"Habt ihr einen Anfängerhund?"

  • Lustig ... ich wollte ein ähnliches Thema eröffnen :smile:

    Mir zuckt es nämlich schon seit Wochen jedes Mal in den Fingern wenn ich das Wort "Anfängerhund" hier lese.
    Warum?
    Weil ich der Meinung bin das es den Anfängerhund nicht gibt.

    Anfängerhund = Hund für einen Neulingshundehalter, einen Menschen ohne oder mit sehr wenig Erfahrung.
    Sollte dementsprechend unkompliziert gestrickt sein um seinen Menschen nicht zu überfordern ihn allmählich ans Thema "Hund und was so alles dazugehört" heranzuführen.

    Für solche Leute gerne empfohlen werden ja oft
    - Pudel
    - Dalmatiner
    - Mischlinge
    - und natürlich Labradore

    Weil diese Rassen einfach zu handeln sind, keine speziellen Anforderungen stellen, nicht zu groß und schwer sind und gut sozialisiert meist verträglich, kinderfreundlich, gelehrig, intelligent, auf andere Leute nett wirken und, nicht zu vergessen, mit dem will to please ausgestattet, alles quasi vom "Werk" aus.
    (Das es so einfach dann doch nicht automatisch ist muss ich hier niemandem erzählen, das können wir Tag für Tag hier lesen).

    Abgeraten wird dagegen häufig von
    - HSH
    - Dobermännern
    - Border/Aussis
    - RRs

    mit dem Argument "bloß nicht, das sind keine Anfängerhunde."

    Ich frage mich dann immer, soll sich jeder der den Wunsch hat mit einem Dobermann zu leben erst vorher durch 10 Jahre Labradorhaltung arbeiten um fit für die schwierigen Anforderungen zu werden die der "Fortgeschrittenenhund" stellt???

    Ich frage mich auch, und damit kommen wir zum Kern der Sache, wann ist der Anfänger ein Fortgeschrittener?

    Macht man das an den Jahren der Hundehaltung fest?
    Am Alter, der Statur, der Familiensituation des Menschen?
    Kann man mehr Erfahrungspunkte sammeln wenn man bereits mit einem problematischen Hund gelebt hat, wiegen 3 Jahre Problemhundhaltung so schwer wie 10 Jahre mit nem unkomplizierten Fiffi?
    Und was ist mit den "ich hab seit 20 Jahren Hunde"- Menschen?
    Sind die per se erfahren = fortgeschritten?
    Könnten sie nicht auch 20 Jahre lang ihren Dackel (Schnauzer, wasauchimmer) einfach so mitgeschlurt haben, ohne sich überhaupt großartig mit dem Thema Hund zu beschäftigen.

    Oder ist es nicht eigentlich völlig unabhängig davon?
    Zählen nicht einzig und allein gründliche Vorabinformation, gutes Einschätzen der eigenen Person, die Bereitschaft das nötige zu leisten, der Wille es durchzuziehen, einen halbwegs vernünftig denkenden Kopf auf den Schultern und der Sicherheit das genau dieser Hund mit all seinen Eigenschaften der ist der zu einem passt.

    Für mich ein ganz dickes JA, darauf kommts an und auf sonst nichts.

    Ich habe einen Ridgeback.
    Einen Hund also bei dem hier sehr oft viele äußern "toller wunderschöner Hund aaaaaber; schwierig, kompliziert, so groß, soo schwer, kaum auszulasten, eine riesige Aufgabe, würde ich mir nicht zutrauen, nicht in den Griff zu kriegender Jagdtrieb, schwierig mit anderen Hunden, auf keinen, GAR KEINEN Fall ein Anfängerhund.

    Ich gucke dann immer meine Motte an und suche das Monster in ihr. Nur ich finde es nicht.

