Bestrafung für Tierarzt bei unbegründeten Einschläfern

  • Das Problem hängt in meinen Augen weniger am Gesetzestext - das gibt ja einiges her, siehe 3 Jahre Freiheitsstrafe... - sondern an der nach wie vor sehr "abenteuerlichen" Gesamteinstellung in der Gesellschaft zum Thema.

    Wieviele "alltägliche" Tierquälereien werden angezeigt, obwohl Dutzende von Hundehaltern sie regelmäßig beobachten? Stichwort Stachelhalsband.. und diverse andere "alte" Methoden..

    Wenn Besitzer mit Hund zum TA kommt und einen gesunden Hund einschläfern lassen will, wird es natürlich schwierig mit Zeugen - da müsste eigentlich ein Kontrollorgan her. Allein der Umstand des berichten müssens wer, wann und warum eingeschläfert wurde mit der Option, bei relativ jungen Hunden ohne große medizinische vorgeschichte auch mal eine Untersuchung einzuleiten, würde schon manchen Tierarzt dazu bringen, das Risiko nicht eingehen zu wollen...

    Man schaue sich das ganze Kampfhundthema an - da sind plötzlich teils irrwitzige bürokratische Hürden gegeben, weil die Thematik durch die Medien ging. Das passiert aber eben nur, wenn sich Leute nach vorne trauen.

    Wenn ich kategorisch jede Tierquälerei anzeige, die ich beobachte, dann a) überlegt es sich mancher Tierbesitzer noch zwei- und dreimal, ob er gewisse Dinge tut b) schafft das ein Bewusstsein für die Falschheit des Ganzen.

    Und das fehlt in Sachen Tiere töten bis heute noch. Selbst das Gesetz wurde ja erst vor gar nicht so langer Zeit entsprechend angepasst.. da sieht man mal, wie sehr wir hinterherhängen..

  • nur mal zu dem thema tierschutzgesetz an sich; dort steht doch auch geschrieben, dass tieren ohne triftigen grund keine organe entfernt werden dürfen (das habe ich auch alles erst hier im forum gelernt). trotzdem gehören kastrationen zum "standartprogramm". es lässt sich nunmal leicht und schnell geld damit machen, ich denke beim einschläfern ist das ähnlich.

    unser tierarzt unterstützt so etwas zum glück nicht! er hat uns mal eine geschichte erzählt, in der ein mann seine schon betagte katze einschläfern lassen wollte, weil diese ein hautproblem hatte :zensur: unser tierarzt meinte dann zu dem mann, dass er die ansonsten kerngesunde katze auf keinen fall einschläfern würde und der mann sie einfach dort lassen solle. der mann hat protestiert und wollte die katze wieder mitnehmen. unser ta meinte daraufhin: "gut, aber ich werde ein auge auf sie haben. und wenn ich innerhalb der nächsten zeit rausfinde, dass es ihre katze nicht mehr gibt, dann werde ich alles daran setzte, den tierarzt zu finden, der diese katze eingeschläfert hat. und dann werden sie beide probleme bekommen." ob er das wirklich hätte durchziehen können, sei mal dahin gestellt. aber der mann hat die katze dort gelassen, unser tierarzt hat sie gesund gepflegt und vermittelt. :gut:

    als wir schon in unserer jetzigen wohnung (parterre mit großem garten und angrenzenden parks, verkehrsberuhigte straße) gewohnt haben, wurde uns von den nachbarn erzählt, dass unsere vormieter auch eine katze hatten. als die vormieter ausgezogen sind muss sie so 13 jahre alt gewesen sein. weil die vormieter in der neuen wohnung keine möglichkeit hatten, die katze rauszulassen, haben sie sie einschläfern lassen :sad2:
    das traurigste an der sache ist; wir haben selber eine katze die nach draußen geht. wir hätten die katze unserer vormieter auf jedenfall übernommen :kopfwand:

    es gibt also leider genug tierärzte, die an sich gesunde tiere einschläfern. wenn mensch aber bedenkt, wieviel unrecht tagtäglich an tieren in diesem land begangen wird (nehmen wir nur mal die sogenannten "nutztiere" als beispiel), dann glaube ich nicht, dass sich daran groß etwas ändern lässt. leider ...

