ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • @Hundundmehr


    Ja klar, erkenn ich das Anzeigen ;) Das haben wir uns ja erarbeitet ;)


    Ich bin generell mehr der "Fernsteuer"-Hundehalter. Also bei uns gibt es für's "Nicht-Jagen" etc. ein Stop-Kommando etc. ;) Ich bin wie gesagt, eher der Mensch, der durch Kommandos "in der Ferne" lenkt und nicht so oft den Rückruf nutzt ;)


    Bei uns ist der Deal, dass sie vorstehen darf, was sie ja auch brav gemacht hat. Ich hatte dort nur mit nix gerechnet. Normalerweise wären wir, wären die Rehe eben nicht dort gewesen, noch ein bisschen verharrt (beide), hätten in die Ferne geschaut und wären dann weiter.


    Sie hat wirklich mehr wie auf ne ältere oder neuere, uninteressante Spur reagiert :) Daher war ich von den Rehen ja auch überrascht. Habe, trotz der Spuren, nicht mit gerechnet.


    Aber ja, prinzipiell hab ich das AJT durch Sicherung, Vorstehen/Anzeigen belohnen und das dann ausbauen, Umorientierung loben und dann als nächsten Schritt und dann eben weitergehen/weggehen aufgebaut. Das klappt je nach Tierart mittlerweile recht gut.


    Nur hört mein Hund generell eben höchstens zu 95%, ich würde mal sagen im Schnitt 80-95% und daher ist sie immer an der Schlepp. Weil ich eben die 5-20% doch etwas viel finde/es nicht riskieren möchte ;)

  • Hi ihr Lieben,
    ich brauche mal euren Rat.


    Ich lese ja normalerweise nur immer sehr interessiert und still mit aber jetzt muss ich mir auch mal den Frust von der Seele schreiben.


    Mein etwa 5 jähriger vermutlich Schäfi-Husky-Mix ist ein nicht sozialisierter Kettenhund, ich habe ihn seit 2,5 Jahren, anfangs war es nicht mal möglich ihn anzuziehen ohne dass ihm das Hirn rausgeflogen ist. Ganz am Anfang haben wir nur geübt ruhig sein, 10 Meter gesittet laufen, ruhig sein, 10 Meter Flexi-Radius, dann haben wir am Ball Impulskontrolle und vor allem Stopp erarbeitet. Das war aber nicht auf das Jagen übertragbar. Er hat in jede Weinbergzeile reingeschaut ob es da was zum Jagen gibt.
    Seit ca. 1,5 Jahren ist er nun an der kurzen Leine! Devise war, sieht er 14 Tage (bzw Mal) am Stück etwas Jagdbares und bleibt da, darf er an die Schlepp, gleiches Spiel mit 21 Tagen, dann darf er frei laufen.
    Nach einem dreiviertel Jahr war der Hund für seine Verhältnisse komplett runter gefahren (in gewohnter Umgebung) aber die 14 Tage haben wir nicht geschafft. Trotzdem haben wir gesagt, er darf sich etwas mehr Radius erarbeiten. Bis dahin durfte er nämlich nur bis zur Knie-Ohr-Linie aber Schnüffeln etc.. Einschätzung vom Trainer war, dass er keinen Freilauf braucht (im Moment und wahrscheinlich auch für immer) weil das purer Stress für ihn ist aber er evtl. mal mit viel Training auf einen 5 Meter Radius kommt.
    Wir haben im letzten dreiviertel Jahr nun den ein Meter Radius inkl. Ableinen (was ebenfalls mords der Trigger war) erarbeitet.
    Seine 14 Tage auf Linie hat er voll. Ebenfalls seine 11 Tage im ein Meter Radius. Ich habe ihm wirklich vertraut, dass er in diesem Radius da bleibt.
    Heute hat er eine Katze gejagt. Und ich habe ihm wirklich vertraut! Jetzt weiß ich wirklich nicht wie ich weiter machen soll! Ich will keinen – ich bleibe mein Leben lang an der Flexi-Leine Hund- und ich bin bereit dafür zu trainieren. Aber ich dachte wirklich er bleibt da! Wir beide wussten da ist eine Katze, wir wusste nur beide nicht wo. Dann ist sie durch unseren Hof gerannt und er hinterher, zum Glück ist sie direkt durch den Zaun und ich konnte ihn direkt einsammeln und zusammen falten.


