ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Zitat

    Super-Belohnungen wirken nicht einfach so, das muss man tatsächlich auftrainieren - ein entscheidender Punkt, den viele Leute vergessen. Da kommen da so Argumente wie "da könnte ich mit einem Schnitzel/Huhn wedeln, der würde nicht kommen". Der Stellenwert von Belohnungen ist nicht einfach fix, der verändert sich mit den Erfahrungen, die der Hund macht. Das ist vielen Leuten absolut nicht klar - wie der HH, die so enttäuscht war, dass das hippe Wundermittel Mantrailing in der 3. Lektion ihre Beaglehündin nicht davon abhielt, Wildspuren interessanter zu finden. Sie war total erstaunt zu hören, dass sich das durch Training ändern kann. Die Leute sind einfach fixiert darauf, eine Belohnung zu finden, die jetzt und in jedem Fall alles toppt, was an Verleitungen möglich ist. Und wenn das nicht funktioniert, meinen sie, dass ihr Hund auf positive Verstärkung nicht anspricht in dem Fall.


    Wenn der Hund eine Belohnung unter "normalen" Bedingungen toll findet, ist das doch super! :gut: Nun beginnt die lange Arbeit, die Wertigkeit durch viiiiele Erfolgserlebnisse hochzuschrauben....


    Schön geschrieben :2thumbs:

  • Zitat

    Hallo ihr lieben Jagdhundehalter,
    ich würde gerne wissen, wie ihr mit Rückschlägen umgeht. Heute war wieder ein Tag zum "In-die-Tonne-kloppen" :|
    Es lief die letzten Tage echt gut und dann ein riesen Rückschlag. Beim Rückruftraining ist er einfach, statt zu mir zu kommen, ins Feld gerannt und wollte Vögel jagen. Ich bin umgedreht und weggerannt und er ist auf dem Parallelweg in meine Richtung gerannt und als er mich nicht mehr sah, hat er mich gesucht und kam auf meinen Pfiff direkt zu mir. Ich hab ihn mega gelobt. (Also halb so wild, er schaut schon, wo ich bin und wildert nicht minutenlang). ABER, wenn ich auf dem offenen Feld stehe und er mich sieht, kommt er nicht zu mir sondern sucht sich was interessanteres :( Auch wenn ich wegrenne, kommt er in meine Richtung mit und geht dann weiter aufs Feld. Daher ist er immer mit der Schleppleine gesichert, die lag aber auf dem Boden weil ich "nur" einmal abrufen wollte und das mehr als 10m...
    Danach hat er beim übernächsten Rückruf genau denselben Quatsch gemacht und rennt beim Kommando ins Feld und will Vögel jagen, irgendwie hat er sich angewöhnt beim Rückruf zu schauen, was es besseres gibt und ich frage mich, wieso? Wir haben den Rückruf nur positiv und immer wieder in allen möglichen Situationen aufgebaut und nicht nur in solchen Situationen in denen er grade was besseres sieht oder riecht.


    Vielleicht gehört Dein Modell zu einer Sorte, die darauf selektiert ist in einem gewissen Radius um den Menschen ein Gebiet nach Wild abzusuchen und aufzuscheuchen?


    Ich finde es immer wieder spannend wie man letztendlich doch am Verhalten des Hundes erkennen kann, welche Rasse(n) da vornehmlich zugange ist/sind. Und die Genetik ist eben sehr, sehr stark. Wenn diese Verhaltenskette stark selbstbelohnend, weil sie genetisch so stark verankert ist, dann machst Du in dem Sinne nix falsch. Ich würde das Problem übrigens nicht ausschließlich über Rückruf lösen, sondern eher darauf hinarbeiten ein ruhiges Verhalten, freier von Bewegungsreizen, die oft den Jagdtrieb ankicken, zu fördern.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Zitat


    Vielleicht gehört Dein Modell zu einer Sorte, die darauf selektiert ist in einem gewissen Radius um den Menschen ein Gebiet nach Wild abzusuchen und aufzuscheuchen?


