Wurde von Hund von Kollegin gebissen

  • Hallo Zusammen


    Ich arbeite in einem Geschäft in dem alle ihre Hunde mitnehmen dürfen. Ich habe bereits zwei Hunde und heute hat meine Arbeitskollegin das erste mal ihren neuen Hund mitgenommen.


    Ich wurde heute von ihm gebissen, als ich sein "Revier" betrat. Aber am besten erzähl ich von Anfang an.


    Er ist 4 Jahre alt, verbrachte bisher den grössten Teil seines Lebens im Tierheim. Also er kennt nur sehr wenig, seine Box, das Auslaufgehege, ein par Menschen die im tierheim ab und zu was mit ihm gemacht haben und das wars. Grundsätzlich ist er ein lieber und ruhiger Hund, das einzige "Problem" das ich bis jetzt bemerkt habe (und was auch die Kollegin sagt) ist sein Beschützer- und Wachinstinkt.
    Der Hund ist jetzt seit Freitag nicht mehr im Tierheim, heute war der erste Arbeitstag. Klar, dass alles ein bisschen viel für ihn war, der neue Ort, das Büro, die vielen Menschen. Als er ankam war er zurückhaltend aber freundlich, ich konnte ihm hallo sagen und kraulte ihn ein wenig.
    Ich teile mit meiner Kollegin ein Büro, der hintere Teil ist sozusagen ihr Bereich, der vordere meiner, die beiden Bereiche sind durch zwei Tische getrennt, durch einen kleinen "Gang" kann man aber durchlaufen. Manchmal kommt es vor dass sie mal was von mir oder ich was von ihr brauche.
    Ich musste heute Nachmittag was aus ihrem Schrank nehmen und lief ganz normal, zielstrebig, etwas schnell da am arbeiten, durch den gang. Meine Kollegin war gerade am telefonieren und abgelenkt, ihr Hund lag am Boden neben mir, ca. 1-2 Meter von mir entfert. Kaum trat ich durch den "Gang" in ihren Teil des Büros sprang er auf und schnappte nach meiner Hand. Natürlich pakte meine Kollegin ihren Hund gleich an der Leine und wies ihn zurecht. An zwei Fingern hab ich nun zwei Bisslöcher von seinen Zähnen. Es blutete am anfang auch recht stark.


    Wir probierten dann nach 10 Minuten nochmal, dass ich wieder dort durchlaufe, sie dabei aber nicht abgelenkt war und mit ihrem Hund in Kontakt war. Denn wir dachten dass es einerseits deswegen war, weil Sie abgelenkt war und dann noch weil ich so schnell "in sein Revier gestürzt" kam.
    Also das ganze nochmals und etwas langsahmer und mit "mehr Gefühl", aber sobald ich wieder durch den Gang ging wollte er wieder nach mir schnappen, diesmal ins Bein....
    Also hab ichs lieber gelassen. Wollte den Abend aber nicht so negativ abschliessen, deshalb führte die Kollegin ihren Hund aus dem Büro und draussen gab ich ihm ein Leckerli und wir versöhnten uns ein wenig. Anfassen wollte ich ihn dann aber doch nicht, einerseits war ich natürlöich auch ein bisschen angespannt und ich merkte auch dass er einfach sehr unsicher war.
    Gleichzeitig bemerkte ich aber auch sein grosser Beschützerinstinkt, denn jedesmal wenn meine Kollegin mit jemandem sprach legte er sich vor ihre Beine zwischen die beiden Personen (ich geh jedenfalls mal davon aus dass das was mit dem Beschützerinstinkt zu tun hat)


    Meine Kollegin war natürlich total erschrocken über die Situation, sie trainiert mit ihm und hat auch eine Hundetrainerin/psychologin.
    Ich möchte gerne von euch wissen, wie ich mich am besten dem Hund gegenüber verhalten soll?!


