Züchten- Festlegen der Zuchtkriterien

  • Ja, aber wieviele Australier und Border dürfte es demnach in Deutschland geben? Wieviele Züchter bräuchte es um den Bedarf zu decken, einen, zwei?

    Wenn nun aber dieser Typ Hund oder besser diese Hunderasse gewünscht wird, ist es nicht am Züchter zu selektieren, erwünschtes - z. B. will to please - zu belassen, unerwünschtes - hüten, was immer dem Hund vor die Schnauze kommt, Kinder, Autos, meine Neufundländer :sad2: - weg zu züchten?

    Aber das erfordert natürlich Geld, züchterische Kenntnisse, die über die Pflege der Welpen hinausgeht und den Willen etwas Gescheites für die Rasse zu tun und nicht nur für den eigenen Geldbeutel.

    Gaby, Idefix und ihre schweren Jungs

  • Zitat

    Wozu überhaupt noch Rassen, wenn man die Rasseeigenschaften wegzüchtet? :?

    Für mich gibt erst die Gebrauchseigenschaft der Rasse überhaupt einen Sinn.

    Welche Rasse wird denn heute noch wegen ihrer Gebrauchseigenschaften gekauft?

    Der Deutsche Jagdterrier, er fällt mir gerade ein, wurde früher ausschließlich an Jäger, die auch eine entsprechende Ausbildung machten, abgegeben.

    Heute sieht das alles anders aus. Heute lebt der Weimaraner in der Stadt und es wird ein Antijagdtraining absolviert.

    Warum also z. B. auf Jagdtrieb züchten?

    Und so geht es doch fast jeder Hunderasse. Die Eigenschaften, wegen denen sie gezüchtet wurden sind heute überflüssig, z. T. gar nicht mehr erwünscht.

    Die Familie mit Kind macht alles dafür, daß der Hütehund die Kinder nicht hütet.

    Der Hovawart soll nicht jeden von Haus und Hof fernhalten.

    Der Molosser darf den, der mir an den Kragen will, nicht mehr so ohne weiteres in den Arm beissen.

    Ich habe keine Zahlen, aber ich behaupte mal, das von den 105 000 in Berlin steuerlich erfaßten Hunden, keine 5% mehr die Arbeit erledigen, für die sie gezüchtet wurden. Und vielleicht 10 % der Hunde werden Ersatzweise im Hundesport beschäftigt.

    Ich habe Neufundländer weil mir der Hund optisch und von seinem Wesen her zu sagt und nicht weil er schwere Lasten an Land und im Wasser ziehen kann. Ich habe sie auch nicht, weil sie instinktiv alles aus dem Wasser "retten" möchten, was da schwimmt (jedenfalls die meisten).

    Folglich stört es mich auch nicht die Bohne, daß Quebec überzeugter Nichtschwimmer ist.

    Gebrauchseigenschaft ist für mich kein Merkmal einen bestimmten Hund zu wollen. Für mich ist es vorrangig sein Wesen. Das muß zu mir passen.

    Gaby, Idefix und ihre schweren Jungs

  • Ich finde diese Einstellung urschade. Denn gerade DIE tragt dazu bei, dass ganze Rassen kaputt gezüchtet werden, nur damit die Rasse anspruchslos, einfach zu erziehen,... halt der ideale Familienhund *Ironie* wird!

    Wo ist das Problem, wenn es nur ein paar BC-Züchter gäbe, die den Bedarf von Schafhaltern decken??? Wenn sich Leute nur Huskies zulegen würden, wenn sie auch Lust auf Zugarbeit hätten (und x Huskies dafür weniger wegen Unterforderung im Tierheim landen!)?

    Ich kann diese kurzbeinigen Plüschbomben-huskies nicht mehr sehen! SO war dieser Hund nie gedacht! Aber hauptsache man hat nen ECHTEN Husky, nen nordischen Helden, nen Wolfsverschnitt, auf seinem Sofa!

  • Aber genau das ist doch das Problem.

    Wir brauchen nicht die Rassevielfalt, die wir hier haben.
    Wir brauchen keine Spezialisten, die zum einfachen Begleiter umgemodelt werden.
    Und da fehlt vielen Züchtern und Käufern leider die Einsicht.

    LG
    das Schnauzermädel

  • Zitat


    Gebrauchseigenschaft ist für mich kein Merkmal einen bestimmten Hund zu wollen. Für mich ist es vorrangig sein Wesen. Das muß zu mir passen.

    Wesen scheidet dann ja bald aus, weil sollen ja eh alle nur noch lieb und nett sein - mir fallen da gerade irgendwie die Unterscheidungsmerkmale weg? :hust:


    lg, von einer, die immernoch nicht versteht, warum man sich einen Spezialisten holen muss, wenn man eigentlich eher ein Stofftier will..