    Ich finde es immer wieder spannend wie man letztendlich doch am Verhalten des Hundes erkennen kann, welche Rasse(n) da vornehmlich zugange ist/sind. Und die Genetik ist eben sehr, sehr stark. Wenn diese Verhaltenskette stark selbstbelohnend, weil sie genetisch so stark verankert ist, dann machst Du in dem Sinne nix falsch. Ich würde das Problem übrigens nicht ausschließlich über Rückruf lösen, sondern eher darauf hinarbeiten ein ruhiges Verhalten, freier von Bewegungsreizen, die oft den Jagdtrieb ankicken, zu fördern.


    Viele Grüße
    Corinna


    Sehr guter Ansatz und das passt. Denn er reagiert nicht ausschließlich auf Reize sondern geht direkt los um bevorzugt Vögel aufzuscheuchen. Mein Ansatz ist auch das Absitzen lassen, damit er nicht zum rennen verleitet wird.
    Aber diese Verhaltenskette, die er nun an den Tag legt, schockiert mich: Er steht auf dem Weg und schaut aufs Feld, ich warte, er schaut mich kurz an, ich rufe ihn und er schießt los :( :

  • Ich rufe ihn nicht, wenn er etwas fixiert sondern wenn ich denke, er ist ansprechbar. Wobei ich seit gestern denke, er sieht das ansprechen und abrufen als Startschuss, was es unglaublich schwer macht, zu unterscheiden, wann er ansprechbar ist. Verstehst du, wie ich die Verhaltenskette meine?


    Es ist nicht täglich, gestern aber zweimal und heute morgen eben diese Reaktion auf den Abruf. Im Wald ist es viel entspannter mit ihm, da kann er einfach nicht so weit schauen. Im Feld ist er nur am scannen, die Felder, den Himmel.

  • Zitat

    Ich rufe ihn nicht, wenn er etwas fixiert sondern wenn ich denke, er ist ansprechbar.


    Könnte da eine Verhaltenskette vorliegen? Beobachte mal was er macht bevor Du denkst, er wäre ansprechbar.


    Wie oft rufst Du denn?

  • Zitat

    Könnte da eine Verhaltenskette vorliegen? Beobachte mal was er macht bevor Du denkst, er wäre ansprechbar.


    Wie oft rufst Du denn?


    Die Verhaltenskette versuche ich gerade zu verifizieren. Es ist nämlich so, wenn er vor mir läuft und ich rufe ihn, kommt er direkt zu mir, aber wenn er irgendwo steht, zischt er ab.
    Ich rufe ihn nicht zu oft und versuche, ihm was tolles zu bieten, wenn ich ihn rufe. Entweder verstecke ich Leckerlis, renne mal weg, mache ein paar Übungen mit ihm oder lasse ihn weiterschauen oder schnüffeln. Er soll es interessant finden, zu mir zu kommen.
    Rufe ich zu oft? Rufe ich zu wenig?

  • Hallo an all die Halter jagdambitionierter Hunde,


    ich habe erst überlegt, ob ich einen eigenen Thread aufmachen sollte, doch dann kam mir dieser hier in Erinnerung und das ist genau das was ich brauche.
    Ich muss ehrlich zugeben, ich habe mich nicht durch über 2670 Antworten und 268 Seiten, die sich in den letzten 6 Jahren angesammelt haben, gelesen. (Ich hab angefangen aber es war einfach sooooo viel)
    Ich hoffe einfach, dass mein Beitrag gelesen wird und ich ein paar Rückmeldungen von euch bekomme.


