Der Angsthund-Thread....

  • Also erstmal. Futter kommt immer nur von dir. Keine Fremden füttern lassen.


    Wenn Fremde ihm Futter geben, muss Enki sich überwinden, das ist locken und er bekommt gar nicht mit dass der pöse Reiz zu nah ist. Er erschrickt und bellt. Ganz normale Reaktion aus Enkis Sicht.


    Du könntest jedes Hinschauen und allgemeines friedlich sein markern und ihm dafür ein Leckerchen vom Auslöser weg geben. Ganz wichtig, wenn er sich dem Auslöser nähern muss, um an das Futter zu kommen, ist es keine Belohnung mehr.


    Und kein Schimpfen oder Strafen, wenn er knurrt oder bellt. Er ist unsicher und ängstlich. Wenn er dafür gestraft wird, wird es höchstens schlimmer. Alles, was du noch an Negativem drauf packst, verschlimmert die Situation für ihn.


    Du kannst einem Hund nicht klar machen, dass er sich falsch verhält, sondern ihm nur zeigen, was richtig ist, indem du entsprechendes Verhalten verstärkst. Du kannst mit positiv aufgebauten Signalen Verhalten unterbrechen.


    Wenn du schimpfst, fällst du Enki quasi in den Rücken. Du bist der soziale Partner. Du bist immer (naja, fast immer) berechenbar. Gerade in schwierigen Situationen brauchen unsere Vierbeiner unsere Unterstützung. Verbales, ruhiges Zureden, belohnen von richtigem Verhalten usw.


    Bei einem ängstlichen Hund öffnest du mit Strafe außerdem noch die Tür für defensive Aggression, also Aggression, die in Angst ihren Ursprung hat. Defensive Aggression ist nichts Schönes, weil ängstliche Hunde nicht differenzieren. Das sind die Hunde, die wenn, wirklich heftig, zubeißen.


    Bei deinem Freund würde mir auch noch Pendeltraining einfallen.


    Ich glaube übrigens nicht, dass er verstanden hat, dass er nicht auf Sofa und Bett darf. Er hat gelernt, dass es dann Ärger gibt. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Der Wunsch drauf zu wollen, ist immer noch da. ;) Ganz wichtig generell bei Verboten, dem Hund gründlichst zeigen, was er statt dessen tun soll und ihn dafür großzügig belohnen. :)

  • Hallo ihr Lieben,
    ich wäre unglaublich dankbar, wenn mir jemand helfen könnte. Mein Freund und ich haben uns einen großen Traum erfüllt und uns einen 15 Wochen alten Miniature Australian Shepherd Welpen gekauft. Er zeigte sich beim Züchter aufgeschlossen, zutraulich und fröhlich.
    Vor drei tagen haben wir ihn dann abgeholt. Nachdem er uns das Auto volgebrochen hat und die ganze Nacht in seiner Box durchgeheult hat, war er den ersten Tag eigentlich sehr fröhlich und zutraulich. Allerdings zeigte sich hier schon, dass er immer wieder Zuflucht zwischen unseren Beinen suchte, wenn irgendjemand sich ihm näherte. Am dritten Tag sind nun meine eltern mit ihrem 5 Monate alten Coton de Tulear zu Besuch gekommen und das Treffen war ein furchtbares Desaster! Harley hat sofort beim Reinkommen des anderen Hundes gebellt und geknurrt, sich hinter den Beinen meines Freundes versteckt und letzlich auch nach dem Coton geschnappt. Der hatte - wie die Rasse eben so ist - nichts Eiligeres zutun, als Harley immer hinterher zu rennen. Es endete mit einem furchtbaren Beißanfall meines Harleys auf den kleinen Coton von dem mein Freund ihn nur noch mit Mühe wegreißen konnte. Wir haben ihn dann gleich eine Auszeit gegeben, aber nun habe ich -die noch nie einen Hund hatte - furchtbare Angst einen aggressiven Beißer oder einen Angstbeißer zu haben. Hinzu kommt, dass Harley auch sonst furchtbar ängstlich ist. Auch auf der straße will er nicht an Menschen vorbei gehen oder Gott behüte an anderen Hunden. Draußen ist er jedoch nur ängstlich, bellt nicht, jault höchstens mal und zieht. Ich hoffe, ich habe keinen gestörten Hund?
    Des Weiteren will er auch nur mit mir mitgehen und heult und jault bei meinem Freund, wenn er mit ihm Gassi geht - und zieht an der Leine.


