Beschwichtigungssignale wie interpretieren?

  • Hallo zusammen!


    Wie wir ja wissen, dient Gähnen ab und an als Beschwichtigungssignal.


    Taco hat nun die Angewohnheit, zu gähnen wenn er was tun soll. Soll er z.Bsp. sitzen, setzt er sich widerwillig hin und gähnt. Dabei schüttelts ihm das Köpfchen, er kneift die Augen zu und es ist meist sehr lautstark (wenn er enspannt ist sieht das Gähnen ganz anders aus).


    Kennt das jemand? Weiss jemand "was das heisst"? Manchmal hab ich echt das Gefühl der kleine Racker will damit "leck mir doch am A :zensur: " sagen. Kann sein, dass ich da was reinintepretier, aber wer weiss? ;-P


    Auch wenn er spielen will, und nach meiner Hand greift, ich aber vorher "Nein" sag, dann gähnt er um die Hand herum ohne sie zu berühren (die Hand ist aber im Maul) :D


    Beschwichtigen bedeutet für mich, dass ich mich "beruhigen" soll. Die Kommandos, oder das "nein" sind aber eigentlich immer ruhig.


    Bin ja mal gespannt :)


    Liebe Grüsse!

  • Ist es nicht auch so, dass Hunde mit Beschwichtgungssignalen auch sich selber beruhigen wollen? Ich finde das Thema sehr interessant, kenn mich aber leider zu wenig aus. Bin auch gespannt auf interessante Antworten!

  • ich kenne eben auch nur den Artikel, welcher sich auf der "Spass-mit-Hund" Seite befindet, drum denke ich ich übersehe da was.


    besonders beim kommando ausführen. Hier ein sehr typisches beispiel:


    Ich spaziere mit ihm an eine Kreuzung heran. Vor dem Fussgängerstreifen sag ich ihm "Sitz", damit wir warten können bis es grün ist. Ich sage das Kommando ruhig, er setzt sich und gleichzeitig gähnt er total übertrieben... wirklich fast jedes mal... vielleicht ists auch irgend ein tick den er sich selbst antrainiert hat (resp. ich ihm unbewusst)?

  • Gähnen kann auch Ausdruck von Stress sein und das würde ich bei Deinem Wauzi vermuten.


    Macht er es denn immer, wenn er Sitz machen soll oder nur in bestimmten Situationen? Ich könnte mir gut vorstellen, dass es ihm unangenehm ist das Kommando auszuführen, dass er es aber trotzdem tut, weil er es Dir ja Recht machen will. Das gleiche auf beim Greifen nach der Hand.


    Meggie macht das z.B. wenn sie draußen ´ne Katze gesehen hat und am liebsten am Fenster bellen würde, ich sie aber ins Körbchen schicke. Sie geht dann zwar ins Körbchen, gähnt aber sehr lautstark.

  • Übersprungshandlung. (Eigentlich dasselbe wie "Ausdruck von _leichtem_ Stress) Meiner gähnt, wenn ihm was nicht schnell genug geht. Dann quakt er dabei auch gerne ganz laut. Also so ein Jaul-Gähnen.

  • Ich würde Gähnen nicht allzu sehr zu den Beschwichtigungen zählen, als wie das Lefzenlecken. Ich würde es lieber als Ventil bezeichnen. Eine unangenehme oder stressige Situation ist vorbei und der Hund "atmet einmal tief durch".


    Mein Hund freut sich immer sehr wenn es raus geht. Aber da ich es nicht sonderlich schätze, dass er hier durch die Bude springt und mir beim Schuhe anziehen Kopfnüsse gibt, hat er gelernt entweder an der Tür oder auf seinem Platz zu warten (Feintuning erfolgt gerade). Und dabei staut sich die Energie ein wenig auf und wenn es dann los geht, fällt diese Anspannung ab und wird mit Gähnen quittiert.


    Ich hoffe ich konnte das verständlich rüber bringen.

  • hallo,
    oh da hast Du eine interessante Frage in den Raum gestellt.


    Das gähnen kann mehrere Bedeutungen haben, die sich aus der bloßen Schilderung nicht unbedingt rausholen lassen - vielleicht machst Du für uns alle mal ein Video von so einem Moment...


