ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Ich finde auch das ein Gucken und vllt. angespannt sein okay ist. Für was hast Du sie korrigiert wenn ich fragen darf- durch die Korrektur kannst Du die Stressspirale natürlich auch noch höher drehen. Nach der Situation könntest Du sie über eine einfach Futtersuche oder aber auch die konditionierte Entspannung was runterfahren.

  • Ich habe die Aufregung korrigiert, kein Verhalten. Und das war auch der Grund, dass Lola überhaupt stand und nicht jippieh hinterher.


    Genau, Futtersuche habe ich angeboten und vielleicht lasse ich sie nächstes Mal einfach noch ein wenig länger stehen. Vielleicht kommt dann das Abschütteln von selber.

  • Das ist doch die Königsklasse - stehen ohne Spannung in Leine?! Also ich bin in so Situationen überglücklich mit meinem Jagdmädel.


    Ich korrigiere auch keine Aufregung (wie machst du denn das?), sondern lobe jedes nicht nach vorne gehen mit Markerwort. Wenn die Anspannung etwas nachlässt biete ich auch ein „lueg mal“ an und dann gibts in der Regel den Felldummy fürs umorientieren. Kann sie noch nicht, warte ich einfach ab. Die Erfahrung zeigt, dass die Aufregung von alleine abnimmt und die Umorientierung schneller geht. Bei Hasen oder Hühnern in Gärten gehts schon sehr schnell - bei Katzen (der Endgegner) oder Wild üben wir noch. Bei Rehen bin ich übrigens auch aufgeregt und will stehen bleiben und den schönen Tieren zugucken und gar nicht weitergehen. Von daher... habt ihr doch toll gemacht!


    Wir hatten vorgestern unser Highlight im Quartier. Vespa an der 10 Meter. Sie geht Gartentörchen abchecken, macht sie immer. Plötzlich geht sie einen Schritt in eins rein - hö? Macht sie nie. Ich hab die Schlepp recht eng aber ohne Spannung, Vespa kriegt ein „warten“. Jetzt sitzt doch ca 3 Meter vor dem Hund eine Katze im Hauseingang und guckt gechillt. Wow. Vespa steht, ich lobe und markere, sie zuckt kurz in meine Richtung. Loben, umorientierungssignal, Vespa kommt zu mir, kriegt Felldummy zum zwergeln. Kurzes Spiel, dann muss sie nochmals Katze gucken, zu aufregend. Noch eine Umorientierung, Dummy fliegt, Vespa auch und wir gehen zusammen weiter, Mädel mit Dummy im Maul und ich mega stolz. Hat sie super gemacht auf die kurze Distanz. Ich liebe Katzen die einfach liegen bleiben. :herzen1:

  • Wenn du selber ruhig damit umgehen kannst (was für dich zumindest in der beschriebenen Situation ja auch schwierig war), überträgt sich diese Ruhe im Laufe der Zeit auf den Hund.


    Ich finde, du hast super reagiert - und Lola auch!


    Mit dem Zeigen und Benennen - auch wenn dir da jetzt nur ein kurzes Lob möglich war - legst du die Basis dafür: Rehe = NICHT-Beute.

    Die daran anschließende Nasenarbeit finde ich genial, weil du damit

    1. die schon vorhandene Jagdmotivation beschäftigt hast; Lola konnte diese "abarbeiten"

    2. du diesen VON DIR INITIIERTEN Ersatz als "DAS ist Beute" angeboten hast.


    Was in einer solchen Situation machen, wenn der Hund nicht gesichert ist?


    Oft ist der Hund in einer solchen Situation in einem Interessenkonflikt: Einerseits würde er gerne seiner jagdlichen Motivation folgen, andererseits aber auch seiner Motivation, seinem Menschen (und dessen Anweisungen) zu folgen.


    Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ist eine barsche Ansprache der entscheidende Faktor, der den Hund dazu bringt, seiner jagdlichen Motivation zu folgen.


    Deshalb spreche ICH freundlich an, gebe freundlich eine Anweisung, die der Hund befolgen KANN (was bei mir zumindest oft ein "Sitz auf Distanz" ist), ihn aber davon abhält, nun in seiner jagdlichen Motivation weiter zu gehen und das Verfolgen (=Hetzen) des Wildes zu starten.


