Wie kann ich das "Komm" verbessern

  • Klar kann man nur über die Bindung arbeiten. Nur lässt sich dann nicht mehr so gut mit bedingtem und unbedingtem Befehl arbeiten, was für Hund und Mensch ja auch ein Mehr an Freiheit bedeutet. Ich kann keinen Sinn darin erkennen, dass der Hund ständig auf mich achten und stehenden Fußes reagieren muss. So eine "Klette" wäre einfach auch nicht mein Hund.

    Das soll nun nicht bedeuten, dass ich keinen Wert auf Bindung lege. Die ist wichtig und muss auch sein. Ich brauche aber keinen Hund, der mich ständig ansieht und deshalb alles über den Haufen latscht. Und am Wagen oder bei anderen Arbeiten ist so ein Hund, der seinen Blick gar nicht von mir lassen mag, überhaupt nicht zu gebrauchen.

    Im konkreten Fall hier ist der bedingte Befehl Komm völlig ausreichend ausgebildet. Das reicht und muss zur Erhaltung angewandt aber nicht weiter gefestigt werden. Es geht also nur noch darum dem Hund beizubringen, dass Hier ein unbedingter Befehl ist, dem er eben stehenden Fußes nachzukommen hat. Das kann ich natürlich über Vorträge, Filme oder ein geeignetes Buch angehen, ich kann mich aber auch leichtverständlich ausdrücken, indem ich ihn mit der Leine heranziehe. Ab und an wird auch einmal ein Komm eingefügt, auch an der Leine, um zu prüfen ob der Hund mich verstanden hat.

    In der Art mache ich es auch mit Platz und Down. Wir üben Down und nach einigen Wiederholungen (nicht im Sinne von auf und nieder immer wieder) kommt auf das Down der Befehl Platz. Jetzt können die Hunde den Kopf wieder vom Boden erheben, müssen aber liegenbleiben. Ich habe damit eine ganz einfache Möglichkeit zu prüfen, ob einer der Unterschiede zwischen Platz und Down begriffen wurde.

  • Es ist doch nicht nur die Bindung ausschlaggebend, sondern auch die Beziehung. Wenn beides stimmt, wird der Hund nicht wie eine Klette hängen, aber trotzdem auf seine Menschen achten und seine Freiheit zu genießen wissen und auch anständig Arbeiten.

  • @ Cerridwen
    Ja, Bindung und Beziehung sind wichtig, aber nicht alles. Insbesondere nicht bei selbstbewussten und selbständigen Hunden.

    Nehmen wir mal Platz und Down:
    Ausgangssituation Waldspaziergeng, der Hund ein ganzes Stück voraus. Er hat eine Kuppe erreicht und würde gleich aus deinem Blickfeld verschwinden.
    a) Du willst ihn nur im Blick behalten. Deshalb gibst du das Kommando Platz, näherst dich dem Hund bis du aus deiner Sicht nahe genug dran bist und schickst ihn dann weiter voran. Bedingter Befehl, der natürlich auch auf Entfernung wieder aufgehoben oder durch einen weiteren Befehl ergänzt werden kann. Der Hund muss also Blickkontakt zu dir halten und auf weitere Befehle warten (die ja auch als Sichtzeichen gegeben werden können).
    b) Du willst ihn den weiteren Weg (aus welchen Gründen auch immer) erst einmal Bei Fuß führen. Deshalb entscheidest du dich für das Kommando Down. Der Hund liegt auf dem Bauch und hat den Kopf am Boden. Er kann und soll auch nur sehr begrenzt gucken, Blickkontakt zu dir dürfte in der Regel nicht gegeben sein. Aus dem Down wird der Hund grundsätzlich abgeholt (deshalb wäre Down in der Variante a) auch der falsche Befehl). Der Hund bleibt also liegen bis du bei ihm bist und ihm Bei Fuß befiehlst (und ggf. zuvor anleinst).

