Wann freut sich ein Hund?

  • Wow, jetzt hab ich aber ne Menge gelesen *blindwerd*

    Von mir gibt's nur ein kleiner Beitrag, nur auf meinen Hund bezogen.

    Wenn Woody gut drauf ist, rennt er mit seinem Kumpel umher, rein das Spiel zählt.
    Ist er gestresst,beginnt er irgendwelches Zeugs zu fressen. Für mich ein Zeichen, dass es reicht.

    Anhand der gezeigten Bilder kann ich nichts beurteilen,ich kenne die aktuelle Situation nicht.

  • Corinna, würdest du also dem Hund (oder auch dem Menschen) gar keine Freude zuschreiben, sagen, er kann dies nicht empfinden, alles, was nicht Zufriedenheit ist, ist Stress?

    Dann müssen wir die Diskussion natürlich anders angehen, denn dann haben wir wieder einmal das Problem der unterschiedlichen Begriffe. Wir reden dann zwar vielleicht vom gleichen Zustand, benennen ihn aber ganz anders.

    Oder wenn du doch glaubst, auch ein Hund kann Freude an einer Tätigkeit empfinden (selbst wenn du das für deinen Hund nicht wünschst), wie würdest du das dann vom unguten Stress, reiner Pflichterfüllung, usw. abgrenzen? Wenn ein Retriever apportiert, fühlt er sich nicht gut dabei? Und woher weisst du, dass er sich nicht gut fühlt?

    Ich habe echt ein Problem mit der inflationären Verwendung des Stressbegriffs, denn wenn alles jenseits vom komatösen Dahintrotten (überspitzt gesagt ;) ) Stress ist, dann wird Stress zur belanglosen Banalität. Und wir müssen neue Begriffe erfinden, um den allesumfassenden Stress vernünftig differenzieren zu können.

    Was empfinden denn deine Hunde, wenn sie arbeiten? Arbeiten sie freudlos, aus reinem Gehorsam oder Pflichtbewusstsein (was natürlich auch eine sehr subjektive Einschätzung ist), tun sie es ungern? Doch wohl kaum.... Und wenn sie gerne arbeiten, warum macht es ihnen keine Freude, oder warum willst du es nicht Freude nennen?

    Ob nun ein unerfahrener oder vielleicht auch falsch trainierter Retriever im Übereifer den Dummy erst überrennt oder ob er ihn auf die effizienteste Weise findet - glaubst du, der Hund empfindet den Moment des Findens anders, hat weniger Freude oder meinetwegen Befriedigung daran? Für den Hund ist doch nur der Erfolg wichtig, und nicht die Stilnote....

  • ich finde, zumindest bei yamiq, erkennt man freude am besten am strahlen der augen :D
    er muss nichtmal unbedingt wedeln, oft schaut er einen aus großen, glänzenden augen an und zuckt vielleicht nochmal mit der rute und man weis er freut sich!

    natürlich neigt auch er manchmal zur stressfreude, was sich bei ihm in wildem anspringen äußert, das kommt allerdings auch nur in bestimmten situationen vor, z.b. wenn er einen ganz lieben menschen- oder hundefreund wieder trifft, dann ist er oft so sehr positiv gestresst, das er sogar mich nochmal anspringt :roll:

  • Freude ist für mich schwer zu definieren. Ich kann das eigentlich nur für mich selbst. Sogar bei meinen Mitmenschen würde ich mir nicht anmaßen darüber zu urteilen, ob jemand wirklich Freude empfindet. Bei Tieren weiß ich das schon gar nicht...

    Vielleicht sollten wir anstelle von Stress einen anderen Begriff benutzen?

    Hach - alles nicht so einfach. Zumal man dann ja auch noch auseinanderdröseln müsste, ob der positiv empfundene Stress dem Körper wirklich gut tut, auch wenn es für die Seele schön ist. Mal am Bespiel Rauchen: Für die meisten eine Handlung, die Befriedigung (= Wohlgefühl) hervorruft. Aber für den Körper doch eigentlich Stress, weil er mit den Giften klarkommen muss.

    Hunde arbeiten, weil sie genetisch bedingt motiviert (=gestresst) sind. Es befriedigt, daher tut es ein Hund. Der Hund fühlt sich wohl dabei.

    Wenn aber die Motivation zu groß ist, wird die Arbeit schlechter. Es muss im Mittelmaß sein.

