Unsicherheit bei der Begegnung mit Menschen

  • Hallo,
    unser Rüde wird am 16.01.09 7 Monate alt. Seit ca. 10 Wochen werden alle Personen die wir beim Spaziergang oder die in unser Haus oder Büro kommen angebellt. Ihr könnt Euch vorstellen, dass da ein Spaziergang nicht gerade freude bereitet.
    Vielleicht hatte jemand ein ähnliches Problem und hat dies mit Erfolg gelößt.
    Bin für jeden Tipp offen und dankbar.

  • Hallo,


    weist Du denn warum er sie anbellt?
    Was unternimmst Du dagegen, bzw. wie verhälst Du Dich?


    Wo ist der Hund wenn Besuch zu Euch ins Büro oder nach Hause kommt?
    Wie verhält er sich generell Menschen gegenüber?


    Liebe Grüße


    Steffi

  • Nimmst du die Leine kurz wenn ihr Menschen begegnet?


    Wir laufen sonst eure Spaziergänge ab? Wo habt ihr den Hund her?


    Erzähl mal n Bisschen ;)

  • Also ich hatte das Problem auch mit meiner Lilly. Jeder der zu sehen war wurde angebellt. Wir wohnen an einer Hauptstraße und sobald man die Tür aufgemacht hat fing sie an.
    Ich habe versucht sie mit Bällen oder anderem Spielzeug anzulenken…nichts hat geholfen.
    Dann habe ich es mit Schinken probiert. Immer, wenn jemand kam habe ich mit der Zunge geschnalzt und wenn sie geschaut hat gab es ein Stück. Das hat schon ganz gut geklappt. Nur immer Schinken dabei haben war auch keine Lösung. Also habe ich angefangen ihr Trockenfutter dafür zu geben. Hat dann aber nur bedingt geholfen. Ist eben was anderes als Kochschinken. ;)
    Dann habe ich ihr das Futter nicht direkt hingehalten sondern so auf den Boden geworfen, dass sie es fangen musste. Sie ist davon so abgelenkt das sie nichts mehr um sich herum sieht.
    Bei Erwachsenen klappt es jetzt schon sehr gut…nur bei Kindern müssen wir noch etwas üben. Bei Hunden wird es auch immer besser. Kommen jetzt schon bis auf einen Meter ran ohne das sie kläfft.
    Vielleicht konnte ich dir je etwas weiter helfen.

  • Du solltest ihn ablenken und aus der "Bellsituation" rausholen.
    Die Idee mit der Wurst ist gar nicht so schlecht, so hab ich das meinem Hund auch beigebracht. Du musst immer die Situation verlassen, wenn er anfängt zu bellen und ihn mit irgendetwas ablenken. :gott:

  • Ja, erzähl noch ein wenig :^^: . So kann man nur raten


    Wirkt dein Hund unsicher? Oder wirkte er am Anfang vor 10 Wochen unsicher, jetzt nicht mehr? Was ist es denn für eine Rasse? Jagt er die Menschen auch? Würde er sie stellen? Reagiert er an der Leine anders als ohne? Wie oft begegnet ihr denn Menschen uf Spaziergängen? was genau tust du, wenn er bellt Und wie reagiert dein Hund dann darauf?


    Vielleicht bellt er, weil er sonst nicht zu tun hat. Oder, weil er unsicher ist. Oder, weil er Wachtrieb hat und denkt, er nützt dem Rudel. Oder, weil er Wachtrieb hat und denkt, es kümmert sich ja sonst keiner ums melden und darum, Fremde einzuschätzen.


    Lösungsansätze würde ich passend zu dem Grund des Bellens versuchen zu finden.


    vom ablenken halte ich persönlich in der Situation nicht viel. Je nach Grund des Bellens würde ich mit strengem Abbruchsignal und Aufbau eines Alternativverhaltens arbeiten. Oder dem Hund demonstrieren, ich habe alles im Griff: auf dem Spaziergang z.B. Hund per Kommando hinter mir gehen oder abliegen lassen und den Menschen anquatschen. Oder sobald ein Mensch auftaucht clickern oder jubeln: schau, super ein Mensch (klar, die Worte sind egal, aber so sollte es beim Hund ankommen).

