Sinn und Motivation des Hundes im Hundesport

  • Warum macht ihr Hundesport? Braucht der Hund "Kopfarbeit"? Warum macht der Hund bei Sport und Beschäftigung mit? Hat er Spaß an der Tätigkeit an sich? Oder denkt ihr, "in freier Natur" würde der Hund ja auch viel erschnüffeln, erjagen, nachdenken... z.B. um an Futter zu kommen. So versucht man es nachzustellen, dem Hund das suchen, erbeuten, nachdenken... zu ermöglichen, weil er daran tatsächlich "Spaß" hat, zumindest eine Aufgabe?


    Dieser Satz:


    Zitat

    man kann aber auch im hundesport über stimme und lob bestärken. wenn der hund sich dermaßen gut an seinem hh orientiert wird er sich darüber wie ein schneekönig freuen. denn dann gibt es nix schöneres als mamas lob


    Der Hund macht dann also mit, weil er seinem Menschen gefallen will? Weil er seinen Menschen nicht verärgern will? Weil er gemeinsame Aufgaben toll findet? Was ist, wenn man Futter/Spiel einsetzt als Belohnung? Ist das überhaupt legitim, wenn der Hund es nur wegen Spiel/Futter tut? Das könnte er ja auch ohne den jeweiligen Hundesport haben... Ist es dann nur das Ego des Menschen? Oder der Gedanke, der Hund muss doch eine Aufgabe haben? Fördert es auch die Zusammenarbeit, die Freude am gemeinsamen, die Kommunikation, wenn man über Spiel/Futter als Endziel geht?


    Z.B. Obedience... Hat der Hund da tatsächlich Freude an der Tätigkeit an sich? Warum arbeitet er sonst mit? Was hat der Hund davon, Obedience machen zu dürfen? Sollte er das bestenfalls machen, weil Frauchen/Herrchen ihn dann verbal lobt (siehe Zitat)?

  • HuHu,


    also wir machen jetzt kein Obi aber haben mit Frisbee begonnen, Dummyarbeit und Tricks.


    Bei den ersten beiden möchte meine gar keine Belohnung. Da ist das weitermachen Belohnung genug. Allerdings glaube ich nicht das sie das ausschließlich macht um mir zu gefallen. Es ist wahrscheinlich mehr Eigennutz (es macht ihr ja spaß). Wobei sie sich schon wie Bolle freut wenn ich freudig quitsche =)


    Bei Tricks setze ich auch Belohnung i.S. von Leckerlies ein. Da nimmt sie die ja auch ;) Allerdings ist es so gut wie der einizge Teil den ich Belohne wenn auch ein großer.. eben Gehorsam und Tricks. Ob ich nun Futter oder ein Spiel oder aber gequitsche nehme hängt von der Motivation von Hundi ab. Wenn ich merke sie ist sehr aufgeregt verzichte ich meist auf Futter bzw. Spiel da sie sonst sehr wild wird :D

  • Ich find das ist ein echt interessantes Thema.. obwohl ich selber keinen Hundesport mache, nur ein paar Trick zwischendurch zur Beschöftigung.


    Zum Thema belohnung mit Futter/Spielzeug.. das schließt den Spass an der Sache ja nicht unbedingt aus. Wenn man einen Job hat der einem gefällt macht der ja auch Spass, aber ohne Geld dafür zu bekommen würde man ihn wohl nicht machen..


    Wenn ich mit Siena Tricks übe bestätige ich sowohl mit Lob als auch mit Leckerli, je nachdem wies mir grad passt und wie abgelenkt sie ist. Sie freut sich mit mir, wenn ich sie lobe und oft reicht ihr das auch als Bestätigung, aber wenn wir mit Futter üben ist sie wesentlich aufmerksamer, dreht dafür aber auch leichter hoch. Alles hat seine Vor- und Nachteile.

