Mein Training mit Canis/HTS orientierter Trainerin in Berlin

  • Hi,


    Zitat

    Ich meinte das auch nicht im Bezug auf das, was Lucanouk da beschrieb, sondern das, was so mancher Hundetrainer rät, bei anspringen oder anstupsen oder dieses penetrante Ball-vor-die-Füße legen und dann anstarren/kläffen, was manche Hunde haben. Da bringt Ignoranz nix, da muss man schon handeln.


    Hmm, findest du? Ich finde, das kommt sehr auf die Situation an. Beispielsweise haben wir unsere Hündin "bewusst ignoriert", als sie früher immer begrüßt werden wollte und einen Riesen-Terror veranstaltet hat, wenn mans nicht gemacht hat. Fand das sehr sinnvoll. Eine deutliche Ansage wäre natürlich auch eine Möglichkeit, aber das hätte ich damals glaub ich nicht hinbekommen und auch den Hund nicht einschätzen können, sie war damals erst ein paar Wochen bei uns.
    Also vermutlich wäre es manchmal besser oder genauso gut, zu handeln. Aber je nach Hundebesitzer funktioniert das nicht oder geht total nach hinten los - die Intensität muss da ja schon stimmen.
    Da finde ich ignorieren schon eine funktionierende Alternative.


    Zitat

    Achso: Wieso is das so unglaublich wichtig, ob das Ampelsystem konditioniert is oder nicht? Ist das nicht ein bißchen Haarspalterei?


    Das verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht :???:
    Ich fände es sehr schön, wenn der Thread das bleiben könnte, was er im Moment ist - nämlich Erfahrungsbericht und Austauschmöglichkeit für eine bestimmte Herangehensweise an die Hundeerziehung.
    Von diesen ganzen pro-und-contra-diese-oder-jene-Methode-Threads gibts schließlich schon genug.


    lg,
    SuB

  • Zitat


    Achso: Wieso is das so unglaublich wichtig, ob das Ampelsystem konditioniert is oder nicht? Ist das nicht ein bißchen Haarspalterei?


    LG


    Es wird lediglich wichtig gemacht dadurch, dass die Vertreter immer wieder zur Abgrenzung von anderen Trainern behaupten, sie würden das (abwertend gesehene) Konditionieren nicht machen, und dadurch bei ihren Schülern ein falsches Verständnis dessen, was Konditionierung ist, bzw. nicht ist verbreiten. Wenn jede Hundeschule ihre eigene Terminologie kreiiert, kann man sich schliesslich nicht mehr vernünftig verständigen, ausser man liefert zu jedem Beitrag noch einen ausführliche Erläuterung der verwendeten Begriffe.... Warum also nicht das Kind einfach beim durchaus vorhandenen Namen nennen? Oder wenigstens eine neue Wortschöpfung verwenden, wenn der Name zu unschön tönt? Denn wie man hier sieht, werden die Schlagworte schnell und unreflektiert weitergegeben, und diffamieren schliesslich jene, die sich um Allgemeinverständlichkeit bemühen.....


    Man könnte sehr gut über die praktischen Erfahrungen mit dem Ampelsystem reden, ohne zu betonen, dass es NICHT mit Konditionierung arbeiten würde..... ;)

  • haarspalterei ist das nicht, naijra hat ja recht, da muss man schon genau sein. besonders dann, wenn das wort konditionierung negativ belegt wird.


    naijra: die ampelsignale an sich sind konditioniert.
    der hund muss ja wissen, was ich von ihm will.


    aber innerhalb meines vorgegebenen rahmens muss er selbst entscheiden, wie er sich verhalten soll. es werden keine konditionierten handlungweisen ausgeführt, wie bei hundekontakt ins fuß gehen, absitzen und dann wieder auf befehl loslaufen. mein hund steht in dem moment im gehorsam, möchte arbeiten, bekommt dafür ein leckerlie oder spiel von mir und in dem moment platzt der andere hund hinein oder ich bin zur schnellen freigabe gezwungen, in der mein hund vom arbeitsmodus auf den freizeitmodus umschalten muss und wie eine sprungfeder losschnellen wird. finde ich nicht günstig, gerade für luca nicht und deswegen ist es nicht unser ziel.


    ich möchte einen in meinem radius frei laufenden hund haben, der in solchen momenten mit einem "äh, äh" darüber informiert wird, nicht zu dem anderen hudn hinzulaufen. kommt der andere hunde angelaufen, kann der kontakt stattfinden. und dann brauch ich eigentlich nichts ausfzulösen, sondern kann in ruhe mit meinem hund laufen.


