MDR1 Test sinnvoll????????

  • Gammur + TanNoz


    Es ist leider z.T. genau das, was ihr schreibt und weitergebt, weshalb ich so deutlich und harsch warne.


    Im Einzelnen:
    1. "Ein Hund der MDR 1 -/- ist, ist doch nicht krank."
    Kann man drüber streiten und kommt sicher auf die eigene Definition von "krank" an.
    Tatsache aber ist: Einem -/-- Hund fehlt ein wichtiger körpereigener Stoff. Also ähnlich wie einem Zucker"kranken" das Insulin. Also - gesund ist das nicht... ;-)
    Aber wir können uns gerne auf das Wort "behindert" einigen, wenn "krank" nicht gefällt.
    Trotzdem - ein Hund, der auf Grund eines dauerhaft niedrigeren Cortisolspiegels u.a. Probleme mit der Stressbewältigung hat, der soll nicht "krank" sein? (Zum niedrigeren Cortisolspiegel: http://www.mdr1-defekt.de/texte/PublicationMealey.pdf - zur Bedeutung von Cortisol: http://www.menschundtier.com/html/hundeverhalten_stress.htm oder im Zusammenhang mit Morbus Addison: http://www.polar-chat.de/wiki/Addison-Krankheit)


    2. "Ganz ehrlich lieber ein MDR 1 -/- Hund, als ein Hund mit Epi."
    Und was macht man mit einem -/-- Hund mit Epi??? Und vielleicht gefällt es einigen ja, zwischen zwei Undingen abzuwägen - mir aber nicht. Ich ziehe da deutlich den Hund OHNE Epi und OHNE MDR1-Defekt vor!
    Wer hat eigentlich zuerst diesen Schwachsinn von den ganzen Vergleichen diverser Gesundheitsprobleme zuerst in die Welt gesetzt und tut dann so, als wollten die, die keinen MDR1-defekten Hund wollten, lieber einen mit Epi oder weiß der Geier was???

  • 3. "Wenn man z.B. alle Hunde mit -/- nicht mehr zur Zucht zulassen wuerde, haette die z.B. Colliezucht ein riesiges Problem und das wuerde aufgrund der genetischen Einengung zu noch groesseren und schlimmeren Genetischen Krankheiten fuehren, darum der Rueckzieher des VDH's." + "Aus gutem Grund, weil sonst die gesamte Colliezucht in Gefahr wäre."
    Ach ja, Hab ich oft gelesen, aber egal, wie oft es noch kolportiert wird, dass da schlimmere Gefahren lauern, sollte man gerade dieses Argument mal auf Herz und Nieren prüfen.
    - genetische Einengung: Ach, haben wir nicht gerade beim Collie das Glück, dass wir zwei Haarvarianten (Langhaar und Kurzhaar) und zwei Typen (britisch und amerikanisch) haben, die z.T. seit Jahrzehnten getrennt gezogen wurden? Dazu auch andere weit entfernte Linien (in Finnland oder Frankreich, Polen oder Spanien), die über den "normalen" Bereich der Ahnentafel hinaus (5 Generationen) nichts miteinander zu tun haben - ja, sogar innerhalb von Deutschland (da gibt es ja im VDH durchaus Züchtergruppen, die sich weit entfernt voneinander halten, außerdem haben wir noch Reste alter DDR-Linien)? Gut, wenn ich mir so die Verpaarungsgewohnheiten anschaue (immer noch Halbgeschwister! und auch, als noch erlaubt, Vollgeschwister), dann sehe ich durchaus eine große Gefahr für den Genpool, sprich die Heterozygotie, bzw. diesen durchaus bei einigen Züchterpopulationen eingeengt. Was sich aber sehr leicht durch andere Zuchtpraktiken ändern lässt! Nicht umsonst empfehlen Züchter und Experten wie Wachtel (Wachtel, Hellmuth: Hundezucht 2000, erschienen im Kynos-Verlag) oder Eichelberg (Eichelberg, Dr. Helga (Hrsg.): Hundezucht, erschienen im Kosmos-Verlag) auf Engzuchtpraktiken zu verzichten. Man kann "verbotene" Farbvarianten mit in die Zucht nehmen (beim Collie also die in der FCI nicht anerkannte Farbe weiß), getrennte Felllängen (beim Collie also lang und kurz) und verschiedene Typen (beim Collie also Amis und Briten) vermehrt miteinander verpaaren. Ja, bei Wachtel lassen sich sogar ganz deutliche Empfehlungen für die Verminderung der "Überzüchtung" nachlesen - als da wären Wurfbeschränkungen für Deckrüden, Rotationsverparungen und einiges mehr. Allerdings empfiehlt er die drastischen Dinge eher bei kleinen Populationen im Bereich von weniger als 100 Hunden.

