Tiggy
Ich würde an Deiner Stelle auch rein aus dem Part heraus, den Du anbietest, agieren. Spreche an, was Du als mögliche Ursache für Schmerzen/Probleme identifizierst. Und parallel schauen, ob Du ihm mit Deinem physiotherapeutischem Instrumentarium Tipps für gezielten Muskelaufbau zur Kompensation geben kannst bzw. mit Entspannungstechniken Symptomlinderung erreicht werden kann. So dass der bestmögliche Kompromiss zwischen dem Bedürfnis nach optischer Angleichung und muskulärem Wohlbefinden erreicht wird. Auf einen Kompromiss wird es vermutlich rauslaufen
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Wenn es um einen Binder geht: Da gibt es unterschiedliche Qualitäten und klare Trageempfehlungen. Er kann sich dazu beraten lassen (falls er das nicht ohnehin schon tut bzw. getan hat). Eine Anlaufstelle wäre z. B. dgti e.V.
Falls er bereits konkret mit dem Gedanken an eine geschlechtsangleichende Mastektomie spielt bzw. schon erste Schritte dafür in die Wege geleitet hat, dann hat er höchstwahrscheinlich auch bereits entsprechende Beratung an der Hand, das Thema würde ich an Deiner Stelle erstmal gar nicht ansprechen.
Edit: Zur Frage, ob und inwieweit das für ihn nötig ist: Das kannst Du aktuell schlicht nicht beurteilen. Mit dem Verdacht „selbstgemachtes Leid“ ideologisierst Du dieses Hilfsmittel und das kann dann bei einer Therapie ein Stück weit im Weg stehen. An Deiner Stelle würde ich versuchen, es ganz neutral als Hilfsmittel wie jedes andere nötige Hilfsmittel auch zu betrachten und darauf Deine Strategie aufbauen.
Danke, mit der Website hast du mir schonmal weiter geholfen.
Das mit dem "selbstgemachtes Leid" ist im keinem Fall das, was ich irgendwie kommunizieren möchte... es ist halt meine "neutrale" Einordnung der Ursachenforschung.
Das hier natürlich Pro Patient behandelt wird, ist klar.
quasi "selbst gemachtes" Leid. Wenigstens aus einer physiotherapeutischen Sicht kann man das Problem schnell lösen... Binder weg, alles Prima
Du behandelst aber einfach nicht im luftleeren Raum. Es wäre kontraproduktiv, diesem Menschen zu empfehlen, den Binder doch einfach wegzulassen, weil dadurch potentiell mehr Leid ausgelöst wird. In der Regel nutzt man ja Binder nicht aus Spaß, sondern weil ein Leidensdruck herrscht, der dadurch gelindert wird. Aber sachgemäße Anwendung, verschiedene Modelle testen - das ist eine vernünftige Stellschraube, auf die du im Rahmen deines Berufs hinweisen kannst.
Wenn ich (mit Brüsten in einer Größe, die nicht an sich Rückenschmerzen verursachen) jetzt ständig total unpassende BHs tragen würde und dann mit Schmerzen zu dir käme wäre dein erster Gedanke hoffentlich auch "da muss aber was passendes her" und nicht "dann trag halt keinen mehr, Problem gelöst".
Du hast vollkommen recht. Daher sage ich ja, es gibt ganz klar zwei Gesichtspunkte, einmal den "pragmatischen" und einmal den "emotionalen"
Und wenn einem eine Person gegenüber steht, muss man als Therapeut irgendwie versuchen, den richtigen Weg zu finden. Und das ist halt nicht immer einfach.
Schon bei dem Thema "passender BH" löst man bei Zeiten regelrechte Kleinkriege aus.
Ich habe schon Menschen erlebt, da kann/darf man das "Problem" direkt benennen, und man arbeitet an einem gemeinsamen Weg, und ich hatte schon Menschen in Behandlung, da wurden keine gemeinsamen Lösungen gewollt, sondern nur eine Lösung, ohne jegliche Einsicht des auslösenden Problems.
Und ich empfinde es halt als schwierig, mit einer relativ jungen Person auf solche Dinge einzugehen, von denen ich ja auch im Grunde keine Ahnung habe.
Medizinisch gesehen gibt es halt zwei Geschlechter XX und XY (XXY lass ich jetzt einmal aussen vor)
Daraus resultieren halt Chromosomen abhängige Unterschiede (medikamenten Stoffwechsel, Organfunktion, Erkrankungen, etc).
Das ist sehr vereinfacht. Schaut man auf die Chromosomen, lassen sie sich meist zwei Geschlechtern zuordnen, ja. Das ist aber nicht gleichbedeutend mit "medizinisch gibt es zwei Geschlechter". Menschen sind so viel komplexer, auch medizinisch.
Ja, es ist stark vereinfacht ausgedrückt. Weil mich in der Physiotherapie im Grunde auch nur diese Dinge interessieren.
Rein medizinisch sind wir ja noch nicht einmal in der Lage, für Frauen Medikamente richtig einzustellen, und auch die Erste Hilfe wird am Beispiel Mann gelehrt.
Aber darum geht es hier nicht, da könnte man noch Bücher mit füllen.