Änderung Verhalten des Hundes durch mehr "Einschränkung

  • Danke Silja, das nimmt mir etwas das Grübeln…



    Terry: mein erster Gedanke war, das klappt bei Lucy eh nicht. Mein zweiter Gedanke war: bei Grisu ist das eine prima Idee, gerade wenn ich mir unsicher bin, ob ich Kontakt zulassen soll (ob es gut geht) oder nicht. Ich denke, das funktioniert gut bei ihm. Wobei das in belebterer Gegend sicher besser funktioniert, als hier bei mir. Ich habe das Problem, mich entscheiden zu müssen: meist ist es so, wenn ich Lucy anleine oder auch nur Beide sichtbar unter Kommando stelle, kommt die Nachfrage, ob Kontakt erwünscht ist. Hm, ja… Schwierig, darauf eine Antwort zu geben… Heute lief es gut: eine Hundebegegnung, ich leinte Lucy an, die entgegen kommenden stutzten kurz, ließen aber weiter laufen. Grisu und deren Hunde begrüßten sich, Lucy blieb bei mir, alles entspannt. Das ist aber eher die Ausnahme hier.


    Der erste Satz: bei Lucy klappt das eh nicht… das liegt auch an mir. Grisu hat schon wesentlich öfter einen auf den Deckel bekommen, als Lucy, und Grisu ist auch deutlich aufbrausender und war auch schon öfter in Raufereien verwickelt, als Lucy. Bei Lucy ist da eine ganz tief sitzende Angst in mir. Nicht von Welpe an, sondern seitdem sie etwa 1,5 Jahre alt ist und herausgefunden hat, sie kann sich wehren. Es liegt nicht an ihr. Silja habe ich ja die Entwicklung (und das Ende) einiger ihrer Verwandten erzählt. Und ich glaube Silja, dass es nicht angeboren ist, sondern da sehr viel schief lief. Und dennoch ist das tief in mir drin, ich werde das nicht los. Es gab eine Situation, da war Grisu etwa 4 Monate alt, wir waren in einem Industrie-Gebiet Abends spazieren. Lucy lief frei. Dicht vor uns kam ein Schäferhund um die Ecke, und kam knurrend auf uns zu gestürzt. Lucy war mit einem Satz hinter mir, Grisu vor mir und streckte vorsichtig schnüffelnd die Nase Richtung fletschenden Schäferhund. Der Besitzer des Schäferhundes kam halb panisch angestürmt und stürzte sich auf seinen Hund unter vielen Entschuldigungen. Und ich war nur erleichtert, Lucy ist hinter mir. An Grisu habe ich keinen Gedanken verschwendet, obwohl er mir nicht weniger bedeutet, als Lucy. Im Prinzip ist das so geblieben. Grisu lasse ich machen, ich schicke ihn schauen, ich gehe davon aus, dass schon irgendwie alles gut wird. Sobald Lucy im Spiel ist…


    Silja wird bestätigen können, dass ich nicht völlig am Rad drehe, wenn ein anderer Hund auftaucht und Lucy auch nicht. Nicht dass das hier falsch rüber kommt.


    Meine Anspannung besteht aus zwei Komponenten: zum einen die Angst, Lucy könnte beschließen, dass Angriff wirklich die beste Verteidigung ist und mit Verletzungsabsicht nach Vorne gehen, zum andern, sie könnte angegriffen werden und aus ihrem Desinteresse und ihrer Skepsis anderen Hunden gegenüber, wird Angst/Angriff.


    Ich sehe ja, sie kann sich verständigen, sie ist kein „Monster“, nicht auf Konfrontation aus, sie will bloß ihre Ruhe. Ich sehe auch, was für einen großen Einfluss ich habe und wie viel sich schon positiv verändert hat, in den letzten Wochen. In Köln lief sie frei unter all den Hunden vor ein paar Tagen und es klappte problemlos. Vielleicht muss ich einfach mehr Erfahrungen in der Richtung sammeln, dass es eben klappt und Lucy auch „verlässlich“ ist.