    Zu seiner Verteidigung: Wir arbeiten im Schichtbetrieb mit schwer erziehbaren Jungs. Groß Gassi ist bei uns gar nicht weil das zu viel für ihn ist. Meistens sind die Runden die wir gehen nicht länger als 30 Minuten weil er sich sonst zu sehr aufregt. Jeglicher Alltag ist für diesen Hund eine geistige Anstrengung. Mit den Jungs ist er perfekt! Warten ist auch nicht so seins, er bellt dann und hüpft mit den Vorderfüßen. Heute standen wir aber 5 Minuten auf dem Schulhof und er hat das besser gemacht als je zuvor. Danach standen wir noch auf dem Parkplatz (mein Auto vergöttert er auch, Gott weiß warum) und haben uns unterhalten, die Gegenüber hatte auch einen Hund und er hat sehr brav gewartet. Am Parkplatz zu Hause habe ich ihn in ca 8 Meter Entfernung abgelegt, ein Hund kam vorbei und er ist liegen geblieben. Auch nicht selbstverständlich. Dann war er beim Tierarzt Blut abnehmen weil er in den letzten Wochen hibbeliger war und mehr getrunken hat, anschließend Spazieren im Wind, da war er so aufgeregt wie schon lange nicht mehr. Und dann haben wir auf unserem Stellplatz die Katze entdeckt.
    Ich weiß das ist alles sehr viel und er hat sich heute für seine Verhältnisse extrem gut geschlagen! Wirklich super! Aber dass er die Katze gejagt hat ist halt übel. Er darf halt in seinem ein Meter Radius ohne Leine laufen weil das Ableinen ein Teil des Problems war. Und die Zahlen von oben sind wirklich strenge Zahlen. Gezählt hat nur wenn er in einer Situation dageblieben ist, in der er normalerweise nicht dageblieben ist. Heißt wenn eine Katze in 10 Meter Entfernung sitzt, zählt das nicht, weil er das schon kann.


    Ich hatte noch nie so einen Rückschlag. Ich dachte, wir machen die 14 Tage mit Leichtigkeit noch voll, machen dann nochmal intensiv Stopp Training und dann darf er seinen Radius wieder erweitern.


    Wie geht ihr mit solchen Rückschlägen um?


    Liebe Grüße

  • Das tut mir Leid zu hören.


    Ich hatte nie einen Hund mit einem Jagdproblem in diesem Ausmaß. Nastro ist der erste, der überhaupt deutliche Ambitionen zeigt.


    Ich hatte auch noch nie einen Hund, den sein Leben, bevor er bei mir eingezogen ist, in dem Maße verfolgt/geprägt hat, wie es bei euch der Fall ist.


    Deswegen klinge ich eventuell naiv. Trotzdem muss ich es fragen: Hat der Hund wirklich nicht die Chance sich körperlich auszupowern?

  • kurz nur am Handy. Zu Beginn sind wir jeden zweiten Tag auf die Hundewiese gefahren dass er eine Stunde - nachdem er gesittet hingelaufen ist- fetzen durfte, das hat er auch gebraucht, nach einigen Monaten haben wir auf 1x woechentlich auf dem leeren Hundeplatz laufen lassen gewechselt und inzwischen durfte er ab und an in der Arbeit laufen. Also ich schau schon dass er einmal die Woche fetzen darf. Das werde ich jetzt wohl wieder nur eingezaeunt angehen.

  • @SabineTaco Ich könnte mir vorstellen, dass das dann einfach der Tropfen des Tages war, der das Fass hat überlaufen lassen.


    Das ist ja von Hund zu Hund unterschiedlich, aber es gibt eben auch Hunde, die ein bestimmtes Aufgeregt- oder Reizlevel eben nicht überschreiten sollten, weil dann die Impulskontrolle nicht/noch nicht/nicht zuverlässig ... da ist.


    Ich trainiere bei meiner ja auch so, dass ich eben über eine "Reizlage" trainiert habe, habe ist richtiger, inzwischen ist sie entspannter. Aber so nach dem Motto: "über dieses Erregungslevel kommst du nicht drüber, sonst...verlierst du die Kontrolle, das weiß ich"...


    Das wäre eine Antwort auf dein unterschwelliges "Warum?".


    Auf das "Wie Weiter?" würde ich sagen: paar/einen Schritt/e zurück und das nochmals festigen? Wenn du ihm wieder mehr vertrauen kannst, wieder nach vorne und generell auf das Erregungslevel achten?