  • Zitat

    Je nach Grund des Bellens würde ich mit strengem Abbruchsignal und Aufbau eines Alternativverhaltens arbeiten. Oder dem Hund demonstrieren, ich habe alles im Griff: auf dem Spaziergang z.B. Hund per Kommando hinter mir gehen oder abliegen lassen und den Menschen anquatschen. Oder sobald ein Mensch auftaucht clickern oder jubeln: schau, super ein Mensch (klar, die Worte sind egal, aber so sollte es beim Hund ankommen).



    Habe ich auch erst gedacht. Wenn bei dem Hund die Angst allerdings überwiegt nützt dir das alles nichts mehr. Bei mir hat es mit dem Ablenken sehr gut geklappt.
    Das Ablenken ist in unserem Fall der erste Schritt zum Alternativverhalten gewesen.


    Mensch kommt -> schnalzen (Kommando) -> kein bellen sondern Blickkontakt mit mir (Alternativverhalten) = Belohnung


    Sicher es stimmt schon, dass man erstmal genau sehen muss warum der Hund bellt. Da geben ich dir vollkommen recht.

  • also, wie es aussieht stehe ich mit meinem Problem nicht alleine da.
    Unser Rüde ist ein Australien Sheperd aus einer privaten Aufzucht mit sehr viel Familienbindung. Die Welpen sind mit allen erdenklichen Reizen, täglichem Besuch von Menschen, Ausflüge mit dem Auto usw. aufgewachsen. Daran kann es also nicht liegen.
    Wir wohnen in einem kleinen Ort - letzte Haus in einer Sackgasse. Bei uns beginnt ein Wanderweg. Als unser Rüde noch kleiner war sind wir ohne Leine spazieren gegangen. Leider fahren den Waldweg einige Waldarbeiter, Förster usw. Es begegnete uns also bei jedem Spaziergang ein Auto. Dieses Auto wurde mit lautstarkem Gebellt begrüßt und auch verfolgt, sa dass ich die Autos anhalten musste um unseren Rüden wieder einzufangen. Begegneten wir Menschen hat er sie sogleich angesprungen was von einigen nicht tolleriert wurde. Wurde sogar schon beschimpft.
    Leinenführung klappt eigentlich sehr gut. S. geht an der Balance-Leine. ich versuche immer , gerade wenn Menschen uns begegnen die Leine immer locker zu halten, aber S. baut den Zug dann selber auf. Er nimmt eine völlig verspannte Körperhaltung ein, legt seine Ohren an und wedelt mit dem Schwanz. Ich kann dann auch , was bis zur Begegnung ging, keinen Kontakt mehr zu ihm herstellen. Habe es auch mit Wurst und Spielzeug versucht. Er steigert sich so ins bellen, dass er nicht anderes mehr hört und sieht. Ich muss ihn dann an der Leine wegziehen und seine Aufmerksam auf ich lenken. Sind die Mensch dann weit genung weg klappt dies auch wieder. Ohne Leine Haben wir noch keine Begegnung gehabt. Habe auch erhlich gesagt etwas Angst davor.
    Ich hoffe meine Aussagen sind jetzt informativ, wenn nicht einfach weiterfragen. Bin für alles offen und dankbar.!!!

  • Der Aussie gehört mit zu den Rassen, auf die ich getippt hätte, beim Lesen deines Textes :^^: .


    Ein Aussie ist ja eher Allround-Farmhund, als Hütehund, und war unter anderem ursprünglich auch fürs Wachen zuständig. Vor allem ist er auch ein Hund, der durchaus auch selbständig arbeiten und Entscheidungen treffen soll. Was ihn ebenfalls auszeichnet, ist seine große Bereitschaft, Aufgaben zu übernehmen und eine sehr niedrige Reizschwelle. Ein Aussie hat sehr feine Antennen, beobachtet seine Umwelt sehr genau. Hat er den Eindruck, es kümmert sich sonst niemand kompetent um Dinge, die er für wichtig hält, übernimmt er diese Aufgabe mit Freuden. Man sollte als Aussie-Besitzer sehr souverän und ruhig und selbstbewusst agieren.