    genau wie bei leinenaggressionen: ich verlange von ihm keine konditionierten handlungsketten mehr, wie z.b. schau, absitzen, hund vorbeilassen etc., sondern gehe einfach an dem hund vorbei, und gebe ein gelb, wenn fixiert wird. dabei hat mein hund die chance, sich mit dem anderen hund auseinanderzusetzen, er kann ihn in ruhe anschauen und wird von mir nicht auch noch mit input bedrängt. vielleicht bleiben wir in ruhe stehen, ich lass die leine fallen und stell meinen fuß drauf. die situation normalisiert sich eher, als wenn ich ihn mit kommandos in die gewünschte pose bringe und ihn dafür dann mit leckerlies oder spielzeug bestärke.
    gerade, wenn es sich nicht nur um leinenaggressionen, sondern auch um aggressives verhalten im freilauf handelt, muss mein hund sich mit anderen hunden auseinandersetzen. da hilft es gar nichts, ihn den blick abwenden zu lassen.


    und mit wenigen konditionierten signalen kann ich deutich mehr ruhe reinbringen, als mit komplett-konditionierten handlungsketten, die eine erwartungshaltung bei luca auslösen und am ende sogar aufgelöst werden müssen.


    Jella: ja,wir haben uns verstanden :D .
    ich lasse solche verhaltensweisen ebenfalls nicht zu. ich kann anouks verhalten nicht ignorieren, wenn sie einen menschen wild begrüßt. da bekommt sie von mir ganz klar die ampel. ich kann lucas verhalten nicht ignoreren, wenn er andere hunde oder sogar menschen fixiert. auch da bekommt eine klare grenze gezeigt.
    ich kann das verhalten meines hundes nicht ignorieren, wenn er müll frisst.


    ich kann selbstbelohnendes verhalten nicht ignorieren, denn dann verstärkt es sich.


    aber ich muss meinen hund als wesen in diesem moment ignorieren, damit er versteht, dass das verhalten, nicht er selbst unerwünscht ist.


    meine trainerin hat lucas verhalten nicht ignoriert, als er anfing zu bellen, als ich sie im rollenspiel lauthals fortgeschickt hatte. sie schmiss eine leine in seine richtung. aber sie sah ihn in diesem moment nicht an. er selbst bekam für sein verhalten kein krümelchen aufmerksamkeit in form von augenkontakt oder ähnlichem. da meinte ich auch mit neutralität.


    das ignorieren, was zum häuslichen programm gehört ist ein allgemeines nicht beachten des hundes innerhalb der wohnung. als wäre er gar nicht da. man macht sein ding, ohne den hund überhaupt zu sehen, so als wäre er unter der letzten teppichfranse verschwunden.
    wenn der hund fehlverhalten zeigt wird eben dieses sanktioniert, aber auch hier ohne persönlich zu werden.


    update:


    lucas verhalten hat sich in vier tagen um 180 grad gedreht, keine leinenaggressionen mehr, auch kein fixieren (im moment jedenfalls). ich kann bei hundesichtungen stehen bleiben, die leine fallen lassen und den fuß drauf stellen. er schaut die hunde an, aber er schaut sie ruhig und gelassen an.
    ich habe gestern auch etwas gewagt: ich habe ihn im freilauf an drei menschen in meinem drei-meter-bereich vorbeigehen lassen. erst einmal auf der abgewandten seite, aber ohne leine. das habe ich ihm und mir schon seit einem dreiviertel jahr nicht mehr zugetraut. er beachtete die menschen nicht. :applaus:


    ich war stolz wie bolle auf ihn!!! als ich dann zu aufgeregt war, leinte ich ihn lieber wieder an, sowas übeträgt sich extrem schnell auf ihn.


    früher war es so, dass er an der leine an zehn menschen vorbeigehen konnte und den elften fixierte. und ihm freilauf konnten auch zehn menschen in ordnung sein, der elfte wurde verbellt. dadurch hatte ich absolute ängste und habe ihn immer an die angleint, sobald menschen auch nur am horizont erschienen.


    leider legte er später wegen einem eichhärnchen einen zehn-meter-sprit ein, aber kam sofort zurück. ansonsten war aber alles phänomenal genial.


    also, wir machen wirklich sehr viele fortschritte zur zeit, ich bin so glücklich.


    anouk hatte gestern einen rebellionstag. das war vorauszusehen, schließlich rinnt ihr gerade ihr prinzessinnenreich durch die finger :devil2:


    sie führt kommandos zur zeit sehr viel langsamer aus, als sonst (gibt ja zur zeit auch keine leckerlies dafür) und versucht es gerne mal mit zeitlupen-sitz *grins*


    allerdings war sie gesternbei hundesichtungen sehr viel entspannter, außer ganz am anfang der runde.
    da rauschte von hinten ein fahrrad-freilaufender-hund-gespann auf uns zu, da sich erst selbst nicht bemerkte. das machte sie so wuschig, dass sie an der sl hin und her hoppelte, obwohl die netten hundebsitzer ihren hund ranriefen und anleinten. sie wäre unter normalen umständen komplett ausgerastet und kreischend in die leine gesprungen, bekam von mir aber hier die ampel...und so bliebt es beim herumhoppeln.


