Hundeleben um jeden Preis?

  • Ich musste gott sei Dank noch kein Tier in den Tod begleiten, aber als ich die letzten zwei Tage in Krankenhaus lag, war im Nebenbett eine alte Dame, die in mir einfach nur Mitleid erregt hat.
    Sie konnte noch sprechen, aber lag die gesamte Zeit an Infusionen, wurde künstlich ernährt und schaffte es gerade mal auf einen Nachttopf. Ein Katheder lag ebenfalls und sie musste alle Stunde gewendet werden von den Pflegern.
    Ist sowas noch lebenswert?
    Ich habe beim Menschen für mich immer beschlossen, solange man geistig noch da ist, wo man hingehört, ist alles okay, aber so langsam zweifle ich auch daran, wobei diese Frau vermutlich keinen Wunsch hatte, zu sterben.

    Mein Hund ist sehr bewegungsfreudig und die Tage, wo er seine Pfoten kaputtgelaufen hatte, ist er wirklich nur wenns absolut nötig war, rausgegangen und in den Garten musste ich ihn tragen...
    Wäre das etwas ernsteres als nur Blasen gewesen, hätte ich das nicht lange mitansehen können.
    Egal, ob er noch nichtmal drei Jahre alt ist, würde er wirklich nicht mehr ohne meine Hilfe aufstehen und herumlaufen können, würde ich keinen Sinn mehr sehen, denn er braucht das Laufen einfach, der würde sonst verrückt werden.
    Gerade bei solch einem jungen Hund ist sowas vermutlich doppelt grausam, als ein Senior, der sich evtl. schon daran gewöhnt hat, weniger zu laufen, weil er es nicht mehr schafft.

    Dennoch sehe ich es so, dass es bitte jeder selber entscheiden sollte. Selbst, wenn es in einigen Fällen falsch ist, man sollte seine Aufklärungsarbeit woanders beginnen, denn für mich sind Halter, die ihre Hunde vielleicht ein wenig zu lange leben lassen, das kleinste Übel von allem, was bei unseren Hausgenossen so schief geht.

  • Ich finde es schlimm genug, dass Menschen so entsetzlich leiden müssen - da muss es mein Tier bestimmt nicht. Wenn es dauernd schlimme Schmerzen hat, schwerst krank ist, unheilbar - dann erlöse ich es. Bei unserer Hündin kam auch der Tag, als ein bis dato unbekannter Milztumor rupturierte. Es kam zur Not-OP, wir wurden angerufen, außer der Milz sei auch der Darm und die Leber von Tumoren übersäht - da haben wir beschlossen, sie gar nicht mehr aufwachen zu lassen. Schade, dass Menschen diese Wahl nicht haben.

  • also wenn ein fitter hund krank wird, aber chancen auf heilung bestehen, würde ich alles versuchen, unabhängig vom alter, nur abhängig vom (sonst) körperlichen und geistigen zustand.

    ansonsten lieber das leiden beenden, schließlich haben wir unsere hunde dank moderner medizin schon gute 12 bis 16 jahre, da kann man die möglichkeiten der medizin auch nutzen um ihm dann (schwere) leiden zu ersparen, die er zu lebzeiten nicht mehr überwinden könnte.

    ich hab immer so ein bisschen als richtlinie im kopf spielen-laufen-fressen. wenn die sachen noch gehen, hat der hund sich seine chance verdient.

    bei meinem alten hund wars denn später so, dass er nicht mehr laufen mochte, konnte kaum noch alleine aufstehen und nach nichtmal 100 m spazieren war die kraft weg und ich musste sie zurücktragen. Ca. 2 wochen habe ich hin und her überlegt, geistig war sie noch so voll da, aber der körper kam an seine grenzen. eines morgens beobachtete ich sie heimlich wie sie versuchte aufzustehen und ihr einfach die kraft dazu fehlte. als ich in den raum kam und sie mich sah hat sie alle ihre letzten kräfte mobilisiert und ist aufgestanden - nur für mich. das war der punkt an dem ich mir dachte hier ist schluss! mein hund soll nicht nur noch für mich weiterleben wollen. ich verbrachte drei letzte wunderschöne stunden mit ihr zusammen auf der couch und fuhr dann zum tierarzt...