    Hat jemand Ähnliches Verhalten bei einem Hund gegenüber einem anderen Hund schon erlebt. Er hatte auch so seinen Schwanz eingekniffen...
    Bin wirklich verzeifelt, zumal es wichtig ist, dass die beiden sich verstehen - wir sind unglaublich oft bei meinen eltern...
    Danke im Voraus
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    Neues von Harley: Also, wie die Züchterin es uns empfohlen hat, sind wir mit Harley heute zum Tierarzt. Nichts machen, sondern einfach mal vorstellen. Bis dahin ging auch alles gut. Der Tierarzt ist der Vater einer Freundin, also habe ich ihn herzlich begrüßt. Harley hat sich wie immer zwischen meinen Beinen versteckt. Als der Tierarzt sich mit freundlichem Gesicht und freundlicher Stimme heruntergebeugt hat, hat Harley jaulend zugebissen. Richtig in den Arm. Der Tierarzt musste in richtig abschütteln. Ich war wirklich entsetzt. Er hat ihn auch nicht mehr an sich heran gelassen. Wichtig! das Ganze ist passiert bevor irgendwas untersucht oder so wurde. Nur im Vorraum. Der Tierarzt meinte, das sei sehr ungewöhnlich für einen Welpen, da die meist sehr zutraulich sind. Eine halbe Stunde später, wir haben noch einen Kaffee getrunken, kam ein anderer Hund rein - Ein erwachsener schwarzer Labrador. Harley hat sofort losgebellt und wenn ich ihn nicht am Halsband festgehalten hätte, wäre er auch losgewetzt und auf den anderen Hund. Der andere hat wirklich nur im Abstand von drei Metern gestanden und geschaut. Auch nciht zurück gebellt.
    Zusammen mit dem Vorfall neulich mache ich mir jetzt echt ernsthafte Sorgen. stimmt etwas nicht mit Harley. Ist er ein Angstbeißer??? Jetzt geht er schon auf Menschen los...


    PS.: Zurück nach Hause hat er mir wieder das Auto voll gebrochen...


  • Vorweg - viele junge Hunde vertragen das Autofahren nicht.
    Das läuft unter dem Stichwort Reiseübelkeit, man kann es mit Hilfe eines THP angehen.


    Das, was Eurem Harley momentan so dringend fehlt, ist jemand, der ihm Sicherheit vermittelt.


    Er fühlt sich allen Situationen hilflos und schutzlos ausgeliefert und ist dazu gezwungen, in seinem kleinen Leben schon so große eigene Entscheidungen treffen zu müssen. Er hat sich schlichtweg vom TA bedroht und bei Euch nicht sicher genug gefühlt.


    Woran das nun liegen mag - ist aus der Ferne so gar nicht zu beurteilen.


    Eine Frage stellt sich schon - warum der Hund erst mit 15 Wochen zu Euch gekommen ist. War er vorher schon woanders oder durchgehend beim Züchter? Was hat er erlebt, ist mit ihm schon einiges an Umwelt-Erfahrungen gemacht worden?


    Ich würde Euch ohne weitere Ratschläge ganz dringend raten, Euch, Euren Umgang und natürlich Harley - alle zusammen mal mit einem Hundetrainer zu treffen, der Euch am besten sagen kann, weil er Euch live und in Farbe sieht, ob und was da im Argen liegt, ob es noch die normale Junghund-Unsicherheit ist, oder ob da mehr hinter steckt.


    LG, Chris

  • Das machen wir. Morgen haben wir einen Termin bei einer Trainerin -zu der wir wieder mit dem Auto fahren müssen :( :
    Der Hund war bis zur 15. Woche beim Züchter. Er war, wie schon erwähnt, in dem Haushalt ganz zutraulich zu anderen Menschen und auch anderen Hunden. Die Züchterin sagte uns, er sei gut sozialisiert, kenne andere Hunde, sei brav beim Autofahren (von Übelkeit keine Rede) und schlafe ohne zu murren in einer Box. der TA sagte heute, dass die Unterlagen - habe ihm Kaufvertrag, Impfpass etc. mitgebracht - alle vorbildlich seien. Ich bin wirklich ratlos. Was, wenn wir einen Angstbeißer haben? Vielleicht wollen wir ja auch irgendwann mal Kinder und auch sonst sind wir viel mit anderen Menschen und auch Hunden zusammen. Lässt sich Angstbeißen denn in den Griff bekommen oder ist das ein Problem für immer? Muss ich jetzt immer Angst haben, wenn sich jemand meinem Hund nähert??? Das macht mir schon ein bisschen Angst...