    Ich staune in letzter Zeit immer wieder, wie leicht die Umstellung meinen Hunden zu fallen scheint. Ich falle so leicht in vertraute Verhaltensmuster, mein Verstand versagt, obwohl ich es besser weiß, ich reagiere überbesorgt… Und von meinen Hunden verlange ich mal eben eine Verhaltensänderung…

  • Zitat

    Silja wird bestätigen können, dass ich nicht völlig am Rad drehe, wenn ein anderer Hund auftaucht und Lucy auch nicht. Nicht dass das hier falsch rüber kommt.


    so habe, ich jedenfalls es auch nicht aufgefasst. Dazu hast du in so kurzer Zeit doch schon sehr gute Erfolge erzielt indem du doch eher Gelassen und Ruhig agiert hast :smile:

  • Ein Update :smile:


    Nachdem ich es etwas habe schleifen lassen und zeitweise auch dachte, so wird das nie was..., lief es heute und gestern richtig gut. Auslöser war ein kleiner Anschub von Silja, die mir geholfen hat, die Fortschritte zu sehen und es noch mal bewusster zu probieren.
    Fortschritte sind vor allem, dass ich deutlich ruhiger bin (meistens), nicht mehr verzweifelt versuche, Lucys Aufmerksamkeit bei mir zu halten, was eh nur bis zu einem gewissen Punkt klappt, Grisu deutlich mehr Hundekontakte hat und ich deutlich weniger Hemmungen, in belebter Umgebung spazieren zu gehen. Daneben kann ich dadurch, dass ich die Hunde zeitweise nicht beachte und/oder hinter mir gehen lasse, sehr viel Ruhe in den Spaziergang bringen, gerade, wenn die Hunde eigentlich sehr aufgeregt sind oder gestresst.
    Nach wie vor falle ich aber in das Verhaltensmuster, zu beschleunigen mit Lucy, einen Bogen zu laufen und Blickkontakt mit ihr zu halten (ja, ich weiß, bei anderen ist Trainingsziel, dass dies klappt, aber das klappt seit Jahren und es bringt uns schlicht nicht weiter...). Wenn dies nicht so möglich ist, stellt Lucy die Nackenhaare auf, gegebenfalls knurrt sie oder fixiert. Dafür pöbelt Grisu nicht mehr mit. Eigentlich war die Umstellung ja für Lucy, aber bei Grisu kommt sie irgendwie besser an...


    Gestern war ich erst nur mit Grisu an der Brucher-Talsperre, es war die Hölle los, unglaublich, wie viele Menschen (und Hunde) sich dort getummelt haben. Lucy war nicht dabei, weil ich auch schwimmen wollte und Lucy in dem Trubel auf keinen Fall alleine am Ufer lassen würde (schwimmen tut sie nicht). Dafür bin ich dann hinterher mit Lucy alleine noch eine Runde um die Brucher gelaufen. Ich habe sie angeleint gelassen, so musste ich tatsächlich nicht reagieren, wenn ein Hund kam. Ich habe es durchgezogen, sie nicht anzusehen, nicht zu bestätigen, andere Hunde sind nicht wichtig. Und es hat super geklappt :smile: . Die ersten Male noch etwas gegrummelt, danach ruhig mitgelaufen. Bei 2 großen Hunden ist sie selbst einen kleinen Bogen gelaufen, aber das darf sie ja gerne. Und dann: Wir waren am Wasser, ein mittlegroßer Hund kam auf uns zu. Ich dachte an Siljas Sätze und machte nichts (wie es in mir aussah, schreib ich lieber nicht :roll: ). Der Hund schnüffelte an Lucy, Lucy stand stocksteif da, beobachtete den Hund. Aber ohne knurren. Der Hund ging wieder, spielte mit Herrchen am Wasser. Wir blieben noch kurz, schauten zu, gingen dann weiter. Klingt undramatisch, war für mich aber ein riesen Schritt! Ich muss auch ehrlich sagen, wäre Lucy abgeleint gewesen, hätte ich mich das nicht getraut. Na ja, kommt noch, wir haben ja Zeit :smile:


    Heute in Köln haben wir kaum Hunde getroffen (zu heiß?). Aber bei den wenigen, die wir trafen, klappte es soweit gut. Ganz am Schluss kamen dann 3 Hundehalter mit 4 Hunden auf uns zu, freilaufend, davon 2 Golden Retriever. Die mag Lucy fast genauso wenig, wie Labradore. Ich bin keinen Bogen durch die Wiese gelaufen, sondern normal weiter. Man muss aber dazu sagen, Grisu nahm die Hunde für sich in Beschlag. Dennoch :smile: . Ich bin erst 3 Meter dahinter stehen geblieben, um Grisu seine Zeit zu lassen, aber Lucy war entspannt. Mitten drin wollte ich ihr das warten aber (noch) nicht zumuten.


    Jedenfalls bin ich jetzt wieder guter Dinge

  • Noch ein paar Neuigkeiten, vielleicht interessiert es ja jemanden :smile: .


