Wo hilft ein "NEIN" wirklich?

  • Hallo Foris,

    hab mir gerade folgende Frage gestellt: Hören eure Hunde immer auf ein "nein"? Also mein Malteser hört auf das "nein" recht zuverlässig. Es funktioniert z.B. wenn er nicht aufs Sofa, nicht aus der Tür raus, nichts vom Boden aufheben soll etc. :gut:
    Dennoch gibt es ja auch Situationen, in denen ein "nein" - zumindest bei uns - nicht funktioniert (z.B. nicht zurückbellen, wenn ihn ein Hund anmacht etc.). Und da kam mir in den Sinn, dass das bestimmt nicht nur bei uns so ist. Denke da an so Sachen wie: Jagen, Leinenagression, Menschen anbellen etc. Also Erregungszustände, in denen ein "nein" einfach nichtmehr wirkt. kann man da nur ein Ersatzverhalten trainieren oder funktioniert das "nein" bei euch auch in solchen Situationen? Und wenn ja - wie habt ihr diesen "absoluten" Gehorsam trainiert? :???:

    Interessierte Grüße,
    Laura

  • Hm, also eine Maschine ist mein Hund nicht.

    Unser Abbruchsignal ist im Alltag sehr sicher.

    Wenn allerdings bestimmte Triebe bei ihr angesprochen werden (Jagdtrieb, Wachtrieb - nennt man das so?, naja, eben der Trieb, sein Territorium zu bewachen), ist ein Abbruch schwieriger.

    Möglich ist alles. Je stärker der Reiz ist, desto stärker muss das Nein gefestigt werden. Bei wirklich harten Jägern zb funktioniert ein Abbruch nur durch die Anwendung von Schmerz.

    Dann kommt es bei meiner auch auf die Tagesform an. Es gibt Tage, an denen scheint sie mich gar nicht wahrnehmen zu wollen, an anderen Tagen wiederum klebt sie mir an den Lippen.

    Im Prinzip gibt es ja zwei Wege, dass Gehorsam garantiert wird:

    1. Die Konsequenz auf den Gehorsam ist angenehmer, als der Reiz, dem widerstanden werden soll.
    2. Ein Befehl wurde so oft wiederholt, dass er in Fleisch und Blut übergeht und der Hund der Routine wegen gehorcht.

  • Das kommt auch bei uns darauf an, wie groß der Reiz ist.
    Nicht durch die Türe gehen, nicht die Katze jagen, nicht das Grillfleisch essen, was so bösartig in Hundekopfhöhe präsentiert wird :lol: ...geht alles..
    Was nicht geht ist, wenn da plötzlich ein Reh angeschossen kommt :|.

  • Jetzt hab ich erst einen Moment nachdenken müssen, wann genau bei uns das NEIN zum Zug kommt - unser NEIN funktioniert gar nicht als Abbruch-Signal (im Sinne, dass der Hund schon etwas tut, womit er aufhören soll), sondern als "Präventiv-Maßnahme", in dem Sinn, dass der Hund gerade den Handlungseinfall hat, etwas tun zu wollen, es aber noch nicht ausführt... Wobei da nur Nano-Sekunden zwischen liegen...

    Als Beispiel - unsere Hunde laufen viel auf unseren mit E-Zaun eingezäunten Pferdekoppeln frei (der Strom ist aus, wenn die Hundis mit draußen sind!) und haben, den für sie problemlos durchschlüpfbaren Zaun als Grenze akzeptiert. Sieht Hund jetzt außerhalb des Zaunes eine Maus und will diese erbuddeln , macht er das ja durch sein interessiertes Gehabe recht früh deutlich - und da kommt dann das NEIN, gefolgt von irgendeinem anderen Kommando (Hier und "Tuck" = kurzer Nasenkontakt mit Hand, Hund darf danach "belobigt" wieder laufen).

    Ist das Kind schon in den Brunnen gefallen, also Hund führt die Handlung "Mäuselsprung", Durchschlüpfen durch den Zaun schon aus, gibt es eine "schärfere" Namensansprache verbunden mit dem Kommando "Rein hier".

    Unser NEIN funktioniert nur präventiv (Hund steuert auf den Außenzaun zu, Hund fixiert den Waldrand, Hund schnuppert an irgendwas und macht die ersten Anstalten, sich drin wälzen zu wollen) und nur mit einem Alternativ-Angebot, um den Hund von dem offensichtlich großen Reiz abzulenken.

    Unser NEIN unterbindet nur die Ausführung eines Handlungseinfalls, ist die "Tat" erstmal vom Hund angefangen worden, ist es für unser NEIN zu spät.

    Wenn ICH auf Zack bin - 5 Hundis im Freilauf im Auge zu behalten, ist manchmal schon arg schwierig, noch dazu, wenn man gerade mit Weidepflege beschäftigt ist - klappt es wunderbar, wenn ich müde, unkonzentriert oder nicht bei der Sache bin, muss ich dann auch wissen, wann ich verloren habe.... und den Hund anderweitig vom Wälzen in Pferdemist oder ähnlichem abrufen, da kommt dann das HIER zum Tragen...