    Ich bestreite nicht das es einfachere Rassen gibt und das die Erziehung aufgrund der enormen Sensibilität gepaart mit Sturkopf und eigenem Willen eventuell umfangreich sein kann und mit viel Geduld, Konsequenz und ordentlich Zeitaufwand geschehen muss.
    Und das es von Vorteil ist der körperlichen Kraft dieser Hunde etwas entgegensetzen zu können falls nötig.

    Aber, warum sollte das kein Ersthundehalter können?
    Natürlich kann er das.
    Wenn er sich für diese Rasse interessiert, sein Herz an sie verliert und ein engagierter Hundehalter sein will, was sollte ihm fehlen?

    Ich gehe noch weiter, ein Hundeneuling der sich diese Rasse gezielt und nach guter Überlegung aussucht wird mit einem RR besser zurechtkommen als ein Fortgeschrittener der 10 oder 20 Jahre lang mit Schäferhunden oder Rottweilern gearbeitet hat.
    Denn der wird entweder den Hund kaputt machen - oder der RR wird ihn in den Wahnsinn treiben.
    Weil er Erwartungen nicht erfüllt, nicht funktioniert wie der Vorgänger einer anderen Rasse, weil Hund eben nicht gleich Hund ist und eine Art der Erziehung nicht auf alle Hunde passt.

    Der Neuling, der sich auf den Hund einlässt, hat meiner Meinung nach die viel bessere Voraussetzung erfolgreich und glücklich zum Ziel zu kommen.
    Und das gilt für alle Rassen, einfacher oder komplizierter.
    Die Bereitschaft auf die Individualität des Hundes einzugehen macht die Eignung als Halter aus, nicht die Erfahrung die er vorweisen kann.

    Ich zumindest sehe das so.

    LG
    Tina

  • Hast du gut geschrieben.

    Zitat


    Anfängerhund = Hund für einen Neulingshundehalter, einen Menschen ohne oder mit sehr wenig Erfahrung.


    Also ich würde sagen, Erfahrung ist nicht = Kenntnisse. :klugscheisser:

  • yamiq, meinen kleinen saluki würde ich auch ganz und gar nicht als anfängerhund bezeichen.

    er ist ängstlich bis panisch (mangelnde prägung auf umweltreize), hat teilweise wirkliche panik vor fremden menschen und immer noch angst vor bekannten (trotz keiner einzigen schlechten erfahrung :???: ), dazu aber eine gewisse dominante ader und spieltrieb, verbellt z.t. auch menschen im freilauf, bei hunden muss immer erstmal klar gestellt werden, wer hier der boss ist... dazu neigt er zu starker leinenaggression, vor allem hat er wenig frustrationstoleranz diesbezüglich (sprich: wenn andere hunde rennen und spielen dürfen, er aber aus welchen gründen auch immer nicht und an der leine bleiben muss, dann reagiert er auf alle hunde die es auch nur ansatzweise wagen ihm zu nahe zu kommen hochgradig aggressiv!)

    dann kommt noch ein wirklich ziemlicher jagdtrieb dazu! viele umweltreize verunsichern ihn (das kann schon ein komischer baumstumpf am wegesrand sein oder nur müll), kleinhunde sieht er nicht als hund, sondern als jagdobjekte (wahrscheinlich, da er im ersten lebensjahr nie kleine hunde kennen gelernt hatte)
    was dem dann noch ziemlich einen drauf gibt: er lernt furchtbar langsam! nicht weil er nicht kann, er will nicht! er hat diesbezüglich wirklich keinerlei will-to-please! bestechen klappt nicht, leckerlies sind ihm egal, schleppleinen training? das kann man vergessen, der herr ist nicht blöde, an der schleppleine läuft er nur im 2 meter radius neben einem... die motivation irgendwas zu lernen ist gleich null!!!