  • Je nach Tagesform merke ich bei meinem Hund, dass er manchmal gar kein Leckerlie bräuchte, um mit mir zu arbeiten und manchmal eben, dass ohne gar nichts geht (wobei das sehr selten vorkommt)
    Wenn ich z.B. solche Dinge wie Abruf übe, reicht ihm als Belohnung vollkommen, wieder los zu dürfen.
    Auch bei der Impulskontrolle ist die Freigabe Belohnung genug.
    Aber an sich sehe ich nichts verwerfliches daran, auch im Sport zu belohnen.

  • Also der Zugsport mit den Huskies befriedigt schon ein ureigenes Bedürfnis. Das Bedürfnis sie immer nach vorne zu orientieren und im Rudel durch die Pampa zu reisen.


    Bei Unterordnung und den Tricks, schaut das dagegen ganz anders aus. Tricks werden für Futter gemacht ganz klar. Wenn ich mal kein Futter habe, machen es die Hunde trotzdem, aber nur weil sie hoffen, dass nach ein paar Wiederholungen doch Futter kommt. Und ja, die Hunde haben einen Riesenspass daran. Sich sein Futter mit dem Kopf "erarbeiten" müssen hat anscheinend total grossen Spassfaktor. Sogar die Oldies, die so was nicht kennen, lassen sich dafür begeistern.


    Unterordnung im Sinne von Abliegen, Bei Fuss, mit und ohne Leine, mit und ohne Ablenkung, machen die Hunde nur weil sie wissen, dass dann doch mal ne Belohnung kommt oder einfach weil sie es "müssen". Am Anfang lernen sie es wie ein Trick mit Leckerli, aber irgendwann kommt einfach der Punkt, wo ich es verlange (muss, ich brings bei den Huskies nur über positiv echt nicht hin) und es sonst verbalen Anschiss gibt. Das machen wir dann aber auch nicht, damit Hund "Kopfarbeit" hat, sondern weil das Zusammenleben sonst das reine Chaos ist.

  • Die Motivation bei meinen Hunden ist von Hund zu Hund verschieden, und dann natürlich auch noch je nach Sparte.


    In der Fährte interessieren sie sich sehr wenig für ein Lob von mir, sie suchen gern. Meine Hunde finden eben am Fährtenende kein krankes Reh, verletztes Wildschwein oder einen toten Hasen, sie finden eine Schale Katzenfutter. Aber eigentlich tun sie nichts anderes als auf Spaziergängen auch, sie verfolgen eine Spur. Die echten Spuren sind zwar interessanter, meine künstlichen haben aber ein sicheres Ende. So sind beide attraktiv.


    In der Unterordnung machen sie mit, weil wir zusammen spielen. Einen Sinn sehen sie in den Übungen sicherlich nicht. Aber die Übungen sind das Ritual mit dem man das Spiel erreicht. Das ist genau so wie das gesittete Warten bevor sich die Tür zum Spaziergang öffnet.


    Im Schutzdienst brauchen sie mich wieder gar nicht. Da wollen sie um die Beute raufen. Das ist der einzige Moment in ihrem Leben, wo sie raufen dürfen. Das schätzen sie sehr.


    LG
    das Schnauzermädel

  • Ich habe nur mit Bibo Hundesport gemacht, reinen Schutzdienst.
    An Fährte hatte sie damals kaum Interesse, ich ehrlich gesagt auch nicht, aber SD fand sie geil.
    Für sie war die Bestätigung der Ärmel, da brauchte sie nichts anderes.


    Aber das kann man in meinen Augen nicht mit Obi, Agility oder sonst was vergleichen, auch wenn ich das selbst nicht gemacht habe. Aber ich denke schon, daß die Hunde dort mit einer Extra Motivation, Lecker oder Spieli noch besser mitarbeiten.


    Im SD reichte meiner der Helfer, mit dem sie "spielen" konnte ;)


    Gruß
    Bianca

  • in der hundewelt gibt es solche sinnlosen sachen wie: "mach mal sitz oder mach mal platz" nicht, deshalb denke ich, dass das unsere hunde für uns tun, da wir es so wollen und am ende ein kleines spiel lockt.


    was ein hund dabei empfindet, wenn man diese und jene übung mit ihm macht, kann ich nicht sagen, da ich keine gedanken lesen kann. :D


    mein hund ist nur jedes mal aus dem häuschen, wenn wir in die strasse, die zum hundeplatz führt, einbiegen.


    liebe grüsse


    biggi

  • Also mein Großer.... da bin ich echt zwiespältig. Es ist schön zu sehen, wie er sich so entwickelt, und spricht BÄNDE über unsere Hund-Halter-Beziehung. Aber Spaß...? Hm, er hat gelernt, dass er in diesem Bereich aktiv sein Futter anfordern darf, durch Zusammenarbeit. Das war ein weiter Weg.