  • Zitat

    Welche Rasse wird denn heute noch wegen ihrer Gebrauchseigenschaften gekauft?


    Die meisten Jagd- und Hütehunde z.B. und auch Herdenschutzhunde werden vielerorts noch oder wieder verwendet. Und auch die Schlittenhunde werden von manch einem Menschen noch benötigt oder auch nur zum ursprünglichen Zweck verwendet.
    Meine Freundin z.B. hat sich einen Spitz angeschafft, weil der hoftreu ist und keinen Jagdtrieb hat. Sie wohnt auf dem Bauernhof, der Hof ist nicht eingezäunt.

    Zitat

    Der Deutsche Jagdterrier, er fällt mir gerade ein, wurde früher ausschließlich an Jäger, die auch eine entsprechende Ausbildung machten, abgegeben.

    Heute sieht das alles anders aus. Heute lebt der Weimaraner in der Stadt und es wird ein Antijagdtraining absolviert.


    Ja, und wozu? Was soll der Weimaraner in der Stadt, was der Jagdterrier in Privathand?

    Zitat

    Warum also z. B. auf Jagdtrieb züchten?


    Weil diese Rassen jagdlich durchaus noch stark verwendet werden? :?

    Zitat

    Und so geht es doch fast jeder Hunderasse. Die Eigenschaften, wegen denen sie gezüchtet wurden sind heute überflüssig, z. T. gar nicht mehr erwünscht.


    Welche Art will man denn?
    Züchten wir doch den "Familienhund", der keinerlei spezielle Auslastung mehr benötigt.
    Nee ernsthaft, es gibt doch viele Rassen, die man durchaus ins eigene Leben integrieren kann, die zu einem passen. Wozu einen Einheitsbrei unter den Rassen verbreiten?
    Klar kann man auch das Zuchtziel ändern und einen immer freundlichen unkomplizierten Familienhund züchten, der leicht in das Stadtleben zu integrieren ist. Das ist wahrscheinlich der Markt der Zukunft, aber dafür sollte man nicht die alten Arbeitsrassen kaputt züchten.

    Zitat

    Die Familie mit Kind macht alles dafür, daß der Hütehund die Kinder nicht hütet.

    Der Hovawart soll nicht jeden von Haus und Hof fernhalten.

    Der Molosser darf den, der mir an den Kragen will, nicht mehr so ohne weiteres in den Arm beissen.


    Das sind doch alles Bsp. dafür, dass man sich den falschen Hund ausgesucht hat.
    Es gibt auch sehr viele Bsp. wo eben genau diese eine Rasse mit ihren Wesenszügen und Arbeitseigenschaften wie die Faust aufs Auge passt.

    Zitat

    Ich habe keine Zahlen, aber ich behaupte mal, das von den 105 000 in Berlin steuerlich erfaßten Hunden, keine 5% mehr die Arbeit erledigen, für die sie gezüchtet wurden. Und vielleicht 10 % der Hunde werden Ersatzweise im Hundesport beschäftigt.


    Meine Meinung ist sowieso, dass sich der Hund selbstverständlich in den Alltag des Hundehalters integrieren können sollte. Hab ich nicht die richtigen Voraussetzungen für eine Rasse, dann ist es nicht die richtige. Ich persönlich hätte auch keine Lust mit meinem Hund stundenlang Ersatzbeschäftigung zu machen, genau deswegen sucht man sich einen Hund, der zu den eigenen Lebensumständen passt.

    Zitat

    Ich habe Neufundländer weil mir der Hund optisch und von seinem Wesen her zu sagt und nicht weil er schwere Lasten an Land und im Wasser ziehen kann. Ich habe sie auch nicht, weil sie instinktiv alles aus dem Wasser "retten" möchten, was da schwimmt (jedenfalls die meisten).


    Und warum geht nicht beides? Warum kann man nicht alte Arbeitseigenschaften erhalten und zusätzlich das Wesen erhalten? Wenn ich das richtig sehe, dann wurde der Neufundländer auch nicht "umgezüchtet", es sind einfach nur Kriterien auf der Strecke geblieben. Nur warum?
    Beim Border Collie, beim Husky, beim Weimaraner und vielen anderen Rassen verändert man aber das Zuchtziel viel grundlegender und was dabei dann übrig bleibt, das ist doch nur noch ein Schatten dessen, wofür die Rasse mal gedacht war.

    Zitat

    Folglich stört es mich auch nicht die Bohne, daß Quebec überzeugter Nichtschwimmer ist.


    Dich stört es nicht, aber vielleicht den, der in der nächsten Generation einen Neufundländer aufgrund seiner Arbeitsqualitäten kaufen möchte. Dein Quebec wäre doch genauso toll, wenn sein Element das Wasser wäre.

    Zitat

    Gebrauchseigenschaft ist für mich kein Merkmal einen bestimmten Hund zu wollen. Für mich ist es vorrangig sein Wesen. Das muß zu mir passen.