    Ich hatte oben auf der Seite geschrieben, dass ich mir bei Lucy nicht vorstellen kann, dass sie verträglicher ist, alleine dadurch, dass ich sie hinter mir laufen lassen. Ich habe es nun ein paar mal gewagt, nicht einzugreifen, sondern sie lediglich hinter mich zu schicken (auch unangeleint). Sie war dabei jedes mal vorher schon recht entspannt, sonst hätte ich es noch nicht gewagt. Dennoch: es klappt. Sie lässt ein beschnuppern im vorbei laufen zu, einmal ist sie sogar stehen geblieben und hat selbst die Nase ausgestreckt :D
    Ich habe auch staffys Tipp in die Tat umgesetzt und ihr ein übergroßes (Würge-) Halsband gekauft. Nein, das direkt war nicht ihr Tipp. Normalerweise läuft Lucy „nackig“ mit Moxon-Leine, falls das nötig ist. Das sorgt dann dafür, dass ich früh genug (…) abrufe , es gibt ein Anleinritual, ein eingreifen, ein wichtig-machen der Situation, wenn es noch überhaupt nicht nötig wäre. Nun ist Lucy ein paar cm zu klein, um sie locker am HB oder Geschirr führen zu können. Deshalb das übergroße Halsband. Es stört sie nicht beim laufen (ist ja dann auch ganz offen), sie verliert es nicht, dennoch habe ich etwa 20cm Führstrick zu Verfügung, wenn ich ihn brauche. Meine Sorge, dass Lucy durch das halten angespannter wird, da eingeschränkter in ihrer Bewegung, war unbegründet. Im Gegenteil, sie entspannt sogar, wenn ich sie dann doch halten muss (oder das denke). Ich bin dadurch aber in der Lage, das alles viel selbstverständlicher und mehr nebenbei zu machen und auch später einzugreifen.


    Ich weiß, vieles was ich beschreibe, sind letztendlich Hilfsmittel für mich. Ich muss sicherer werden, dann wird es auch Lucy.


    Ich schrieb ja auch hier im Thread, dass ich mich bei uns hier schwerer tue, wenn nur ab und an mal ein Hund auftaucht, als in belebter Umgebung. Das ist auch schon viel besser geworden.

    Zitat

    Ich habe das Problem, mich entscheiden zu müssen: meist ist es so, wenn ich Lucy anleine oder auch nur Beide sichtbar unter Kommando stelle, kommt die Nachfrage, ob Kontakt erwünscht ist. Hm, ja… Schwierig, darauf eine Antwort zu geben…

    . Das mache ich nicht mehr. In den meisten Situationen ist es mir so was von egal geworden, ob der andere Hund angeleint ist oder nicht. Ausnahmen gibt es natürlich, wenn der andere Hund extrem aufdringlich oder aggressiv ist. Aber das ist ja in den seltensten Fällen so. Es liegt auch an Grisu: er kommt kaum noch auf die Idee, einen anderen Hund selbsttätig zu begrüßen (und bei ihm habe ich eigentlich nicht wirklich was geändert oder auch nur ändern wollen). Er fragt mehr, ist deutlich entspannter, an mir orientierter… So lasse ich Grisu laufen, schicke Lucy zur Not hinter mich und wir kommen an den meisten Hunden gut vorbei. Heute z.B. tauchte direkt vor uns ein Boxer auf, als wir vom Wasser (Talsperre) zurück zum Weg gingen. Grisu schaute mich an, Lucy blieb stehen und harrte der Dinge… Früher hätte ich gerufen, abgedreht, nach Futter gekramt. Heute habe ich lediglich Lucy einen Wink gegeben, bei mir zu bleiben und bin weiter zum Weg. Boxer stand 2 Meter weiter und schaute nur... Ich habe mich ja lange daran aufgehangen, dass ich es einfach nicht hinbekomme (schon in Gedanken und entsprechende Situationen daher meide), andere Hunde deutlich wegzuschicken. So langsam bekomme ich ein Gefühl dafür, dass dies oft nicht nötig ist. Es ist das Auftreten, kleine Gesten, man braucht keine riesen Kampfansage dem anderen Hund gegenüber zu machen (jedenfalls in den allermeisten Fällen). Lucy wusste das vorher schon. Ich schrieb ja schon mal (hier?), dass ich mit Lucy und Grisu auf einer Hundewiese unterwegs war und sich fast kein Hund Lucy genähert hat. Obwohl sie nicht „ausfallend“ geworden ist und zig Hunde frei liefen und miteinander am spielen waren.


