Hat Pferdesport noch was mit Tierliebe zu tun?

  • Hallo,


    gestern habe ich bei uns im Ort ein Reittunier besucht, dass bei uns jedes Jahr stattfindet. Und ich habe mich ehrlich gefragt,ob das noch was mit Spaß und Tierliebe zu tun hat. Ich bin früher selber ein paar Jahre geritten und bedauere es sehr, dass ich im Moment nicht mehr reite.
    Gestern hatten sicherlich alle Reiter außer 3 oder 4 Sporen an ihren Stiefeln und die Meisten haben diese auch stark eingesetzt. Dann konnte man irgendwie nur wenigen ansehen,dass sie Spaß daran haben beim Springreiten mitzumachen. Die anderen wollten alle nur Fehlerfrei und schnellstmöglich durch den Pacours. Als ob es um Leben und Tod ginge :| Einer hat dann,nach dem sein Pferd ein Hinderniss gerissen hatte, lautstark gerufen "Ahhhh du musst besser aufpassen verdammtnochmal!",richtig laut. Da frag ich mich... Viele sind vom Platz geritten ohne ihr Pferd danach zu loben. Ich weiß nicht, aber es hat nicht soviel Spaß gemacht zuzuschauen...


    Eine Reiterin ist gestern auch ganz schlimm gestürzt. Sie und ihr Pferd sind mitten ins Hinderniss reingerannt und dabei zu Fall gekommen, das Mädchen hat die Stangen noch abbekommen und konnte nicht mehr aufstehen. Das Pferd stand auf und lahmte ziemlich. Zu diesem Zeitpunkt stand eine Tierärztin neben uns die sich mit einer Bekannten unterhielt. Sie hat gesehen,dass das Pferd das eine Beine total entlastet und sagt "Naja,die Besitzer müssen mich erst fragen ob ich helfen soll. Ich geh da jetzt nicht einfach so hin,erst auf Anfrage.". Hallo!? :shocked:


    Ich mein,ich kanns verstehen dass sie nicht einfach hingehen kann und das Pferd behandeln kann, aber sie hätte wenigstens mal schauen können ob ihre Hilfe gebraucht wird. Sie hätte doch wenigstens zum Pferd gehen können und fragen können,ob sie es mal untersuchen soll. Fragen kostet doch nichts.


    Was sagt ihr dazu? Vorallem die Reiter, seht ihr Springreiten und Dressur mittlerweile auch so verbissen?


    Liebe Grüße

  • Als Kind habe ich mit Begeisterung Springturniere im Fernsehen verfolgt. Bis ich 1971 (!!) Horst Sterns "Bemerkungen über Pferde" las - seitdem kann ich diesem grausamen Sport nichts mehr abgewinnen. Das Buch, obwohl schon so alt, finde ich nach wie vor empfehlenswert, denn außer dass das "Barren" inzwischen (offiziell) verboten ist, hat sich ja wohl nicht viel getan zum Wohle der Pferde. Und deren Körperform hat sich auch nicht verändert, so dass sie nach wie vor zum Springen praktisch nicht geeignet sind.


    Und je besser die Zeitmessung wird (der Mensch ist echt bekloppt), desto schlechter für's Pferd ...


    ... so wie auch für den Hund, wie ich letztens bei einem (Show!!)Agility-Turnier mit Erschrecken feststellen musste.


    Wauzihund

  • Naja, man sollte ja nun nicht alle, die Pferdesport betreiben über einen Kamm scheren. ;)
    Es gibt überall schwarze Schafe. In jedem Sport.
    Und es gibt in jedem Soprt diejenigen, die sich bemühen alles gut und richtig zu machen.


    Mein Pferd lief auch im Sport. Nicht mit mir selber aber mit der Stallchefin, die mit meinem Pferd gestartet ist.
    Wenn ein Pferd nur das zu leisten braucht, was es kann und gelernt hat und der Reiter weiss was er tut, finde ich den Pferdesport vollkommen in Ordnung.


    Ähnlich wie bei Hunden. Ich nehme auch an keinem Agilityturnier teil, wenn der Hund nicht soweit ist.


    Ob es den Tieren Spass macht?
    Bei Pferden ist dies bestimmt schwieriger zu erkennen, als bei Hunden.
    Aber es gibt bestimmt solche, die nicht Höllenqualen leiden, weil sie an einem Turnier teilnehmen. ;)



    Nun habe ich Einblick in den Distanz und Rennsport.
    Auch da, macht es der Mensch aus.
    Und auch da gibt es tolle Leute und schwarze Schafe.
    Und im Übrigen haben diese Sportpferde, die ich persönlich kenne, ein weitaus schöneres Leben, als manches Freizeitpferd.


    Denn auch bei den Freizeitreitern gibt es einen Haufen Menschen, die die Pferde indirekt "quälen", weil sie eben keine Ahnung davon haben, was sie tun. :hust:



    Und wenn wir ganz ehrlich sind, ist das Reiten sowieso vollkommen gegen die Natur des Tieres.
    Somit wären alle Reiter Tierquäler.



    Edit: Und ich kenne auch Pferde, die in den höchsten internationalen Springprüfungen starten, ohne dass sie mit unlauteren Mitteln dazu gebracht wurden solche Höhen zu springen.
    Sondern einfach mit fachmännischem, guten Training.

  • Meine beste Freundin reitet sehr erfolgreich auf internationalen Springreitturnieren und sie behandelt ihr Pferde wirklich gut und ihr liegt auch sehr viel an ihnen. Klar ist sie ehrgeizig und möchte aufm Turnier auch was erreichen, aber ihre Pferde werden alle wie Tiere behandelt und nicht wie Sportgeräte.