  • Ist echt traurig :sad2: Anscheinend kann ein Tierarzt ziemlich leicht ein gesundes Tier einschläfern ohne eine Strafe zu erwarten.
    Da kann man dann nur noch auf einen vernünftigen, nichtprofit orientierten, tierlieben TA hoffen. Schade ist ja nur, dass das ja eigentlich die Regel sein sollte.
    Andererseits stimmt es ja auch, dass Nutztiere jeden Tag in Massen geschlachtet werden und das ist ja dann auch völlig normal.
    Vielleicht müsste sich die Einstellung zum Tier insgesamt ändern bevor ein unbegründetes Töten aufhört.
    Oder Kühe müssten auf dem Sofa schlafen ;)

  • Die Frage ist doch auch, was man damit erreichen möchte..

    Agressionen etc. wirst du keinem nachweisen können und viele Dinge sind z.B. auch Ansichtssache.

    Der ein oder andere wird einen Hund mit kaputter Hüfte bzw Rücken oder Ellenbogen garnicht mehr mitnehmen, weil er (nicht ganz zu Unrecht..) der Meinung ist, dass das nicht mehr richtig wird. Oder er hat den Hund z.B. zum arbeiten und er hat eine Verletzung die das Tier von dieser Tätigkeit abhalten und einfach an andere vermitteln ist auch kaum möglich.
    Bisweilen ist ein Hund genauso Nutztier wie eine Kuh und die werden ja tagtäglich geschlachtet.

    Was ich auchnoch anmerken möchte ist, dass es auch jetzt schon einen, meiner Meinung nach bedenklichen, Trend gibt, das Einschläfern bis zur letzten Sekunde hinauszuzögern. Sei es aus falsch verstandener Tierliebe oder teilweise auch aus Profitgier (ein toter Hund bringt nichts mehr ein) der Tierärzte.
    Beispiel eine Freundin einer Bekannten von mir: Sie selbst blind, jahrelang mit Schäferhund als Führhund. Der Hund bekam jahrelang viele Medikamente, Cortison, etc.. es ging, aber er hat zuletzt täglich über 10 verschiedene Tabletten bekommen. Als er dann im Alter auchnoch weitere Probleme mit Organen bekam und weiter abbaute, traf sie die (meiner Meinung nach absolut richtige) Entscheidung, dass er nicht nochein Medikament mehr bekommen wird, sondern er nun erlöst wird. Zu diesem Zeitpunkt gab es schon einen jungen Führhund, da er schon eine gewisse Zeit bei ihr in "Rente" war. Sie also in Begleitung meiner Bekannten zum Tierarzt und dieser hatte nichts besseres zu tun als ihr vorzuwerfen sie würde ihren jahrelangen Führhund, für dessen Gesundheit sie bis dahin ja alles getan hatte, ja nur loswerden wollen, weil jetzt der Junge da wäre. Was absolut nicht stimmte und ich für eine absolute Frechheit halte..
    Sie haben dann rumtelefoniert und einen anderen TA gefunden der es getan hat, aber wenn ich soetwas höre dann kommt mir die Galle hoch. Da geht es dann nicht mehr um das Wohl des Tieres sondern ums Prinzip.


    Ähnliches bei sog. "agressiven" Hunden. Sicher haben die meisten kein wirkliches Problem und man sollte auf keinen Fall einfach so einschläfern. Aber man bedenke mal die Hunde, die schon wirklich ernsthafte Unfälle verursacht haben, oder zum Beispiel an einen der Hunde deren Vorfälle in den Medien waren - denkt ihr ernsthaft für diese Hunde findet sich nocheinmal wer? Das ist ja schon schwierigst wenn nur das Gerücht besteht er hätte mal in welcher Situation auch immer geschnappt..
    Ob das Jahrelange dahinvegetieren in einer engel Einzelbox im Tierheim (wo die meisten Anlagen nichtmal dem TSG entsprechen, btw) unter absolutem Verschluss, allein schon um weiteren Medienauflauf zu vermeiden, so wirklich die bessere Alternative zum einschläfern ist? :???:


    Nein, ich bin nicht dafür alles einzuschläfern was man nicht mehr brauchen kann - aber man sollte auch mal über solche Fälle nachdenken bevor man anfängt allen TA auf die Finger zu hauen.