    Einerseits muss ihm klarwerden dass ich und nicht er der Ranghöhere ist. Ich muss mich im ganzen Büro frei bewegen können. Aber es ist bestimmt falsch wenn ich ihm das dadurch klarmanche dass ich mich wie der Boss verhalte (Körpersprache etc.).
    Ich denke eher dass ich ihm Zeit geben muss sich einzugewöhnen, langsam mit ihm Kontakt aufnehme, ihm Leckerlies gebe etc. Allerdings möchte ich vermeiden dass er denkt er sei der chef, und wenn ich mich so verhalte hat er keinen Grund das nicht zu denken und weiterhin sein Revier zu verteidigen.
    Was noch dazu kommt ist, das ich jetzt natürlich auch einen gewissen Respekt vor ihm habe, nachdem er mich gebissen hat.


    Was würdet ihr mir raten?


    liebe Grüsse
    Amber

  • Grundsätzlich sehe ich da zwei mögliche Ansätze:


    1. Ihr macht dem Hund klar, dass Du ein Teil des Rudels bist, und in der Rangfolge höher stehst


    oder


    2. Deine Kollegin macht ihrem Hund klar, dass sie der Chef ist und entscheidet, wer ins Revier darf und wer nicht.


    Davon wäre dann Dein Verhalten dem Hund gegenüber abhängig.


    Super wäre, wenn ihr das zusammen mit der Trainerin/Psychologin besprecht, sonst arbeitet ihr am Ende noch gegeneinander... Bis dahin würde ich Dir dringend raten, dass Du Dich so unbedrohlich wie möglich verhältst, oder der Hund daheim bleibt.


    Übrigens, wie verhält er sich denn mit Deinen Hunden??


    liebe Grüße und viel Glück

  • Ich denke, der gravierendste Fehler ist schon geschehen. Warum schleppt deine Kollegin einen schlecht sozialisierten Hund direkt in den ersten Tagen im neuen Zuhause mit ins Büro? Meiner Meinung nach hätte ihm erstmal etwas Zeit zum Eingewöhnen im neuen Rudel zugestanden, bevor er einer solchen Situation ausgesetzt wird. Er kann doch unmöglich schon so eine gute Bindung zu seinem neuen Frauchen haben, dass er weiß, dass er sich auch in ungewohnten Situationen auf sie verlassen kann! Kein Wunder, dass er sich da verteidigen will. Sowas darf spontan man nur mit einem sehr wesensfesten, gut sozialisierten Hund machen. Ein Wackelkandidat verliert da zwangsläufig die Nerven.


    Sag deiner Kollegin, sie soll eine Woche Urlaub nehmen und erst mal zwischen sich und dem Hund eine Beziehung aufbauen. Und dann kann der Rest drankommen.

  • Ich würde mal schlicht und ergreifend sagen, jetzt weißt du, warum er so lange im Tierheim war!!! Der Hund hat ein Problem, das er sicherlich nicht von heute auf morgen ablegen wird.


    Was zu tun ist? Der Hund darf an sich nicht mehr ins Büro mitgenommen werden, denn ihr seid dort zum Arbeiten und nicht, um Hunde zu erziehen. Man stelle sich vor, es kommt noch jemanden zur Türe hinein und der Hund stellt ihn.


    Wenn deine Kollegin den Hund weiterhin mitnehmen möchte, würde ich ihr dringend raten dem Hund einen Maulkorb anzuziehen, dann könnt ihr entspannt arbeiten und der Hund kann niemanden beißen. Und so kann er langsam lernen, was er darf und was nicht.


    Aber man muss bedenken, dass der Hund keine Kommandos kann oder kennt, diese erst erlernen muss und sicherlich mit seiner neuen Rolle schlichtweg überfordert ist. Sollte ihn deine Kollegin evtl. dann noch in Watte packen, dann wird es noch lustiger werden. Klare Kommanos braucht der Hund dringend, wie nein, Platz etc., aber man kann nicht erwarten, dass er das alles bereits kann. Außerdem ist es möglich, dass dieser Hund nicht viel an Menschen gewöhnt ist, ihnen mißtraut und es ihm im Büro schlichtweg auch zu eng ist.


    Und du solltest den Hund absolut ignorieren.


    LG Schopenhauer

  • Das mit dem Maulkorb ist eine gute Idee.


