Ben und diese verdammte Leine

  • Ben wird im August nun 2 Jahre alt. Wir haben uns ganz gut zusammengerauft, habe sehr viel Freude an Ben und er hoffentlich auch. Nur ein großes Problem kriege ich einfach nicht in den Griff .. sein Verhalten an der Leine, wenn er fremde Hunde sieht/trifft. Dieses Problem habe ich in kleinem Maße von den Vorbesitzern (mit 8 Monaten) übernommen und hat sich gesteigert. Habe es mit Schau, Spielzeug, Leinenführigkeit usw. probiert, aber es hört nicht auf, in diesen Situationen bin ich Wind.

    Hier ein paar Beispiele:
    Gehe im Wald mit Ben spazieren ein Hund kommt uns an der Leine entgegen, der Weg ist breit genug um etwas Abstand zu wahren und Ben flippt aus.
    Mittwoch in der Hundeschule: wir steigen aus dem Auto, er ist an der Leine, zusammen mit einem anderen Hund (den hatte er einmal gesehen gehabt und Ben hat kein Anzeichen von Aggressionen gezeigt) gehen wir den Stichweg zur Hundeschule hoch. Hier mussten wir auf dem Vorplatz warten, weil die Welpengruppe gerade dabei war den Platz zu verlassen und Ben flippte wieder aus. Mittlerweile werde ich echt stinkig bei diesen Aktionen und habe ihm eins mit der Leine gegeben, was dazu führte, dass er wieder ruhig wurde. Der andere Hund, mit dem wir zusammen auf den Vorplatz gegangen sind, beschnüffelte sich mit den anderen Hunden und da ich weiß, dass Ben eigentlich niemand ist, der wirklich aggressiv ist, habe ich den Kontakt zu einem der Welpen zugelassen … und die Welt war in Ordnung.
    Gestern: Da mir wichtig ist, dass Ben kein reines Landei ist, waren wir wie schon oft in einem größeren Einkaufscentrum Eis essen gewesen. Ben kennt das Einkaufszentrum, ihm macht der Trudel mit den Mensch nichts aus, Leinenführigkeit war super … gehen an einer Rolltreppe vorbei, die an den Seiten mit Spiegelfliesen versehen ist, Ben sieht sich im Spiegel und fängt schon wieder an Stunk zu machen. Allerdings hat er es schnell wieder sein lassen, weil ich ihm mit der Leine gedroht habe.

    Das Ausflippen ist auch von unterschiedlicher Intensität. Es gibt Fälle, wo er richtig schlimm ausflippt (da führt er sich auf wie ein Berserker), darum führe ich Ben mit einem Halti, wenn vermehrt Menschen anzutreffen sind. Es ist wirklich traurig. Im Freilauf habe ich mit Ben keine großen Probleme, wenn er auf andere Hunde trifft. Da wird vielleicht mal gegrummelt, aber das habe ich erst ein paar Mal erlebt. Nun frage ich mich, muss ich mich einfach damit abfinden und ihn eben eher zu Hause lassen, obwohl er sonst sehr umgänglich ist und er gerne mit mir unterwegs ist. In der Nachbarschaft ist sein Ruf von einem liebenswerten Hund dahin, weil die einmal gesehen haben, wie ausflippt. Nun heißt es, er wäre aggressiv und ob wir ihn nicht kastrieren wollen… Die Trainerin aus der Hundeschule sagt, dass Ben sonst ein gutes „Rüdenverhalten“ hat… Ich weiß mir echt keinen Rat mehr und wünsche mir oft, ich könnte seine Gedanken lesen. :hilfe:

    Viele Grüße Heike (die ihren Ben sehr lieb hat)

  • Du weisst Sicherlich das ´´dem Hund eins mit der leine geben´´ nicht der richtige Weg ist, aber irgendwo kann ich deine Reaktion verstehen. Ich weiss auch das ich mich damit hier vielleicht in die Nesseln setze, aber ich habe solche Probleme mit meinen Hunden nicht und ich denke jeder der das Problem nicht hat kann sich auch schlecht in die Lage versetzen.