    und dann noch das mit schlimmste: er akzeptiert kaum fremde menschen! nach jetzt einem halben jahr indem er bei mir ist, akzeptiert er meine schwester gerade so! und das obwohl wir zusammen wohnen und leben!!! er geht nicht mit ihr mit, toleriert keine unterschreitung seiner individualdistanz von ihr, reagiert teilweise sehr aggressiv, gassi gehen usw. tut er nur im allerhöchsten notfall, sprich wen er so doll muss, das er wirklich nicht mehr halten kann und dann macht er auch nur und es gibt nur einen weg weiter: nach hause! sollte man es wagen mit ihm spazierengehen zu wollen, bekommt man schnell die absage. bis zu wiese, pinkeln und nach hause oder man darf den herrn hinter sich herschleifen, der bewegt sich nicht mehr.
    wenn ich die leine fremden leuten kurz in die hand drücke, reichen die reaktionen von panischen fluchtversuchen selbst wenn ich daneben stehe, bis hin zum nervösen mitgehen, aber nur bei sehr, sehr, sehr bekannten mitmenschen.

    da gibt es wohl noch ein paar dinde die ich vergessen habe :roll:

    also an sich alles andere als ein anfängerhund! er bereitet nicht nur, er hat auch wirklich arge probleme.
    dazu muss ich aber sagen, ich selbst bin anfänger!
    dennoch komme ich wunderbar mit diesem hund zurecht!
    ich denke bei vielen leuten wäre es eben nicht so, das sagen mir auch immer alle, da kaum einer verstehen kann, warum ich mir selbst einen solchen problemhund angeschafft und behalten habe.

    ich denke es gibt durchaus hunde, die gemeinhin eher für anfänger geeignet sind, aber auf der anderen seite spielt einfach die persönlichkeit von hund und halter eine sehr große rolle.

    für mich ist mein problemhund einfach der richtige!

    ich selbst aber würde ihn nie guten gewissens jemand anderem empfehlen und auch nicht erwarten wenn ich mich mit seinen problemen auseinandersetze, das andere das ebenfalls tun.
    ebenso spielen da ja auch persönliche ansprüche eine rolle, wer z.b. als anfänger oder nicht einen "anfängerhund" z.b. als ohne jagdtrieb charakterisiert, der wäre alles andere als gut beraten mit yamiq, ganz abgesehen von all den anderen problemen.
    da spielt einfach sehr viel eigene erwartung rein.

    an sich würde ich einen saluki (kaum eines von yamiqs problemen ist rassetypisch) nicht generell als "anfängerhund" vermitteln, eben da er besondere ansprüche hat welche teilweise schwerer als bei anderen rassen umzusetzen sind. (z.b. jagdtrieb, wenig will-to-please) wenn allerdings jemand genau dies für sich sucht und damit umgehen kann und will (z.b. auch die akzeptanz von jagdtrieb, es kann numal sein, dass ein saluki wirklich nie abgeleint werden kann! jemand der das aber erwartet ist dann hier mit einem saluki schlechter beraten) der kann sich auch als anfänger für den saluki entscheiden!

    ich als anfänger komme super mit yamiq und all seinen problemen klar und dabei sind vieles wirklich schwere probleme, wie eben die menschenangst.
    aber für mich war auch von anfang an klar, ich möchte all dies haben und würde z.b. auch damit leben können ihn nie abzuleinen!
    deswegen lebe ich auch als anfänger glücklich mit diesem kleinen, feinen herrn windhund zusammen und es funktioniert :yes: und das obwohl windhunde gemeinhin alles andere als als "anfängerhunde" gelten, für mich aber passt es!

    deswegen bin ich der meinung: jeder hund passt zu einem informierten, aufgeschlossenen und realistischen anfänger :D wenn man selbst es denn auch möchte!

  • Ich denke dass es sogar ganz arg wichtig ist, zwischen verschiedenen Rassen unterscheiden zu koennen! Ich glaube dass ein Border Collie in den Haenden eines Anfaengers nichts zu suchen hat. Egal wie viele Buecher dieser HH liest, da geht es auch viel um Gefuehl und Intuition und die Entwickelt sich mit der Zeit. Gerade Huetehunde und Jagdhunde - und damit meine ich die Extremen wie z.B. Border und Weimeraner, gehoeren fuer mich nicht in die Hand eines Anfaengers. Aber das kann jeder sehen wie er will. Dass es DEN Anfaengerhund gibt, wage ich zu bezweifeln aber es gibt mit Sicherheit Hunde die sich besser eignen als andere.