    Ich hatte vor unseren beiden Mädels ja auch so einen Chaoten. Mit dem habe ich erstmal in Ruhe geübt, dass es supertoll ist, den Maulkorb zu tragen. Dann habe ich mit ihm Begegnungen geübt. Und mit der Zeit war er mit Maulkorb entspannter als ohne. So nach dem Motto: Jetzt kann ich eh nix mehr machen, dann kann ich mich auch entspannen. Oder: Immer wenn ich den trage, dann passiert nix schlimmes und ich treffe nur nette Hunde und Menschen.
    Oder er hat einfach gespürt, dass ich entspannter und sicherer bin.


    Auf jeden Fall ist es sicher für alle sicherer und entspannter.

  • Huhu,
    mir fällt noch ein: falls weder Urlaub möglich ist noch die Lösung mit Maulkorb, würde ich den Hund in einer völlig ruhigen Ecke ohne Überblick (ohne Blick auf Tür oder diesen "Gang", den du beschreibst) fixieren, also irgendwo anleinen, und während der Arbeit nicht weiter beachten. Gar nicht. Er soll nur ruhig bleiben. Irgendwann sollte er sich in seiner Ecke etwas entspannen können.


    Das ist jetzt aber nur eine zusätzliche Idee, wie man dieses Problem über den Tag "managen" kann, die Arbeit mit dem Trainer halte ich auch für absolut notwendig (der Hund wird ja nicht nur im Büro schützen?), und abschätzen, ob er überhaupt irgendwann gefahrlos mitgehen kann, können wir hier auf die Ferne mE sowieso nicht.


    Viele Grüße
    Silvia

  • hallo,
    bis der hund an einen maulkorb gewöhnt ist und die trainerin vielleicht dort mit ihm arbeitet, würde ich ihn in eine metallbox geben.
    wenn ihr arbeitet, könnt ihr nicht immer nur auf den hund achten, da ist er dann sicher verwahrt und kann sich keine weiteren erfolge "gönnen" . :D


    gruß marion

  • Zitat

    Ich denke, der gravierendste Fehler ist schon geschehen. Warum schleppt deine Kollegin einen schlecht sozialisierten Hund direkt in den ersten Tagen im neuen Zuhause mit ins Büro? Meiner Meinung nach hätte ihm erstmal etwas Zeit zum Eingewöhnen im neuen Rudel zugestanden, bevor er einer solchen Situation ausgesetzt wird.


    Sehe ich auch so, eigentlich wird einem doch bei Übernahme eines Hundes aus dem TH nahegelegt, mindestens 2 Wochen Urlaub zu nehmen.


    Meiner Meinung nach sollte sich die Kollegin ernsthaft Gedanken machen, wie sie es gewährleistet, dass alle in Ruhe arbeiten können - momentan sollten nicht x Leute an dem Hund "herumdoktorn" - deswegen finde ich auch, dass es nicht Deine Aufgabe ist, dem Hund irgendetwas klarzumachen.


    Wie meine Vorposter würde ich zunächst zu einem Maulkorb raten, fände aber auch eine Box nicht schlecht, eventuell könnte so ein eigener Platz auch Sicherheit vermitteln.

  • Was mir neben den schon genannten Tipps einfällt ist ein Korb mit Leckerchen oder Bällen und immer wenn man in den Bereich muss, nimmt man was aus dem Korb und wirft es dem Hund zu.
    Allerdings sollten man vorher testen, wie der Hund auf Wurfbewegungen reagiert, denn wenn er geschlagen wurden, könnte er diese Bewegung auch falsch verstehen.

  • Hallo,


    ich muss den meisten hier absolut zustimmen, besonders jedoch Schnaudels Post bezgl. des Herumdokterns am Hund durch viele Personen.


    Hier sollte zunächst AUSSCHLIESSLICH der HH aktiv werden, damit hier auf schnellstem Wege eine Beziehung zwischen Hund und Mensch erfolgen kann. Wenn jetzt mehrere Menschen am Hund rumwurschteln, wird der Hund nur noch mehr verunsichert.


    Um den Beziehungsaufbau zu beschleunigen würde ich ausserdem auf die Handfütterung übergehen und der Hund müsste für sein Futter arbeiten.


    Lg
    Volker

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