Leinenaggression bei Labbi-Podenco-Mix

  • Hallo,


    meine Nachbarin hat mich mal wieder um Rat gefragt.


    Geht um eine fast 1jährige Labrador-Podenco-Mix-Hündin aus Griechenland (seit März bei der HHin), bereits einmal läufig gewesen.


    Sie entwickelt eine zunehmende Leinenaggression. Hab es selbst schon mehrfach erlebt (hab sie ab und an mal bei mir, wenn die Besis was längeres vorhaben).


    Sie hat generell kein Problem mit anderen Hunden (außer daß sie hin und wieder zu ruppig spielt, aber das ist nen anderes Thema). Ohne Leine, also im Freilauf ist sie lieb, eher vorsichtig beim ersten Kontakt.


    An der Leine aber ist sie ein Monster, wenn sie andere Hunde sieht. Egal wie weit weg die sind, ob groß oder klein...sie steigt in die Leine, stellt die Bürste auf und bedient sich des kompletten akkustischen Repertoires, das sie hat...Bellen, Jaulen, Heulen, Knurren, alles durcheinander.


    Sie ist kein Stück mehr ansprechbar. Ich hab das mal erlebt, als ich mit ihr Gassi war. Ich mußte mit beiden Händen ins Geschirr greifen und sie zwischen meine Beine klemmen. Sie ist wie in Trance. Ich könnte ihr wohl auch heftig ins Ohr kneifen, würde sie nicht stören. Hab ich nicht gemacht, ist ja klar.


    Nun hat die HuSchu geraten, mit ner Wasserflasche oder -spritze zu arbeiten. Die HuSchu ist eine sehr gute, arbeitet gewaltfrei und so weit möglich ohne Hilfsmittel und über positive Bestärkung. In diesem Fall aber rät die Trainerin, die Hündin im Ansatz mit nem Spritzer zu unterbrechen/erschrecken.


    Ich persönlich würde anders beginnen, zumal die Hündin noch jung ist. Die Halterin ist allerdings recht ungeduldig. Sie sagte mir, es wäre ihr zu anstrengend, den Hund bei Sichtkontakt absitzen zu lassen und sie zu füttern, das könne sie ja nicht jedesmal machen. Hab ihr gesagt, daß Training eben auch mal anstrengend ist, aber gut...bin nur die Nachbarin.


    Der erste Rat der Trainerin war, wenn es möglich ist, die Hündin abzuleinen. Sie würde sich an der Leine stark fühlen. Auf freiem Feld ist das auch machbar...hier an der Straße oder in der Stadt eben nicht. Leint man sie ab oder läßt die Leine einfach los, rennt sie aber bellend auf den anderen Hund zu. Ein kleiner Chi hat sich vor'n paar Tagen völlig verängstigt unter nem Auto versteckt, während die Hündin bellend ums Auto rumsprang. Das geht so also auch nicht.


    Ich denke nicht, daß sie andere Hunde zerfleischen will. Ich meine, sie übernimmt die Führung und sehe da eher ne Art Ressourcenverteidigung (mein Frauchen).


    Was haltet Ihr von der Wasserflasche? Hab nen bischen Schiß, daß meine Nachbarin denkt, das sei ne Ruck-Zuck-Lösung. Es ist ihr ja bereits peinlich, mit dem Hund in den Park oder gar in die Stadt zu gehen.


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja

  • Ich halte davon nichts, schon gar nicht als ersten Trainingsschritt.


    Es gibt wohl genug Möglichkeiten, die Du mit Sicherheit ja auch kennst.


    Erstmal muss sie erkennen, wann die Hündin sich verspannt, dass Timing ist unglaublich wichtig, dann Richtungswechsel oder absitzen (wenn sie das Kommando zuverlässig kennt) oder Bögen laufen, Wohlfühlabstand raus finden etc.
    Gerade bei einem Windhundmix würde ich, aus persönlichen Erfahrungen, nie zu solchen Mitteln greifen.


    Gruß
    Bibi

  • Zitat

    Ich halte davon nichts, schon gar nicht als ersten Trainingsschritt.