    Am spontansten würde mir die Erklärung von megarafrauchen zusagen - entweder ist es einfach ein Streßsymptom (wobei der Begriff Streß oft auch sehr relativ sein kann) oder es ist eine Art Übersprungshandlung - wenn Du schreibst, er macht das eher widerwillig...


    Wichtig wäre, die beschriebene Situation noch viel mehr aufzudröseln, dazu müßte man Deine Stimme beim "Sitz" hören, Deine Körpersprache und Haltung sehen, den Hund VOR und IN der Situation sehen....


    Beschwichtigungssignale sind keine Katastrophe sondern nur wichtige Kommunikationmittel, die Aussagekraft und auch der Grund für die Ausführung kann also sehr variabel sein. Das geht vom simplen "Oh, das wird mir jetzt zu nah", über "Och, nöö, will grad nicht", bis zu "Ich versteh nicht, was Du von mir willst, Deine Stimme sagt KOMM und Dein Körper blockt mich ab" gehen.... Hunde untereinander wenden das dauernd an... Wenn man als Mensch lesen lernt, wann Hunde welche Signale einsetzen und das ist je nach Prägung teilweise sehr verschieden! - die einen Lecken mehr, die anderen arbeiten mehr mit Kopfwendungen - je nachdem, mit was für "hündischen Vorbildern" der Welpe die Anwendung gelernt hat, hat man oft ein wichtiges Hilfsmittel für seinen Hund in der hand....


    Vielleicht beschwichtigt Dein Hund daheim DICH mit dem Gähnen, weil Du in zu direkt ansiehst, vielleicht beschwichtigt er beim Sitz an der Straße die Autos....


    Da gibt es so viele Variabeln - mach Dich auf die Suche, zum einen ist es unglaublich spannend und zum anderen sehr hilfreich, um seinen Hund besser "lesen" zu können...


    LG Chris

  • Danke für Eure Antworten!


    Zitat

    Eine unangenehme oder stressige Situation ist vorbei und der Hund "atmet einmal tief durch".


    Das macht natürlich viel mehr sinn :p


    aber sagt mal, hat ein hund eigentlich konstant stress (mal mehr mal weniger)? ich begreife glaube ich die bandbreite des hunschen stress' nicht :ops:

  • Hallo Dissoid,
    ersetz den Begriff "Stress" durch "inneren Konflikt"... Und das kann eben etwas ganz "relatives" sein - ein paar Beispiele mit ganz unterschiedlicher Intensität:


    Hund will Schnuppern, soll aber nicht, Du gibst ein Kommando und Hund gähnt, kommt aber dann doch - das ist der innere Konflikt, bei dem der Hund einfach mal nicht machen kann, was er will - das als "Streß" im Gebrauchssinn zu bezeichnen, wäre übertrieben..


    Ihr macht Euch fürs Spazieren-Gehen fertig und Hund bellt und freut sich, Du sagst der Nachbarn wegen Sitz, Hund setzt sich und schnuppert angelegentlich am Schirmständer - auch ein kleiner "Streß-Moment", der dem Hund aber in keinster Weise schadet...


    Fremdhund kommt auf Deinen Hund zu, Dein Hund beschwichtigt ihn durch niedrige Körperhaltung und vielleicht Lecken - kein Streß, sondern einfach nur ein Kommunikationsmittel, mit dem Dein Hund dem anderen mitteilt, dass er dessen höherstehende Persönlichkeit akzeptiert....


    Ein schlimmes Beispiel: Fremdes Kind umarmt Hund stürmisch und viel zu fest...Hund wendet den Kopf ab... Kind umarmt weiter... Hund leckt sich... Kind macht weiter.... Hund schließt die Augen auf Halbmast... - schlimm und Srteß deshalb, weil der Hund sich in dieser Situation deutlich unwohl und unhündisch bedrängt fühlt und ihm dort rausgeholfen werden muss, ehe er seinem Unwohlsein durch Knurren und Abschnappen Luft macht...


    Es ist also nicht so, dass unsere auf der Couch schnarchenden Vierbeiner vor lauter Streß demnächst ein Magengeschwür kriegen würden...


    Aber - wie schon gesagt, Beschwichtigungssignale sind ein hilfreiches Kommunikationsmittel und wenn man sie kennt, kann man sich und seinem Hund das Leben leichter machen...


    Als Buchtipp kann ich für die Grundlagen "Calming Signals" von Turid Rugass (?) empfehlen.


    LG, Chris

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!