  • Krist, aber sonst alles klar?


    So einfach lässt sich das mit der Zucht nun mal nicht umsetzen! Ich bin da lieber für den längeren, aber erfolgreichen Weg. Das heißt verantwortungsvolle Zucht mit dem langfristigen Ziel keine Hunde mehr mit -/- Status zu züchten.


    Leider besteht ein Hund aber aus ein bisschen mehr als nur MDR1. Auch wenn du das scheinbar nicht wahrhaben willst und zugunsten von MDR +/+ lieber wahllos durch die Weltgeschichte verpaaren möchtest. Was soll das bringen jetzt auch noch Langhaar und Kurzhaar zu mischen, oder "verbotene" Farben einzukreuzen um den ganzen Typ Collie total zu "versaubeuteln" und es sei ja auch mal klar, dass dadurch leicht andere Krankheiten gestreut werden, die dann nicht mehr einfach auf eine Linie zurückzuführen sind und die man auch wieder ausmerzen muss.


    Mach es dir da mal nicht ganz so einfach. Ich bin auch gegen Linienzucht, Inzucht und gegen Qualzucht, aber MDR1 ist etwas, das man zukünftig über sorgfältig ausgewählte Verpaarungen gut in den Griff kriegen kann. Aber nicht mit vorschnellen Ausschluss guter Zuchttiere, die sonst rundum alle Kriterien erfüllen aber einen falschen MDR1 Status haben.

  • Zitat

    Ich bin auch gegen Linienzucht, Inzucht und gegen Qualzucht, aber MDR1 ist etwas, dass man zukünftig über sorgfältig ausgewählte Verpaarungen gut in den Griff kriegen kann. Aber nicht mit vorschnellen Ausschluss guter Zuchttiere, die sonst rundum alle Kriterien erfüllen aber einen falschen MDR1 Status haben.


    Ganz meine Meinung. :gut:

  • Bei uns ist es so, dass Cheyennes Papa +/+ ist und ihre Mama +/- von daher kann Cheyenne entweder nur +/+ oder +/- sein!


    Den Test werden ich auf jeden Fall machen lassen (in einam Abwasch mit HD, ED und Schilddrüse/großes Blutbild) ... aber das werde ich erst im Laufe dieses Jahres machen lassen!


    Ich finde den Test wichtig, gerade wenn man nicht weiß, welchen Genotyp die Eltern haben!


    Ansonsten ist es für mich eigentlich nur eine rein formale Sache, die für mich zu der Gesundheitsuntersuchung dazu gehört!


    LG, Henni und Cheyenne!
    :D


    Edit: allerdings muss ich sagen, dass unsere "alten" Hunde auch ohne diesen Test gut klargekommen sind! Aber das ist ja bei so einigen Dingen der Fall ... die Zeiten änder sich!

  • Sorry Leute, gerne würde ich ausgiebig dazu Stelllung nehmen, doch verhindern das wohl forumsinterne Einstellungen.
    Auch darf ich nicht auf eigene Beiträge antworten - warum es eben ging, weiß ich auch nicht.
    Wer es lesen will - vielleicht klappt es per PM. Ich habe den Text bei mir auf dem PC. Aber hier einfügen klappt immer nur mit ein paar Sätzen oder gar nicht.