    Natürlich ist das Wesen ein Baustein, aber das Wesen muss ja nicht einheitlich für alle das gleiche richtige sein.
    Und wenn der Spitz eben eher eine misstrauische Natur ist, die um Fremde einen Bogen macht, dann ist das eben auch nicht falsch. Die Qualitäten dieses Hundes liegen an anderer Stelle, bzw. warum muss ein gesundes Misstrauen negativ sein? Er ist eben ein Hofwächter, als solcher wurde er hier angeschafft und solcher soll er auch bleiben.
    Hoftreu, wachsam, seiner Familie treu ergeben und KEIN Jagdtrieb, das sind die Qualitäten des Spitzes. Was soll der in der Stadtwohnung? Warum sollte man auch nur eine seiner Qualitäten wegzüchten um ein aufgeschlossenere Wesen zu erhalten, es ist doch gar nicht erwünscht!

  • Zitat

    Verschwindend gering ist die Zahl. Warum sollten sie also auf Veranlagung getestet werden?

    Ganz einfach: Weil die Veranlagung das Wesen des Hundes ganz maßgeblich mitbestimmt. Und wenn ein Züchter noch nichtmal Bock drauf hat einen Veranlagungstest zu machen, dann sollte er es meiner Meinung nach besser lassen.

    Das Wesen der verschiedenen Rassen ist durch ihren Gebrauch entstanden. Also sollte ich das auch überprüfen bzw. als Züchter kritisch ins Auge nehmen.

    Aber es ist wie immer: Letzendlich bestimmt der Käufer wo die Reise einer Rasse hinführt. Ich bin sehr froh, dass es bei "meinen" Rassen sehr viele engagierte Leute gibt, die da genauso denken wie ich.

    Und mir wird es immer ein Rätsel bleiben, warum man nicht schlichtweg auf Rassen zurückgreift, die die Eigenschaften schon mitbringen, anstatt aus einer "alten" Rasse eine neue Rasse mit genau diesen Eigenschaften zu selektieren. Das ist ja, also ich mir einen Bausatz für einen Traktor zulege, um dann einen Sportwagen draus bauen zu wollen :roll:

    Viele Grüße
    Corinna

  • Hi Quebec,

    weil GENAU diese Eigenschaften den Border Collie auszeichnen !!!

    Es sind Instinkte, die kann man nicht einfach mal eben wegzüchten, wie man an den vielen vielen verstörten BC sieht und den noch viel mehr in Notvermittlungen, weil es eben nicht funktioniert mit dem Trieb wegzüchten.

    Wenn bei einer Rasse die gesamtheit der Eigenschaften nicht mehr da ist und das in einem ausgewogenem Mass, sind sie meist nicht mehr zu gebrauchen sprich sie funktionieren nicht mehr.

    Wenn ich den Hütetrieb und alles was dazugehört nicht haben will, warum uss es dann ein Hütehund sein ????

    Es gibt andere schöne schwarz weiße Hunde !!!!

    Und glaube mir, es gibt genug Bedarf bei reichlich engagierten Hobbyschafhaltern.

    Es braucht nicht eine mehrere 100 Tiere umfassende Herde, um auf diekompetente Hilfe von gut gezogenen und ausgebildeten Border Collies angewiesen zu sein.

    Aber eben DIE, die angeblich weniger Hütetrieb haben, die können es eben meist nicht. Auch die kleinen feinen Arbeiten, die man bei wenigen Schafen hat bedürfen eines gut gezogenen und gut veranlagten Hundes, der alle Anteile seiner Rassemerkmale eben in ausgewogenem Masse ALLE hat. Was will ich auch an 5 Schafen mit nem Hund, der nicht weiß was er tun soll ???

    Liebe Grüße
    Alexandra, die wie Corinna froh ist, dass Border Collies noch gezielt auf Arbeitslinie gezogen werden !!!

  • Aber genau durch diese Meinungsverschiedenheit, die wir hier auch haben, wird der Graben zwischen Show- und Arbeitslinien immer Grösser. Ich kann mir einen Show- und einen Arbeitspedigree anschauen, und seit mindestens 30 Jahren (6 bis 8 Generationen, soweit ich halt die Pedigrees recherchiert habe) wird da praktisch überhaupt nicht mehr gekreuzt. Genetisch würde ich teilweise fast schon von zwei verschiedenen Rassen sprechen.

    Aber wahrscheinlich muss das wohl so sein. Die Showvariante, für die, die sich einen "Familienhund"-verschnitt erhoffen (was ja bei weitem nicht immer so hinhaut, wäre ja allzu einfach!), und die Arbeitsvariante für alle die wirklich noch am ursprünglichen Arbeitshund interessiert sind. Mit all seinen Qualitäten und Nachteilen!

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