    Meine Vermutung warum Ben sich so verhält ist das er sich in seiner Bewegung an der Leine eingschränkt fühlt, entweder führt er sich so auf weil er unbedingt zu dem anderen Hund will oder aber er hat Angst das er in einer Gefahrensituation nicht davonlaufen kann um sich selbst zu schützen.
    Um das beurteilen zu können müsste man ihn beobachten wie seine Körperhaltung in einem solchen moment ist. Ich hoffe das andere hier dir hilfreichere Antworten geben können.

  • Hallo,

    wenn dein Hund an der Leine schon vermehrt aggressives Verhalten zeigt, nicht auch noch mit der Leine schlagen (sowieso den Hund nie schlagen, egal ob mit der Zeitung, Hand oder Leine... was soll das bringen? Außer Angst?)
    Da schockiert mich dein Ansatz gerade ein wenig...

    Kastrieren bringt auch überhaupt nichts, noch so ein Ammenmärchen.

    Wie reagierst du denn, wenn er aufdreht? Das klang, als wärst du da ziemlich aufbrausend, das würde das Verhalten deines Hundes auch nur noch bestärken.

    Dreht der Hund nur auf, wenn ihm andere Hunde an der Leine zu Nahe kommen oder auch schon auf längere Entfernung?

  • Wenn ich Bock darauf hätte meinen Hund zu schlagen, dann hätte ich hier nicht geschrieben und habe ihn erst letzte Woche das erste Mal kontra gegeben ... aber wenn 30 Kg sich in eine reißende Hyäne verwandeln (ich meinen Hund fast nicht wieder erkenne) und nach vorne schießen, ich ihn kaum halten kann, dann kommt irgendwann der Punkt wo es reicht, auch im Interesse anderer.
    Ich glaube schon, dass Ben ein Problem damit hat, dass er an der Leine sich nicht so verhalten kann wie ohne, er nicht so beschwichtigen kann… Aber ich kann es ja auch nicht ändern, da muss er irgendwie durch. Damit ich eben mehr Kontrolle über ihn habe und etwas gelassener gehen kann, setze ich das Halti ein, wobei ich immer darauf achte, dass die Leine zum Halti durchhängt. Allerdings habe ich das Halti nicht drauf, wenn wir bei uns zu Hause gehen oder in Gebieten, wo er viel im Freilauf ist.
    Wie ich in den Momenten reagiere: Ich versuche ihm habhaft zu werden. Zurückdrängen, bis er wieder ruhig ist .. aber oftmals ist der Platz nicht dazu da. Kommt auch darauf an, wie schlimm er ausflippt … wenn es sehr schlimm ist, dann bin ich damit beschäftigt ihn zu halten, ansonsten sage ich das Kommando „schluß“. Die Distanz ist allerdings kleiner geworden. Früher reichte schon der Anblick aus weiter Entfernung aus, nun ist es eher, wenn es ca. auf gleicher Höhe (egal wie weit der Abstand ist)

  • Der Hund sieht dich nicht als Rudelfühter das ist das erste was du angehen solltest! Wiederholung der Grundgehorsamkeit ist das wichtigste auch wenn er es schon kann, täglich Trainieren!
    Wenn das gut Klappt Fragst du einen Bekannten der einen Hund hat ob er 2-3 mal die Woche 15 Min. Zeit für dich hat!
    Ihr trefft euch auf einem Weg wo er sich verstecken kann und wo euch niemand stöhrt, immerwieder muss dein Freund mit dem Hund kurz in eure Sichtweite gehen, sich dann aber gleich wieder verstecken, anfangs bei ca. 50 m entfernung, wenn dein Hund ruhig ist belohnen wenn nicht ablenken, mit Leckerchen, Spielzeug, das was ihm am besten gefällt, erst wenn nach ca. 2 Wochen der Hund still ist wenn er den anderen sieht, dann den abstand auf 45m kürzen, wenn das klappt auf 40m kürzen....usw...
    In ca. 2-4 Monaten(Unterschiedlich) wirst du an dem Hund ohne Probleme vorbeigehen können!
    Wenn du noch fragen hast schreib mir, ansonsten viel viel Glück und Geduld!