    Kurzfassung:
    Von Züchtern erwarte ich u. a., dass sie endlich mal im 21. Jahrhundert ankommen und sich mit Populationsgenetik auseinandersetzen. Da gibt es nämlich gute Beispiele, wie so ein gefährlicher Defekt ruckzuck auf Träger begrenzt ist. Man muss allerdings als Züchter auch wollen - die Methoden sind da! Mediziner und Wissenschaftler raten beim MDR1-Defekt schon länger dazu, manche Züchter können es auch erstaunlicherweise seit Jahren! Und manche Clubs haben es auch längst vorgeschrieben, machen sogar Werbung damit. Unrühmliche Ausnahme: die Colliezuchtvereine im VDH...


    Aber is ja klar - konsequentes Herauszüchten is "Versaubeutelung" der Rasse! Wer das einfordert, muss "Geht´s noch" lesen und ein "Es muss "langfristig" gehen!"
    Verdammtnocheins - das geht schon bald seit 10 Jahren "langfristig", ohne das sich was getan hat! Und es wird noch drei weitere Jahre "langfristig" gehen, weil erst mal ein Screening durchgeführt wird, um herauszubekommen, was man längst auch im Netz nachlesen kann!
    :hilfe:
    Und hier zitiere ich dann mal, was mir geantwortet wurde: "Geht´s noch?"


    Und - was soll mit den -/- - Hunden passieren, die noch auf die Welt kommen werden bzw. trotz Wissens um den Defekt in den letzten Jahren geboren sind? Im Versuchslabore landen, damit die anderen sichere Medikamente bekommen? Über den Tierschutz vergeben werden wie andere kranke/behinderte/nicht immer ganz gesunde Hunde? Beim Züchter ihr Gnadenbrot bekommen? Oder teuer verkauft werden?


    Und mir geht regelmässig der Hut hoch, wenn unterstellt wird, es sollten Tiere aus der Zucht. Na, da hätte ich jetzt mal gerne die Quelle zu!
    Aber wahrscheinlich weiß niemand mehr, wer das in die Welt gesetzt hat - und warum...


    Ist es denn wirklich so schwer, sich selber schlau zu machen? Das, worum es geht, was von Züchtern gefordert ist, ist lediglich das Befolgen einer Verpaarungsvorschrift. Auch wenn ich mir persönlich vorstellen kann, dass mit geeignetem genetischen Zuchtmanagement (anscheinend ein Fremdwort für manche Züchter) auf -/- - Hunde verzichtet werden kann, muss es eben nicht sein. Wenn man denn nur immer mit wenigstens einem +/+-Hund verpaart.
    Genau das sollte passieren und würde den Besitzern einen Test ersparen.
    Aber genau das scheint zu schwer für manche zu sein...


    Wer sich ernsthaft mit diesem Thema auseinander setzen will, dem empfehle ich folgende Bücher und Seiten:
    1. Hundezucht 2000 von Hellmuth Wachtel
    2. Hundezucht von Dr. Helga Eichelberg (Herausgeberin)
    3. Homepage der Uni Washington: http://www.vgl.ucdavis.edu/cghg/mdr1.php
    4. Homepage der Uni Gießen: http://www.vetmed.uni-giessen.de/pharmtox/mdr1_defekt.html
    5. die Sache mit dem Cortisol: http://www.mdr1-defekt.de/texte/PublicationMealey.pdf
    6. und so gehen andere Vereine mit dem Defekt um: http://www.sscd-ev.de/ - da funktioniert das Herauszüchten!


    Und, wenn möglich, Besuch eines Vortrages oder Seminares der Gießener Forschungsgruppe! Da könnte man dann nämlich mal an Filmaufnahmen sehen, wie sich ein -/- - Hund tagelang durch Vergiftung und Koma quält. Vielleicht würde das ja helfen, eine andere Einstellung zu diesem Defekt zu bekommen.


    Auf Grund meiner Erfahrungen und meines erworbenen Wissens fällt dieser Defekt für mich jedenfalls ganz deutlich unter den Punkt "Qualzucht". Hunde mit diesem Defekt zu vermehren ist in meine Augen verantwortungslos! Mein Vertrauen gehört hier aber den Züchtern, die diesen Defekt vermeiden, ja, sogar auch andere Erbkrankheiten im Griff haben und sogar Hunde, die dem Standard entsprechen. Obwohl es das ja nach einigen Äußerungen hier nicht geben dürfte...