    Analog ist es bei Komm und Hier. Beide funktionieren nur, wenn Bindung und Beziehung ok sind. Wie, wenn nicht unter Zuhilfenahme einer Leine, willst du dem Hund erklären, dass er bei Komm "erst noch den Absatz zuendelesen" darf, bei Hier aber "das Buch fallenlassen" und augenblicklich zu dir kommen soll?

    Warum Komm und Hier?
    a) Ihr geht spazieren, der Hund läuft frei und löst sich. Du gehst weiter und rufst Komm. Der Hund erkennt den bedingten Befehl und kommt zu dir nachdem er sich gelöst hat.
    b) Der Hund geht frei voran und es nähert sich ein Auto. Es ist noch genügend Zeit, wenn der Hund nicht trödelt. Du rufst Hier, der Hund erkennt den unbedingten Befehl und sprintet zu dir, so dass ihr beide euch sicher auf den Seitenstreifen stellen könnt.

  • Zitat

    Ja, Bindung und Beziehung sind wichtig, aber nicht alles. Insbesondere nicht bei selbstbewussten und selbständigen Hunden.

    :???:
    ... ich habe eine besondere Vorliebe für selbst-und eingenständig
    handelnde Hunderassen. Welche, die Aufgrund von Bindung und Beziehung agieren ...Hunde die hinterfragen.
    Worauf bezieht sich alles ?

    Fragend
    Susanne

  • Warum Schleppleine bei der Ausbildung von Komm/Hier? Bei Komm braucht man keine Leine, das geht so. Aber Hier und die augenblickliche Reaktion? Mit kurzer Leine ist der Hund hier, da hat der Befehl Hier keinen Sinn und ohne Leine den Unterschied zwischen augenblicklich und innerhalb einer angemessenen Zeitspanne beibringen kann ich mir anders nicht so recht vorstellen. Lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

    Bei Platz und Down arbeite ich ohne Leine, geht frei Bei Fuß einfach besser. Wenn das erst einmal sitzt, wird es auf Entfernung geübt (na ja, angewandt kann man da schon sagen ;) ). Auch auf Entfernung kann ich mir diese Ausbildung beim besten Willen nicht mit Schleppleine sinnvoll vorstellen. Die Anwendung des erlernten im Rahmen der Antijagdtrainings geht mit Schleppleine ebenso wie mit kurzer Leine, aber das ist wieder ein anderes Thema.

  • Warum nicht?
    Ich baue das ohne Schlepp auf, dabei ist es egal, ob ich hier einen Welpen habe oder einen "Gebrauchthund", der gelernt hat, dass man auf Entfernung keine Einwirkungsmöglichkeit hat.
    Mir sind die 10 oder 15m Schlepp viel zu wenig, da kommt Hund ja gar nicht richtig in Wallung. ;)

    LG
    das Schnauzermädel

  • ja und wie machst du das?

    Ich finds halt noch gut an der Schlepp, dass der Hund zwar relativ viel Bewegungsfreiheit hat, aber trotzdem nicht abhauen kann.
    Gestern hab ich z.B. als Schleppersatz die Longe vom pferd genommen, war super, weil so konnt ich mit ihm in den Wald gehen und er konnte sich recht frei bewegen.
    Im Wald (besonders in diesem) will ich ihn erst recht nicht losmachen, nachdem uns am Sonntag innerhalb von einer Minute (wirklich!!) erst ein Reh und dann ein Hase aufn Weg gesprungen ist.
    Und DA wär er wirklich weg gewesen...

  • Relativ viel Bewegungsfreiheit? :hust:
    Meine Hunde sind gerne mal über 100m weit weg, wenn die Sicht gut ist, an der Schlepp trotten die entweder gelangweilt mit oder ich stehe ständig auf der Bremse. Egal wie, es ist frustrierend für beide Seiten.

