Dominanzproblem?

  • Hallo zusammen,


    wir haben seit gestern einen Mischling (ca. 1 Jahr alt) aus der bulgarischen Tierhilfe. Milow heißt der hübsche Rüde.
    Er ist recht groß und kräftig, könnte ein Elo-Mix sein.


    Wenn wir draussen sind, ist es traumhaft. Er geht klasse an der Leine, wartet an jeder Straße, hat vor nichts und niemandem Angst, versteht sich toll mit anderen Hunden und es ist einfach schön.


    Leider ist es drinnen stressiger. Da er erst seit gestern bei uns ist, versucht er hier ganz klar seinen Platz im Rudel zu finden. Vorher war er bei einer Familie mit drei anderen Hunden. Ich denke mal, dass da die Rangordnung ziemlich schnell klar gewesen ist.


    Hier ist er Einzelhund. Da er noch jung ist, ist er sehr wild und verspielt, was ja auch bis zu einem gewissen Grad toll und normal ist. Würde mir mehr Sorgen machen, wenn er zu ruhig ist.
    ABER, er kaut auf allem rum, schnappt ständig beim Spielen oder wenn man ihn streicheln möchte, hat gestern versucht die Kissen und uns zu "rammeln", klaut Schuhe/Klamotten, etc. und knurrt stark, wenn man ihm die Sachen abnehmen will und lässt auch nicht los. Zudem hat er dreimal in die Kinderzimmer gemacht (Revier markieren?).
    Gestern Abend habe ich mit ihm "gekämpft" (natürlich ohne schlagen!), immer wieder NEIN gesagt, wenn er geschnappt hat, mich vor ihm aufgebaut (bin gerade mal 1,67 m groß) und ihm klar gemacht, dass er hier nicht der Chef ist. Zum Schluss lag er auf dem Rücken und hat sich den Bauch kraulen lassen. Dann war es erstmal ok.


    Heute Nacht war er super lieb. Er hat uns schlafen lassen, nicht gebellt (tut er auch draussen nicht) und nichts geklaut oder kaputt gemacht. Ich bin einmal kurz aufgestanden, weil ich Durst hatte. Er hat sich gefreut und sich sofort auf den Rücken gelegt und sich wieder den Bauch kraulen lassen. Er hat danach versucht auf mein Bett zu springen, hat es aber problemlos hingenommen, dass ich ihn sofort verwiesen habe.


    Heute Morgen hat er sich gefreut, dass wir wach sind, fing aber wieder schnell an "schnappen" zu wollen beim Streicheln. Ich sage dann jedesmal NEIN und gebe ihm sein Seil als Ersatz.


    Ich kann sagen, dass es sich innerhalb von nicht mal 24 Stunden schon deutlich gebessert hat, ihm etwas wegzunehmen. Bis gestern Abend war das wirklich schwierig. Heute bringt er sein Spielzeug und knurrt schon weniger und lässt es sich schon besser aus dem Maul nehmen. Schließlich will er ja, dass wir es schmeißen ;)


    Alles in Allem, ein toller, neugieriger, sehr interessierter und wacher Hund. Ja, er ist jung und noch ziemlich ungestüm, aber das ist natürlich erziehungssache.


    Mich würde nun interessieren, welche Erziehungstipps Ihr mir geben könnt. Wenn er etwas klaut, nicht hergeben will und knurrt, biete ich ihm sein Spielzeug an und nehme ihm den anderen Gegenstand weg. Gibt es da noch andere Möglichkeiten oder bin ich damit schonmal auf einem guten Weg?


    Besonders das "schnappen" macht mir Sorgen, weil mein jüngster Sohn davon schon sehr eingeschüchtert ist.
    Auch das "rammeln" ist wahrscheinlich Dominanzverhalten, sowie dass urinieren in die Kinderzimmer.
    Was kann ich dagegen tun?


    Liebe Grüße,
    Zip

    • Neu

    Hi


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    • Was Du dagegen tun kannst?


      Vielleicht erst mal den Hund zur Ruhe kommen lassen? Ihn bei euch eingewöhnen lassen?
      Ihn gedanklich erst mal ankommen lassen?