    Kurz zur Vorgeschichte: Ich habe eine Hündin aus "dritter Hand", die durchs Veterinäramt ihren Besitzern "entzogen" wurde, bzw diese die Vermittlung als Auflage bekamen.
    Die Dame kam sehr krank und schwach bei mir an und musste erst Mal gesunden. Sie ist nach wie vor nicht top fit, jahrelanger "Missbrauch" (auf jeden Fall ein Tritt, der Rippenbrüche zur Folge hatte und die rechte Hüfte geschädigt hat) bzw starke Vernachlässigung (so dünn, dass Ballenfett und Hinteraugenfett schon verschwunden waren, alle Knochen zählbar, kein Fell, stake Pyodermie über den ganzen Körper, chronische Ohrenentzündung etc....) haben ihre Spuren hinterlassen. Sie läuft eben manchmal etwas "seltsam" ;) ist aber ein sehr fröhlicher, freundlicher Hund geworden..... der seit dem sie wieder hören und riechen kann eben auch "jagdfähig" wurde.
    Als sie bei mir einzog dachten wir, dass sie taub ist, ein Trugschluss, denn die "Taubheit" lies mit dem abschwellen und abheilen der Ohren immer weiter nach :smile: auch konnte sie, nachdem Nasenmilben und Lungenwürmer besiegt waren, wieder riechen und es war eine wahre Freude ihr dabei zuzuschauen, wie sie die Welt mit der Nase zu erkunden begann und immer mehr zum "Hund" wurde!


    Ich habe den Rückruf mit ihr trainiert, (an der Leine in eingezäunten Arealen, sie geht mittlerweile meisten offline) sie kommt auf Pfiff, zuverlässig zurück, wenn ich merke, dass sie was in die Nase bekommt und sie gleich abrufe, auch kein Problem sie dreht um, wenn sie alleine vorstürmt kann ich sie auch von einem Reh zurückpfeifen.
    Wo ich versage sind Katzen, da scheint sie mich nicht mehr zu hören, bzw erst sehr viel später ;) wir arbeiten dran..-


    Jetzt geht es um folgende Situation (und ich hoffe mal ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt bis hier her). Ich stehe mit einer Freundin von mir um meine Dame herum und bewundern sie ein wenig, reden darüber wie sehr sie sich verändert hat etc, achten also nicht wirklich auf die beiden anderen Hunde. (Ich weiß dumm gelaufen)
    Die Hündin meiner Freundin hat im Unterholz einen Hasen aufgespürt und hetzt diesen etwa einen halben bis einen Meter vor der Schnauze meiner Dame entlang, sie startet sofort durch und zu zweit geht es ab, dem Hasen nach (meine andere hat gehört wie eine eins und hat sich direkt ins "Sitz" geschmissen, als ich sie angebrüllt habe, wurde natürlich entsprechend gelobt) ich pfeife und rufe und pfeife, meine Dame überlegt es sich in etwa 200m Entfernung, stockt wird langsamer, schaut der anderen Jagenden nach, sichtlich unentschlossen wohin mit sich, ich pfeife erneut sie sprintet zwei drei Meter weiter weg, schmeißt sich auf der Hinterhand rum und rast auf mich zu, nach etwa 2/3 des Rückwegs (der Hund meiner Freundin immer noch hinter dem Hasen her und mittlerweile außer Sichtweite) wird sie langsamer, macht sich klein, die Rute wedelt unsicher, Ohren nach hinten geklappt, schaut zu mir hoch, unterwürfig, ich locke sie ran, setzte sie neben mir hin und sage gar nichts, denn ich weiß nicht was ich machen soll :verzweifelt:


    Möglichkeiten:
    - schimpfen, weil sie soll nicht jagen (sie ist ja grade zurück gekommen und dass obwohl der andere weitergejagt hat also fand ich das die schlechteste Option)
    - ignorieren, denn es war ja nicht ganz korrekt, was sie gemacht hat, hat ja die ersten pfiffe und rufe ignoriert und ist weiter gerannt
    - loben, denn sie ist ja zurück gekommen und das finde ich ja absolut prima und sehr gut´, aber was wenn sie das Lob auf das Jagdverhalten bezieht und denkt es war richtig los zu schießen


    Was ich gemacht habe war nichts zu sagen, nur meine Hand an ihre Rippen gelegt, sie dann ins "Sitz" zu schicken, sie dafür zu loben, ihr ein Leckerchen zu geben.


