Unsere Junghunde...der alltägliche Wahnsinn - Teil VII

  • Oh man :muede: Gestern war das Hundetier furchtbar anstrengend. Aber meine Geduld ist auch arg begrenzt, weil ich seit einer Woche krank bin und mein Kopf auch ohne Kläffen bollert. Sie hat mich so kirre gemacht, dass wir nur eine kleine Runde gedreht haben und Herrchen abends noch mal groß mit ihr gegangen ist.
    Mal schauen, ob es heute besser wird, dieses aufgeregte, überdrehte Verhalten kenne ich gar nicht mehr von ihr :ka: Aber das hat die Pubertät wohl so an sich.

  • Bett, Klappe, die 26. Ich habe jetzt einen Trick benutzt, der auf dem Sofa funktioniert. Dort stehen Wäschekörbe, damit Nemo nicht draufgeht. Und wenn er es doch mal versucht, tue ich so, als wolle ich ihm den Wäschekorb überstülpen. Dann springt er sofort runter. Das habe ich dann gestern mal auf dem Bett ausprobiert. Funktioniert, nachdem er zunächst versucht, in andere Richtungen auszuweichen. Aber das Höchste der Gefühle ist das noch nicht.


    Heute früh dann Krähen-Fernsehen. Ich bin beim Morgen-Gassi extra allen Hunden, die ich von weitem sah, aus dem Weg gegangen, weil wir ein wenig Zeitdruck hatten und ich keine Stunde unterwegs sein wollte. Kurz vor unserem Haus treffe ich dann (von weitem) eine Nachbarin mit ihren zwei Dackeln, die ihren freilaufenden alten Herrn netterweise mehrfach ranrief. Allerdings scheint sie zu denjenigen zu gehören, die Erdnüsse für die Krähen auf die Hundewiese werfen. Na toll. Prompt kamen zwei Krähen angeflogen und ließen sich häuslich nieder. Nemo war nicht mehr von der Stelle zu bewegen, mit keinem Kommando, keinem Suchspiel, keinem Bogenlaufen, nix. Irgendwann habe ich dann für ihn in meiner Verzweiflung Leckerli geworfen, er ging einen Schritt weiter, um sich dort wieder hinzusetzen. Bestimmt eine Viertelstunde haben wir dort so verbracht - dann hab ich ihn mit seinen 21 Kilo über die Straße getragen. Herrje...

  • War eine Woche nicht da, jetzt habe ich auch nicht alles nachgelesen, muss nämlich gleich wieder übers WE weg.

    @physioclaudi was hat denn deine bekannte nun zu Emil gesagt? :ops:

    Meinst Du die Trainerin?
    Sie hatte ihn jetzt einen Tag mit und fand ihn nicht übermäßig triebgesteuert. Er nimmt sich allerdings auch merklich zurück bei ihr. Sie hat mir von unterwegs Videos geschickt und ich sehe die Verunsicherung in seinem Blick. heißt, er springt in ihren Kofferraum und sie kann OHNE Gebell die Klappe schließen. Tja, aber am Blick sehe ich halt auch, dass er sich zusammenreißt. Und ich weiß schon, dass er das kann. Auf dem Hundeplatz ging es recht gut mit ihm, da wurde er etwas lauter, weil er sich vermutlich sicherer fühlte, aber alles im Rahmen. Dann war sie mit ihm in einer Fußgängerzone und ist über eine Eisenbahnbrücke, so Sachen. Sie findet ihn nach wie vor sehr umweltunsicher, aber in solchen Situationen bellt er nicht, pöbelt niemanden an und orientiert sich sehr am anderen Ende der Leine. Ist auch bei mir so.
    Sie fand sehr auffällig, dass sie mit ihm zu uns fährt, hier den Kofferraum aufmacht, der Hund kriegt einen "Aha, ich bin zuhause-Blick und pöbelt die erste Frau an, die seinen Weg kreuzt.


    Der Termin bei uns zuhause steht noch aus, weil die Trainerin erstmal ne Woche im Urlaub ist, dann sehen wir weiter.