    Es gibt wohl genug Möglichkeiten, die Du mit Sicherheit ja auch kennst.


    da schließe ich mich an. der schuß kann auch gewaltig nach hinten losgehen.


    wenn sie so austickt, dass sie nicht mehr ansprechbar ist, dann stört es sie auch nicht, wenn sie "naßgemacht" wird.


    deine nachbarin sollte sich auf eine länger übungzeit einstellen, mit hauruck ist da nix zu machen, es sei denn, über meideverhalten.


    gruß marion

  • Jau Marion und wenn der Podenco Anteil hoch ist, dann geht Meideverhalten sowas von in die Hose.


    Ich habe Jahre gebraucht, um das Vertrauen wieder aufzubauen. :( :

  • Betty ich denke in erster Linie, sollte mal das Frauchen an sich arbeiten.
    Der Hund handelt, weil das andere Ende der Leine, für sie einfach nicht fähig ist, zu führen.
    Vermutlich ist sie sehr unsicher, im Umgang mit ihrer Hündin.
    Da sie ja auch zu der Hauruckmethode tendiert, zeigt mir daß ihr nur wichtig ist, daß Hund funktioniert. Der Hund lebt seit ca. 5 Monaten bei ihr. Da sollte noch viel mehr an der Bindung und am Vertauen gearbeitet werden. Das widerum wird sie nicht durch eine Wasserpistole erreichen. Im Gegenteil, damit verunsichert sie den Hund noch mehr.
    Bibi schrieb ja schon so einiges, was man mit Hund machen kann, allerdings sollte Frauchen auch einiges dazulernen. :D

  • Zitat

    Jau Marion und wenn der Podenco Anteil hoch ist, dann geht Meideverhalten sowas von in die Hose.


    genau, und nicht nur beim podenco ;) ich würde nie so arbeiten und ich kann euch sagen, es geht auch auf die nette art, aber nicht in 3 monaten. :hust:


    das frauchen sollte sich lieber daran machen, ihren hund lesen zu lernen und rechtzeitig zu handeln, den hund am anfang nicht in situationen bringen, die der hund nicht aushalten kann. der hund muß lernen, seinem halter zu vertrauen.


    daneben ist eine gute unterordnung auch von vorteil, also alles nicht von heute auf morgen erreichbar.


    viel glück für den hund. ;) und ruhige nerven für das frauchen. :D


    gruß marion

  • Hallo,


    Ihr sprecht mir ja alle aus der Seele.


    Ich sage ihr auch immer wieder, daß einfach noch viel zu wenig Zeit vergangen ist, daß eben alles funktionieren kann. Ich gebe ihr so viele Tips und erzähle auch von mir (uns), was wir alles gemacht haben und daß wir bei einigen Baustellen noch lange nicht am Ziel sind (und Ronja lebt 3 Jahre bei uns).


    Ich höre so oft Sätze von ihr wie "Das geht doch so nicht." oder "Sie müßte das aber so oder so machen.". Und sie beneidet so viele Hunde, die eben anders sind als ihre Hündin. Z.B. daß meine ohne Kommando oder irgendwas am Bordstein anhält und sich hinsetzt. Das findet sie total toll. Hab ihr aber auch gesagt, daß das Monate gedauert hat und Konsequenz bedarf.


    Ich hab ihr auch schon gesagt, daß sie ständig ihrem Hund hinerherläuft (ob angeleint oder frei, egal). Sowas fällt mir eben auf, wenn wir uns treffen. Sie steht auch meist eher unbeteiligt dabei, wenn ihre Hündin mit anderen agiert (ich nenn es jetzt mal nicht Spielen). Sie greift nicht ein.


    Nun ist es für mich auch nicht so einfach. Ich hab ihr schon sehr viel geholfen, ihr Tips gegeben, bin mit ihr gegangen, hab ihr das Verhalten der Hündin erklärt. Nun geht sie zur HuSchu (find ich ja auch gut), fragt mich trotzdem immer wieder das eine oder andere, ABER...