    andere hundebegegnungen waren entspannnt. sei schaute zwar, aber mehr auch nicht. sie ging auch an die nüsse, die auf unserem gassiweg immer liegen (irgendwer schmeißt da immer walnuss-schalen hin) nicht ran. normalerweise will sie sie immer fressen.


    die kuschelei findet sie mittlerweile richtig toll, dabei entspannt sie jetzt auch sehr schnell, steht auch nicht unbedingt auf, wenn ich dann irgendwann aufhöre und etwas anderes mache. da schläft sie lieber ein. als wir dann auf merlin, ihren hundkumpel trafen, ging ich erst einmal an längerer schlepp an ihm vorbei, sie dufte ihn nicht begrüßen, sondern sollte erst einmal in meiner nähe bleiben, obwohl merlins frauchen mit zuckersüßer stimme ihren namen rief. sie brauchte einmal rot und das auch sehr deutlich und dann ging sie lieber zu mir.


    also bis jetzt klappt das alles sehr gut. das anouk mich immer wieder versucht zu manipulieren weiß ich. deswegen muss ich bei ihr noch viel konsequenter vorgehen. sie bekommt auch viel stärkere grenzen vorgegeben als luca.

  • Wow, das liest sich schon klasse !
    Nach 4 Tagen kann man schon viel erreichen, wenn man wirklich an sich arbeitet und das tust du scheinbar.
    Auch die unterschiedlichen Reaktionen der Hunde, wie aus dem Lehrbuch :D


    Ich find aber das spannendste dadran, daß man sich, seine Hunde und das Verhältnis zueinander ganz neu wahr nimmt, oder !?


    Gruß, staffy

  • Hi Lucanouk,


    Das klingt ja super! :gut:
    Ich freu mich, dass es bei dir so gut läuft!


    lg,
    SuB

  • ja, auf jeden fall ändert sich das gesamte verhältnis. man nimmt seine hunde auch komplett neu wahr. z.b. hat mein freund anouk gestern abend zu sich aufs bett geholt, wärend er fern sah (wichtig ist ja auch hier die beiläufigkeit, also kuscheln nebenbei) kuscheln war angesagt. nach ca. drei minuten wollte sie weg und versuchte das auch durchzusetzen. nach einer weile merkte sie, dass das nicht funktioniert und resignierte. dann kam die entspannung. und nachdem er sie vielleicht eine halbe stunde gekrault hatte, hörte er auf und sah einfach, ohne sie anzusaffen weiter fern. sie bliebt einfach liegen und döste noch eine weitere halbe stunde neben ihm, legte sich richtig nah an ihm ran.


    das war ergreifend, fand ich.


    zu den reaktionen wie aus dem lehrbuch: er ist eben ein mali-mix und daher eigentlich total orientierungsfreudig, deswegen reagiert er so schnell. obwohl er ja eigentlich für die meisten menschen, die uns nur oberflächlich kennen der problemhund ist...aggressives verhalten gegenüber anderen hunden, fixieren von menschen und eine absolut autoritäre ausstrahlung, der sich auch jeder andere hund bisher sofort untergeordnet hat. mal sehen, wie das dann in zukunft läuft ;) .


    sie testet, testet, testet ohne ende und muss fast zur aufgabe gezwungen werden. das merkt man sonst nicht, weil sie so ein lieber knuddeliger salamander-wedel-hund ist, der bei verwandten und bekannten vor allen dingen durch seine anschmiegsamkeit und begrüßungsfreude auffällt. für mich war schon immer klar, dass sie einfach jeden manipuliert. sogar andere hunde werden durch ihre "unterwürfige art" total verdreht.


    dazu eine situationsbeschreibung: letzten sommer war ich mit anouk bei meiner freundin josi über nacht zu besuch. morgens saß josi auf ihrem bett, ihre weiße schäferhunddame dara (damals 11 jahre alt) lag davor. dara wollte sie garantiert nicht zu josi lassen. das das verhalten auch nicht richtig ist, steht ja auf einem anderen blatt.
    und die arme kleine anouk wollte soooo gerne zu josi. also fing sie an, so lange an dara herumzuschlabbern, bis diese ganz verwirrt ein stück zur seite rutschte...und anouk flutsche wie ein aal schleimend an ihr vorbei, drehte ihr den rücken zu und beschlabberte josi.


    dara rauchte der kopf.


    suB, wie läuft es bei euch?????

  • Sorry für´s OT, aber:
    Es gibt eine Lesezeichenfunktion, die einen click "kostet", warum also beginnt diese geschriebene Lesezeichenstzerei schon wieder? Ich empfinde das als etwas störend, vor allem wenn es eine adäquate, einfache Alternative gibt.


    Und ja, mir IST bewußt dass auch dieser - mein eigener - Beitrag störend ist.

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