    Mir geht es darum, immer einen Teil der Aufmerksamkeit des Hundes BEI MIR zu halten.

    Deshalb bringe ich viel Geduld in solchen Momenten auf, TEILE erst mal das Interesse des Hundes, halte ihn auch dadurch mental bei mir - und warte den Zeitpunkt ab, bis die Anspannung so weit nachlässt, dass es dem Hund möglich ist, mit mir zu kommen - und wenn er da schon gelernt hat, dass ihn dann etwas Freudiges erwartet (wie eine Spurensuche, oder ein Apport) welches SEINEM Interesse folgt ... lege ich den Grundstein dafür, mit mir IM TEAM zu jagen.


    Hat ein Hund gelernt, dass der Quell seiner Freude die Jagd im Team mit mir ist, werden andere Jagdreize für ihn uninteressant/er.

  • Klingt priiiiimaaaa!


    Du, Aufregung abbrechen lässt sich schwer beschreiben. Letztlich ein Abbruch, der nicht das Verhalten meint sondern die Aufregung. Verstehen Hunde ganz wunderbar wie ich nun lernen durfte.


    Und ohne dass ich Lola erstmal sage "ÄhÄh, wir spulen uns da jetzt nicht hoch!" wäre es gestern noch nicht gegangen.


    Sonst arbeite ich wie du ins Stehen und Gucken hinein.


    Ich muss auch nochmal meinen Fokus weg bekommen von "Oh Gott, ein Reh!" mehr zu "Cool, gucken wir zusammen das Reh an!". Deshalb muss ich nochmal welche suchen gehen. xD

  • Du, Aufregung abbrechen lässt sich schwer beschreiben. Letztlich ein Abbruch, der nicht das Verhalten meint sondern die Aufregung.

    Würd mich trotzdem mal interessieren wie sowas gemacht wird.

    Von mir aus auch per PN.


    Ich kann mir darunter echt nichts vorstellen, und das der Trend gerade durch DF schwappt, aber neimand es erklären mag weil ist ja soooo individuell...

    Kann ich mir nicht mal im Ansatz was darunter vorstellen.


    Mal abgesehen davon, dass ich meinem Hund ja nicht im Sitzkreis sitzen kann und im jetzt erkläre ich korrigiere jetzt deine Aufregung und nicht dein Verhalten.....

  • Gestern etwas :herzen1::herzen1::herzen1:mit meinem Amigo erlebt:


    Auf einem Waldweg mit viel (noch) dichtem Gehölz direkt neben dem Weg. Aus diesem Gehölz kamen laute Geräusche eines Vogels - ob Fasan oder Wildgans, weiß ich nicht.

    Amigo war aufmerksam (und unangeleint), reagierte aber sehr gut auf meine Anweisungen, NICHT ins Gehölz abzudriften.

    Die Geräusche waren aber dermaßen anhaltend (und laut), und sie kamen vom BODEN - weshalb ich die Vermutung hatte, es könne sich um ein verletztes Tier handeln.


    Es kam dann ein Weg, bzw. eher Trampelpfad, der mich - meiner Einschätzung nach - näher an diese Geräuschquelle bringen würde.

    Zum ersten Mal entschied ich mich also, gemeinsam mit meinem Amigo "auf die Pirsch" zu begeben ... Amigo bekam von mir die Anweisung, "bei Fuß" zu gehen, und ich ging in langsamen Schritten, die Sinne auf die Wahrnehmung dieser Geräusche fokussiert, diesen Seitenweg lang....


    ....und mein Amigo :herzen1::herzen1::herzen1:pirschte mit mir mit :herzen1:


    Wie ein richtiger Jagdhund KLEBTE er (unangeleint!) an meinem linken Knie, die Aufmerksamkeit ins Gehölz gerichtet aber immer wieder einen Blick zu mir (bzw. meinem BeinxD) gerichtet um den engstmöglichen Kontakt zu mir zu halten ... das war UNGLAUBLICH.