    Zum Thema Radfahren hab ich mal eine Frage: Cosmo findet Fahrräder meistens ziemlich blöd, wenn die so an uns vorbeikommen. Kommt immer auf seine Verfassung an. Denkt ihr, das könnte sich ändern, wenn ich ihn an MEIN Fahrrad gewöhne? Also, nicht fahrend, dazu ist er viiiel zu jung. Bis jetzt habe ich mich nicht getraut, weil ich Angst hatte, es überfordert ihn vielleicht noch mehr. Aber wenn es helfen könnte, ihn auch an "fremde" Räder zu gewöhnen, wär das natürlich ganz gut. Was denkt ihr?

    Nö, radfahren alleine ändert da nix dran. Emil läuft gut am Fahrrad mit und macht es auch gerne, beim Gassi hat er früher alles gejagt, was sich bewegt, das macht er jetzt nicht mehr. Aber wenn er eh schon drüber ist, oder uns ein Fahrrad von hinten überholt, dann kann ich für nichts garantieren :muede: . Bewegungsreize sind noch immer Thema.

  • Ich denke dann ist das doch ein guter Indikator für dich, dass ihm da deine Führung etwas fehlt. Erstmal dass er sich zurücknehmen muss, dann dass er in der Ruhe erstmal merken kann er braucht es auch gar nicht und dann dass du diejenige bist, die das alles steuert. Der Punkt war ja: Kann er es oder kann er es nicht. Wenn er es kann, dann ist es an der Umsetzung. Ich freue mich für dich über dieses Ergebnis.

  • @Hummel theoretisch machts mich auch froh xD , praktisch frag ich mich, was ich wie ändern soll.


    Und für den Hund...vllt vermenschliche ich zu sehr. Aber immer wieder drängt sich der Vergleich mit meiner jüngeren Tochter auf, die ADS hat. Wo war sie am Schlimmsten? Zuhause. Wo sie eben auch Sicherheit hatte. Und ähnlich wie beim Emil kamen immer Bemerkungen, wie: "Wenn sie will kann sie ja". Als ich das das erste Mal gehört habe an den Emil adressiert habe ich mich schon gefragt, ob es ADS bei Hunden gibt. Denn die Parallelen sind frapierend. Das Kind sehr intelligent, wie mir ihre Psychologen bestätigt haben, aber muss 150% leisten um vllt 80% zu erreichen (da ging es um schulische Leistungen). Ja, "wenn sie will kann sie", aber niemand kann immer 150% geben.
    Emil ist auch nicht doof, oder nur ungehorsam. Und er hat sehr feine Antennen für meine Stimmungen, dennoch kann er es mir nicht immer recht machen. Er will auch nicht immer, oft ist er auch einfach frech pubertierend, aber oft kann er auch nicht. Seine Löffelchen sind recht schnell weg, das braucht bei sämtlichen anderen Hunden, die ich so kenne deutlich länger.
    Ja, er kann sich zusammenreißen. Aber es kostet ihn sehr viel Anstrengung.


    Na gut, hilft aber alles nichts, auch wenn es ihn wahnsinnig anstrengt sich "zusammen zu reißen" er muss halt. Jetzt muss ich nur noch "unseren" Weg finden. Die Trainerin ist im Urlaub, nächste Woche sehen wir weiter.


    Wenn ich mir meinen Text so durchlese, dann gehört der eindeutig in die Kategorie "verkopfte Hundeerziehung" xD

  • Die Frage ist doch vielleicht auch, ob eigentlich DU leidest, wenn dein Hund sich richtig zusammenreißen muss, wenn er in Zustände kommt, wo ihm nicht die Sonne aus dem Hintern scheint (ich meine das gar nicht bös!! Es ist ausschließlich sachlich gemeint!).


    Natürlich ist es weder für Hund noch für Mensch angenehm, sich zusammen zu reißen und Energie in Selbstdisziplin zu investieren. Das Schöne ist ja wenn man es denn dann kann strengt es auch nicht mehr so an.


    Ich mache mich vielleicht nicht beliebt, aber ich glaube nicht, dass es ADS bei Hunden wirklich gibt, denn sie können sich auf irgendetwas sehr wohl konzentrieren und alles geben. Es muss ihnen nur in den Kram passen. (Und bitte alle mit überdurchschnittlich und pathologisch hibbeligen Hunden: Nicht angegriffen fühlen - ich glaube auch nicht, dass jeder Hund "gleich" ist! und es sicherlich auch Hunde gibt, die vor allem aufgrund ihrer Herkunft und Prägezeit da Probleme haben.)

