Verhalten an der Leine bei Angst

  • Hallo ihr Lieben,


    wir haben unser Lottchen (ca. 1 Jahr alt) Ende Januar aus dem Tierheim geholt und sind super glücklich mit dieser Entscheidung! Sie ist einfach auf der ganzen Linie ein super Hund! :D
    In normalen Situationen, wenn alles vertraut ist und ruhig/entspannt, dann läuft sie super an der Leine, hört prima und wir stehen immer im direkten Kontakt bzw. sie lässt sich von mir führen. Wenn wir aber in eine für sie neue Situation kommen, "erreiche" ich sie einfach nicht mehr. Sie zieht an der Leine; flüchtet quasi. Kommandos nimmt sie zwar noch sehr nervös auf, aber sobald wir weiterlaufen zieht sie wieder.
    Wir wohnen in der Stadt, dort zwar eher ruhig, aber sie kommt vom Land, für sie ist es natürlich überall stressig. In unserer Strasse und an Orten an denen wir häufig sind, läuft sie super an der Leine. Ergibt sich dort allerdings mal eine unerwartet "stressige" Situation, 3 Mütter mit Kinderwagen kommen auf uns zu, eine ältere Dame mit Gehhilfe kommt aus einem Hauseingang oder ein besonders kluger Autofahrer beschleunigt in der 30er Zone lautstark auf 100 km/h, ist sie nicht zu bremsen. Ich weiß, das Vertrauen zu mir muss sich erst aufbauen. Ich wüsste nur gerne wie ich es in solchen Momenten "besser" für sie machen kann. Meistens lasse ich sie die Situation (ein bisschen weiter weg) beobachten, d.h. ich bleibe stehen und sie sitzt an meiner Seite. Aber an z.B. viel befahrenen Straßen, die ich leider nicht meiden kann, entspannt sie sich nicht. Hat jemand eine Idee wie ich besser auf sie eingehen kann in einer solchen Situation?
    Liegt das eher am noch fehlenden Vertrauen des Hundes oder an der Leinenführigkeit?


    Ich hoffe ich habe das Problem irgendwie Verständlich gemacht... und danke Euch jetzt schon für die Hilfe!


    Liebe Grüße
    Laura und Lotta

  • Hast Du!


    Ich würde sie viel gucken lassen, und in den "Oh Gott, was neues unheimliches!"-Momenten nichts an Verhalten verlangen - sprich, keine Kommandos geben, sondern das unheimliche mit was für sie angenehmen verknüpfen.
    Ich rate mal, dass sie in solchen Momenten keine Leckerchen nehmen kann? Oder geht das?


    Ich persönlich arbeite in solchen Fällen mit (dem zuvor eingeführten) Clicker - mit dem kann ich gute Stimmung in diese Situation übertragen, auch wenn der Hund evtl trotzdem anfangs da kein noch so gutes Leckerchen nehmen kann. ich "lade" dann den Clicker in Situationen, wo der Hund Leckerchen nehmen kann, wieder auf.
    Ich clicke, wenn der Hund was unheimliches entdeckt hat, und biete dann sehr sehr seeeeeeeeeeeeeehr gutes Leckerchen an: z.B. was pastiges aus einer Futtertube und lobe nebeneher mir ruhiger Stimme.
    Auch bleibe ich stehen, und verlange kein bestimmtes Verhalten, evtl. erhöhe ich den Abstand zu dem blöden Ding, wenn das geht.


    Gegen Fluchtaktionen würde ich den "angekündigten Geschirrgriff" anwenden - zusammen mit einem "konditionierten Entspannungssignal".
    Für mich ist es erstmal viel wichtiger, dass der Hund die Welt nicht mehr so furchtbar finden muß, und erst wenn das - zumindest in bestimmten Situationen - gegeben ist, fange ich an, Ansprüche an das Verhalten, (z.B. an lockerer Leine zu gehen) - wenn der Hund es "zufällig" anbietet, bestärke ich es, natürlich, aber mir ist anfangs die Bearbeitung der Ursache der Angst viel wichtiger, als "gute benehmen".