    Allerdings ist "meine" Variante nicht weniger aufwändig. ;)

    Zuerst suche ich mir eine absolut reizarme und langweilige Umgebung, das kann ein riesiges Stoppelfeld bei Nacht oder -ebenfalls nachts- den Parkplatz eines Einkaufszentrums, wenn Hund jagt, da muss man kerativ sein. Ich übernehme ja ab und an Hunde mit Vorgschichte, da ist es wichtig wirklich allein zu sein. Ein gebissener Passant ist kein Alternative. Absolute Regentage sind auch super. :D

    Dann gehe ich mit meinem hungrigen (also nicht hungern lassen, nur eben nicht vorher füttern) Hund und absoluten Superleckerchen zu meinem gewählten Platz. Auf dem Weg dahin, darf Hund ruhig schon mal ein wenig kosten, er soll wissen, was ich dabei habe.
    Dort angekommen leine ich ab und lasse den Hund laufen.
    Jetzt heißt es Geduld haben und einfach mal die Klappe halten.
    Hund soll laufen, rennen, toben. Mich sage gar nichts und bewege mich halt langsam über meinen Acker.
    Erst wenn der Hund müde wird und offensichtlich beginnt sich zu langweilen, dann rufe ich ihn. Das Kommando kann man bereits beim Rufen zum Füttern oder zum Anleinen beim Gassistart daheim etablieren.
    Hund wird kommen, weil es jetzt gerade das Interessanteste in der ganzen Umgebung ist. Sofort ordentlich belohnen und Hund wieder wegschicken.
    Das Ganze einige Male wiederholen, dabei muss man sehr gut auf den hund achten der eine hat anfangs nach 3 Wiederholungen keine rechte Lust mehr, der andere macht das Spielchen begeistert 10 oder 15 mal mit.
    Also rechtzeitig aufhören, sprich rufen, Jackpot und anleinen, wenn der Hund noch voll bei der Sache ist.
    Nach einigen Trainingseinheiten kann man beginnen, den Hund immer etwas früher abzurufen, also wenn er "beschäftigter" ist. Dazu immer genau gucken, ob man gerade eine Chance hat, wenn nicht Mund halten.
    Erst wenn ich den Hund direkt aus dem durchstarten nach dem Ableinen abrufen kann beginne ich weitere Ablenkungen einzubauen. Also z.B. Passanten am Horizont, da kommt es immer auf den jeweiligen Hund an.
    Und dann eben langsam den Schwierigkeitsgrad immer mehr steigern, nach einigen Wochen ist man dann fertig.

    Diese Variante hat aus meiner Sicht einige Vorteile.
    Man hat direkt größere Entfernungen.
    Man lernt seinen Hund sehr genau lesen, weil man immer konzentriert bei der Sache sein muss man hat ja keine weitere Absicherung.
    Durch diese erhöhte Aufmerksamkeit bekommt man extrem viele Wiederholungen, die fehlerfrei klappen hin und der Hund reagiert irgendwann geradezu "automatisch".

    Und natürlich kann man ebenso gut mit der Schlepp arbeiten, wenn einem das mehr liegt. Mir liegt es nur gar nicht. :hust:

    LG
    das Schnauzermädel

  • Ja, das kann ich mir vorstellen, auch wenn es nicht meiner Herangehensweise entspricht. Ist zwar auch vom Einfachen zum Schwierigen, vom Bekannten zum Unbekannten, aber für meinen Geschmack doch so leicht von hinten durch die Brust ins Auge (soll keine Kritik sein! ).

    Ich stelle auch immer wieder fest, wie sehr ich doch manchmal die Hunde unterschätze, was aber besser ist als sie zu überfordern :smile: . Down und Trillerpfiff ist klar. Einfacher Doppelpfiff = Komm/Hier ist auch bekannt. Habe nun heute den einfachen Pfiff gegeben und, oh Wunder, es war beiden klar, dass das Platz bedeutet. Beim Rüden konnte ich das halbwegs erwarten, denn der machte schon auf das erste Doppelblinken mit der Taschenlampe Platz, aber bei der Hündin, Chapeau. Bin ja gespannt, ob sie sich auch mit dem Taschenlampenstrahl in eine Richtung schicken lässt.

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