    Na ja, wir haben immer noch einen weiten Weg vor uns, aber im Moment fühle ich mich doch gut damit


    Mir fallen auch immer mehr Situationen wie diese hier auf:


    Zitat

    Gestern in Hagen waren wir anfangs im Stadtpark, sind von einem Nebenweg auf den Hauptweg zu. Ich habe die Hunde hinter mir gehen lassen, da ich ja nicht wusste, was sich da auf dem Hauptweg gerade so tummelt. Da tauchte auch tatsächlich in dem Moment ein frei laufender Hund auf, sah uns, bellte auf und ab springend. Besitzer erklärte, der hat Angst, weil ihre größer sind. Meine standen entspannt hinter mir.

    .


    Früher habe ich mir das gar nicht so bewusst gemacht. Da ist ein Hund, der offensichtlich völlig überfordert mit der Situation ist und sein Mensch steht da und tut nichts, lässt den Hund völlig im Regen stehen. Muss ja nicht so sein, wie in dem Fall mit dem ängstlichen Hund. Heute kam uns ein Mann mit Kleinhund an der Flexi entgegen. Kleinhund sah uns, stürmte ein paar Meter mit Bürste auf uns zu, stoppte ab, wirkte leicht unsicher, bellte dann. Sein Mensch hinten dran hätte sich in dem Moment auch auf dem Mond befinden können, hätte für den Kleinhund keinen Unterschied gemacht. Oder noch ein Beispiel: ein Hund reagierte den kompletten Spaziergang kaum auf seine Besitzerin, fegte durchs Weizenfeld, verschwand kurz im Wald, agierte völlig selbständig. Ab und an mal kam ein Ruf, ein Nein, was Hund nach Belieben befolgte oder nicht. Aber Hund machte ja nichts schlimmes, war „nur“ verspielt und aufgeregt. Dann tauchte ein Fasan auf und Hund im Zick-Zack-Kurs immer fröhlich hinterher. Und Besitzerin perplex, das macht er doch sonst nicht. Und ich dachte, wenn der Hund die ganzen „kleinen“ Dinge nach Gutdünken macht, kann man kaum erwarten, dass es bei größeren Dingen dann klappt, nur weil sie Mensch dann doch mal wirklich wichtig sind. Das sind alles so Situationen, die mir früher kaum aufgefallen wären…


    Ich bemühe mich nun jedenfalls, besser für unser kleines Rudel zu sorgen, so dass meine beiden sich auf mich verlassen können und sich an mir orientieren :smile:

  • :gut: sowas von Klasse :D .


    Freue mich das du deinen Weg gefunden hast bzw. ihn immer noch ausbaust. Und vor allen Dingen das du das auch berichtest.


    Ich glaube das man erst durch solch ein für den Hund leicht nachvollziehbares Handeln ihn auch erst richtig kennen lernt. Manchmal ist man erstaunt wie schnell sich Hunde auf etwas einlassen können und sie doch tatsächlich entspannter dadurch werden.


    Eine ganz wichtige Bemerkung hast du hiermit gemacht

    Zitat

    Und ich dachte, wenn der Hund die ganzen „kleinen“ Dinge nach Gutdünken macht, kann man kaum erwarten, dass es bei größeren Dingen dann klappt, nur weil sie Mensch dann doch mal wirklich wichtig sind.


    Der Einsatz kommt immer erst bei den großen Dingen und nur da wird dann letztendlich angesetzt. Das man dann natürlich ein Problem hat, ist doch klar.

  • Hey wow, du hast wahnsinnig viel erreicht und es freut mich wirklich das zu lesen. Ihr 3 rauft euch immer mehr zusammen und deine Hunde scheinen froh zu sein, daß du sie endlich richtig verstehst ;-)


    Wenn du irgendwann noch mal zweifeln solltest und glaubst, es ginge nicht weiter, dann lies dir deinen damaligen Thread durch, der ist sage und schreibe 3 Monate alt. Nur 12 Wochen, in denen sich aber viel geändert hat.


    :gut:

  • :ua_clap: Das freut mich wirklich für euch!!


    Ich hab da mal ne Frage :D


    Zitat


    Ich habe auch staffys Tipp in die Tat umgesetzt und ihr ein übergroßes (Würge-) Halsband gekauft. Nein, das direkt war nicht ihr Tipp.


    ...


    Deshalb das übergroße Halsband. Es stört sie nicht beim laufen (ist ja dann auch ganz offen), sie verliert es nicht, dennoch habe ich etwa 20cm Führstrick zu Verfügung, wenn ich ihn brauche.


    Wie genau sieht das aus? Nur das HB oder auch ein "Kurzführer" dran?

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