  • Wenn ich mir meinen Text so durchlese, dann gehört der eindeutig in die Kategorie "verkopfte Hundeerziehung"

    Ich denke das ist das Problem.
    Ist nicht böse oder abwertend gemeint.


    Aber Kindererziehung und Hundeerziehung kann man meiner Meinung nach nicht vergleichen.


    Lese ich zu viel zwischen den Zeilen oder tut dir der Hund leid wenn er sich mal zusammenreißen muss und verunsichert ist?
    Kann das der springende Punkt sein, den du ändern musst?


    Wenn ich eine ganz normale Alltags-Regel habe (Bsp: fremde Hunde werden nicht aus 10km Entfernung in die Flucht gebrüllt) und einer meiner Hunde überschreitet diese, ist es mir egal ob er auf das von mir angeordnete Kommando verunsichert schaut oder zurückhaltend wirkt, da mache ich mir keine Gedanken über Überforderung oder "nicht leisten können" des Hundes, ist mir schlicht egal.
    Ich will dass der Hund in dieser Situation funktioniert, nicht mehr, nicht weniger.


    Vielleicht ist deine Trainerin auch entspannter an das Training gegangen als du und darum ist der Hund bei ihr anders als bei dir?

  • Ich weiß nicht...funktionieren bzw. nicht funktionieren ist ja eigentlich das Problem an der Sache. Hund kann es in dem Moment eben nicht :ka:
    Da muss man halt Wege finden, wie Hund das doch schaffen kann, aber die sind halt bei jedem Hund anders. Das macht es so schwierig.
    Gute Führung allein reicht ja nicht unbedingt, auch wenn es dann leichter ist.






    Wir waren heute Morgen im Regen mal eine richtige kleine Runde (6km) Radfahren. Frodo ist von Haustür bis Haustür alles frei gelaufen. Einzig zur Querung der Landstraße hab ich ihn eine Minute angehängt.
    Anfangs mussten wir kurz klären, dass man auch im Freilauf nicht direkt vor dem Rad läuft bzw. nicht direkt davor kreuzt (könnte weh tun :ugly: ) und dass man bitte auf Anweisung an der rechten Seite läuft, wenn man nicht von Entgegenkommenden umgenietet werden will.
    Dann gings wirklich super. Als wir dann in den Feldern waren, hat er alle paar Meter irgendwelche Spuren angezeigt und hat den Kopf auch einmal mMn etwas zu tief in die Büsche gehalten, aber insgesamt war er wirklich super und hat sich immer gut weiter schicken und abrufen lassen. Kleiner Streber :herzen1:


    Mir ist nur aufgefallen, dass er viel motivierter läuft, wenn Finya auch mitläuft. Läuft er alleine am Rad und Finya sitzt in ihrem Korb neigt er eher dazu hinterher zu schlurfen :ka:

  • Das stimmt - gute Führung allein reicht nicht immer.


    Aber ich erlebe es selbst sehr oft, das eben gar nicht erst gut geführt wird.


    Und ich will sicher nicht sagen "schwarz und weiß", ich bin großer Freund von positivem Training. Aber in manchen Situationen ist es einfacher, stressfreier, schneller und für alle deutlich angenehmer, wenn der Hund mal keine andere Option hat, als es "funktionieren". Dann kann er nämlich auch lernen, dass er ja gar nicht erst ausrasten braucht. Die meisten Hunde machen das nämlich nicht, weil es ihnen Spaß macht, sondern weil sie glauben nicht anders zu können - respektive also zu müssen. Das ist keine willentliche Entscheidung, da bin ich voll dabei. Das ist unwillkürlich und wird auch durchs Tun weiter gelernt und gefestigt bis Reiz-Reaktions-Schemata entstehen.


    Und ich glaube auch nicht, dass es bei jedem Hund den gleichen Weg gibt. Aber ich erlebe trotz allem eindeutig extrem viele Hunde, die eben nicht geführt werden sondern wo versucht wird, ihr Verhalten so zu manipulieren mit positiven Wegen, dass das Endergebnis besser ausschaut und angeblich für den Hund auch besser ist.