    Wir sind eben "nur" Nachbarn, und zwar gute. Was soll ich machen? Hab meine Bedenken zu der Wasserspritzerei geäußert. Hab ihr auch gesagt, daß ich da nen Führungsproblem sehe.


    Meine Ansätze werden mit Sätzen wie "Das ist mir aber zu anstrengend." quasi im Keim erstickt. Ich glaube mittlerweile auch nicht mehr, daß sie meine Ratschläge umsetzt. Die Hündin legt sich generell an strategischen Plätzen ab. Ist mir schon anfangs aufgefallen, als sie ne Woche hier war. Hab ihr das auch gesagt, sie solle das unterbinden, sie öfter auf ihren Platz schicken ect.. Vor 3 Wochen war sie wieder 3 Tage hier und ich konnte sie noch immer nicht auf ihren Platz schicken. Sie lag entweder mitten im Wohnzimmer oder im Flur vor irgendeiner Tür (Bad oder Küche)... :gott:


    Ach Leute, es gibt so viele Beispiele. Sie bespringt ihre Halterin auch und rammelt... :shocked:


    Aber bei allem ist sie null aggro...sie hat noch nie gegen Menschen geknurrt oder gar geschnappt. Und sie ist wahnsinnig sensibel...beobachtet ständig...die Halterin hat mal im Gespräch unbewußt den Zeigefinger gehoben und die Hündin setzt sich hin... :gut:


    Ich werde die Tage nochmal versuchen, mit ihr zu reden. Ich möchte einfach auch das gute Nachbarschaftsverhältnis nicht gefährden und vor allem der HuSchu nicht vorgreifen. Bin schließlich nicht ihr Privattrainer. Dazu hab ich ihr übrigens auch geraten, die Trainerin zu fragen, ob sie mal nen Hausbesuch machen kann, um sich das Verhalten mal life anzusehen (auf'm Platz macht sie es nämlich nicht).


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja

  • Dass Hauruck-Methoden helfen, glaube ich auch nicht.


    Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass "am Rand abesetzen", "Bögen laufen" und Co auf nur bedingt helfen.


    Ich hab ja selbst ein leinenaggressives Podenco-Mix-Mädchen und bei uns hat es nur geholfen einerseits die Führung und den Schutz zu übernehmen und andererseits klare Ansagen zu machen. Dabei ist natürlich auch das Timing enorm wichtig - also Ansage auf den Punkt und danach sofort wieder entspannte Körperhaltung. Mache ich zuviel Druck auf den Hund, wird es sehr wahrscheinlich zu dem Vertrauensverlust kommen, den asterix99 beschreibt.


    Ich arbeite definitiv über Meideverhalten, allerdings sehr dosiert und gezielt und fange meinen Hund danach sofort wieder auf. Das Wichtigste ist aber, dass ich an meiner Führung arbeite, damit diese Situationen möglichst selten auftreten.


    Wir kommen heute an 99% aller Hunde vorbei, ohne dass ich in irgendeiner Weise feststelle, dass mein Hund ein Problem mit mir hat. Allerdings setze ich auch nicht "einfach mal so" eine Wasserpistole ein, sondern überlege mir ganz genau, was ich wie und wann tue.

  • Hallo,
    Wollte das Thema nochmal aufgreifen...


    Ich hab auch eine leinenagressive labbi Podenco Mix Hündin(fast 2 Jahre alt)...bei ihr hat es kurz vor der ersten Läufigkeit begonnen.


    Meine Hündin hat sich auch an der Leine aufgeführt, wie ein Berserker...zudem ist sie auch unsicher im Umgang mit anderen Hunden.