    Also bei eh schon "anstrengenderen Tagen" kommt der Hund eben an die Leine (falls euch beide das dann nicht mehr stresst und Energie raubt)?

  • Hey zusammen,


    vielen Dank für eure Beiträge. Eigentlich sagt ihr mir das, was ich schon weiß und das ist auch gut so :)


    Nochmal zum Freilauf. Das war eher so gemeint von a nach b laufen. Die Reize machen ihn dann nämlich hektisch und überfordern ihn. Er ist beispielsweise auf 100 Meter Freilauf Ausprobierstrecke nach 20 Meter von rechts nach links gependelt, nach 40 Meter hat er wieder angefangen nach Jagdbaren zu schauen und nach 60 Meter ist er wie ein gestochener eine Weinbergzeile runtergerannt. Nach 100 Meter sind wir stehen geblieben und er ist bellend um uns gerannt (aber nicht hütend). Gleiche Strecke bin ich an der Leine morgens entspannt gelaufen.
    Der Radius ist bezogen auf eine Wegseite und Schritt laufen oder zu Traben, um aufzuschließen. Das klang für mich am Anfang auch echt abartig aber das war die Lösung. Und ich habe bevor ich meinen Trainer gefunden habe zwei Trainer und viele, viele Tipps bekommen, die alles (und es gab seeehr viel mehr Probleme) nur noch schlimmer gemacht haben.
    Freilauf braucht er natürlich auch. Aber sobald er dieses Stressrennen anfängt ist vorbei und das tut er wirklich (Gott sei Dank) fast nur wenn wir von a nach b laufen. Auf dem Hundeplatz gar nicht, da weiß er aber auch, es passiert nichts, Hundegerüche interessieren ihn nicht und sonst gibt’s da nichts.
    Ansonsten handhaben wir das so, dass er zum Beispiel am See (er ist ne echte Wasserratte) solange liegen muss bis er sich beruhigt hat, dann darf er laufen, fängt er an nur noch hektisch rumzurennen, muss er wieder liegen bis er ruhig ist. So fahren wir echt gut. Wenn er ruhig ist darf er natürlich mit mir ins Wasser (und ich schwimme beim DLRG und er zieht mich zumindest im Brustschwimmen locker ab). Manchmal schwimmen wir auch an der Leine unsere Kreise wenn z. Bsp. Enten im Wasser sind.


    Ich tue mir halt schwer seine psychische Verfassung einzuschätzen. Eigentlich zeigt mir erst der nächste Tage bzw. Spaziergang ob der Vorherige zu viel war. Wenn er mich zum Beispiel in die Stadt begleitet (nur er und ich und mit ganz viel Leckerlies) kann ich ihn danach nichts mehr zumuten, das weiß ich und ist auch völlig in Ordnung. Oft ist das aber uneindeutig oder ein Reiz (den ich nicht mal kenne; er reagiert sehr auf Gerüche) ist plötzlich zu viel. Gerade beim Jagen trainiere ich ja aber in hoher Erregungslage. Manchmal ist das echt schwer für ihn und er ist wirklich bis zum Anschlag gespannt aber gerade da zeigt er oft die beste Kontrolle und grandiose Leistung. Ich vermute weil er da nicht so ooooh da ist was und aaaach jaaaaa, da fetzt ich mal hin, sondern, er weiß wir arbeiten und er weiß er muss dableiben. Deshalb habe ich mich da glaube ich heute echt verschätzt.
    Arbeiten wir nicht in der „Überforderung“ sprich Schrebergartensiedlung mit Hasen, Parks, mal ungewohnte Umgebung, Stadt oder Spaziergang mit den Kids auf der Arbeit, merke ich, er ist nicht ausgelastet und ihm fehlt was. Nur in seinem Komfortbereich zu bleiben ist daher a) gar nicht möglich und b) stellt ihn nicht zufrieden.
    Manchmal schätze ich ihn (meine Umwelt sowieso) ruhiger ein als er tatsächlich ist. Deshalb zähle ich die Tage und lasse lieber mehr verstreichen bevor ich einen Schritt weiter gehe. Zusätzlich muss er ohne Fehler (also ohne Korrektur, Hinweise und Belohnungen auf Reaktionen und Korrekturen seinerseits zählen selbstverständlich nicht) auf seiner Ohr-Knie-Linie laufen bis zur ersten Lösestelle und dann darf er als Belohnung in seinen Radius, ansonsten muss er auf der Linie bleiben. Er verdient sich quasi seinen Radius.