  • Zitat

    also wenn ein fitter hund krank wird, aber chancen auf heilung bestehen, würde ich alles versuchen, unabhängig vom alter, nur abhängig vom (sonst) körperlichen und geistigen zustand.

    in dieser situation bin ich gerade. mein samy hat im abstand von 10 wochen beide achillessehnen gerissen und muss knapp ein viertel jahr liegen. er darf täglich 3 mal in den garten laufen zum lösen aber das wars.

    ich habe lang überlegt, ob man das einem so lauffreudigen tier antun kann, außerdem ist der dobi mit 9 jahren nicht mehr der jüngste. aber ich habe mich dafür entschieden. ich habe schon 11 wochen hinter mir und langsam ist land in sicht. mein dobi macht sich super. er bleibt brav liegen und zeigt weiterhin lebensfreude. ich laste ihn ihm liegen und stehen mit zos und tricks aus.
    nach der op sind die sehnen "wie neu" und er kann uneingeschränkt belastet werden. wenn er das erste mal wieder mit voller dobipower über eine wiese rennt, werde ich vor freude heulen wie ein schlosshund.

    sprüche wie "schläfer ihn doch ein und kauf dir von dem geld n welpe!" oder "wie kann man nur 2000 euro in einen alten hund stecken!" musste ich sowohl von hundebesitzern, als auch von nicht-hundlern hören. traurig aber gott sei dank hab im endeffekt ich die entscheidungsgewalt.

  • Hm, mein erster Hund ist fast 18 Jahre alt gworden. Bis zum letzten Tag wollte sie spazieren gehen, wollte raus, schnuffeln, sich bewegen...

    Bei ihr standen wir aber auch nicht vor der Wahl, sie hatte einen Milztumor, faustgroß und das in einem Dackelkörper. Die OP hätte vermutlich sogar ein junger Hund nciht überstanden.

    Also haben wir sie sofort über die Regenbogenbrücke geschickt. Und das tat so unendlich weh.

    Ich denke, wenn mein Hund an einem Punkt wäre, wo er das Haus nicht mehr verlassen kann oder will, ein Punkt, an dem nicht mal mehr 10 Minuten schnuffeln im Garten möglich wären, dann würde ich ihn einschlafen lassen. Ein Leben im haus, nur im Körbchen und nur für ein bisschen Futter ist kein Leben. - In meinen Augen. Selbst wenn es Medikamente gäbe, die den Hund schmerzfrei halten, sein Herz schlagen lassen und das Hirn besser durchbluten lassen. Es wäre nicht mehr das Leben, das ein Hund führen wollte.

    Wäre mein Hund unheilbar krank, würde ich genau diese Punkte abwarten. Und dann die richtige Entscheidung treffen, dabei heulen, Seelenqualen leiden und endlos traurig sein. Aber ich könnte in den Spiegel schauen.


    Ich habe drei meiner Großeltern im Alter vor sich hin siechen sehen. Ja, schmerzfrei waren sie, aber ein Leben war das nicht mehr. Ich hoffe, mich trifft irgendwann der Blitz und ich falle tot um. Ich hoffe, die Gesetze und persönlichen Rechte entwickeln sich so weit, dass ich irgendwann verbindlich und unumstößlich festlegen kann, dass ich einfach nur sterben möchte, wenn es soweit ist. Keine lebensverlängernden Maßnahmen.

    Und ich bin froh, diese verantwortungsvolle Entscheidung irgendwann für mein Tier treffen zu können. Ich möchte kein Siechtum sehen, ich möchte nicht jeden Tag hoffen, dass mein Hund vielleicht nochmal mit dem Schwanz wedelt, als ein Zeichen, dass es ihm vielleicht noch Freude bereitet, zu leben.

    Nein, mein Hund soll sein Leben jeden Tag genießen können. Bis zum letzten Tag. Ich will zurück blicken können und guten Gewissens sagen können, dass bis zuletzt jeder Tag ein schöner Tag war. Das ist meine Verantwortung.

    Und jetzt, da ich schon einmal diese Entscheidung fällen musste und weiß, wie schrecklich es sich tatsächlich anfühlt, werde ich natürlich umso mehr Angst davor haben. Aber ich weiß auch, dass es sich - nach vielen Tagen in denen nur der Verstand sagt, es war richtig - richtig anfühlt. Und das hilft.

  • Zitat

    in dieser situation bin ich gerade. mein samy hat im abstand von 10 wochen beide achillessehnen gerissen und muss knapp ein viertel jahr liegen. er darf täglich 3 mal in den garten laufen zum lösen aber das wars.

    ich habe lang überlegt, ob man das einem so lauffreudigen tier antun kann, außerdem ist der dobi mit 9 jahren nicht mehr der jüngste. aber ich habe mich dafür entschieden. ich habe schon 11 wochen hinter mir und langsam ist land in sicht. mein dobi macht sich super. er bleibt brav liegen und zeigt weiterhin lebensfreude. ich laste ihn ihm liegen und stehen mit zos und tricks aus.
    nach der op sind die sehnen "wie neu" und er kann uneingeschränkt belastet werden. wenn er das erste mal wieder mit voller dobipower über eine wiese rennt, werde ich vor freude heulen wie ein schlosshund.

    sprüche wie "schläfer ihn doch ein und kauf dir von dem geld n welpe!" oder "wie kann man nur 2000 euro in einen alten hund stecken!" musste ich sowohl von hundebesitzern, als auch von nicht-hundlern hören. traurig aber gott sei dank hab im endeffekt ich die entscheidungsgewalt.