    Die VDH-Politik kann ich dagegen ganz und gar nicht nachvollziehen. Meine Einstellung dazu kann man auch als Stimme im Dortmunder Appell (http://dortmunder-appell.de) nachlesen oder in einer längeren Version im Petwatch-Blog (http://petwatch.blogspot.com/).


    Damit einen schönen Tag noch!
    Kris

  • Zitat

    MDR1 ist ein Gendefekt, der einige Rassen vor allem viele collieartige betrifft. Die Folge dieses Defektes ist eine Medikamentenunverträglichkeit die bis zum Tode führen kann. Gefährlich sind bestimmte Stoffe in Medikamenten, die z.B. auch für die Entwurmung von Pferden genutzt werden. Weswegen immer wieder dieses Beispiel mit dem Fressen von Pferdeäpfeln hernagezogen wird. Wobei ich hier nicht sicher bin, ob ein Hund das in genügend großer Menge fressen kann, damit etwas passiert, oder ob da kleine Mengen schon ausreichen.


    +/+, diese Hunde haben den Defekt nicht
    -/-, diese Hunde haben den Defekt
    +/- diese Hunde sind selbst nicht betroffen, vererben den Defekt aber weiter, wobei es hier unterschiedliche Aussagen gibt, ob die Unverträglichkeit nicht doch in einem geringeren Maße vorhanden ist.


    Für schwere Vergiftungserscheinungen reichen leider auch schon kleine Mengen. Kenne einen Fall persönlich wo der Hund nicht mehr weit davon entfernt war daran zu versterben.


    Für mich ein Grund das Ganze testen zu lassen. Juno ist zum Glück +/+.

  • Du kannst dich hier aufregen wie du willst, hier im Forum sind fast keine Züchter unterwegs. Deine Apelle an Züchter sind also fehl am Platz. Davon mal abgesehen weiß ich auch nicht, warum du so auf den Putz hauen mußt, die meisten von uns haben ihre Hunde testen lassen und achten sehr wohl beim Hundekauf auch auf MDR1. Aber wie Bonadea schon schrieb, ein Hund besteht nicht nur aus MDR1.


    Lilly ist +/-, wir haben sie testen lassen, aber ich hätte sie auch mit -/- genommen, da wir sie nämlich nicht beim Züchter gekauft haben, sondern zweijährig übernommen haben. Es gibt nicht immer nur schwarz oder weiß.

  • Hundezucht ist so viel mehr, als nur der MDR 1 status.
    Zeig mir doch bitte eine Statistik wie viele Hunde wirklich jedes Jahr, aufgrund ihres MDR 1 Statusses sterben.
    Das interessiert mich wirklich.
    Ein Zuechter kann nicht alle Krankheiten einfach so ausschliessen, in jeder Zuechtlinie gibt es Krankheiten. Vererbung funktioniert nicht wie HD A Huefte + HD A Huefte = nur HD A huefte.
    Und das du es fuer gut haelst, Collies alle wild durcheinander zu verpaaren, zeigt mir, das du von Zucht nicht viel Ahnung haben kannst.
    Beim Amerikanischen Collie sind Farben erlaubt, die beim Britischen nicht erlaubt sind usw. usw.
    33 % der Collie population sind MDR 1 -/-. Wenn man die alle, ihre Nachkommen usw. von der Zucht ausschliessen wuerde, dann noch alle ausschliessen muss, die andere Krankheiten haben, dann bleiben nicht mehr viele verschiedene Genpole uebrig. Wenn man dann noch so weit geht und sagt, selbst MDR 1 +/- Hunde von der Zucht ausschliesst, dann bleiben wirklich kaum noch Hunde uebrig. Dabei hoert man immer wieder das sogar MDR 1 Traeger mit bestimmten Medikamenten Probleme haben koennen. Dann wird es darauf hinauslaufen, das alle Collies sehr eng miteinander verwandt sind. Was wiederum anderen genetischen Krankheiten Tuer und Tor oeffnet.
    Uebrigens habe ich gar keinen Collie, sondern einen Australian Shepherd der natuerlich getestet ist, von mir aber z.B. nicht ohne vorherige Kotprobe entwurmt wird, obwohl er MDR 1 +/+ ist.
    Auch bei anderen Medikamenten bin ich bei ihm sehr vorsichtig.
    Und ich fahre gut damit.
    Mit ordentlicher Zuchtarbeit in Zukunft, kann man versuchen, den MDR 1 Status fuer die gesamte Zucht veraendern.
    Dazu ist aber viel Zeit und ordentliche Zuchtarbeit von Noeten.
    Keine Kurzschlussentscheidung, die im am Ende mehr schadet als nuetzt.
    Und Fanatismus, ist bei diesem Thema fehl am Platz.
    Aufklaerung ist gut, aber mit Bedacht und Weitsicht.
    LG
    Gammur