    Heute wollte ich ihm halt nach der Strapaze beim Tierarzt seine Belohnung gewähren. Der Meter Radius ist ohne Leine schöner weil er da mehr rechts bzw. links darf und kann. Richtig wäre gewesen ihn seinen Radius an der Leine zu gewähren weil er so aufgeregt war.


    Aber du hast Recht. Ich denke, er bleibt jetzt konsequent (und da muss ich echt an mich halten) für das nächste halbe Jahr an der Leine (Fortschritte kann er ja mit Flexi und Schlepp auch machen) und wir fangen wieder von vorne an.
    Hier im Ort gibt es einen Schäferhundeverein, ich könnte da anrufen und fragen ob ich deren Platz nutzen darf zum Laufen lassen, mein Trainer wohnt nämlich 30km weg und ich könnte mir eine 25m Biotane Schleppleine kaufen und mit ihm ans Wasser gehen.


    Und ja, das mit dem Energie rauben hast du schön auf den Punkt gebracht. Leinenführigkeit ist für uns natürlich mühsam und schwer. Genau wie frei laufen. Also müssen wir da durch.


    Generell hat der Hund gigantische Fortschritte gemacht. Vor 1,5 Jahren bin ich nicht mal bis zum Tor vom Vogelpark gekommen ohne dass der Hund komplett ausgerastet ist. Und mit den Jungs in der Arbeit ist er ein Jackpot. Ich sollte da öfter daran denken.


    Mein Trainer sagte mal wie erwähnt „Er muss nicht ohne Leine laufen, du willst das, er nicht, für ihn ist das Stress“.


    Vielen Dank nochmal und falls ihr Kritik habt, ich bin dankbar über jeden Denkanstoß.


    LG

  • Was ich mich die ganze Zeit frage: Wo und wann darf er (bei all den nachvollziehbaren Einschränkungen) mit seinem Jagdinstinkt arbeiten? Ihn nutzen? Den Deckel mal aufmachen?

  • Ehrlich gesagt darf er das nur ueber den Ball und dann mit Impulskontrolluebungen. Frueher haben wir auch viel Freiverlorensuche gemacht.
    Auch Teebeutel, Bierdeckel in einer Bierdeckelkiste etc, das hat ihn aber gepusht.
    Mantrail haben wir probiert, da ist er (natuerlich) Zitat " ein ungeschliffener Rohdiamant", danach war er aber fuer ein paar Tage komplett von der Rolle, also haben wir es nicht weitergemacht, zumal das auch von Mal zu Mal schlimmer wurde.
    Unser Problem ist halt dass k(aum) einer ihm genug Zeit gibt, sondern schnell irgendwohin, hauptsache lernen und machen aber er explodiert dann. Mein erster Gedanke auf dein Kommentar war vllt mal n Dummytrainer aber ihn einladen, irgendwo ausladen und trainieren womoeglich noch in der Gruppe.. Puuuh... Ich Weiss nicht.
    Bei der Flaechensuche haben wir geschnuppert aber das wollte dann ich nicht weil ich ihm ja beibringen will da zu bleiben und ihn nicht fuers Weglaufen belohnen will.
    Truemmersuche waere in meinen Auge das perfekte fuer ihn aber das ist nicht realisierbar...

  • Frueher dachte ich, an ihm ist ein Hueter verloren gegangen. Er hat mal aus Uebersprung (dank einer "Trainerin") mein Pferd gejagt. In die Hinterfuesse gebissen dass es vorwaerts laeuft und in den Bauch dass es die Richtung wechselt. Er hatte super viel Spass, es gab keine Verletzungen. Nach 1,5 Jahren hatte ich ihn soweit dass er es selbststaendig gemieden hat (kurz fixiert und dann auf ein leises, ruhiges Wort oder selbststaendig was anderes gemacht).
    Ich glaube aber das waere zu viel Reiz fuer ihn, zu viel Druck, zu viel Umgebung.
    Er scheint tatsaechlich am ruhigsten, ausgeglichensten und haendelbarsten zu sein wenn er nichts darf ausser sich ruhig zu verhalten:/
    Wir beide spielen wilde Kampfspiele und haben richtig viel Spass dabei uebrigens :)

  • Für mich liest sich das nach einem hormonellen Problem.


