ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • @Geckolina Ich habe damit sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Das "Niemals" ließe sich nur durchsetzen, wenn sie immer in meiner Nähe bliebe und vermutlich, wenn es immer ein Tabu gewesen wäre. Nun war mein Hund jedoch von Anfang sehr selbstständig und hat gelernt, dass seine eigenen Entscheidungen die besten sind, sodass ein ein Tabu ohnehin zwanzigmal hinterfragt und dann eventuell mal anerkannt wird, wenn es logisch erscheint - ansonsten nicht.


    Mit diesem Hinweis würde ich mir alles verderben und hätte einen Hund, der allein spazierengehen würde bzw. jedwedes Interesse an mir verlieren würde. Das klappt also nicht bei jedem.


    Ich habe die Dinge, die ich empfohlen habe, nicht als tollsten Trainingsweg, der garantiert immer funktioniert hingestellt, sondern nur gesagt, dass man es mal probieren könnte. Hunde sind so unterschiedlich, dass man m.E. gar nicht sagen kann, dass etwas, was bei vielen Hunden nicht funktioniert, bei einem nicht doch den Erfolg bringen kann.

  • Ich halte es nicht für klug, einem Hund eine Fährte anzubieten, die nach Wild riecht. Ich habe gute Erfahrungen gemacht, absolute Tabus aufzustellen: Im Sinne von "niemals".
    Synthetische Stoffe taugen sowieso nichts. Ich habe letztes Jahr versucht, damit Bracke zu täuschen um eine Trainingssituation zu schaffen. Hat nicht funktioniert.


    Den besten Hinweis, den ich jemals bekommen habe (so einfach wie er ist) kam von flying-paws: Spaziergänge sind grundsätzlich unaufregend. Es wird nichts Aufregendes passieren. Wir werden den Weg nicht verlassen, es gibt kein Rumtoben, im Wald ist einfach ruhiges Gehen und Schnüffeln angesagt. Klappt perfekt.

    Oh, das freut mich sehr.

  • Würstchenfährten kennt Finya. Das fand sie 3x sehr lustig (an verschiedenen Tagen) und beim 4. Mal war ihr das zu blöd und sie wollte partout nicht auf die blöde Spur.


    Ich habe bei ihr auch eher selten bzw. eigentlich noch nie das Problem, dass sie einer Fährte folgt und ich sie nicht gestoppt bekomme. Das hatte ich schon ein paar Mal.
    Wenn sie auf Sicht geht, kann ich sie nicht stoppen und sie scannt wie ein Windhund die Gegend, springt zum Teil ja auch auf Hunde, die Rehen ähnlich sind oder weit entfernte Jogger/Radfahrer an.


    Mitunter hätte ich bei ihr eine Chance, wenn ich alles was sie tut, kontrollieren würde - also wirklich alles. Sie dürfte nichts mehr alleine entscheiden, aber das ist nicht meine Welt, also könnte ich es gleich lassen.
    Die andere Option wäre vielleicht über Strafe zu arbeiten, aber das möchte ich in dem Sinn nicht, weil ich ihr das einzige wegnehmen würde, was sie wirklich heiß und innig liebt. Deshalb bleibt sie vorerst an der Leine und darf kontrolliert Spuren folgen.

  • Versuche es mal mit Schabletten (ander Käse geht auch), aber nicht am Boden sondern am Baum kleben. Naturlich auch kombinierbar mit einer Wurstfährte. Der Tipp ist hier aus dem Forum und meiner macht es richtig Spass und der Rest im Wald interesssiert nicht mehr. Z.Z. geht es auch über Baumstapeln, da bei uns frisch gefällt würde.

  • Mitunter hätte ich bei ihr eine Chance, wenn ich alles was sie tut, kontrollieren würde - also wirklich alles. Sie dürfte nichts mehr alleine entscheiden, aber das ist nicht meine Welt, also könnte ich es gleich lassen.
    Die andere Option wäre vielleicht über Strafe zu arbeiten, aber das möchte ich in dem Sinn nicht, weil ich ihr das einzige wegnehmen würde, was sie wirklich heiß und innig liebt. Deshalb bleibt sie vorerst an der Leine und darf kontrolliert Spuren folgen.

    Das ist halbgar, irgendwie... Du willst Kontrolle, aber auch nicht, weil das für den Hund ja "böse" ist.


    Ich weiß nicht zu welcher Rasse Dein Hund gehört, aber für meine Arbeitshunde ist dieser dauernde Bereitschaft bei jedem Gassigang Gift. Sie werden dann fast zwanghaft in ihrem Jagdverhalten. Wenn die jeden Tag in Jagdbereitschaft herumlaufen würden, dann wären die total durch und nicht mehr kontrollierbar. Nun arbeite ich meine Hunde ja in ihrem Job jagdlich, das heißt, sie können sich ausleben. Doch auch da macht die Dosis das Gift - man könnte ja meinen, je mehr sie da tun dürfen, desto weniger wollen sie draußen. Doch ab einem bestimmten Punkt schlägt es über. Wenn ich die täglich am Vieh trainiere - sie also kontrolliert jagen lasse - dann sind die auch bei den Spaziergängen ziemlich drauf.


    Was ich damit sagen möchte: Wenn Dein Hund täglich seinen Stoff bekommt, dann ist fraglich, ob er das braucht, weil er drüber ist oder ob es tatsächlich einem normalen Bedürfnis entspricht.