    In deinem Text sind mir verschiedene Sachen aufgefallen: Wie ich schrieb, ein Aussie beobachtet genau und meldet Ungewöhnliches gerne. Und dann schaut er sehr genau, wie das "zu Meldende" reagiert und wie sein "zu Beschützendes" reagiert. Hat er die Autos von Anfang an verbellt? Hat er Spaziergänger von Anfang als erster in Augenschein genommen/angesprungen? Ich möchte keinesfalls darauf hinaus, dass dein Hund die Rudelherrschaft übernehmen will oder ähnliches. Ich denke, er hat einfach nur gemerkt, dieser Aufgabenbereich ist noch frei, also hat er ihn im Dienst des Rudels übenommen... Und jetzt ist er älter, sein Wachtrieb prägt sich aus, also meldet er ernsthafter. Er wird keinerlei Verständnis dafür haben oder Sinn darin sehen, wenn du jetzt versuchst, ihn davon abzuhalten...


    Wie sieht es denn in belebterer Umgebung aus, in einem belebten Park oder in einer Fußgängerzone? Zieht er aufgeregt hin und her, weiß nicht, worauf er zuerst achten soll? Hält er Rücksprache mit dir, sucht er Blickkontakt mit dir?


    Wie sieht es im Büro aus? Durfte er immer fröhlich begrüßen, wer immer das Büro betrat? Oder Zuhause: war er immer mit als erstes an der Tür, wenn es geklingelt hat?


    Wie beschäftigt ihr euch auf Spaziergängen? Gibt es irgendein Kommando, auf das er relativ zuverlässig hört? Habt ihr es mal mit einer Schleppleine versucht?


    Vielleicht gehen meine Überlegungen ja auch in die völlig falsche Richtung?!


    Was mir jedenfalls an Tipps einfällt:


    versucht es mal mit Abschalt-Übungen. Geht in einen Park, sucht euch eine etwas abseits liegende Bank und macht nichts. So lange, bis der Hund völlig entspannt dort liegt und nicht mehr versucht, permanent die Umgebung im Auge zu behalten, falls etwas auftaucht.


    dann solltet ihr versuchen zu vermitteln, dass es nicht seine Aufgabe ist, für die Sicherheit zu sorgen. Z.B. sollte der Hund keinesfalls mehr mit zur Tür kommen dürfen, wenn es klingelt und auch im Büro eine möglichst ruhige Ecke haben, von der aus er möglichst wenig mitbekommt. Bei meinem Aussie ist mir, ungefähr in dem Alter von deinem jetzt, aufgefallen, dass er bei bestimmten Weggabelungen, wo wie häufiger mal auf Menschen treffen, vor gerannt ist und geschaut hat, was da kommt. Er hat nicht gebellt, aber ich wollte ihm trotzdem vermitteln, ich kümmer mich. Also habe ich ihn eine Zeit lang an jeder unübersichtlichen Stelle und vor jeder Weggabelung absitzen lassen, bin vor gegangen und habe dann vermeldet, dass alles in Ordnung ist und er nach kommen kann.
    Wobei ich ihm das melden an sich nicht verbiete, ich denke, das wird auch eher schwierig. Was ich z.B. gemacht habe: wenn er nachts gemeldet hat (hat er in eben diesem Alter auch des öfteren mal), bin ich jedes mal aufgestanden, ohne ihn (!!!) in den Flur oder vor die Tür gegangen, dann wieder ins Schlafzimmer, habe ihm gesagt "Alles ok" und ihn dann nicht weiter beachtet. Hat sehr schnell gewirkt. Er meldet nur noch sehr ungewöhnliches und auch nur noch durch wuffen, zum aufmerksam machen, schaut dann, wie ich reagiere. Ähnlich draußen, wenn z.B. was totaaal Seltsames auf dem Weg rum stand. Ich habe ihn absitzen lassen, bin schauen gegangen, habe ihm mitgeteilt, das alles in Ordnung ist. Bei meiner Hündin, die aus purer Unsicherheit ab und an ängstlich reagiert hat, bin ich anders vorgegangen. Bei Grisu jedoch hat es so am besten gewirkt. Er scheint einfach das Gefühl zu brauchen, ok, da nimmt jemand was-auch-immer ernst und untersucht/bewertet es und kümmert sich kompetent darum.