    Zitat

    Ob nun ein unerfahrener oder vielleicht auch falsch trainierter Retriever im Übereifer den Dummy erst überrennt oder ob er ihn auf die effizienteste Weise findet - glaubst du, der Hund empfindet den Moment des Findens anders, hat weniger Freude oder meinetwegen Befriedigung daran? Für den Hund ist doch nur der Erfolg wichtig, und nicht die Stilnote....

    In meinem Beispiel ging es nicht um einen unerfahrenen Hund - das war eine Prüfung für die höchste Klasse. Es ging mir um die Effektivität der Arbeit. Und es war ein Beispiel dafür, dass eine sehr hohe Aktivierung des Hundes nicht zielbringender ist. Irgendwann kippt es über.

    Mal zurück zur Natur: Ein Wolf, der vor lauter Übermut beim Anschleichen zu früh losrennt, wird keinen Erfolg haben. Einer, der vor Übermut schon bei der Suche herumrast und immer wieder die Spur verliert, verpufft Unmengen von Energie in dieser Zeit, die er ersteinmal wieder hereinbekommen muss.

    Nun ist es aber bei unseren Haus- bzw. Arbeitshunden so, dass wir diesen ursprünglich ausgeglichene Stresslevel zum Teil züchterisch stark in eine Richtung gedrängt haben. Beim Border Collie z.B. ist Nachgewiesen, dass sie erheblich mehr Dopmanin im Gehirn haben als einige weniger "arbeitsgeile" Rassen. Das führt dazu, dass der Hund schneller motiviert, also auch schneller gestresst ist. Die Natur regelt das nicht mehr. Wenn man einen BC nicht bremsen würde, würde er sich totarbeiten. Mit Freude? Auf jeden Fall fühlt er sich gut dabei, so gut, dass er seine Grenzen nicht mehr spürt. Also steht er für mich ganz deutlich auch unter Stress.

    Viele Grüße
    Corinna

  • Zitat

    Freude ist für mich schwer zu definieren. Ich kann das eigentlich nur für mich selbst. Sogar bei meinen Mitmenschen würde ich mir nicht anmaßen darüber zu urteilen, ob jemand wirklich Freude empfindet. Bei Tieren weiß ich das schon gar nicht...

    Vielleicht sollten wir anstelle von Stress einen anderen Begriff benutzen?

    Hach - alles nicht so einfach. Zumal man dann ja auch noch auseinanderdröseln müsste, ob der positiv empfundene Stress dem Körper wirklich gut tut, auch wenn es für die Seele schön ist. Mal am Bespiel Rauchen: Für die meisten eine Handlung, die Befriedigung (= Wohlgefühl) hervorruft. Aber für den Körper doch eigentlich Stress, weil er mit den Giften klarkommen muss.


    Ok, nun sehe ich das Problem - "Freude haben" oder etwas positiv empfinden wird vermengt mit der Frage, ob es dem Körper gut tut. Das ist für mich eine andere Frage, die nichts damit zu tun hat, ob und wann ein Hund Freude empfindet (oder wie immer man das gute Gefühl nennen will). Das Rauchen ist ein gutes Beispiel dafür im menschlichen Bereich.

    Ja, es ist wirklich nicht so einfach mit dem Stress. Es ist ja nicht jede Belastung Stress, und auch nicht jede Erregung.

    Zitat

    Hunde arbeiten, weil sie genetisch bedingt motiviert (=gestresst) sind. Es befriedigt, daher tut es ein Hund. Der Hund fühlt sich wohl dabei.

    Wenn aber die Motivation zu groß ist, wird die Arbeit schlechter. Es muss im Mittelmaß sein.


    Ja, das leuchtet mir ein. Aber es geht nach meinem Empfinden an der Frage nach Freude vorbei. Oder vielleicht doch nicht. Fühlt sich ein übermotivierter Hund weniger gut, wenn er den Dummy sucht? Sicher hat er mehr Stress und vergeudet Energie, aber fühlt er sich schlechter dabei? Oder ist dies nur unsere Interpretation, weil wir im Gegensatz zum Hund wissen, dass zuviel Stress schädlich ist?


    Zitat

    Mal zurück zur Natur: Ein Wolf, der vor lauter Übermut beim Anschleichen zu früh losrennt, wird keinen Erfolg haben. Einer, der vor Übermut schon bei der Suche herumrast und immer wieder die Spur verliert, verpufft Unmengen von Energie in dieser Zeit, die er ersteinmal wieder hereinbekommen muss.