    Ich denke jeder Hund braucht das richtige Maß von beiden Seiten und beides richtig aufgebaut und ausgeführt. Wovon wieviel ist individuell.

  • Ich mache mich vielleicht nicht beliebt, aber ich glaube nicht, dass es ADS bei Hunden wirklich gibt, denn sie können sich auf irgendetwas sehr wohl konzentrieren und alles geben. Es muss ihnen nur in den Kram passen. (Und bitte alle mit überdurchschnittlich und pathologisch hibbeligen Hunden: Nicht angegriffen fühlen - ich glaube auch nicht, dass jeder Hund "gleich" ist! und es sicherlich auch Hunde gibt, die vor allem aufgrund ihrer Herkunft und Prägezeit da Probleme haben.)

    Auch ein Mensch mit ADS kann sich konzentrieren und alles geben. Und das hat mir reinem Willen nicht so viel zu tun. Es kostet nur unendlich viel mehr Kraft.
    Ich weiß natürlich auch nicht, ob es ADS beim Hund gibt (wäre bei Emil auch eher ADHS) mir fielen nur die Parallelen zu meinem Kind auf.

    Ich vergleiche auch nicht die Kindererziehung mit der Hundeerziehung, kam vllt falsch rüber. Ich vergleiche die Probleme meines Hundes mit den Problemen meiner Tochter. Und ich kann bei beiden eine Unfähigkeit Reize zu filtern feststellen, was die Konzentrationsfähigkeit massiv beeinflusst.


    Die Alltagsregel Menschen nicht zu stellen haben wir natürlich auch. Emil weiß, dass er das nicht darf. Und tut es inzwischen zu etwa 90% nicht mehr. die verbleibenen 10% entstehen, wenn der Hund nervlich durch ist, wegen irgendwelchen nicht so tollen Erlebnissen in der halben Std davor.
    Beispiel: Hund ist am Fahrrad, Teenie taumelt mit dem Handy im Gesicht quasi in uns rein, ich reiße das Fahrrad rum und der Hund springt seitlich gegen mein Bein. Fand er nicht toll, ging aber kommentarlos. 500m weiter donnert ein Hund auf seinem Grundstück auf seinen Zaun zu und motzt uns an. Emil und ich erschrecken uns, Emil bellt kurz, wedelt am Fahrrad hin und her, beruhigt sich wieder. Dann überholen wir von hinten eine Mutter mit Kind, als wir neben ihnen sind stolpert das Kind und macht eben für den Hund merkwürdige Bewegungen und jammert, das ist zuviel. Emil springt in die Richtung, bellt, regt sich wahnsinnig auf und braucht auch 200m um wieder runter zu kommen. Und da kann ich 10mal mein "gut jetzt" loslassen, er nimmt mich nicht mehr wahr. Was ist für sowas die Patentlösung?
    Es hört sich immer so leicht an zu sagen ich will, dass der Hund in dieser Situation funktioniert. Emil tut es dann eben nicht mehr.

    Ich weiß nicht...funktionieren bzw. nicht funktionieren ist ja eigentlich das Problem an der Sache. Hund kann es in dem Moment eben nicht :ka:
    Da muss man halt Wege finden, wie Hund das doch schaffen kann, aber die sind halt bei jedem Hund anders. Das macht es so schwierig.
    Gute Führung allein reicht ja nicht unbedingt, auch wenn es dann leichter ist.

    Ne, manchmal kann Hund es nicht. Sehe ich auch so.
    Klar ist meine Führung nicht optimal, sonst würde ich nicht Hilfe bei Trainern suchen.
    Chica hat nach einer für uns alle grauenhaften Anfangszeit gelernt, dass ich die Dinge regel und MEIST lässt sie mich das auch. Aber es gibt Situationen, da klappt es nicht. Ist und bleibt ein Tier, funktioniert halt nicht immer. Ist aber eben anders als beim Emil. Dieses Hochfahren und dann in die Unansprechbarkeit abdrehen, das hat sie nicht, hatte sie auch nie.

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