    Was ich auch enorm hilfreich finde, ist ein Kommando dafür, dass mein Hund hinter mir läuft. Bei meiner Hündin ist es recht schnurz, sie nimmt es als Kommando wie jedes andere. Aber bei Grisu habe ich den Eindruck, er registriert sehr stark, dass ich mich damit zwischen ihm und könnte-ein-Feind-sein befinde. Er beobachtet mich dann zwar sehr genau, aber wenn ich mich gut anstelle, zumindest nicht mehr "den Feind" :p
    Das Kommando muss langsam aufgebaut werden und die Ablenkung langsam gesteigert werden. Trotzdem muss es gelten. Es gibt Ärger, wenn es übertreten wird.
    Ich denke, einfacher ist ein sicheres Platz aufzubauen. Hier gilt ansonsten das gleiche. Man sollte Ablenkungen zum üben suchen, nicht gleich mit dem Extremfall beginnen. Erstmal nur, wenn z.B. Bekannte entgegen kommen oder irgendwas, wo der Hund zwar interessiert schauen möchte, aber nicht austickt. Wenn es sitzt, kann man den Hund abliegen lassen und z.B. Passanten nach dem Weg/nach der Uhrzeit fragen. Dein Hund, der Kontakt ist freundlich und alles ist ok.


    Was ich auch wichtig finde, ist ruhige, konzentrierte Zusammenarbeit des Hundes mit dir. Da könnte ich jetzt auch halbe Romane schreiben, aber ich denke, der Text ist so schon lang genug... Longieren, Ralley-Obedience, Spiele, die das Körperbewusstsein fördern und heraus fordern, Nasen-Suchspiele Denkspiele, Zielobjektsuche... Was machst du denn bisher mit ihm?

  • Hallo,


    vielen Dank für die ausführliche Antwort.


    Autos: hat er von Anfang an fixiert und ist sofort auf sie zugesprungen. Selbst dann, wenn er mit einem anderen Hund gesapielt hat.


    Büro: hat S. seinen festen Platz, von dem aus er auch nicht alles im Blick hat. Wenn Besucher kommen versuche ich eine Verbindung zu ihm herzustellen und ihn dann, sobald er nicht mehr bellt mit Leckerlis lobe. Klappt eigentlich dann recht gut. Dann nehme ich ihn an die Leine und begrüße direkt den Besucher . S. muss dann neben mir sitzen und sich ruhig verhalten. Klappt auch , nach ein paar wenigen kleinen Anspringversuchen.


    Menschen beim Spaziergang: hat er einen Mensch erblickt, kommt sofort, wie schon beschrieben die angespannte Körperhaltung,..... Ist derjenige dann bis auf 3 m herangekommen beginnt das gebell. Ich muss ihn dann zurückziehen und versuch durch Ansprache und Leckerlis aller Art bis hin zu Wurst oder Käse eine Komunikation aufzubauen. Habe aber mit nichts erfolg. Es ist ihm völlig egal ob ich mit ihm spielen will, ihn anspreche , ihm ein Leckerli vor die Nase halte. Er ist dann so im bellen und fixieren der anderen M. dass er nicht hört und sieht.


    Allgemein habe ich das Gefühl, dass ich nur sehr schwer eine Verbindung bzw. Kommunikation zu meinem Hund aufbauen kann.


    Beim Spaziergang baue ich immer Übungen und Spiele ein. Sitz, platz, bleig, Leckerli suchen, auf gefällten Baumstämmen balancieren, um Baumstämme herumgehen, usw.
    Bin für Tipps dankbar.
    Auch in der Wohnung baue ich diese Dinge ein.
    Hat noch jemand Ideen für Kopfarbeit ??!!

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