    Google mal "klassische Konditionierung", "systematische Desensibilisierung", "konditioniertes Entspannungssignal"


    http://www.cavecani.de/wissens…pannung-im-hundetraining/


    http://www.cavecani.de/wissens…annung-im-einsatz-videos/


    http://www.easy-dogs.net/angeb…ionierte_entspannung.html


    http://www.hunde-weise.de/wissenswertes/25-angst

  • Hallo!


    Ich habe bzw hatte ja auch so einen kleinen Feigling. Xenia nimmt in Situationen wo sie Angst hat natürlich nichts an, clickern geht auch nicht, da hat sie auch Angst vor.


    Ich habe in solchen Situationen erstmal vorsichtig mit der Leine nachgelassen (damit sie nicht volle Kanne in die Leine rennt) und sie dann langsam zu mir rangeholt. Bin dann einfach ohne auf sie einzureden und wenn nötig in einen Bogen an "gefährlichen" Sachen vorbei gegangen und habe mich bemüht dabei meine "Selbstsicherheit" auf den Hund zu übertragen. Also eigentlich habe ich sie einfach ignoriert und bin ruhig weitergegangen. Bei Xenia hat das gut geklappt, mittlerweile vertraut sie mir und zuckt höchstens kurz zusammen wenn ein unerwartetes Geräusch oder ähnliches kommt.

  • Das muss ich einfach schreiben, auch wenn am Thema ein wenig vorbei: ich bin gerade völlig baff, aber dein Lottchen könnte vom Kopf und der Schnauze her echt Enkis Schwester sein :shocked:


    Ich mach das so ähnlich wie Martina, die eigentlich alles schon gesagt hat :-)

  • Vielen Dank für Eure Antworten!!


    Habe mich gerade schlau gemacht über den Geschirrgriff und konditionierte Entspannung und werde das jetzt trainieren!


    Natürlich geht es mir in erster Linie (in zweiter auch :D ) um das Wohlbefinden von Lotta. Mir ist es nicht wichtig dass sie Sitz oder Platz macht in Situationen in denen sie Angst hat. Ich wollte ihr damit nur Sicherheit vermitteln und Ihr das Gefühl nehmen, die Situation regeln zu müssen. Leckerchen nimmt sie nicht an... auf den Clicker reagiert sie aber sehr gut, den werde ich in Zukunft auch in solchen Situationen mit einbinden!


    Vielen Dank nochmal für Eure Zeit und Hilfe (besonders an Shoppy für die vielen Links und Tipps!)


    freulein: Sehen sich wirklich ähnlich! Lotta ist angeblich ein Golden-Retriever-Mix...sieht aber eher nach einem Dingo aus :lol: .. was steckt in Enki denn drin??

  • elbchen: Bessere Tipps als Shoppy kann ich dir nicht geben :D Probier das aus, ich denke das wird deiner Lotta sehr helfen.


    Hab auch so einen Kandidaten daheim, wir wohnen eher ländlich (in einer Kleinstadt aber außerhalb)- Umgehungsstraße ist aber in Sichtweite. Bei Jukon sind es Laster, dann Busse und das schlimmste sind Müllautos... Außerdem hat er in der Stadt bestimmte Stellen (meist an Straßen wo ein Bus kommen könnte oder etwas mehr Verkehr ist) die ihn etwas mehr beunruhigen. Ist ja eigentlich Papas Hund, war nicht dabei als sie ihn vom Züchter geholt haben. Er kam wohl aus ner sehr ruhigen Ecke. Als wir ihn bekommen haben kannte er nicht mal Autos. Er geht dann auch mal kurzzeitig in die Leine, nehme ihn dann auch immer oben am Steg vom Geschirr, das gibt ihm Sicherheit und holt ihn runter. Eigentlich ist er aber schon ein Stadt Profi (in Kulmbach) :D orientiert sich mittlerweile auch sehr schön an mir und läuft an durchhängender Leine und kann fast die ganze Zeit leckerli nehmen ;) (ist immer ein guter Indikator). Gehen alle 1-2 Wochen in die Stadt.
    Allerdings tritt es bei ihm phasenweise auf (hängt denke ich mit den Hormonen bei ihm zusammen, lasse demnächst mal ein Blutbild machen). Also so alle 4-5 Monate wird es mal für zwei Wochen richtig schlimm, er ist dann manchmal auch im Haus am lauschen... Zu mir hat er aber viel Vertrauen (und das kommt auch davon, dass ich ihm immer durch seine Phasen durchgeholfen habe - aber du hast die kleine Maus ja erst seit ende Januar, das dauert und wenn er mal richtig angst hat geht er auch ins Geschirr und ist ja schon mal toll, dass sie dir so weit vertraut mit dir mit zugehen, schließlich wohnt sie ja noch nicht lange in der Stadt) und geht überall mit mir mit - vor allem bei meiner Mutter, die ihn immer als "feigling" betitelt sieht das anders aus :roll: ... also selber ruhig bleiben ist wichtig.