    Auch wenn es leider nicht immer der Fall ist. Was sie mir alles so berichtet, da können einem die Pferde wirklich nur leid tun. :/
    Aber wie gesagt, es geht auch anders.


    Ich habe dem englischem sowieso schon lange den Rücken gekehrt. Ich reite jetzt seit ein paar Jahren Western (Freizeit) und da geht es nach meiner Erfahrung um einiges Pferdefreundlicher zu. :)

  • Ich reite auch sehr gerne.
    Aber Springreiten und Dressur finde ich irgendwie komisch... und total unnatürlich.


    Ich würde am liebsten Western reiten, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte.

  • Einige der schlimmsten Erziehungsmethoden für Pferde, habe ich auf Westernturnieren gesehen.
    Diese Pferdesportrichtung ist keineswegs so human, wie sie immer angepriesen wird.

  • Pferdesport und Turniersport.. das ist für mich ein Unterschied. Denn der Turniersport hat in den wenigsten Fällen mit Vertrauen und einer guten Bindung zum Pferd zu tun, sondern viel mehr mit Geld. Die Leute mit den teuersten Pferde, der teuersten Ausrüsutung, dem besten Trainer und regelmäßigem Beritt ihres Pferdes gewinnen sowieso meistens, einfach weil es vielleicht am besten aussieht. Aber ein Richter kann auch schwer beurteilen, ob die Pferde zu Hause wie ein Freund oder wie ein Gerät behandelt werden.


    Für mich persönlich, beziehungsweise meinen Umgang mit Pferden, spielen Turniererfolge keine Rolle. Es ist mir viel wichtiger, dem Pferd vertrauen zu können, dass das Pferd mir vertraut und dass wir auch mal Spaß haben, statt immer nur zu trainieren. Für mich zählen die persönlichen Erfolge, gestern zum Beispiel sind wir mit Sidepull am langen Zügel über das Stoppelfeld galoppiert. Das ist für mich ein größerer Erfolg und Vertrauensbeweis als der 1. Platz in irgendeiner Dressurprüfung.


    Ich bin 6 Monate ein Turnierpferd geritten, weil ich dachte, dass es das ist, was ich erreichen will. Ich habe damit aufeghört, weil die Stute und ich einfach nicht zueinander passten. Sie war ein tolles Lehrpferd, dafür durfte ich nie ausreiten oder ohne Sattel reiten. Immer Dressur, Unterricht, ab und an mal Springen. Und seitdem weiß ich, was mir wirklich wichtig ist... mein Pferd als Freund.

  • hallo
    ich bin gestern selbst auf einem turnier gestartet. ich möchte an dieser stelle nicht rechtfertigen müssen, sondern meine sicht der dinge schildern.
    ich für meinen teil bemühe mich mit meinen pferden diesen sport so zu betreiben, dass beide seiten daran spaß haben und im rahmen ihrer möglichkeiten gefördert werden. dass das nicht immer nur mit kusshand, sondern auch mit konsequenz und disziplin beider funktionert muss man hundehaltern ja wohl nicht erklären. ich bin der überzeugung, dass jeder reiter es seinem pferd schuldig ist, sich selbst so fit und theoretisch auf dem neusten stand zu halten. damit tuen wir eine menge für unsere tiere. und nur dann können wir leistung von ihnen erwarten.
    ich reite seit 6 jahren turniere, habe internationalen dressur, spring und vielseitigkeitssport sowohl vor als auch hinter den kulissen gesehn. ich weiß um die schattenseiten diesen sports. doch daran ist nicht der sport selbst schuld, sondern die menschen die ihn bestreiben. und die schwarzen schafe gibt es leider immer. und wenn man nun generell sagt, reitsport ist tierquälerei tut man all denen die sich so wie ich sehr um ihre tiere bemühen großes unrecht.
    ich kann viele dieser häufig "profi"reiter nicht ändern. doch ich kann entschieden wo und wie ich trainiere, wie ich mich selbst verhalte und wie ich selbst dadurch ein vorbild für andere bin.
    ich war gestern zweite in einer sehr schönen dressurprüfung in entspannter atmosphäre. dieser erfolg ist der lohn für viel zeit, einsatz, geld und mühen. ich verlange leistung von meinem pferd, doch nur soviel wie ich von ihr verlangen kann.
    häufig hört man noch den spruch "gott hat pferde zum fressen, nicht zum reiten gemacht". doch wenn ich meine pferde arbeite und merke wie sie sich bemühen es richtig zu machen und meine stute sich mit vollem einsatz im gelände von aufgabe zu aufgabe steigert, weiß ich nicht warum ich ihr und mir den spaß nicht gönnen sollte.
    dieser spprt, besonders der von mir mitlerweile favorisierte vielseitigkeitssport, ist gefährlich. doch wir tun alles um es so sicher wie möglich zu machen. viele details wie der geländeaufbau und streckenverlauf werden dabei für den nichtreiter gar nicht deutlich. ein risiko gehen wir immer ein, aber ein kaluliertes. und ich persönlich halte ein gut trainierten vs-reiter für nicht weniger gefährlich als einen typsichen wochenendreiter mit unausgelastetem pferd.

  • Wieso hackt jetzt wieder jeder auf den Turnierreitern rum, da gibt es wie überall im Leben solche und solche.
    Sind Freizeitreiter, deren Pferde schlecht sitzende Sättel ertragen müssen, deren Pferde mit weggedrücktem Rücken laufen, wo den Pferden in den Rücken gefallen wird, die besseren Reiter?
    Im Reitsport gibt es sehr viel Licht UND sehr viel Schatten, ganz unabhängig von den Ambitionen des jeweiligen Reiters.


    LG
    das Schnauzermädel

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