    Nun ist es aber bei unseren Haus- bzw. Arbeitshunden so, dass wir diesen ursprünglich ausgeglichene Stresslevel zum Teil züchterisch stark in eine Richtung gedrängt haben. Beim Border Collie z.B. ist Nachgewiesen, dass sie erheblich mehr Dopmanin im Gehirn haben als einige weniger "arbeitsgeile" Rassen. Das führt dazu, dass der Hund schneller motiviert, also auch schneller gestresst ist. Die Natur regelt das nicht mehr. Wenn man einen BC nicht bremsen würde, würde er sich totarbeiten. Mit Freude? Auf jeden Fall fühlt er sich gut dabei, so gut, dass er seine Grenzen nicht mehr spürt. Also steht er für mich ganz deutlich auch unter Stress.

    Viele Grüße
    Corinna


    Das ist interessant mit dem Dopamin, ist das auch bei leicht erregbaren Menschen so im Vergleich zu den gelasseneren? Könnte durchaus auch auf die Working ESS zutreffen, die sollen noch arbeitsgeiler sein als BC und sind teilweise wirklich völlig überdreht. Aber gerade bei Field Trials wird ja auch nicht Energieeffizienz bewertet, sondern Geschwindigkeit und Unermüdlichkeit. Der Welsh Springer hat da bei den Spaniel Trials keine Chance, der geht nur ins Dornengebüsch, wenn es sich lohnt, während der Working Springer es voller Begeisterung absucht, egal ob was drin ist oder nicht.

    Zu den verschiedenen Arten von Stress, bzw. deren Auswirkungen wüsste ich auch gerne mehr. Einerseits heisst es, positiver und negativer Stress hätten dieselben physiologischen Vorgänge zur Folge, andererseits heisst es, dass Eustress im Gegensatz zu Distress auch auf längere Sicht nicht schädlich sei..... :???:

  • Zitat


    Ja, das leuchtet mir ein. Aber es geht nach meinem Empfinden an der Frage nach Freude vorbei. Oder vielleicht doch nicht. Fühlt sich ein übermotivierter Hund weniger gut, wenn er den Dummy sucht? Sicher hat er mehr Stress und vergeudet Energie, aber fühlt er sich schlechter dabei? Oder ist dies nur unsere Interpretation, weil wir im Gegensatz zum Hund wissen, dass zuviel Stress schädlich ist?

    Klar fühlt er sich gut. Hab ich doch mit dem Beispiel des sich tot arbeitenden BCs ausgedrückt, oder nicht :???:

    Was ist ein Working ESS?

  • Zitat


    Was ist ein Working ESS?


    Der Arbeitsschlag des English Springer Spaniels - in GB der beliebteste Jagdhund. Ist de facto eine eigene Rasse, denn sie sehen nicht dem Standard entsprechend aus und bekämen in D oder CH nie eine Zuchtzulassung. Sie werden nur auf Leistung gezüchtet, obwohl so langsam einige Züchter auch die Gesundheitsuntersuchungen machen lassen.

  • Zitat

    Der Arbeitsschlag des English Springer Spaniels - in GB der beliebteste Jagdhund. Ist de facto eine eigene Rasse, denn sie sehen nicht dem Standard entsprechend aus und bekämen in D oder CH nie eine Zuchtzulassung. Sie werden nur auf Leistung gezüchtet, obwohl so langsam einige Züchter auch die Gesundheitsuntersuchungen machen lassen.

    Also das selbe wie beim Border Collie ;)

  • Da muss ich nochmal das Beispiel der extremen Field-Trial Setter und Pointer aus den südlichen Leistunszuchten bringen.
    Die haben total einen an der Waffel. Sie werden nur nach Renn- und Vorstehqualitäten gezüchtet, alles andere ist egal.
    Meist sind es hyperaktive Hunde, die in kleine Zwinger gepackt werden müssen, damit sie wenigtens mal für ein paar Stunden ruhig sind.
    Gedeckt werden können die Hündinnen nur im Zwinger, draußen könnten sie keine Sekunde still stehen.
    Draußen drehen sie total ab, aber das wird ja gewünscht.
    Händelbar sind sie nur mittles Elektronik.
    Ich hab einige solcher Hunde gesehen, und ich finde, sie sind alles andere als glücklich, sondern ihr lebenlang rastlos. Durchgängig nur am Hecheln, quietschen und herumspringen. Mir kommt der in sich ruhende Drahthaar zufriedener vor.

    VG, Anna

  • hallo zusammen

    @ lucy lou


    also ich sehe auch einen sehr entspannten glücklichen hund.
    genauuuuusoooooooo sieht meine aussi aus wenn wir nach einem
    mehrstündigen waldundwiesenspaziergang zurückkomme...... :gut:


    gruss petra

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