    Edit: Es scheinen jedes Jahr wirklich nicht viele Tiere aufgrund ihres MDR 1 Statusses zu sterben. Ja, das sind immer noch zuviele, und ich bin ja auch dafuer, das man ueber mehrere Generationen hinweg, MDR 1 -/- aus den Rassen weg zuechten sollte, aber was sind in der Zucht schon 10 Jahre? Doch nichts, ich denke es wird und muss noch mindestens 20-30 weitere Jahre dauern, bis man irgendwann nur noch MDR 1 +/+ Tiere hat und trotzdem einen grossen Genpol und eben auch kein vermehrtes Aufkommen von weiteren genetischen Krankheiten.
    Ich meine es werden immer mehr Gene entschluesselt und ich weiss z.B. das ein Kataraktgen gefunden wurde. HSF 4 ist auch bei meinem Hund schon getestet worden. Ich teste auf auf diese Dinge, aber wie schon gesagt, Vererbung ist nicht wie Mathe. Wo man immer aufs gleiche Ergebnis kommt. Bei MDR 1 ist das nun so, aber viele andere genetisch bedingten Krankheiten, ist mit einer so einfachen Regel nunmal nicht beizukommen. Sonst wuerde es keine Epi Faelle mehr geben, keine HD und/oder ED mehr.

  • Möglich, dass hier im Forum fast keine Züchter unterwegs sind. Ich mag das nicht beurteilen, da ich es ja nur mit Nicks zu tun habe. Vielleicht weißt du da ja mehr - nur für diese Diskussion spielt das nun mal keine Rolle.


    Aber vorhandene Züchter hin oder her - bei diversen "Argumenten" die hier kommen, haben sie doch treue Anhänger, die hier mit mir leidlich bekannten Äußerungen um sich werfen, z. T. gefährliche Falschinformationen oder Tipps verbreiten und mir zu schnell bei der Hand sind mit Worten wie "Hysterie", wo es um wissenschaftliche Fakten geht, oder eben immer Fragen nach der Anzahl verstorbenen Hunde in die Diskussion zu werfen. Oder darauf verweisen, dass Hundezucht mehr sei als der MDR1-Status - ja, sagt denn wer das Gegenteil? Mir wäre jedenfalls neu, dass mit Beachten des MDR1-Defektes nun plötzlich nicht mehr auf z. B. HD untersucht werden sollte. Aber auch dieser Blödsinn wird als Vorwurf verbreitet und klingt immer mit, wenn auf die anderen Dinge verwiesen wird.


    Warum eigentlich? Wieviel tote Hunde wären denn z. B. Recht, um zu sagen, dass JETZT etwas passieren muss bzw. schon seit Jahren hätte passiert sein können? (Und wieder: Es gibt Züchter, die haben schon vor Jahren reagiert. Ihre Hunde sind weder defekt, noch leiden sie an Epilepsie oder "versaubeuteln" die Rasse - was auch immer damit gemeint sein soll.) Es steht im Übrigen jedem frei, mal an der Uni Gießen anzurufen und zu erfragen, wann der letzte vergiftete Hund es nicht geschafft hat. Aber die haben beileibe besseres zu tun, als zu zählen und sich mit so dusseligen Argumenten auseinanderzusetzen.
    Komisch, manchmal habe ich den Eindruck, denen liegen die Hunde mehr am Herzen als manchem Zuchtverein...