      Der Hund ist jung, der Hund ist gerade aus seiner bisher bekannten Umgebung rausgerissen worden - vermutlich nicht zum ersten Mal - und soll schon funktionieren?


      Das geht nicht - Hunde sind auch Lebewesen - die funktionieren nicht auf Knopfdruck. Also erst mal Ruhe bewahren und nicht sofort hinter jeglichem Verhalten ein Streben nach Übernahme der Weltherrschaft sehen.


      Das Pinklen bsp. kann alle möglichen Ursachen haben - nicht zuletzt schlicht und ergreifend Stress.


      Das Schnappen und Kauen kann ebenfalls Stress als Ursache haben ...


      Alles in allem liest sich deine Schilderung wie ein junger Hund, der aktuell mit der Situation eher überfordert ist und völlig überdreht.


      Also - erst mal Hund in Ruhe vom Kopf her "ankommen" lassen. Dann kann man weitersehen wo nun tatsächlich Handlungsbedarf besteht.

    • Also, leider kann ich dir nicht so viel Tips geben, aber ichwürde ihn erstmal definitiv nicht in die Kinderzimmer lassen!! Schränkt doch vielleicht generell erstmal seinen Aktionsradius bei euch im Haus/Wohnung ein. Ich würde beim Schnappen auch keine Alternative wie ein Spielzeug anbieten, sondern das Spiel sofort beenden, damit sich sowas nicht hochschaukelt.


      Ansonsten lässt ihn erstmal ankommen :D

    • Hallo!


      Bitte vergiß mal ganz schnell die Sache mit der "Dominanz", oder "Rangordungsproblem", oder gar "ich bin der Chef - du nix!".



      Tatsache: der Hund ist neu bei Euch.
      Er muß sich noch einfinden, sich bei Euch einleben und erst einmal Eure Regeln kennen lernen.
      Das dauert halt so seine Zeit.




      Auf Sachen herumkauen, die Rammelei an Kissen kann alles Streßbewältgungsmaßnahmen von Seiten des Hundes sein.
      Möglich, daß für ihn grad zu viel Trubel war.
      Daß er zuviel lernen mußte, was alles nicht so Platz in seinem Gehirn gefunden hat.
      Möglich, daß das Spielen mit ihm zu extrem geputscht hatte.
      Er mußte erst einmal wieder runter kommen von seinem Streßlevel.


      Auch die Pinkelei kann mit Streß zusammenhängen.
      Eventuell hat er beschwichtigt, oder irgendetwas was wieder zuviel für ihn gewesen.


      Wegen dem Knurren.
      Natürlich ist es nicht schön, daß der Hund einen anknurrt.
      Am liebsten möchte man es so haben, daß der Hund nie knurren muß.
      Nur, sollte man sich fragen, warum er das Gefühl hatte, Euch warnen zu müssen.
      DARAUF würde ich ansetzen wollen.
      Ich würde dankbar sein, daß er mich gewarnt hat. Denn darauf kann ich angemessen reagieren.
      Dann kann ich dem Hund anschließend zeigen, daß es für ihn eigentlich nicht "schlimm" ist. Aber das muß erst in Ruhe trainiert werden!



      Mit "Tauschgeschäfte" dies zu üben, ist schon mal ein guter Ansatz!



      Ansonsten würde ich mal sagen, laß ihn doch erst einmal in Ruhe "ankommen" und alles kennen lernen.
      Natürlich heißt es nicht, Ihr sollt in den nächsten Tagen nichts tun.
      Es soll schon Regeln geben, an die er sich zu halten hat. Und damit kann man nicht früh genug anfangen.
      Aber man sollte auch sehen, daß er es noch nicht kennt und noch nicht kann. Deshalb sollte man ihm auch die Zeit geben, die Regeln zu lernen. Und zwar in seinem Lerntempo!



      Viel Spaß mit dem Kleinen
      und schöne Grüße noch
      SheltiePower

    • Lass den Hund doch erstmal ankommen. Ihr seit neu,die Umgebung ist neu alles riecht fremd... Ich würde den Kerl erstmal komplet in Ruhe lassen.