    Im Freilauf hat es NIE Probleme gegeben(sie hat weder schlechte Erfahrungen gemacht,noch hat sie ander Hunde angegriffen) ...bis jetzt...jetzt mit 2 Jahren bemerke ich, das ihre Unsicherheit größer wird...dazu kommt noch ein Gefühl von "Ich bin ja jetzt groß" :roll:


    Meine Hündin fängt momentan an Hunde im Freilauf anzupöbeln,WENN DIESE nicht gewillt sind mit ihr zu spielen...bzw ist sie verunsichert, das die anderen Hunde sie ignorieren


    Gib Deiner Freundin noch den Tip, das unsichere, schlecht erzogene Hunde später durchaus im Freilauf agressiver auf andere Hunde reagieren können...und das die Wasserpistole garantiert unsicher macht.
    An der Leine mag das ja funktionieren...aber im Freilauf hat der Hund die Unsicherheit vielleicht schon dann auf die fremden Hunde übertragen...und dann hat sie "holla die Waldfee" ein ganz anderes Problem.
    ...und will sie dann auch mit der Wasserpistole hinterherrennen?


    Ich bin persönlich froh, das ich es nicht mit der Wasserpistole gemacht habe.
    Ich habe zwar auch ein negativsignal aufgebaut um die Leinenagression in den Griff zu bekommen, aber Keines, das sie extrem verunsichert.


    Ich hab sie durch unsere Bindung und natürlich durch gut aufgebautes Training zu Hause, gut im griff sie aus solchen Freilaufsituationen abzurufen.
    Wenn ich sie NUR mittels EINES negativen Signal oder etwa der Wasserpistole geschafft hätte sie aus der Leinenagression rauszuholen, hätte ich jetzt ein dickes großes Problem in manchen Freilaufsituationen.


    Mein Tip (wie auch die der Anderen).


    Erstmal anfangen riesen großen Bögen an der Leine an andere Hunde vorbeizu laufen...wenn das nicht möglich ist, sofort versuchen sich in die entgegengesetzte Richtung schnellstens zu entfernen.


    In dieser Zeit zu Hause erstens ein "nein"(oder aus) sehr konsequent und liebevoll durchzusetzen.
    Und viel Impulskontrolle zuerst zu Hause und dann draussen ohne Ablenkung zu üben.


    Unsichere Hunde wollen gelenkt werden...
    Wir wissen Alle das es schwierig ist, einen solchen Hund ansprechbar zu machen...
    Und wir wissen Alle das es lange dauert...aber Deine Freundin sollte es klar sein, das sich das nicht nur auf die Leinenagression bezieht.


    Ich hab auch nicht alles unter Kontrolle...und meine Hündin hat mal Phasen wo sie mehr oder wo sie mal gar nicht so extrem reagiert.(momentan ist sie viel ruhiger geworden :smile: )
    Aber ich persönlich habe mich damit abgefunden, das ich IMMER daran arbeiten werden muß.

  • Hallo,


    danke für Deine Antwort.


    Genau da sehe ich aber das Problem bei diesem Hund-Halter-Gespann.


    Das Frauchen hat keine Geduld und kein Bauchgefühl, sag ich mal. Sie kriegt es nicht mal hin, der Hündin aufzuzeigen, was richtig und was falsch ist, was sie gut macht und was eben nicht.


    Die Hündin ist allgemein unsicher, testet sie jeden Tag auf's Neue, weil sie einfach kein (für sie klares) Feedback bekommt.


    Ich als Nachbarin und Bekannte will aber nicht ihr privater Trainer sein. Zum einen habe ich dazu keine Ausbildung, zum anderen auch gar keine Zeit und keine Nerven. Außerdem geht sie ja zur HuSchu.


    Da ist ne Menge Basisarbeit nötig. Sie bekommt ja auch Tips von mir. Solange sie aber die kleinen Dinge nicht beherzigt, kann ich auch nicht mit ihr an der Leinenaggression arbeiten.


    Mir tut es nur um die Hündin wahnsinnig leid, weil sie sehr viel Potenzial hat, total lieb und sanft ist, einfach ein Traumhund eben.


    Ich hab einfach Schiß, daß das aus dem Ruder läuft. Sie ist lieb zu ihr, behandelt sie gut, es geht ihr wirklich gut da, aber es fehlt etwas an der Führung. Ne Freundin sagte mal zu mir, sie sei "zu nett" mit der Hündin, da ist was dran, glaube ich.


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja

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