    Was mich noch interessieren würde: Führst du sie am Geschirr?
    Wie lange dauert es bis sie nach stressigen Situationen entspannt? Also wann hört sie auf zu ziehen, bzw. ist wieder ansprechbar, nimmt leckerchen?
    Habt ihr denn einen Hundefreund der ne richtig coole Sau ist und an dem sie sich orientiert? Das kann nämlich an schwierigen Stellen auch wunder wirken, wenn man den ab und zu zur seelischen Unterstützung mitnimmt.
    Geht ihr nur in die Stadt oder habt ihr auch mal die Möglichkeit täglich ins Grüne zu gehen, damit sie richtig entspannen kann?


    Ich würde aber auch immer mal in kleinen Schritten neue Stellen mit ihr üben (also keine Schock-Therapie ;) ), aber eben nicht nur immer die gewohnten Wege, denn dann kann es auch sein, dass sie sich immer mehr in ungewohnte Sachen reinsteigert. Würde den Radius also ganz langsam, immer auch abhängig vom Hund vergrößern - Ziel dabei sollte natürlich sein, dass sie entspannt bleibt, wobei ihr das von Shoppy beschriebene denk ich sehr gut helfen kann.



    Lg Caro & der kleine Schwarze (der deine Lotta sehr gut versteht)

  • Zitat

    freulein: Sehen sich wirklich ähnlich! Lotta ist angeblich ein Golden-Retriever-Mix...sieht aber eher nach einem Dingo aus :lol: .. was steckt in Enki denn drin??


    jaaaa, wenn das mal einer wüsste :D Ich hab auch mal sowas in der Art angegeben. Alternativ zu Dingo (hat erst heute wieder jemand zu ihm gesagt) hätte ich auch noch auf Coyote getippt....
    Die einzige Rasse die ihm wirklich nahe kommt ist der Canvas Dog, den ich durch Zufall gefunden hab.
    Aber ich glaub ja eher das "alles-drauf-was-nicht-bei-3-auf-den-Bäumen-ist" die Devise war :lol:


    Ich wünsch euch viel Glück und dir eine große Portion Ruhe und Geduld!

  • Hey elbchen,


    das mit dem "flüchtenden Reh" an der Leine kenn ich nur zu gut. :D
    Die anderen haben ja schon viel geschrieben. Bei uns hilft besonders: Schönfüttern, schönfüttern und nochmal schönfüttern. Man muss ein bisschen vorausdenken und die Gegend im Auge behalten. Wenn z.B. von weitem schon eine Frau mit Zwillingskinderwagen auf dich zukommt musst du mit dem Hund die nächste "Lücke" (Einfahrt, Platz zwischen zwei parkenden Autos etc.) anpeilen, dort mit dem Hund auf Abstand gehen und zum Beispiel ein Kunststückchen machen lassen und solange Leckerlies einschmeißen bis die vermeintliche Gefahr vorüber ist. Das gleiche bei anderen Fußgängern, Betrunkenen, hysterischen Teenies, kläffenden Hunden usw.. :headbash:
    Wichtig ist, dass du darauf achtest dass der Hund garnicht so sehr ins "Flüchten" kommt, durch das ziehen an der Leine wird er nämlich nur noch mehr gestresst. Je nachdem wie groß die Angst vor dem entsprechenden Objekt ist musst du den Abstand anfangs vielleicht recht groß halten, aber mit der Zeit wird es besser. Und wenn es ganz schlimm ist lieber ein spaßig "komm, wir gehen wo anders lang" anstatt den Hund die Situation aushalten zu lassen.