    Der Kleine, jaahaaa, dem geht es um Beute. Futter oder Spieli. Der wird Agi machen, weil er weiß, am Ende erbeutet er was. Genauso Unterordnung.


    Also ich denke, beide könnten definitiv auch ohne Agi leben. Sie sind zwar wendig und schnell, aber ich bin nicht sicher, ob das Hüpfen an sich ihnen SOLCHEN Spaß macht. Wahrscheinlich wären sie in Fährte obersuper, der Kleine vielleicht etwas schlampig, aber das ist definitiv ihre natürliche Begabung.


    Grüßle
    Silvia

  • Ohne Erwartungshaltung geht es natürlich nicht.



    Zitat

    Der Hund macht dann also mit, weil er seinem Menschen gefallen will? Weil er seinen Menschen nicht verärgern will? Weil er gemeinsame Aufgaben toll findet? Was ist, wenn man Futter/Spiel einsetzt als Belohnung? Ist das überhaupt legitim, wenn der Hund es nur wegen Spiel/Futter tut? Das könnte er ja auch ohne den jeweiligen Hundesport haben... Ist es dann nur das Ego des Menschen? Oder der Gedanke, der Hund muss doch eine Aufgabe haben? Fördert es auch die Zusammenarbeit, die Freude am gemeinsamen, die Kommunikation, wenn man über Spiel/Futter als Endziel geht?


    Hunde haben ja bereits genetisch bedingt bestimmte "Erwartungshaltungen" oder Triebe, etwas, was sie antreibt, etwas bestimmtes zu tun. Von daher denke ich, ist jede Art der Bestätigung legitim, sei es die körpereigene (Hormonausschüttung) oder die Beute oder der soziale Zusammenhalt.


    Schwierig wirds meiner Meinung nach, wenn über Negativkonsequenz etwas erarbeitet wird, was von der Handlung an sich überhaupt nicht dem Trieb des Hundes entspricht.
    Dass viele mit ihren Hunden Sport betreiben, der vielleicht an sich überhaupt nicht befriedigend für den Hund ist (also wenn bei Agility über Futter gearbeitet werden muss oder beim Mantrailen etc), ist ja eine Sache... liegt für mich grundsätzlich (aber mit Einschränkungen) schon in der "Vermeidenswert"- Schublade.
    Bedient man sich aber zum Erreichen des persönlichen Ziels negativer Konsequenzen für den Hund, wenn dieser aus eigenem Antrieb nicht mit macht, ist es für mein persönliches Empfinden nicht mehr legitim.


    Die Erziehung zur Alltagstauglichkeit steht dabei auf einem völlig anderen Blatt. Da hier hauptsächlich für den Hund wenig Nachvollziehbares verlangt wird, muss man natürlich über den am stärksten ausgeprägten Trieb arbeiten, damit die Arbeit an sich interessant wird. Reicht hier ab gewissen Punkten die Triebbestätigung für den Gehorsam nicht aus, kann ein Verzicht auf Negativkonsequenz mitunter auch mal gefährlich sein.


    Grundsätzlich würd ich aber bei Hundesport schon sagen, dass es eher meiner ethischen Überzeugung entspricht, wenn man den Hund Dinge ausführen lässt, die grundsätzlich bereits einen individuellen Trieb ansprechen und die Ausführung der Arbeit an sich bereits belohnend ist.
    Ich habe das im Zughundethread bei naijra sehr schön verfolgen können. Bietet der Hund die erwünschte Arbeit von sich aus an (und muss nur über andere Triebe vielleicht präzisiert und in bestimmte Bahnen gelenkt werden), tut er es aus einem gewissen inneren Trieb.

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