    So, nun meine Bitte, meine Frage an euch, wie nehme ich den Hund korrekt in Empfang, so dass er verstehen kann, jagen ist schlecht, aber zurückkommen ist toll??? :hilfe:


    Vielen Dank für's lesen und liebe Grüße


    Irr

  • Huhu,


    Jagen ist schlecht, kannst du ihr sagen, wenn sie von dir weg rennt ... Schleppleine, Brüllen, etc.


    Das zu dir kommen, egal ob auf Rufen oder von sich aus ist IMMER toll.
    Denn genau das willst du, dass sie gerne zu dir rennt. Lade sie ein, zeig ihr, dass bei dir was tolles los ist.


    Ob Dummys werfen, dass sie an dir vorbei rennt, was "jagen" darf und dir bringt, oder mit Leberwurst belohnt wird etc. ist eure Sache.


    Zumindest ist zu dir kommen immer toll und wir bitte niemals bestraft, denn das verbindet Hund nicht mit dem Jagen, sondern dem zu dir kommen und meidet noch mehr.


    Ansonsten finde ich es sehr schwer, wenn Hunde zu zweit rennen und sich gegenseitig aufheizen, das ist dann schon Hohe Schule des Rufrufes.



    Hier würde der Hund auch sofort belohnt, ohne vorher Sitz etc. machen zu müssen ... denn wie gesagt: Zu mir kommen ist belohnenswert und soll sich lohnen für den Hund ;)

  • Zitat

    Huhu,


    Jagen ist schlecht, kannst du ihr sagen, wenn sie von dir weg rennt ... Schleppleine, Brüllen, etc.


    ...oh ich hab gebrüllt ;) alles was ging, sie war eben ganz ohne Leine, was ja auch eigentlich gut funktioniert.


    Zitat

    Das zu dir kommen, egal ob auf Rufen oder von sich aus ist IMMER toll.
    Denn genau das willst du, dass sie gerne zu dir rennt. Lade sie ein, zeig ihr, dass bei dir was tolles los ist.
    Ob Dummys werfen, dass sie an dir vorbei rennt, was "jagen" darf und dir bringt, oder mit Leberwurst belohnt wird etc. ist eure Sache.


    Blickkontakte lobe ich verbal, wenn sie von sich aus zu mir zurück läuft lobe ich auch meistens über Stimme und ein kurzes Streicheln, Leckerchen gibt es wenn sie auf Pfiff oder Ruf zurück kommt.
    Meisnt du ich sollte ihr eine Zeitlang einfach immer was geben, wenn sie zu mir kommt?


    Zitat

    Zumindest ist zu dir kommen immer toll und wir bitte niemals bestraft, denn das verbindet Hund nicht mit dem Jagen, sondern dem zu dir kommen und meidet noch mehr.


    ich habe sie nicht bestraft, ich hatte es auch nicht vor, aber ich habe mich schon darüber geärgert, dass sie hetzen gegangen ist.


    Zitat

    Ansonsten finde ich es sehr schwer, wenn Hunde zu zweit rennen und sich gegenseitig aufheizen, das ist dann schon Hohe Schule des Rufrufes.


    Die beiden haben ihre ganz eigene Dynamik, das weiß ich auch und auch, dass ich eigentlich permanent bei meiner Dame sein muß, damit ich sie frühzeitig abfangen kann, aber dafür war es eben zu spät. :( :



    Zitat

    Hier würde der Hund auch sofort belohnt, ohne vorher Sitz etc. machen zu müssen ... denn wie gesagt: Zu mir kommen ist belohnenswert und soll sich lohnen für den Hund ;)


    Okay, ich hatte nur Sorge, dass sie das Lob auf das Jagen bezieht...


    Danke, dass du meinen Text gelesen hast und dir Zeit für eine Antwort genommen hast! :smile:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!