Erziehung ohne Konditionierung

  • Zitat

    Alle Tiere machen - mehr oder weniger oft irgendwas ihren Mitlebewesen nach - gerade Gestern habe ich gelernt, dass Mungos offenbar eine "Kultur" haben, bei der der Nachwuchs bestimmte Vorlieben übernimmt, wie man Eier knackt (Reinbeißen Vs gegen einen Stein hauen). Cool.
    Wenn man genauer schaut, wird man soetwas, da bin ich mir ziemlich sicher, bei allen möglichen Tierarten finden.


    Da schaut man schon seit Jahrhunderten genauer ;-)


    Sowas nennt man tradieren und ja, das kommt bei allen sozial lebenden Tieren vor. Genau genommen macht es einen Großteil der Ontogenese aus, bei Hunden wie auch bei Wölfen ...

  • Zitat

    Da schaut man schon seit Jahrhunderten genauer ;-)


    Sowas nennt man tradieren und ja, das kommt bei allen sozial lebenden Tieren vor. Genau genommen macht es einen Großteil der Ontogenese aus, bei Hunden wie auch bei Wölfen ...


    klar, aber verhaltensweisen werden doch auch nur dann tradiert, wenn sie sich irgendwie lohnen... und sei es auf der sozialen ebene

  • Zitat

    Alle Tiere machen - mehr oder weniger oft irgendwas ihren Mitlebewesen nach - gerade Gestern habe ich gelernt, dass Mungos offenbar eine "Kultur" haben, bei der der Nachwuchs bestimmte Vorlieben übernimmt, wie man Eier knackt (Reinbeißen Vs gegen einen Stein hauen). Cool.
    Wenn man genauer schaut, wird man soetwas, da bin ich mir ziemlich sicher, bei allen möglichen Tierarten finden.


    Und auch da wird nochmal unterschieden zwischen Nachahmung und Imitation. Ich empfehle - wieder mal - Michael Tomasello: Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens: Zur Evolution der Kognition. Er befasst sich da auch mit diversen Lernformen, Emulationslernen, Nachahmung, Imitation usw.


    Sehr spannend.

  • Nein, mit diskutieren werde ich hier nicht, aber ich möchte ein sehr interessanten Ausschnitt zitieren:


    Zitat Beginn
    "Menschen treten Hunden, wie der übrigen Welt, kontrollierend gegenüber, indem sie sprachliche Inhalte vermitteln bzw. Hunde konditionieren. Einen Zugang zum Tier werden sie allein so nicht finden. Im Unterschied zum Menschen nehmen Hunde (u.a. Tiere) hauptsächlich die analogen Anteile unserer Kommunikation auf und reagieren darauf, verstehen uns also auf einer "echteren", tiefen, unverfälschteren Ebene, was uns dieses Gefühl des "Richtig"-verstanden-Werdens vermittelt. Hunde verlangen die Vermittlung echter Bezogenheit, die bei Ganzheitlichkeit der Kommunikation resultiert, Gefühle und Authentizität übermittelt. Natürlich können auch Menschen auf der analogen Ebene verstehen, doch ist die hundliche Fähigkeit hier tiefer und komplexer. Schließlich verbindet uns so viel, wie können wir Hunden so oberflächlich begegnen, das wir allein lerntheoretische Übungen "veranstalten".
    Zitat Ende


    Quelle: Ausdrucksverhalten beim Hund von Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen, Kosmos Verlag, Seite 84.


    Daraus kann jetzt jeder machen was er will und ich bin schon wieder weg :D

  • Zitat

    bei Hunden:
    aussschließlich über Konditionierung - und zwar IMMER!.


    :???:


    Unter Konditionierung versteht man in der behavioristischen Lernpsychologie das Erlernen von Reiz-Reaktions-Mustern (Stimulus-Response). Grundlage dieser Lerntheorien ist die Annahme, innere Vorgänge wie Gefühle und Gedanken niemals wissenschaftlich untersuchen zu können, das sogenannte Black-Box-Modell. Man unterscheidet zwei Grundtypen der Konditionierung: die Klassische Konditionierung, die ausgelöstes Verhalten betrifft (der lernende Organismus hat keine Kontrolle über den Reiz oder seine Reaktion) und die Instrumentelle bzw. Operante Konditionierung, die ursprünglich spontanes Verhalten betrifft, das je nach wahrgenommener Konsequenz zielgerichtet wird. Zitat: wikipedia



    Lernen beinhaltet doch mehr als ein Reiz-Reaktions-Schema. Das würde ja beinhalten, das Hunde keine Stimmungen, eigene/innere Motivationen, Gefühle und Stimmungen haben.


    Erst die Kombination von Beziehung, sozialer Bindung, Sozialisation, Umwelterfahrung, und das Erlernen von gewünschten Ritualen und Sicht- und Hörzeichen werden als Erziehung bezeichnet. Letzteres ist Konditionierung aber der Rest doch nicht.


    Respekt, Vertrauen, Zuneigung etc. können doch gelernt, aber wohl kaum konditioniert werden.


    LG, Martina

  • fellfreund,


    kommt drauf an, wie weit oder wie eng du den Begriff "Konditionierung" fasst. Hab ich irgendwo geschrieben, dass ich diese uralte, enge Begriffsauslegung meinte?
    Gefühle sind IMMER mit einem Lernprozess verknüpft. Auch sie werden konditioniert. Deshalb sind sie ja auch so wichtig ;)
    (Gibt dazu wohl auch neuere Forschungen, die mittels MRT die Hirnarreale untersucht haben)


    Und in meinem Post meinte ich, dass der Mensch über zusätzliche Möglichkeiten des Lernprozesses verfügt, wie über Reflektion sich Dinge bewusst zu machen und bewusst eigene Konditionierungen aufzubrechen.
    Das kann ein Hund eben nicht ;)



    Vertrauen ist ein Prozess und die Summe von Erfahrungen.


    Hunde lernen über unterschiedliche WEGE!!!.
    Das Ergebnis sind Verknüpfungen. Das ist nix anderes als Kondionierung ;)
    Ist die Summe bzw. die überwiegende Summe der Erfahrungen mit einer Sache positiv verknüpft (z.B. Menschenhand mit Streicheln) entsteht ein erster kleiner Baustein für Vertrauen. Je mehr positive Verknüpfungen, desto mehr Vertrauen.

  • bungee,


    nun ja, sie werden einfach immer noch unterschätzt unsere besten Freunde.


    Wenn auch der Verstand eines Hundes nicht mit dem eines erwachenen Menschen zu vergleichen ist, dann doch mit dem eines Kleinkindes.


    Es ist wirklich schade, wenn Menschen diese tiefergehende Ebene von Hunden nicht erleben können, weil sie sie reduzieren auf bloße Verknüpfungsketten. Noch dramatischer für die Hunde, weil sie so viel mehr zu bieten haben und damit ins leere laufen.


    Solange Menschen davon ausgehen, dass soziales Lernen ( was nicht auf dem Reiz-Reaktionsschema, sondern auf Interaktion von Reiz und Person beruht) bei Hunden nicht stattfindet, brauchen Menschen sich nicht wundern, manche Situationen mit Hunden nicht lösen zu konnen, weil sie ihnen nicht situationsangemessen und autentisch gegenüber treten.


    Hunde sind Sozialpartner und wollen so verstanden werden, sonst funktioniert es nicht.


    LG, Martina

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