    Ein hochkonzentriert mit mir zusammenarbeitender Hund :herzen1: - ich hatte Mühe, mich zusammen zu reißen um nicht auf Wolke 7 davonzuschweben ... xD


    Dann sah ich die Quelle der Geräusche davonfliegen - also erst habe ich es nur gehört, gesehen habe ich das Flügeltier erst, als es über das Feld flog.


    Ich blieb sofort stehen - und Amigo setzte sich vor mich und himmelte mich an: "Welchen Auftrag hast du jetzt für mich? :cuinlove:"


    Ich habe dann ganz ruhig jeweils ein Dummy jeweils ca. 20m rechts und links von ihm platziert, und ihn darauf warten lassen, welches Dummy ich ihm zuerst zu holen beauftrage...


    Was mich daran so völlig faszinierte war die Bereitschaft Amigos, mit mir zusammen zu arbeiten; Obwohl der jagdliche Reiz (der schreiende Vogel im Gehölz) so dermaßen groß war, hat Amigo nach nur EINER Anweisung ("bei Fuß) und starker Fokussierung eben auf diesen Reiz nicht ein mal in Richtung Gehölz gezuckt, sondern von sich aus meine Aktion strikt begleitet.

    Mit dem "Jagdabschluss" - also dem anschließenden Apport - habe ich diesem Hund das Sahnehäubchen auf dieses gemeinsame Jagderleben präsentiert.


    Ich hoffe, ich bekomme öfter mal die Gelegenheit zu einem solchen gemeinsamen "Jagderleben":herzen1:

  • Wie aus dem Bilderbuch! :herzen1::applaus: DA möchte ich hin.


    @Vakuole

    Ich glaube nicht, dass der Trend ins DF schwappt. Ein Teil arbeitet schon immer so. Denen ist klar, dass ein Sitz nur bedingt was bringt, wenn ich dann einen Hund habe, der zwar gerade so sitzt, aber vor Aufregung trotzdem eskaliert.

    Und es IST individuell. Je nach Typ Hund erreichst du den anders, brauchst mehr oder weniger Druck und Beharrlichkeit und es ist nicht nur Korrektur.

    Lola korrigiere ich. Es ist ein körpersprachliches "Nimm dich zurück!". Sie nimmt sich dann zurück, aber wenn zB in der Hundebegegnung ihre Unsicherheit durchkommt, kann ich mich zu Tode korrigieren. Das nützt nichts (und ist für mich auch falsch, wenn der Hund unsicher ist, braucht er kein gedeckelt werden), weil sie dann einfach Hilfe braucht. Das mache ich bei ihr über die Kaumuskulatur. Leckerli zum Abbeißen oder Lutschtube. Andere nehmen sehr gut leichtes Traben (Bewegung zum Stressabbau), was bei Lola eher nicht sinnvoll ist.

    Ich sage Lola also nicht, sie soll statt stehen sitze sondern möchte, dass sie aufhört an das zu denken, was sie da im Sinn hat, ob sie dabei einen Handstand macht, ist mir egal.

  • Gibt ja positive und negative Trends :ka:, ist ja erst Mal nicht bewertet.

    Und wenn ich auf dieses "Emotionen abbrechen" in letzter Zeit immer wieder im Forum stolpere, dann geht das schon etwas in Richtung Trend.



    Das was du da jetzt beschreibst ist für mich kein Abbruch, sondern ein gezielter Einsatz von entspannenden Massanhmen zum Stressabbau in genau der Situation.

    Ich empfinde es als total irritierend da von einem Abbruch zu sprechen.


    Und was du beschreibst empfinde ich noch viel mehr als irritierend wenn, dass das sein soll, was man anscheinend nirgendwo genauer Ausschreben mag, weil soooo individuell.

    Ein Abbruch muss immer individuell sein und trotzdem kennt jeder mind. Wasserflasche, ne Wurfdisc, ne Kettem, Körpersprachliches Zurückdrängen, Blocken als Abbruchmöglichkeiten.

  • Ich bin ja eher der Praktiker und nicht so lerntheoretisch unterwegs....


    Aber aufgeregt eine Aufregung korrigieren klingt für mich völlig komisch....


    Ich sage dem Hund auch lieber was er machen soll, anstatt ihm zu sagen was er nicht machen soll.

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