    Möglicherweise ist bei deinem Hund vor Allem die Produktion von Cortisol ziemlich aus der Bahn geraten.


    Das Ganze schon über einen längeren Zeitraum.
    Das hat auf den gesamten hormonellen Ablauf bei deinem Hund Auswirkungen, hier ist vor Allem die Schilddrüse als Symptom besonders zu beachten.
    Hast du deren Werte mal prüfen lassen?


    Das Jagdproblem ist mMn eine (sicherlich im Alltagshandling sehr schwierige, weil beeinträchtigende) Nebenerscheinung.
    Jagdliche Auslastung kann in einem Gesamtkonzept sicher genutzt werden, um den Hund zufriedener und damit ausgeglichener zu machen, ist aber scheinbar nicht die eigentliche Ursache für das Gesamtverhalten deines Hundes.


    Ich würde tatsächlich einen Tierarzt mit verhaltenstherapeutischer Ausbildung aufsuchen, um festzustellen ob nicht in deinem Falle erst eine medikamentöse Behandlung die Basis für ein sinnvolles Training mit deinem Hund ermöglicht.


    Dass dein Hund so auf die Katze reagiert hat, wundert mich nicht.
    Zähle einfach mal zusammen, welche Stresssituationen er davor mitgemacht hat:
    - Schulhof
    - Gespräch auf dem Parkplatz, wo er ruhig einen anderen Hund aushalten musste
    - Abliegen auf dem Parkplatz mit Passierendem Hund
    - viel Wind auf dem anschließenden Spaziergang (Gerüche und Geräusche)
    - Tierarztbesuch mit Blutabnahme


    Bei all diesen Gelegenheiten werden neben den schnell wirkenden und abbauenden Stresshormonen Adrenalin und Noradrenalin auch das länger wirkende Stresshormon Cortisol produziert.
    Cortisol hält den Organismus in "Alarmbereitschaft", je mehr Cortisol dem Organismus zur Verfügung gestellt wird, umso schneller und stärker reagiert der Organismus auf Reize - auch auf solche, die der Hund eigentlich schon weniger reagiert hat.


    Dein Hund ist willenlos diesen Hormonen ausgeliefert, die Hormone bestimmen dann sein Verhalten.


    Vielleicht kannst du es mit diesem menschlichen Szenario besser nachvollziehen, was mit deinem Hund passiert:


    Du bist Nachts alleine auf dem Nachhauseweg, gehst dabei auf einer menschenleeren Straße an einem Park vorbei, mit wenig Licht. Plötzlich hörst du hinter dir ein Geräusch und Schritte (Jemand, der sich zum Pinkeln ins Gebüsch verzogen hatte).
    Das Adrenalin haut dir in die Kniekehlen, und du beschleunigst um schnell nach Hause zu kommen.
    Dein Atem geht immer noch schneller, als du in deiner Wohnung ankommst.
    In dieser fühlst du dich normalerweise sicher - aber trotzdem schreckst du bei jedem normalerweise vertrauten Knacken hoch.
    Das ist die Wirkung von Cortisol (möglicherweise auch noch Adrenalin und Noradrenalin).
    Letztendlich kontrollierst du noch mal die gesamte Wohnung, ob dort nicht irgendwo etwas (jemand) ist ... und die Nacht verbringst du auch noch unruhig.


    Je nach Wirkung eines Ereignisses kann es mehrere Tage dauern, bis der Cortisolspiegel sich wieder normalisiert hat.
    Das hast du bei deinem Hund schon selber beobachtet.


    Da er aber besonders stark auf solche Außenreize reagiert, kann sein Organismus sich gar nicht ausreichend erholen und für einen ausgewogenen Hormonhaushalt sorgen.


    Dein Hund kann derzeit gar keine Gewöhnung an Reize aufbauen.
    Meiner Meinung nach hätten die 5 Minuten auf dem Schulhof an dem Tag schon als Reiz für ihn ausgereicht, da hatte er schon genug zu verarbeiten für den Rest des Tages.
    Das ist aber meine "Fernmeinung" ... hier sollte sich wirklich ein kompetenter Verhaltenstherapeut den Hund ansehen, und gemeinsam mit dir ein Gesamtkonzept erstellen.

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