Unkontrollierbares Ziehen zu anderen Hunden

  • hallo madu,

    hast du schon mal versucht, mit schau zu arbeiten? erst ohne ablenkung, dann ablenkung und zeit steigern.

    oder in dem moment, wenn er zum anderen hund will, bevor er vorläuft, eine linkskurve "durch den hund durch" zu laufen. und erst wieder richtung hund gehen, wenn er auf dich achtet. will er wieder hin, gleiches spiel. ;)

    gruß marion

  • Das Thema kenne ich zur Genüge, nur nicht in Form eines Pinschers, sondern eines 31kg Hundes, der immer und überall Jedem Hallo sagen mußte.

    Da der Hibbel nicht still bleiben konnte, habe ich Gefühlte eine Milliarde Mal (na, ich glaube gefühlt ist untertrieben, das war bestimmt so oft) mit ihm das "Sitz!" Kommando geübt und langsam die Ablenkung gesteigert, immer in Verbindung mit dem Kommando "Schau". Wichtig war mir einfach, das der Hund den hinter auf den Boden bewegt, bis ICH das Kommando auflöse. Leckerlies und Spielzeug haben bei dem Herrn wenig gebracht, also habe ich das als Belohnung genommen, was das Objekt der Begierde war: Der Hund gegenüber.

    Wenn ich zu nahe dran war und der Hund nicht mehr auf mich reagierte, bin ich ein paar Schritte in die entgegengesetzte Richtung gelaufen und habe dann den Junior absitzen lassen. Das ganze in Ruhe nochmal und dann durfte er auch zu dem anderen Hund hin.

    Es erfodert immense Geduld, aber irgendwann hat das wirklich geklappt und der Abstand zum dem Gegenüber konnte immer weiter und weiter veringert werden, ohne das mein Rüde (übrigens auch unkastriert) zum dem anderen hin wollte und schön im "Sitz" blieb, das Kommando "Schau" hat auch super dabei geholfen. Konzentration war bei ihm überhaupt nicht vorhanden und erschwerte alles sehr. Kurze Zeit hatte ich auch ein Halti im Einsatz um ihn bei nahen Kontakten weiterführen zu können.

    Da der Kerl noch nicht mal für ein gesprochenes Lob zugänglich war haben wir den Klicker eingesetzt. Der war ihm zwar schnuppe, aber für kurze Zeit hatte ich die Aufmerksamkeit für ein Lob. Damit hats dann auch ganz gut funktioniert. Mir war einfach wichtig, das ich konsequent mein Kommando "Sitz" oder/ und "Schau!" durchsetze, und sei es nur für den Bruchteil einer Sekunde. Einfach nur, dass der Kerl merkt, dass ich nicht zu Dekoration am anderen Ende der Leine stehe.

    Das Problem waren bei uns eher die unangeleinten Hunde und diverse Besitzer, die keinen Kopf für derlei Quatsch hatten. Das hat uns dann wieder ganz schön zurückgeworfen und alles fing quasi wieder "Zurück auf Start!"

    Nach 4 Jahren klappt das jetzt super und das Interesse für den anderen Hund ist zwar noch da, aber hält sich auch in Grenzen. Meisten dreht er danach ab und geht seines Weges.

    Ich bin wahrlich geduldig und ausdauernd, aber die Sache hat mich fast zur Weißglut getrieben- Du siehst, es gibt noch mehrere, die das Problem haben bzw. hatten. :D

    Wird schon werden.

  • hab ich das richtig verstanden - ihr versucht gar nicht mit dem Hund vorbeizugehen, sondern lasst ihn absitzen und er soll euch anschauen.
    immer oder nur wenn er zum anderen hund hin will? ist das die "vorstufe" zum ruhig vorbeigehen lernen oder soll es so bleiben?

    zum anschauen - das üben wir ständig, weil ich kommandos wie fuss, sitz oder bleib nur auflöse, wenn er mich anschaut. ich werde mal versuchen es mit sitz und schau zu lösen. das klingt nach einem guten weg.

    danke euch!

    biggi, deine meinung würd mich aber trotzdem noch interessieren!

  • Was mich betrifft habe ich das so gemacht:

    Zuerst gab es das Kommando "Sitz!", erst als das so einigermaßen gesessen hat kam das Kommando "Schau!" dazu. Alles zunächst ohne Ablenkung.

    Kam dann ein anderer Hund habe ich irgendwann herausgefunden, welche Distanz mein Hundilein braucht um das Kommando "Sitz!" ordentlich auszuführen. Dann habe ich in dieser Situation einfach das Kommando "Schau!" hintendran gehängt- er wußte ja schon um was es ging- nur war jetzt eben die Ablenkung größer.

    Dem HB gegenüber habe ich das erklärt und viele haben gewartet, bis meiner die Kommandos ausgeführt hat und dann durfte er zur Belohnung zum anderen Hund.