  • Neues von Harley:
    Mein Nachhilfeschüler war gerade da und ich hatte ihn vorher instruiert, dass er Harley keinerlei Beachtung schenken soll und ihn auch nicht anschauen soll. Eben bis der Angsthund von allein kommt. Dies habe ich auch hier im Forum gelesen. Am Anfang war das auch sehr gut. Er hat sich daran gehalten und Harley hat das akzeptiert und auch Abstand gehalten. Nach einer stunde allerdings ist mein Schüler aufgestanden, um den Raum zu wechseln. Ich wollte mitgehen. Auf jeden Fall ist Harley völlig ausgerastet, hat ihn angebellt, wollte zu ihm (hab ihn nicht gelassen - weiß ja nicht, ob er beißt). Ich habe zu meinem Schüler gesagt, er solle den Raum verlassen, während ich Harley festhalte. Daraufhin tat er dies und mein Hund schaute ihn fixierend nach und knurrte schrecklich. Ich habe ihn dann eingesperrt und den Schüler nach Hause geschickt...
    Das ist doch haarstreubend, oder???
    Ich weiß nicht mehr aus noch ein zumal mein Verhältnis zu ihm jetzt auch gestört ist. Ich habe jetzt regelrecht Angst vor ihm. Vorhin hat er mich auch schon angebellt. Was nun???

  • Ein Hund 'besteht' ja aus Genetik und Lernerfahrungen. Vereinfacht ausgedrückt. Deshalb kann man vorher nie sagen, wie weit man im Training kommen kann.


    Also, ein Hund, der fremde Menschen plöd findet, wird sie wahrscheinlich mit dem besten Training sein Leben lang plöd finden. Aber man kann mit gutem, wohlüberlegtem Training viel erreichen.


    Zur Situation beim TA. Ich vermute der Zwerg hat sich in die Enge gedrängt gefühlt. Das sind die Situationen, wo unsichere/ängstliche Hunde nach vorne gehen. Dass er 'fest gehangen' hat, ist aus ist auch 'normal'. Ein ängstlicher Hund reagiert erst mit aggressivem Verhalten, wenn er es letzte Möglichkeit ansieht. Es ist quasi seine letzte Chance. Bevor du mich frisst, fress ich dich, ist die Devise.


    Zur Situation mit dem Schüler. Ignorieren ist ein Teil, aber ganz wichtig ist es, richtiges Verhalten zu belohnen. Am besten mit Markerwort oder Clicker, das ist einfach genauer.


    Ich würde bei einem Angsthund von Halsband auf bequemes Geschirr wechseln.


    Außerdem macht es Sinn sich mit Lerntheorie, Gehirn und Neuropsychologie zu beschäftigen.


    Achtet darauf, dass die Trainerin nicht straft, also kein Nein, kein Aus, kein Pfui, keine Klapperbüchse und was da sonst noch alles zum Einsatz kommt.

  • Zitat

    Also erstmal. Futter kommt immer nur von dir. Keine Fremden füttern lassen.
    Wenn Fremde ihm Futter geben, muss Enki sich überwinden, das ist locken und er bekommt gar nicht mit dass der pöse Reiz zu nah ist. Er erschrickt und bellt. Ganz normale Reaktion aus Enkis Sicht.


    Das Futter hinstellen sollte eigentlich nur quasi so ein Friedensangebot sein. Die Annäherung von Enki zu meinem Freund clickere ich dann eben weiterhin und er macht einfach nichts.


    Zitat

    Und kein Schimpfen oder Strafen, wenn er knurrt oder bellt. Er ist unsicher und ängstlich. Wenn er dafür gestraft wird, wird es höchstens schlimmer. Alles, was du noch an Negativem drauf packst, verschlimmert die Situation für ihn.


    Wie verstärke ich denn ein Verhalten wenn kein positives gezeigt wird?
    In der Situation "bellen und knurren" -> auf Kommandos reagiert er so gut wie gar nicht.
    Mich dazwischen Stellen als Schutzschild hilft nichts, weil er hinter mir vor bellt.


    Ich weiß nicht wie ich eine Situation entspannen soll in meiner Wohnung - mein Freund kann sich ja nicht in Luft auflösen wenn er zu Besuch kommt :(
    Wenn Enki in seiner Ecke liegt und mein Freund quer durch den Raum geht und ihn quasi aus Versehen direkt anguckt und er dann knurrt und bellt.
    Wohin soll ich denn dann meinen Freund schicken?
    Ehrlich, ich bin da ratlos :( Ich hab da gerade keine richtige Handhabe und möchte aber meinen Partner nicht meiden.