      Meine Spanierin habe ich mehrere Wochen in Ruhe gelassen und sie einfach mit laufen lassen ohne sie groß zu fordern. Für sie war allein die Tatsache das sie auf der Welt war eine Herrausforderung.


      Bringt Ruhe in euch und den Hund,fasst ihn nicht ständig an und gibt dem Kerl erstmal Zeit zum ankommen.

    • Natürlich ist er hier neu, mit Sicherheit bedeutet dies Stress und Unsicherheit. Und ja, wir hätten ihn sich gern ausruhen lassen! Wir sind nicht mit Spielzeug auf ihn losgegangen und haben ihn bombardiert. Ganz im Gegenteil. Wir waren mit ihm spazieren und danach dachte ich, er wird sich erstmal etwas ausruhen wollen - Pustekuchen. Wieder drinnen angekommen, ist er rumgetollt, wie ein aufgedrehtes Zäpfchen. Hat seine mitgebrachte Decke halb auseinander genommen und daraufhin habe ich ihm ein Kauseil gegeben. Zwischendurch hat er sich dann aber die Sofakissen geschnappt, die ich ihm dann natürlich wegnehmen musste und in den Kleiderschrank gepackt habe.
      So ist es überhaupt zu einem Spielzeug gekommen. Und mit ausruhen war da gestern leider nichts.


      Und ich erwarte auch nicht, dass hier irgendwas auf Knopfdruck passiert. Das "schnappen" stellt für mich allerdings schon ein Problem dar, wogegen ich vom ersten Tag angehen möchte und es nicht erst eine Weile akzeptieren kann.

    • Zitat

      Ganz im Gegenteil. Wir waren mit ihm spazieren und danach dachte ich, er wird sich erstmal etwas ausruhen wollen - Pustekuchen. Wieder drinnen angekommen, ist er rumgetollt, wie ein aufgedrehtes Zäpfchen. Hat seine mitgebrachte Decke halb auseinander genommen und daraufhin habe ich ihm ein Kauseil gegeben. Zwischendurch hat er sich dann aber die Sofakissen geschnappt, die ich ihm dann natürlich wegnehmen musste und in den Kleiderschrank gepackt habe.
      So ist es überhaupt zu einem Spielzeug gekommen. Und mit ausruhen war da gestern leider nichts.



      Für mich sind das Indizien, daß da schon etwas zuviel für den Kleinen war.
      Ich weiß jetzt nicht, wie lange Du mit ihm spazieren warst, aber eventuell würde es ausreichen, wenn Ihr die Runden etwas kürzer geht, und ihm unterwegs viel Zeit laßt zum schnüffeln.


      Und zwischendurch, wie bei einem Welpen, nur zum Pieseln rauslassen.




      Wenn ein Hund zuviel "Input" hat, dann fängt er an zu überdrehen. Das, was Du dann als "aufgedrehtes Zäpfchen" bezeichnest.
      Sein Körper ist bereits geputscht, und es fällt ihm schwer runter zu kommen.
      Aber dieses "Überdreht sein" hindert ihn auch daran, sich hinzulegen und etwas Ruhe zu geben.
      Das hat dann eine Ähnlichkeit mit den quängelnden Kindern, die eigentlich müde sind und schon längst schlafen müßten.


      Eventuell kannst Du ihm Abhilfe schaffen, indem Du ihm etwas gibst, was er Kauen darf.
      Mit dem Kauseil hast Du es in meinen Augen schon richtig gemacht. Vielleicht kannst Du ihm aber auch ein kleines Stück Rinderkopfhaut, Ochsenziemer oder so was in der Richtung geben.
      Denn Kauen beruhigt den Körper ungemein.
      Möglich, daß er dadurch zu Ruhe kommt und einschlafen wird.



      Alles andere, also weiter mit ihm spielen, damit er müde wird, oder Verbote, die scharf ausgesprochen werden, wird bei ihm leider nur noch aufputschend wirken.
      Deshalb bringt es nichts, ihm in diesem Zustand ein NEIN, oder gar ein AUS beibringen zu wollen. Das wird einfach nicht mehr von seinem Gehirn aufgenommen werden.