    Bei mir war das Problem, dass ich meinen Hund sicherlich an einem anderen Hund vorbeischleifen kann, aber das wollte ich nicht, sondern eben das "Sitz!" und das "Schau!" trainieren, weil- jetzt kommts!:

    Als das mit dem "Schau!" super gut geklappt hat, habe ich mir das Halti geschnappt (kannte er auch schon) und bin an Hunden, von denen ich weiß, dass ein Kontakt überhaupt nicht erwünscht ist, vorbeigelaufen und habe meinen Hund immer schön mit Leckerlie in der Hand angeflötet :"Scha-h-au!- Uhi- Schau- Uhi Uhi- Fein Scha-u-au!!!"
    Und wenn ich an dem anderen vorbei war gabs das Leckerlie oder eben den Stock, den Ball oder irgendein anderes Teil z.B. Kong. Ich mußte mir was einfallen lassen, da er am Anfang gar keine Leckerlies wollte. Super geklappt hat am Ende das Wegwerfen des kleinen Leckerlies denn da konnte er das machen, was er immer gerne macht. Schnuffeln und Stöbern.

    Am Schluß wußte ich welche Übung ich beim Zusammentreffen mit welchen Hundebesitzern gut trainieren konnte.

    Hab mich echt angehört wie ein Volltroll, aber da Hundilein das toll fand hat das auch super funktioniert, bei meinem hibbeltier ebenso wie bei meinem Angstbeller (Kläffer kann man bei 30 kg nicht sagen ;) )

    Bei beiden hunden war zu erst das Sitz- Kommando sinnvoller wie das direkte Vorbeigehen. Wenn man ja eh schon in Bewegung ist, zieht sichs auch leicht direkt zum Hund hin- warum soll man den Umwege gehen? :hust: Also zuerst den Gehorssam trainieren, der Rest kommt dann.

    Natürlich läßt es sich auch mal nicht vermeiden, dass man aneinander vorbeiläuft, aber der Hund merkt ja trotzdem ob Du Dich konsequent durchsetzen willst oder eben nicht.

    Oh, ich hoffe, ich konnte Dir das richtig beschreiben, so dass es auch verständlich ist.

  • ja, ich glaub ich habs verstanden. klingt sehr logisch.
    so werden wir das auch üben jetzt.
    sitz und schau ohne ablenkung funktioniert ja schon super.

    ich bin übrigens sehr froh zu lesen, dass es auch andere mit dem selben problem gibt! irgendwann kommt ja schon meist der punkt an dem man denkt, alle anderen habens drauf nur man selber kommt nicht zurande ...

  • Ich bin ebenfalls der Meinung du solltest OHNE Ablenkung arbeiten - sonst kann schnell der Eindruck entstehen "Ui - ich benehm mich jetzt mal lustig und bekomm dafür noch Lecker oder Spieli"

    Du solltest ihm ganz klar Grenzen setzen - nur so versteht er das dieses Verhalten ihm nicht zum Ziel fürt und TOTAL unerwünscht ist...

    P.S. Mama-Wolf zieht auch kein Lecker wenn klein Welpi sich nicht benimmt... ;)

  • Zitat


    ich bin übrigens sehr froh zu lesen, dass es auch andere mit dem selben problem gibt! irgendwann kommt ja schon meist der punkt an dem man denkt, alle anderen habens drauf nur man selber kommt nicht zurande ...

    Oh ja, ich kenne das Problem und das Gefühl - Hundi ist der liebste und artigste der Welt - wenn aber ein anderer Hund auftaucht, verhält er sich wie eine Wildsau.

    Fiete darf deswegen nur höchst selten in den Freilauf, denn bei ihm muss nicht ein Mal Sichtkontakt bestehen, es reicht ein klingelndes Halsband oder ein Ort, an dem er schon ein paar Mal Hunde getroffen hat und er ist weg.
    Seitdem ich mich sehr bemühe, aus jedem Spaziergang ein Erlebnis zu machen, damit er merkt, dass ich viel interessanter bin, ist es besser geworden, aber den Spaß-Level eines anderen Hundes scheine ich nicht bieten zu können :/

    Ich werde hier auf jeden Fall weiter mitlesen und hoffentlich ein paar Tipps umsetzen können.

  • my_peanut:

    da bin ich noch mal. :D

    ich hab schon gelesen, dass dir die anderen gute tipps gegeben haben :smile:

    wollte nur kurz mitteilen, wie wir geübt haben vielleicht hilft dir das zusätzlich weiter.