    Wie kann ich denn solche Situationen vermeiden? Enki in ein anderes Zimmer tun ist ja auch quatsch.


    Soll mein Freund hier einziehen für 2 Wochen, damit der Hund versteht, dass mein Freund ihn gut findet?

  • Zitat

    Das Futter hinstellen sollte eigentlich nur quasi so ein Friedensangebot sein. Die Annäherung von Enki zu meinem Freund clickere ich dann eben weiterhin und er macht einfach nichts.


    Genau, ich würde jegliche Annäherung clickern. :)


    Zitat


    Wie verstärke ich denn ein Verhalten wenn kein positives gezeigt wird?
    In der Situation "bellen und knurren" -> auf Kommandos reagiert er so gut wie gar nicht.
    Mich dazwischen Stellen als Schutzschild hilft nichts, weil er hinter mir vor bellt.


    Stehen und bellen, ist besser als nach vorne gehen und bellen. ;)


    Wie genau, kommt natürlich auf den Hund drauf an. Theoretisch könntest du mit dem Geschirrgriff probieren, ob er wieder ansprechbar wird. Oder du wirfst ihm einfach Leckerlies hin.


    Das Bellen resultiert ja aus Angst. Und Emotionen kannst du nicht verstärken, indem etwas Angenehmes hinzufügst. D.h. selbst, wenn er sich 'total aufführt' und du fütterst ihm Leberwurst und führst ihn mit der Leberwurst von deinem Freund weg, wird er nicht mehr bellen. Du könntest auch in das Bellen rein clicken und ihn dafür loben und einfach mal schauen, was passiert. Also in den Situationen würde ich einfach gute Stimmung machen.


    Zitat

    Ich weiß nicht wie ich eine Situation entspannen soll in meiner Wohnung - mein Freund kann sich ja nicht in Luft auflösen wenn er zu Besuch kommt :(



    Wenn Enki in seiner Ecke liegt und mein Freund quer durch den Raum geht und ihn quasi aus Versehen direkt anguckt und er dann knurrt und bellt.
    Wohin soll ich denn dann meinen Freund schicken?[/quote]


    Könnt ihr das gezielt üben? Also den größten Abstand suchen, den Enki erträgt. Dann bewegt dein Freund einen Arm, C&B. Schritt für Schritt.


    Enki hat doch eine Box. Wie weit seid ihr im Training?


    Es gibt ja die Möglichkeit des Managements. Kindergitter gibts auch noch.
    Das wäre noch ne Möglichkeit. Dann ist er nicht ausgesperrt.


    Zitat

    Ehrlich, ich bin da ratlos Ich hab da gerade keine richtige Handhabe und möchte aber meinen Partner nicht meiden.


    Wie kann ich denn solche Situationen vermeiden? Enki in ein anderes Zimmer tun ist ja auch quatsch.


    Soll mein Freund hier einziehen für 2 Wochen, damit der Hund versteht, dass mein Freund ihn gut findet?


    Wie verhält sich denn Enki draußen gegenüber deinem Freund?


    Natürlich würde sich Enki schneller an deinen Freund gewöhnen, wenn er mehr da wäre. Ich kann dir aber nicht sagen, ob das für Enki der richtige Weg ist. Regelmäßigkeit ja, aber ob das dann zu viel für Enki wird, ist die Frage.


    Achso, was mir grad einfällt. Wenn Leute für Enki irgendwas Leckeres dabei haben, weil man muss Hundi doch bestechen, dann lass du es dir unter viel Brimborium, also 'schau mal, was ich deiner Mama gebe, Enki, das ist gaaaaaaaaaaaaaaaanz lecker.' und dann gibst du es ihm.


    Kennst du 'Zeigen und Benennen'? Also, z.B. Enki sieht einen anderen Hund an und ist dabei entspannt, dann sagst du 'Hund', bei Menschen 'Mensch' usw. Du sagst 'xyz', Markersignal, Belohnung. Das könntest du auch mit deinem Freund probieren. Da seinen Namen sagen, Markerwort, Belohnung vom Freund weg. Wenn du das paar Mal gemacht hast, kannst du ihn fragen, wo ist 'xyz' (und selber hinschauen), Markersignal, wenn er hin schaut, Belohnung.


    Wichtig ist, dass du das nur im entspannten Zustand machst bzw. auf größere Entfernung. Geht mit allen Dingen. Ist ne feine Sache, auch um 'Feinde', die von hinten kommen, anzukündigen. :)


    Zum Schluss noch ein Zitat meiner Lieblingstrainerin: 'Man bekommt immer den Hund, den man braucht um sich weiter zu bilden.' =)

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