  • Ich wollte dir auch nicht vorwerfen, dass du deinen Hund schlägst, sondern nur dringend davon abraten, ihm mit der Leine, mit der er sowieso schon ein Problem hat in dem Moment, zu maßregeln. Ich weiß, wie nervenaufreibend es ist, wenn der Hund sich in die Leine hängt und Theater macht, man das Gefühl hat, man kommt nicht mehr zu ihm durch - man würde ihm, so sehr man ihn auch liebt, am liebsten einfach eins überbraten oder ihn ankeifen, aber das ist (mal abgesehen von der Grundsatzdiskussion über Gewalt gegenüber Hunden) einfach kontraproduktiv.

    Aber an dem Detail sollten wir uns hier auch nicht aufhängen.

    Hundekontakte an der Leine sind oft problematischer als ohne, da, wie schon geschrieben, der Raum für das für den Hund angemessene Verhalten fehlt. Ich würde dir da empfehlen, die Situation kontrolliert zu üben. Ob das in der Hundeschule so gut klappt, weiß ich nicht, da dort ja (zumindestens ist es so in meiner) meist viele Hunde auch frei laufen. Habt ihr vielleicht einen HH mit ruhigem Hund in der Nähe, mit dem ihr das mit möglichst wenig anderen Reizen üben könntet? Sprich: Erst im großen Abstand den Hund im Fuß halten, ihn den anderen gar nicht erst fixieren lassen, sondern immer wieder ablenken, den Abstand langsam über längere Zeit verringern und Party machen, wenn´s funktioniert.
    So hat es jedenfalls bei mir geklappt.

    Gibt hier im Forum auch schon ´ne Menge Freds dazu, einfach mal blättern, findest du sicherlich ein paar nützliche Ratschläge.

    Viel Erfolg!

  • Zitat

    Der Hund sieht dich nicht als Rudelfühter das ist das erste was du angehen solltest! Wiederholung der Grundgehorsamkeit ist das wichtigste auch wenn er es schon kann, täglich Trainieren!


    Da muss ich fragen: Woran machst du deine Aussage fest? Und hilft es mir wirklich mittels "Wiederholungen des Grundgehorsames" (wie auch immer man ihn wiederholen soll) der "Rudelchef" zu werden? Wie soll der Hund daran lernen, dass ich die Situation im Griff habe? Ich kenne einen Hund der spult dir den Grundgehorsam aus dem ff ab und trotzdem ist der Besitzer nicht der "Rudelführer". Mich interessieren die Fragen ernsthaft.

  • Hallo Heike, ich mache es so:

    Hund kommt in Sicht, BEVOR meine sich aufbaut, habe ich sie absitzen lassen und mich vor sie (mit dem Rücken zu dem anderen Hund) gestellt. So habe ich ihr die Sicht auf den "Feind" genommen und sie schaut mich an, solange sie mich anschaut - loben, versucht sie an mir vorbeizuschielen, halte ich ihr Lecker vor die Nase.
    Mittlerweile sind wir soweit, dass ich sie nur noch absitzen lassen, wenn sie überhaupt nicht aufhört, den anderen zu fixieren.

    Ich habe das Schau-Kommando aufgebaut, es klappt inzwischen bei 80% der Hunde, dass wir vorbeigehen können.

    Aber so wie Du es beschreibst, ist er ja schon bei großem Abstand auf 180, da würde ich das Absitzen probieren und den Abstand, bis Du ihn absitzen lässt, verringern.
    Andere Möglichkeit sind Bögen laufen, aber den Platz hat man ja nicht immer.
    Das Absitzen klappt bei mir mittlerweile in ganz engen Wegen, wo ich früher umdrehen musste und zurückgehen und warten bis der andere Hund aus dem Weg raus ist.

    Kopf hoch, ihr schafft das schon. Und Du benutzt ja schon ein Halti, damit kann man prima das Schau-Kommando aufbauen. Du sagst ihm "schau", lenkst seinen Kopf ganz sanft zu Dir, wiederholst das Kommando und lobst ihn. Ganz wichtig: nicht ziehen! sondern lenken. Super Hilfe dabei ist ein Clicker. Konditioniere das Schau ohne Ablenkung, dann langsam mit Ablenkung etc.

    LG Marion

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