    Ganz toll, was du da machst, aber ich hätte es auch so gemacht :gut:

  • Puh, schwieriges Thema, mit dem ich mich im letzten Jahr leider oft beschäftigen musste...

    Freunde von uns haben innerhalb dieses Jahres ihre Katze und ihren Hund einschläfern lassen müssen. Die Katze wurde erstmal als "depressiv" eingestuft, weil sie sich merkwürdig verhalten hat, aber sonst keine Krankheitssymptome zeigte. Als dann schließlich doch geröngt wurde, weil man sich keinen Rat mehr wusste, waren ihre Organe bereits voller Metastasen, sie wurde einen Tag später zuhause eingeschläfert. Der Hund war ein Dackel-Pinscher-Mix, 15 Jahre alt und zwar noch munter, aber schon seit vielen Jahren häufig an Magen und Darm erkrankt, hatte oft Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen etc. Sie haben sich geschworen, dass der Hund trotz seiner geringen Größe nie zum Gassigehen oder Pinkeln getragen wird und haben es auch so gemacht. Als die Maus nach Ostern auf einem Spaziergang einfach umkippte und nicht aus eigener Kraft wieder aufstehen konnte, ließen sie sie nach der Untersuchung durch die TÄ einschläfern (die auch meinte, es sei jetzt soweit, es wird nicht besser - sie war einfach zu sehr geschwächt). Ich finde diese Einstellung gut, denn was nützt es meinem Tier, wenn ich immer und immer wieder versuche, an den gleichen Problemen (die aber chronisch sind und sicher nie wieder weg gehen) herumzudoktern?

    Unseren Hundeopi mussten wir Ende April einschläfern lassen. Seit ca. 1 Jahr hatte er z. T. Probleme beim Aufstehen, gerade auf glatten Böden (wir haben hier überall Fliesen) rutschte er immer weg. Er bekam Previcox und reichlich Badezimmerteppiche ausgelegt, damit kam er gut klar und wenn er erstmal in Bewegung war, konnte er auch kleine Spaziergänge noch gut bewältigen. Als ich das erste Mal (noch ohne Medis) sah, wie er nicht mehr hoch kam und seitlich wegkippte, war mir einfach nur elend und zum Heulen zumute und ich machte mich schon darauf gefasst, ihn einschläfern lassen zu müssen. Wir sind mit ihm regelmäßig, ca. alle 2 - 3 Monate, mit ihm zu unserer TÄ, die ihn schon von Anfang an kennt, gegangen, damit er untersucht wird und uns von ihr absichern zu lassen, ob es für ihn so noch ok und lebenswert ist. Beim letzten Mal sah sie, wie er trotz der Medis nur noch sehr sehr schwer hoch kam, das war auch für sie der Zeitpunkt zu sagen, es ist Zeit. Es hat mich trotzdem schwer getroffen, denn auch wenn man es eigentlich selbst weiß, es von jemand Außenstehenden zu hören, ist trotzdem erstmal ein Schock. Wir haben dann noch ein paar Tage gewartet, weil unsere kleine Tochter am nächsten Tag Geburtstag hatte (das mögen manche auch als egoistisch sehen, aber ich wollte einfach nicht, dass sie ihren Geburtstag als den Todestag ihres Hundekumpels in Erinnerung behält, für eine Siebenjährige sicher auch nicht so klasse) und es ihm an diesen Tagen so gemütlich wie möglich gemacht. Als er dann aber auch seinen Napf nicht mehr ganz leeren wollte (den er sonst immer innerhalb von Sekunden inhaliert hatte), war das auch für mich das sichere Anzeichen, dass es soweit ist und obwohl es mir schwer fiel, habe ich den Termin ausgemacht und mich bis dahin ausgiebig von ihm verabschiedet.

    Nachbarn wiederum haben ihren kleinen Hund nicht einschläfern lassen sondern gewartet, bis er von selbst geht (meiner Meinung nach VIEL zu spät). Der Hund ist nicht mehr spazieren gegangen, hat schlecht gefressen, wurde immer klappriger, lag nur noch herum und ließ sich kaum anfassen, geschweige denn kämmen. Zwei Tage vor seinem Tod hat er sich selbst eingekotet und musste noch gebadet werden, Stress pur für den kleinen Mann. Meine Nachbarin hat immer gemeint, so lange er draußen noch bellt, wenn jemand vorbei geht, hat er Lebenswillen :schockiert: . Am letzten Tag hat er nicht mehr gefressen, sie wusste, dass es zu Ende geht, trotzdem wurde er nicht erlöst, weil "er hasst Spritzen". Dort wurde der Bogen eindeutig überspannt, ich kann es verstehen, wenn man ihm unangenehme und schmerzhafte Behandlungen ersparen möchte, aber wo war denn da noch die Lebensqualität? Da wir beide Senioren hatten, kam das Thema öfter mal zur Sprache, bei ihr hatte ich immer den Eindruck, sie redet sich das selbst schön, weil sie nicht loslassen kann.