  • Ich kann dir nicht ganz folgen...vor allem den letzten Absatz verstehe ich nicht ganz :???:



    Kontrolle ist für mich nicht böse, aber ich würde es nicht durchhalten, wenn ich sie pausenlos und bei allem kontrollieren müsste. Ich möchte meinem Hund nicht ständig sagen müssen, was er zu tun hat. Sie ist ohne Wildeinfluss ein sehr leichtführiger und anpassungsfähiger Hund geworden, der gut mitläuft ohne dass ich ständig auf sie einwirken müsste.
    Mir ist aber klar, dass sie mitunter auch am Wild kontrollierbar wäre, wenn ich sie auch im Alltag anders händeln würde - regelmäßig konsequent Kommandos einfordern, Privilegien erst frei geben, wenn sie etwas dafür getan hat und ähnliches - nur möchte ich das eben nicht, weil siehe oben^^
    Ich würde es aus eben diesem Grund auch nicht durchhalten, weil es mir sinnlos erscheint.


    Mag sein, dass ich mir selbst im Weg stehe.


    Bei ihr kommt der Jagdtrieb wohl vom Terriererbe. Sie ist keineswegs ständig auf der Suche nach dem "Kick". Wir gehen ganz normal spazieren, sie schnüffelt und läuft wie jeder andere Hund, aber wenn wir in einem stark frequentierten Wildgebiet unterwegs sind, kann es schon mal passieren, dass sie den ganzen Spaziergang über nicht mehr runter kommt. Das ist aber eher selten.

  • Vielleicht hast du Glück und Mac jagt nur aus Langeweile und nicht aus Passion. Das bekommt man ganz gut hin.

    Ich habe ja auch so einen "aus Spaß" Jäger. Und den kann ich auch ganz gut hinter mir her ziehen, indem ich losgaloppiere. Aaaber - großes Aber - das hebt den Erregungslevel doch ganz ordentlich und dem Hund fällt es dann noch schwerer, dem Rennen-Wollen nicht nachzugeben.


    Ich habe den Effekt zwar auch ausgenutzt, aber ich halte es nicht für sinnvolles Training und betrachte das eher inzwischen als Fehler, den ich halt gemacht habe, weil es so einfach schien (und ich so ahnungslos war)


    Ich hab den Hund dann erst mal ziemlich runter bremsen müssen, viel ruhig an der Leine am Pferd, in der Nähe bleiben usw. Wie es hier gerade geschrieben wurde: Es passiert nix aufregendes, basta.


    Und ich muss eben am Gehorsam arbeiten. Das war für mich die gute und die schlechte Erkenntnis, als ich beim ATJ-Seminar war: Ich habe keinen "echten" Jäger. Ich kann den über Gehorsam, Impulskontrolle, Gegenkonditionierung "kriegen". Das ist super - aber ich hab auch echt keine Ausrede mehr... wenn ich den so hochdrehen lasse, dass er losflitzt und nicht mehr hört, dann hab ich selbst dran schuld - aber ich kann halt auch dran arbeiten.

  • das wär mega.. also einfach mal beim spazieren beschäftigen?

    Ja, aber nur mit ruhigen Sachen. Riechspiele, etwas wo sie sich vorher kooperativ zeigen muss. Nichts, was viel mit rennen zu tun hat. Und das Abbruch-Kommando und der Rückruf müssen ihr in Fleisch und Blut übergehen.
    Ich bin großer Fan von "auf dem Weg" bleiben und "Interessantes anzeigen und belohnen".
    Und eben Ruhe. Wenn der Hund nicht ruhig ist, kommt er an die Leine. Unruhe beginnt bei der Bracke schon beim Zickzacklaufen, Nase am Boden und hektisch werden.
    Wir gehen auch nicht aufgeregt raus, ich habe gewartet, bis er in einem ruhigen Modus war.


    Manchmal bringen uns noch Hundebegegnungen mit aufgeregten Hunden aus der Bahn. Das ist unsere Baustelle. Dass Bracke nach dem Spielen wieder ruhig wird.

  • Ich war gestern so so stolz auf Mavy! Seit ein paar Tagen jagt sie, aus welchem Grund auch immer, nicht mehr "nur" Hasen und Rehe, sondern auch Vögel und Mäuse :dagegen:
    Aber jetzt weiß ich, wie ich das unter Kontrolle bekomme :birthday:
    Also ich hatte Leberkäse und Hackfleisch als Belohnung dabei, den Leberkäse bekommt sie wenn sie zurückkommt auf Abruf und das Hackfleisch bekommt sie als Jackpot bei schwierigeren Situationen, wie zum Beispiel vorhin; sie sieht einen Hund von weitem und weil der ja ein potenzieller Spielgefährte sein könnte starrt sie ihn an und will anfangen, zum sprint anzusetzen. In der Sekunde hab ich reagiert mit einem strengen und habe sie dann mit unserem (neu geübten) Rückrufsignal "Hiieerr!" rangerufen und siehe da: sie kam doch glatt zu mir gerannt, hat sich absetzen lassen und so haben wir den Hund ganz in Ruhe beobachten können. Am Ende wurde das ganze mit unserem Okay aufgelöst ( als der Hund weg war) und alles ging seinen gewohnten Gang.
    Später auf der Runde war ein Mauseloch sehr interessant, hab unser Abbruchkommando benutzt und sie rangerufen und siehe da: Hund kam zu mir zurück :applaus: ich hoffe, dass das auch bei Hasen funktionieren wird!

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