    Aber noch mal zum Vorwurf der "Hysterie":
    Ich sage doch ganz deutlich, dass dieser Defekt herauszüchtbar IST. Und zwar schon JETZT. Es gibt rasse- und sogar länderübergreifend schon genügend Züchter, die dies wunderbar können. Dagegen steht dann aber ein wahrscheinlich kaum hysterisches - :hust: - Hinweisen auf jede Menge anderer fürchterlichen und schlimmen Erbkrankheiten und darauf, dass ich als potentieller Käufer wohl nur die Wahl zwischen Epi oder MDR1-Defekt oder Patellaluxation und MDR1-Defekt oder was auch immer habe. Tja...
    Leider fehlen nur zu oft Hinweise darauf, welche fürchterlichen Erkrankungen dies denn sein sollen. Auch finde ich auf den einschlägigen Homepages der einschlägigen Vereine z. B. für den Collie nur Infos zu Augenkrankheiten und HD. Ein Googlen nach "Collie" und "Epilepsie" führte mich zwar gestern auf die Seite einer Colliezüchterin, nur habe ich da zu Epilepsie nichts gefunden. Ansonsten kamen viele Hinweise zum Border Collie.


    Wer darüber einmal nachdenkt, mag zu folgendem Schlüssen kommen:
    - Da ist absolut nichts dran an diesen fürchterlich schlimmen anderen Erkrankungen. Weil
    a. Untersuchungen und Testreihen keine Hinweise lieferten. Oder
    b. diese Dinge so selten vorkommen, dass sie einfach nicht beachtet werden.
    Oder aber:
    - Es wird verheimlicht und vertuscht!
    Und man mag sich fragen, was denn der Sinn dieses "Argumentes" sein mag...


    Auch wundert es mich, wenn - um mal beim Collie, der nun mal am stärksten betroffenen Rasse zu bleiben - immer wieder eine "genetische Enge" - sprich: Überzüchtung, Inzucht - als Gegenargument angeführt wird.
    Mh, mal abgesehen davon, dass eine allgemeine Engzucht am Beginn jeder älteren Rasse steht, haben aber eben andere Rassen (z. B. Shelties im bereits genannten Club oder ein Club für Weiße Schweizer Schäferhunde, der BVWS - http://www.weisse-schweizer-schaeferhunde.de/bvws/) keine Probleme damit, die nötige Verpaarungsvorschrift einzuhalten, ja, sie waren sogar in der Lage, sie richtig zu verstehen und weiter zu geben. Trotzdem sehen sich u. a. etliche Colliezüchter, aber auch Sheltie- oder Bobtailzüchter nicht dazu in der Lage. Sieht es denn bei ihnen mit Engzucht so schlimm aus?
    Ja, WER betreibt die denn so "erfolgreich"? Also, die Halbgeschwisterverpaarungen, die ich in den Zuchtbüchern entdecke, lassen jedenfalls keinen Hinweis darauf zu, dass sie vorgenommen werden, um defekte Hunde zu vermeiden...
    Und WER wäre denn Schuld daran, dass viele fürchterlich schlimmen Erbkrankheiten vorhanden sind? Die Warner oder Käufer etwa???
    :???:


    Und tut mir Leid, genau DARÜBER, über eine solche Doppelzüngigkeit, sollten zukünftige Besitzer Bescheid wissen - damit sie eben einschätzen können, was vielleicht das Interesse des Züchters ist und was ihn vielleicht gar nicht schert!
    Denn WIR Käufer haben es in diesem Falle in der Hand - wenn es nicht über Vernunft und Tierschutzgründe geht, dann vielleicht über den Geldbeutel!
    Dann muss auch niemand mehr fragen, ob ein Test sinnvoll ist, weil der Hund eben so gezüchtet wurde, dass er nicht vom Defekt betroffen ist.


    Und noch ein paar Worte zu dem Frage, warum testen. Vielleicht hat sich ja wer näher mit dem Cortisolproblem befasst und ist darauf gestoßen, dass es eine Tageskurve gibt - es liegt nicht immer die gleiche Cortisolkonzentration vor. Das kann Auswirkungen bei Operationen haben - und je nach MDR1-Status ein anderes Handeln verlangen. Wenn ich also den Arzt auf den MDR1-Status und die Sache mit dem zu niedrigen Cortisolgehalt hinweisen kann, kann er geeignete Maßnahmen ergreifen. Auf einem Vortrag wurde z. B. auf eine mögliche Substitution mit einem Vorgängerstoff hingewiesen. Das kann also bei geplanten OPs versucht werden. Tierärzte dürfen sich deswegen sicher gerne mit Gießen in Verbindung setzen.
    Behandle ich aber einen +/+-Hund genauso, kann das fatale Folgen haben.
    Soweit dazu.