  • @ Tabina:

    da haben wir die gleiche meinung diesbezüglich :D
    gerade auch RRs sind ja wirklich im moment verschrien (wobei man dann auch leider immer wieder auf die "modehundproblematik" stößt...)
    meine bekannte hat sich jetzt trotz allen abrateversuchen von freunden, bekannte, hundetrainern, hundehaltern usw. doch dafür entschieden, ebenfalls als anfänger.

    und warum? weil sie der meinung ist, dieser hund passt einfach zu ihr, sie traut es sich zu und ist auch bereit mit evtl. problemen zu arbeiten!

    wie gesagt, meiner meinung nach ist genau dies der richtige ansatz um glücklich zu werden :^^:

  • Zitat

    Gerade Huetehunde und Jagdhunde - und damit meine ich die Extremen wie z.B. Border und Weimeraner, gehoeren fuer mich nicht in die Hand eines Anfaengers. .

    Gehören für MICH gar nicht in die Hände von jemandem, der mit diesen Rassen nicht in "ihrem" Bereicht arbeitet - egal ob Anfänger oder "Erfahren".

  • @ artisae

    (Davon ausgehend das der Mensch dem Hund die passende Auslastung bieten möchte,) welchen Hund würdest Du dem irgendwann mal Border oder Weimaranerhalter denn zum üben empfehlen?

    LG
    Tina

  • Zitat

    @ Tabina:

    da haben wir die gleiche meinung diesbezüglich :D
    gerade auch RRs sind ja wirklich im moment verschrien (wobei man dann auch leider immer wieder auf die "modehundproblematik" stößt...)
    meine bekannte hat sich jetzt trotz allen abrateversuchen von freunden, bekannte, hundetrainern, hundehaltern usw. doch dafür entschieden, ebenfalls als anfänger.

    und warum? weil sie der meinung ist, dieser hund passt einfach zu ihr, sie traut es sich zu und ist auch bereit mit evtl. problemen zu arbeiten!

    wie gesagt, meiner meinung nach ist genau dies der richtige ansatz um glücklich zu werden :^^:

    jap, ich denke mit engagement und wenn man sich auf den hund einlässt(so wie ich es getan habe) dann kann man "den richtigen" hund auch in den griff bekommen.
    und jamie ist "der richtige" für mich. auch wenns viel schweiß und arbeit gekostet hat.
    aber ich glaube nicht, dass er jeden glücklich gemacht hätte.

    es muss eben passen.

    müsste bzw. wollte ich mir jetzt nen rassehund aussuchen, ich wüßte gar nicht welchen.
    auch der nächste wird sicher ein mix werden. wenn der charakter passt, ist die rasse egal. es muss eben passen.

  • Zitat

    Gehören für MICH gar nicht in die Hände von jemandem, der mit diesen Rassen nicht in "ihrem" Bereicht arbeitet - egal ob Anfänger oder "Erfahren".

    und was täte man dann mit all den windhunden? :???: abschieben? es sind immer noch vollwertige jagdhunde, auch wenn viele das nicht sehen wollen und sie als "rennhunde" abstempeln!
    jagen dürfen diese hunde HIER nicht, da das hetzen in deutschland verboten ist.
    dies aber ändert nichts an der tatsache, das es jagdhunde sind. sollen nun windhunde nur noch in anderen ländern von jägern gehalten werden wo es erlaubt ist mit ihnen zu jagen und sind alle windhunde die hier leben zu bemitleiden???
    auch hier spielt es wohl eine große rolle die rassetypischen anlagen zu akzeptieren und sdie ambition zu besitzen diese noch rassetypisch umzulenken. ich sehe damit kein problem auch z.b. weimaraner in engagierte nicht jäger hände abzugeben :???:

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