    - als erstes habe ich mein verhätscheln eingestellt.
    - da ich den hund nicht mehr von der leine lassen konnte (er wäre sonst weg gewesen und ich hätte eine ewigkeit am Ausgangspunkt gestanden) habe ich mich mit einer Flexi bewaffnet um den hund abzusichern.
    - ich dachte bis zu diesem zeitpunkt, mein hund und ich hätten eine gute bindung- pustekuchen :D
    hier musste ich als erstes dran arbeiten: die bindung stärken durch gemeinsame erlebnisse, spiele und unterodnung (an der unterordnung hat mein hund spaß). außerdem übten wir den rückruf mit extrem leckeren futter.
    - und dann musste ich lernen, wie man richtig erzieht.
    - in dieser zeit hatte mein Hund eher spärlich- hundekontakte.
    mir war es wichtig, dass sich der hund mit einem abbruchkommando stoppen ließ (nein) und auf ein nettes "komm" sofort zu mir kam.
    das ließ sich am besten- zu erst ohne ablenkung- auf einem feldweg üben.
    für jedes freudige rankommen bekam er ein lecker, für jeden blickkontakt sowie befolgen des abbruchkommandos.

    hatte er bohnen in den ohren und reagierte auf das abbruchkommando und meine verwarnung nicht, bin ich böse auf ihn zu gegangen und habe ihn angerämpelt.
    danach war ich sofort freundlich zu ihn, habe ihn zu mir gerufen und gelobt.

    wenn wir anderen hunden begegnet sind (das kam hin und wieder vor, auch auf einen einsamen feldweg), sollte er sich hinsetzen und an meiner seite warten. er bekam das kommando "komm" und "sitz". wollte er aufstehn, grollte ich ihn an und verlangte erneut das kommando "sitz". er wurde sofort gelobt, wenn er sich setzte und bekam ein lecker.
    hatten uns hund und halter passiert, durfte er wieder schnüffeln gehen, ich sagte im anschluß "weiter" zu ihm und zog ihn hinter mir her, wenn er sich nach den anderen hund umglotzen musste.

    nach einiger zeit ließ ich den stinker wieder offline laufen und übte weiterhin den rückruf. kam er freudig heran, gab es eine party. reagierte er nicht, wurde ich ungemütlich- brach er sein unerwünschtes verhalten ab- habe ich ihn mit der stimme und körpereinsatz motiviert.
    er steht zum beispiel total auf wettrennen (bei denen ich immer verliere) und daher war meine belohnung in dem fall ein lustiges rennen.

    begegnete uns ein fremder hund im freilauf, rief ich stinker zu mir und ließ ihn wieder sitzen. man bekommt ein gefühl dafür, wie groß der abstand sein muß, damit der rückruf funktioniert.

    wollte stinker die sitz position verlassen um zum anderen hund zu rennen, krallte ich mich in seinem pelz fest um ihn daran zu hindern, oder es flog ihm etwas hinterher (leine oder stein im kombi mit einem donnerwetter meinerseits), was direkt hinter/neben ihn im gras landete.
    war er in dem moment irritiert, kam sofort mein lob und mein freudiger rückruf und die bestärkung.

    und: das fixieren anderer hunde (ist sehr unhöflich) unterbinde ich.

    als der rückruf in reizarmer umgebung funzte, ging ich mit stinker in gebiete, wo die reizlage höher war.
    nach und nach entwickelte er einen guten gehorsam und ich bekam ein gefühl für meinen hund und was noch wichtiger war: das vertrauen in ihn.

    da keiner von uns vor ort ist und dich und deinen hund nicht kennt- wenn etwas ist- schau nach einem guten Trainer/Verein, der dich in der erziehung des hundes unterstützt und dir mit rat und tat zur seite steht.

    ich wünsche euch viel spaß und erfolg!

    liebe grüße

    Biggi

  • zum thema rütteldose wollte ich noch was schreiben: das problem an rütteldosen ist- das hunde dadurch schreckhaft werden können und auf plötzlichen geräuschen (knall, feuerwerk, scheppern) panisch reagieren können.

    dat sollte man am besten weglassen- es macht eher etwas kaputt, als das es hilft.

    liebe grüße,

    die Biggi

  • hey ich hätte noch eine variante ohne leckerlie (ich entnehme deinem post dass dein hund nicht gerade der ängstliche und leicht verunsicherbare typ ist in puncto hundebegegnungen, daher könnte es klappen):

    also wenn dein hund einen hund sieht und nach vorne stürmen will, stellst du dich sofort vor deinen hund und zwar mit deiner vorderseite zum hund und drängst ihn mit kleinen schritten rückwärts zu gehen, will er vorbei dann sofort bein davorstellen und weiter nach hinten drängen (dabei brauchst du ihn auch nicht zu berühren oder so, die reine körperliche präsenz von dir reicht dabei bald aus), solange bis er auf dich schaut.
    dann umdrehen und langsam weitergehen, so oft wiederholen bis der hund deine vorgegebene grenze akzeptiert - funktioniert bei meiner hündin wirklich prächtig und die ist da ganz ähnlich drauf wie dein hund

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