    Meinem Tier ein qualvolles Leben und Leiden zu ersparen ist das größte Geschenk, das ich ihm machen kann. Ihm das aus egoistischen Gründen zu verweigern (ob nun bewusst oder unbewusst), hilft in dem Moment vielleicht mir, aber sicher nicht dem Tier. Ich hatte bei unserem Opi immer ein offenes Ohr auch für Außenstehende, die zweifelten, ob das Leben für ihn noch lebenswert ist und ich hatte diese kritischen Meinungen auch immer im Hinterkopf und damit immer wieder hinterfragt, ob eine weitere Behandlung Sinn macht. Letzten Endes nimmt einem diese Entscheidung niemand ab, aber man sollte auch nicht kategorisch anderslautende Meinungen (sofern sie vernünftig rübergebracht werden!) von sich weisen und betriebsblind werden.

  • Edit: Hallo Frank, ich kann durchaus verstehen, was Du ausdrücken
    möchtest. Der erste Satz geht aber über das Ziel hinaus und ich nehme
    ihn hier lieber raus.

    Aber nicht für alte und kranke Hunde die dann auch noch eventuell sterben müssen weil man zu geizig ist die OP zu zahlen die nötig wäre. Sondern für die Leute die meinen frech einfach anderen Leuten vorzuschreiben wann sie ihre Hunde einzuschläfern haben.
    Und dann auch für die Leute die meinen einen Thread zu eröffnen um nochmal richtig nachzutreten, ihn aber möglichst allgemein halten um später nach Manier eines Pontius Pilatus ihre Hände ich Unschuld zu waschen.

  • Zitat

    Ich finde es schlimm genug, dass Menschen so entsetzlich leiden müssen - da muss es mein Tier bestimmt nicht. Wenn es dauernd schlimme Schmerzen hat, schwerst krank ist, unheilbar - dann erlöse ich es. Bei unserer Hündin kam auch der Tag, als ein bis dato unbekannter Milztumor rupturierte. Es kam zur Not-OP, wir wurden angerufen, außer der Milz sei auch der Darm und die Leber von Tumoren übersäht - da haben wir beschlossen, sie gar nicht mehr aufwachen zu lassen. [/Schade, dass Menschen diese Wahl nicht haben.

    ich bin froh, das wir diese Wahl nicht haben.
    Zusehr wenden wir uns vom Leid ab(eigentlich übersehen wir es gerne tagtäglich um uns nicht zu quälen), weil wir es einfach nicht ertragen können...das ist meistens Egoismus.
    Ich habe erlebt wie ein naher Verwandter, obwohl ohne Überlebnschance, nocheinmal aus seinem Koma erwachen durfte um kurze Zeit darauf zu sterben.
    Allgemein kann man es als hinauszögern und Quälerei für den jenigen bezeichnen...ABER er war froh noch einmal mit geliebten Menschen zu sprechen...es war schon fast ein Wunder.
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    Es gibt allgemein sehr oft Fälle, bei denen der TA rät, das Tier bald einschläfern zu lassen um schnell eintretende Komplikationen zu vermeiden...wie zb. ersticken.
    ...was dann wenn es dem Tier noch gut geht aber man weiß, das es ruckzuck zuende sein kann?...dann ist guter Rat teuer.

    WAS WÜRDET IHR IN DIESEM FALL TUN? Abwarten oder lieber sofort einen Termin zum einschläfern machen?...ich finde es schwer zu entscheiden.

  • Zitat

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    Es gibt allgemein sehr oft Fälle, bei denen der TA rät, das Tier bald einschläfern zu lassen um schnell eintretende Komplikationen zu vermeiden...wie zb. ersticken.
    ...was dann wenn es dem Tier noch gut geht aber man weiß, das es ruckzuck zuende sein kann?...dann ist guter Rat teuer.

    WAS WÜRDET IHR IN DIESEM FALL TUN? Abwarten oder lieber sofort einen Termin zum einschläfern machen?...ich finde es schwer zu entscheiden.

    Sina, ich würd dem Tier eine letzte schöne Zeit bereiten und wenn die ersten Anzeichen da sind zu TA fahren und das Tier einschläfern lassen.

    Birgit

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