    Ich könnte mir vorstellen, dass ein nicht funktionierendes NEIN einfach eine Frage des zu späten Timings ist...

    LG, Chris

  • ist bei uns wie bei chris. ich beobachte meinen hund bzw. seine und meine umgebung ja eigentlich ständig, wenn ich etwas bemerke, warte ich auf seine reaktion. wer seinen hund kennt, weiß ja normalerweise, wie er sich verhält. teddy interessiert sich unangeleint für spaziergänger nicht die bohne, es sei denn die halten es mal wieder für nötig ihn anzuquatschen, einen jogger findet er wieder super interessant und fängt meist an ihm in den weg zu hopsen. sobald ich sehe, dass er interesse zeigt gibts ein nein und alles ist gut. also nein als präventiv-kommando, das dem hund deutlich macht, für ihn uninteressant und kein handlungsbedarf.

  • Mh ich glaube bei mir ist eher der Tonfall bei dem Wort. Je nachdem welche Situation dieses Wort gerade erfordert, ändert sich auch mein Tonfall und Hunde können sehr gut die Unterschiede hören.

    Wenn meine Kälber mal nicht auf dem Sofa rumflegeln sollen und gerade den ansatz machen drauf zuklettertn ... reicht ein sanftes Nein ... steht die ängstliche Postbotin am Hoftor und sie machen die Anstalten hinzurennen und zu bellen, wird der Unterton im Wort deutlicher und sie lassen es.

    Versucht mein Jungspunt gerade mal wieder eine Busch zu zerflücken, kommt ein strenges NEIN ... das reicht dass er abbricht. Wollen die beiden gerade losspurten weil sie einen anderen Hund im Feld erspäht haben und ich noch nicht weiß, ob bekannt oder fremd ... reicht ein NA und sie stoppen in ihrer Bewegung.

    Die unterschiedlichen Tonstufen sind sehr zuverlässig, aber wie hier schon gesagt wurde, meine Hunde sind auch keine Maschinen und nicht alles ist damit möglich ... das erwarte ich aber auch gar nicht. So blöde das vielleicht klingen mag, aber wenns nötig ist, knurre ich auch schon mal ... darauf reagieren meine Hundejungs sehr zuverlässig.

    Liebe Grüsse
    Pandora

  • Bei meiner Hündin wende ich das "Nein" zum Abbruch einer Aktivität (bellen soll aufhören) sowie Abbruch eines Vorhabens (man merkt ihr an,das sie an der Leine gleich den gegenüber laufenden Hund anbluffen will) an. Das funktioniert prima...zumindest fast immer!
    Wo es uberhaupt gar nicht funktioniert ist beim Jagdtrieb :sad2:
    Sobald sie ein fliegendes Insekt erspäht ist sie )außer durch festhalten) nicht mit irgendeinem Kommando vom jagen abzuhalten,und das obwohl sie innerhalb von 2 Wochen 3 x von Wespen gestochen wurde :sad2:
    DAs gleiche gilt natürlich für alle anderen jagdbaren Tiere auch....sie ist dann in einer anderen Welt und hört und sieht nichts mehr...ein absolutes Problem bei uns,an dem auch die HuSchu nichts ändern konnte.
    Das der Jagdtrieb bei einem Schäfer-Colli-Mix so ausgeprägt sein kann,hätte ich mir auch nicht träumen lassen.

    Mein Rüde dagegen reagiert auf "Nein" und "Pfui"-situationsbedingt angewandt.Er ist aber eh schon der etwas ruhigere und untergeordnetere Typ,und weiß genau,wo er steht.

  • Also bei uns hilft das Nein bei unerlaubte Sachen fressen wollen oder Gegenstände nehmen, die nix für Hunde sind. Auch beim Katzen jagen. Eigentlich bei allem, was sie nicht aus großer Erregung heraus macht.
    Bei fremde Menschen und Hunde anbellen nur, wenn die Entfernung groß genug ist und das kommt auch auf das Verhalten der Leute/Hunde an.

    Ich würde aber als Abbruchsignal bei einem zukünftigen Hund wohl nicht mehr das Nein nehmen. Das sagt man (zumindest ich) auch im Alltag so oft, dass mein Hund quasi häufig unberechtigter Weise zurechtgewiesen wird. Auch wenn jemand fremdes meinen Hund streicheln will oder ein fremder Hund auf uns zugerast kommt, ist das kurze 'Nein' häufig das erste und deutlichste, was mir einfällt (falls nur wenig Zeit da ist). Da wäre es schon praktisch, wenn das meinem Hund nichts signalisieren würde.

    Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät, mir was anderes zu überlegen ... :roll:

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