Problem zu ignorieren.
    Hat da der HH nicht was falsch verstanden ?
    Das gewisse Dinge zu ignorieren sind seh ich ja ein, aber alles was der Hund an "Fehlverhalten" zeigt ?

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