    Insgesamt muss man gegenüber dem Hund auch sehr souverän auftreten, das ist am Anfang nicht ganz leicht aber kommt mit der Zeit. Wenn du merkst der Hund wird unruhig, Kunststücken machen lassen, Leckerli rein. Viel loben, dabei muss man sehr auf seine Stimmlage achten. Es muss sich immer "spaßig" anhören und nicht geheimnisvoll. Da lohnt es sich ggf. auch mal 1-2 Einzelstunden bei einem Hundetrainer zu nehmen, denn solche wichtigen Kleinigkeiten merkt man selbst oft nicht.


    Noch ein, wie ich finde, wirklich empfehlenswertes Buch fur Angsthunde-Halter:

    Die Fallbeispiele passen zwar nicht zu deinem Problem, aber der Rest des Buches ist wirklich sehr aufschlussreich und trägt zum besseren Verständnis für den Hund bei.
    Ggf. würde ich dir auch noch Bachbüten oder homöopathische Mittelchen zur Trainingsergänzung empfehlen. Wir haben eine zeitlang Bachblüten gegeben und ich hatte echt den Eindruck, dass es geholfen hat.



    .. Das ganze ist jetzt vielleicht ein bisschen flapsig geschrieben, ich finde es ein bisschen schwer zu beschreiben aber ich hoffe ich konnte dir etwas helfen. Falls du noch Fragen hast oder den Austausch suchst, melde dich ruhig ;)

  • @ kittykat: Wir haben beides, Halsband und Geschirr. Momentan läuft sie allerdings am Halsband. Da wir jetzt den Geschirrgriff üben, nutze ich zusätzlich wieder das Geschirr. Wenn Lotta nämlich Gänse sieht, ist sie mit dem Geschirr alleine kaum zu halten.
    Bis sie sich wieder entspannt dauert es nicht sehr lange. Die Strasse zu dem Park ist, bei sehr viel Trouble, stressig für sie. Aber wenn wir dann im Park sind (Strasse ist ca. 50 m lang), ist alles wieder gut. Leider haben wir so eine "coole Socke" noch nicht in unserem Freundeskreis...aber der wächst ja mit einem Hund jeden Tag :D .
    Wir sind jeden Tag im Grünen, ob Wald oder Feld... Also die gaaaanz große Runde drehen wir immer fernab vom Stress. Da erschreckt sie sich zwar auch gelegentlich (wenn ich mal wieder über eine Wurzel stolpere), aber da geht es mit dem Entspannen noch schneller.


    vin19a: Vielen Dank für den Buchtipp! Eine Hundetrainerin haben wir auch, wir hatten nur ihren Urlaub gerade eine längere Pause und ich konnte sie zum Thema Angst noch nicht fragen. Das werden wir jetzt das nächste Mal in Angriff nehmen. Aushalten lasse ich sie die Situationen nicht, also ich zwinge sie nicht wenn ich merke dass sie zu panisch ist. Das selbstbewusste Auftreten meinerseits übe ich auch schon fleißig, wobei meine Trainerin meinte dass mein Gang gut ist (Schultern locker, aufrecht)...allerdings gucke ich Lotta noch zuviel an.
    Warst Du wegen den Bachblüten bei einer Heilpraktiker oder hast Du es auf "eigene Faust" probiert? Das wäre für den Anfang, sicherlich mal interessant als Unterstützung!


    freulein: Jaaaa Coyote wurde sie auch schon genannt. Aber am meisten kriegt sie immer wieder gesagt wie schöööööön sie doch ist (und das nicht nur von mir)... und letztens wurde ich netterweise darauf aufmerksam gemacht, dass ich sie nieeee irgendwo anbinden soll....sonst wäre sie weg! :fear: Über den Canvas Dog kann ich gerade kein Bild finden...muss ich mal in meinen schlauen Büchern schauen. :smile:

  • Zitat

    Warst Du wegen den Bachblüten bei einer Heilpraktiker oder hast Du es auf "eigene Faust" probiert? Das wäre für den Anfang, sicherlich mal interessant als Unterstützung!


    Ich habe einfach auf eigene Faust was geholt zum Testen, denn schädlich ist es ja nicht. Die Angstsymptome könnten höchstens zeitweise schlimmer werden, aber dann kann man es ja wieder absetzen.
    Genommen hab ich: Petvital Bachblüten Nr. 2 Angst (gibts bei FN)

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