    Und ein paar weitere Worte zu den ebenfalls oft kolportierten angeblich für alle Medikamente vorhandenen Alternativen. Mal abgesehen davon, dass für eine solche Aussage wohl jemand schon seit Jahren Tierversuche betrieben haben müsste, sollte man folgendes bedenken:
    - Herzwurmbefall wird mit einer für defekte Hunde tödlichen Dosis Ivermectin behandelt.
    - Versagt die Therapie mit einem ausnahmsweise wirklich vorhandenen sicheren Alternativmittel, bleibt wiederum nur eine möglicherweise tödliche Dosis (Beispiel: Therapieversagen der empfohlenen Mittel bei Demodex).
    - Auf Schwierigkeiten in der Krebsbehandlung wurde ja bereits hingewiesen. Fazit eines Tierarztes jedenfalls auf einer Infoveranstaltung: "Dann kann ich die Besitzer also nur noch aufklären." (So aus der Erinnerung zitiert.)


    Wer da also quasi als Antwort auf die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Testes auf eine grundsätzliche Gleichbehandlung von betroffenen und nicht betroffenen Hunden verweist, sollte dann auch bereit sein, notfalls zu verantworten, wenn jemand etwa auf eine notwendige Medikation verzichtet.


    Eine solche Verantwortung sehe ich übrigens bei jedem, der da in Foren bewusst oder unbewusst Falschinformationen weitergibt oder einfach mal in den Raum wirft, es würden ja pro Jahr "nur" 2 Hunde an diesem Defekt sterben. Ob diese Leute wohl bereit wären, das denen, die einen Hund verloren haben, offen ins Gesicht zu sagen?


    In meinen Augen sind solche Äußerungen jedenfalls entweder unsäglich dumm oder sollen bewusst provozieren. Sorry, da es einerseits um das Leben und das Leid von Hunden sowie das Leid und den möglicherweise nun nicht sonderlich gefüllten Geldbeutel (Risikopatienten wie der MDR1-defekte Hund sind beim Tierarzt einfach teurer!) der Besitzer geht, andererseits viele wichtige Informationen längst selber abgerufen und das eigene "Wissen" dementsprechend modifiziert sein könnte, habe ich für nette Worte nichts mehr übrig.
    Möglicherweise geht es denen, die hier berichtet haben, dass Hunde (fast) verstorben sind, durchaus ähnlich.


    Und zur Chronologie:
    2001 wurde der Gendefekt entdeckt.
    2004 fand eine Studie dazu in Deutschland statt und wurde der Gentest angeboten - Zahlen und Fakten liegen also vor.
    2006 wurde der VDH gebeten, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Er gab es an den Wissenschaftlichen Beirat (in dem ja auch Züchter sitzen, die sich durchaus mit den Problemen diverser Rassen und dem Grad der Engzucht auskennen), der eben empfahl, nur noch so zu verpaaren, dass keine -/- - Welpen auf die Welt kommen. Dieser Empfehlung ist der VDH erst gefolgt, hat sie dann in einem Gespräch mit den Zuchtvereinen von Collies und anderen britischen Hütehunden wieder zurückgenommen. Drei - !!! - Jahre lang sollen jetzt allenfalls deutsche Zuchthunde getestet werden! Das Testen der Welpen wirf also immer noch auf den Käufer verschoben.


    Auf was wartet man denn da eigentlich - dass per Wunder dieser Defekt verschwunden ist?
    Und: Ist der Wissenschaftliche Beirat etwa nur Alibi?


    Und guckt mal auf euren Kalender - wir haben 2010!


    Wer da dann immer noch meint, es könne langfristig gehen, der muss sich wohl fragen lassen, was er denn in den letzten Jahren als Züchter getrieben hat. Und, ob er denn überhaupt WILL.


    Grüße,
    Kris

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