  • ich schließe mich Bordy an.

    Zum Thema Tierschutz muss man auch bedenken, das ein Tier in Deutschland vor dem Gesetz ein "Ding" oder eine "Sache" ist. Darum ist Tierquälerei auch gelinde gesagt "Sachbeschädigung" vor Gesetz. Das weiß ich aus einem Fall wo der "Pferderipper" Tiere zu tode gequält hat. Über mehrere Monate trieb er sein Unwesen auf unbeobachteten Koppeln und meines Wissens nach wurde er nie gefasst :explodieren:

    Als erstes müsste sich somit der Gesetzestext ändern!

    Mein Haustier eine "Sache" zu nennen finde ich persönlich ... :zensur:

  • Tiere sind keine Sachen. Es sind nur die im BGB für Sachen geltenden Vorschriften auf sie anzuwenden.
    Das heißt im Klartext der Gesetzgeber hat es sich gespart alle Gesetze des BGB für Tiere umzuformulieren. Tatsächlich macht es zivilrechtlich nämlich keinen Unterschied, ob es sich um ein Tier oder eine Sache handelt.
    Unter das Zivilrecht fallen z.B. Ansprüche, die ich als Geschädigter gegenüber dem Schädiger habe, wenn also mein Tier "kaputt" gemacht wurde, kann ich Schadensersatz fordern.

    Das TschG kennt jedoch folgenden Straftatbestand:

    Weitere Tierquälereien werden als Ordnungswidrigkeit gefasst.

    Sicher lässt sich über das Strafmaß streiten, aber ein Tier ist vor dem Gesetz pauschal nicht einfach eine Sache und auf Tierquälerei steht sehr wohl eine Strafe.

    Bitte Zivil - und Strafrecht nicht in einen Topf werfen! ;)

  • Zitat

    Kann sich wirklich jeder einfach seines Hundes entledigen, wenn der stört? Kann ich mir gar nicht vorstellen...

    Hier der Link zum Gesetz:
    http://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/

    Zitat

    Ein Wirbeltier töten darf nur, wer die dazu notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten hat.
    (1a) Personen, die berufs- oder gewerbsmäßig regelmäßig Wirbeltiere betäuben oder töten, haben gegenüber der zuständigen Behörde einen Sachkundenachweis zu erbringen. Wird im Rahmen einer Tätigkeit nach Satz 1 Geflügel in Anwesenheit einer Aufsichtsperson betäubt oder getötet, so hat außer der Person, die die Tiere betäubt oder tötet, auch die Aufsichtsperson den Sachkundenachweis zu erbringen. Werden im Rahmen einer Tätigkeit nach Satz 1 Fische in Anwesenheit einer Aufsichtsperson betäubt oder getötet, so genügt es, wenn diese den Sachkundenachweis erbringt.

    Quelle: siehe Link oben

    Also, ich lese daraus, dass nur die Leute Tiere töten dürfen, die es von Berufswegen müssen/tun und dass sie einen Sachkundenachweiß erbringen müssen. Ich schätze das ist bei Jäger der Jagdschein, beim Angler der Angelschein, Beim Schlachter die Berufsurkunde (oder was auch immer man da bekommt) und beim TA ebenfalls.

  • Zitat

    Brazzi
    Und auch die dürfen es nur mit einem "vernünftigen Grund", das ergibt sich aus §1 TschG (das schrieb ich schon irgendwo)
    denn der größte Schaden, der einem Tier zugefügt werden kann, ist der Tod.

    Aber zu beurteilen, ob es einen vernünftigen Grund gibt, liegt ja leider in diesem Fall beim TA (wie auch schon geschrieben).... und der kann ja alles und nix erzählen. Wer will denn im Nachhinein nachprüfen, ob seine Diagnose auch gestimmt hat? :/
    Daher ist es wohl leider wirklich so, dass sich jeder seines Hundes entledigen kann (was ja Sleipnirs Frage war). Zumindest, solage es TÄ gibt, die sich auf sowas einlassen - und ich fürchte, die wird es immer geben.... :|

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