      Schöne Grüße noch
      SheltiePower

    • Hallo Zip,


      wie andere hier geschrieben haben, halte ich von Aussagen wie "lass ihn erstmal ankommen" rein gar nichts, ganz besonders nicht in Deinem Fall. Du schreibst ja der Hund ist aufgeweckt und kein veraengstigter gestoerter Hund!!!!


      Dass er die Kinderzimmer markiert ist sehr wohl ein Zeichen dafuer, dass er sein neues Reich abcheckt und als "sein" markiert. Er kommt schliesslich aus einem Rudel und da ist da gar nicht mal unnormal. Jetzt ist er in einer neuen Situation und bevor "andere Hunde kommen" wird alles mit seinem Duft "gesichert"!


      Also mach so weiter wie bisher. Grenzen sofort aufzeigen. Tueren der Kinderzimmer erstmal verschlossen halten oder ihm folgen, wenn er reingeht und Anstalten macht zu markieren. Das Markieren gewoehnt man einem Hund ab indem man wie bei der Stubenreinheitserziehung vorgeht.


      Wenn Du ihn naemlich erstmal "ankommen" laesst und das ein oder andere durchgehen laesst, hast Du spaeter mehr Probleme.


      Die von Dir geschilderten Probleme und die Methoden, die Du einsetzt, kann ich nur unterschreiben und wuerde ich ganz genauso machen.

    • Hallo 171Milow171,


      wie die anderen schon schrieben, ist es wichtig, dass der Hund erstmal zur Ruhe und bei euch ankommt.
      Das kann 4 - 6 Wochen dauern, bis er die erste Eingewöhnungsphase hinter sich hat.


      Ich denke wichtig ist erstmal, dass ihr ihm klare Regeln vorgebt, an denen er sich orientieren und mehr Sicherheit gewinnen kann. Ich meine jetzt nicht, dass ihr ein straffes Trainingsprogramm startet. Macht euch klar was ihr später mal für Grundregeln im Haus haben wollt. Beispiel Hund darf nicht aufs Sofa oder nicht ins Bett. Hund soll vor jedem Füttern ruhig warten, bis der Napf steht und ihr ihm das Kommando zu Fressen gebt. Hund soll ruhig stehen bleiben beim Rausgehen, wenn ihr euch fertig macht mit Jacke anziehen usw.
      Überlegt euch die wichtigsten Grundregeln und setzt dieser konsequent von Anfang an um. Achtet darauf, dass es nicht zu viel auf einmal ist. Drei vier wichtige Punkte reichen meistens aus, damit seid ihr und auch der Hund erstmal genug beschäftigt.
      Auf jeden Fall solltet ihr am Training der vorhandenen "Probleme" dran bleiben. Aber das macht ihr ja schon.


      Ist die erste Eingewöhnungsphase rum, dann könnt ihr langsam weitere "Probleme" angehen.
      Doch zu Anfang ist erstmal wichtig, dass euer Neuzugang Vertrauen zu euch fasst und eine Bindung (mittels gemeisame Spielstunden, Schmusestunden usw) aufbaut. Er braucht seine Zeit um wirklich bei euch anzukommen. Daher würde ich zwar die Grundregeln aufstellen, aber nicht zu viele auf einmal üben.


      Das mit dem ganzen Dominanzgelaber ist total überholt. Sagten ja die anderen hier auch schon.
      Ihr habt ja schon gute Übungsansätze. Bleibt da weiterhin dran, dann wird sich das in ein paar Wochen von ganz allein beruhigt haben.
      Der Kleine testet sicher momentan n bissl seine Grenzen aus. Daher seid grad jetzt konsequent mit euren Grundregeln, dann lernt der Neuzugang ganz automatisch, wer der "Chef" ist, ohne dass ihr irgendein Unterordnungsgedöns üben müsst. Geduld und Konsequenz sind immernoch das beste Trainingsmotto ;)

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