Unser Hund lässt sich nicht am Kopf anfassen

  • Ein Maulkorb für solche Zwecke...da ist ja auch nichts gegen einzuwenden.


    Wenn ein Hund dazu neigt, fremde Menschen (und der TA ist fremd ;-) ) zu beissen, dann ist der Maulkorb sicher 1. Wahl um die Sicherheit zu gewährleisten.


    Generell aber betrachte ich den Maulkorb in diesem Fall eher kontraproduktiv, denn selbst die direkt beteiligten Menschen um den Hund (Familie) haben ein gewisses Risiko zu tragen, nähern sie sich dem Kopf des Hundes - nicht nur Fremde.


    Das der Einsatz eines Maulkorbes behutsam aufgebaut werden muss leuchtet ein, dies bedarf einer Menge Geduld. Ein Maulkorb ist und bleibt ein Zwang für den Hund - egal wie behutsam er herangeführt wurde.


    Daher würde ich zusätzlich im alltäglichen Umgang Körperkontakt üben, damit der Hund lernt, dass es nichts Schlimmes ist und sogar was Tolles ist, wenn Frauchen/Herrchen ihn berühren. Daher mein Ansatz, den Hund im spielerischem Verlauf immer wieder "mal zufällig" berühren und nach und nach den Kontakt zu intensivieren. Den Kopf würde ich anfänglich mal meiden und erst mal generell an der "Kontaktfreudigkeit" arbeiten.


    Lg
    Volker

  • Zitat


    Generell aber betrachte ich den Maulkorb in diesem Fall eher kontraproduktiv, denn selbst die direkt beteiligten Menschen um den Hund (Familie) haben ein gewisses Risiko zu tragen, nähern sie sich dem Kopf des Hundes - nicht nur Fremde.


    Nein, es ist nicht kontraproduktiv. Gerade in diesem Fall finde ich es wichtig, daß man sich dem Hund ohne Angst nähern kann. Warum sollte es für die eigene Familie akzeptabel sein, sich dem Riskiko auszusetzen von einem Hund irgendwelche Körperteile zerbissen zu bekommen.


    Ich weiß nicht, ob Du schon mal einen Hund an der Hand hängen hattest, aber ich kann Dir versichern, wenn ein Hund richtig hinlangt ist das sehr, sehr schmerzhaft. Auch wenn mir ein Arzt schon mal versichert hat, daß die Infektionsgefahr bei Menschenbissen um einiges höher ist als bei Hundebissen. Aber ein Hundekiefer, der mühlos Knochen zermalmen kann, kann ziemlichen Schaden anrichten und da finde ich es völlig egal, ob es sich um Fremde oder um die Familie handelt.


    Davon abgesehen verliert man das Vertrauen in seinen Hund und hat Angst vor ihm (wie gesagt, ich weiß wovon ich rede, denn ich habe in den letzten 3 Jahren einiges an Narben an den Händen davon getragen). Und unter diesen Voraussetzungen ist ein freundlicher, liebevoller, aber auch konsequenter Umgang mit dem Hund fast nicht mehr möglich, weil man im Hinterkopf ständig den Gedanken hat, er könnte ja wieder zubeißen und diese Unsicherheit merkt der Hund sehr genau.


    Dazu kommt, daß der Hund in diesen Situationen lernt, daß er mit Beißen durch's leben kommt und selbst ein Zurückzucken des Menschen, wenn der Hund nur antäuscht, bestärkt den Hund weiter in seinem Verhalten. Das finde ich wirklich kontraproduktiv.


    Mensch und Hund müssen wieder Vertrauen zueinander fassen und das funktioniert nur, wenn der Hund merkt, es passiert ja gar nix schlimmes, wenn mich der Mensch anfaßt, ich brauch' mich also nicht aufregen und wenn der Mensch weiß, selbst wenn der Hund jetzt mal austickt, kann mir nix weiter passieren und ich kann ihm zeigen, daß alle Aufregung umsonst ist.


    Zwang ist vieles was unsere Hunde im Zusammenleben mit uns ertragen müssen. Wenn man so will sind auch Halsband, Geschirr und Leine Zwang. Aber auch sie dienen einem Zweck, nämlich den Hund sicher zu führen, damit ihm nichts passiert. Niemand würde auf die Idee kommen, eine Schleppleine als Zwang zu bezeichnen, auch wenn sie den Hund im Endeffekt zwingt von seinem Verhalten abzulassen. Genauso sehe ich das auch mit dem Maulkorb, er gibt Sicherheit und zwingt den Hund einzusehen, daß sein Verhalten zu nichts führt.


    Übrigens ist es bei einem Baskerville-Maulkorb kein Problem, dem Hund leckerli zu zustecken, er kann darin hecheln und auch trinken.
    Es ist aber ja so, daß der Hund diesen Maulkorb nicht ständig tragen muß, sondern eben nur in den Situationen, bei denen es eskalieren könnte und gerade wenn man mit dem Hund das Anfassen übt, sind diese Übungseinheiten in der Regel extrem kurz, so daß der Hund den Maulkorb nicht lange aufhat. Und richtig antrainiert ist das kein Problem. Gerade für einen Hund mit einer Phobie sich am Kopf anfassen zu lassen, ist der Maulkorb ein erster Schritt auf dem Weg weg davon.


    Aber wie gesagt, das ist meine persönliche Meinung, basierend auf 3 Jahren Umgang mit einem Angstbeißer und auf einigen sehr schmerzhaften Löchern in den Händen.

  • Also, ich habe schwierige Situationen auch schon mit dem Maulkorb gemeistert. Gerade wenn mein Hund schwer krank war, hatte er anschließend meistens ein "Lass-mich-blos-in-Ruhe-Syndrom" sprich "Ich trau dir nicht!"


    Ganz wichtig für euch, nie frontal auf den Hund zu gehen und von oben streicheln wollen. Viele Hunde empfinden das als Bedrohung!!! Wenn dann seitlich herkommen und unter der Schnauze anfassen. Damit der Hund lernt, dass es ok ist, wenn man ihn am Kopf streichelt, vorsichtig anfassen und zeitgleich mit Superleckerlis füttern. So habe ich es meinem Hund beigebracht.


    Das Knurren würde ich schon respektieren, denn wenn man es ignoriert, kann es passieren, dass der Hund weitere Geschütze aufrüstet und zuschnappt.


    Wenn ihr an den Hund ran wollt, macht euch klein, setzt euch hin, nehmt Leckerchen oder Spielzeug und lockt ihn. Und dann immer ganz vorsichtig anfassen und sofort mit Futter loben. Wirklich winzige Schritte. Bitte auch nicht über den Hund beugen und so knuddeln, wie man es bei Kindern macht, finden viele Hunde scheußlich.


    Und ansonsten mal ne Weile den Hund ganz in Ruhe lassen, ignorieren.


    LG Schopenhauer

  • also wir hatten das mit bax ähnnlich und schuld war eine dicke ohrenentzündung die die vorbesitzer ignoriert haben *grml* könnt ihr sowas ausschließen?


    LG

  • Huhu!
    Heute haben wir uns ja mit der Trainerin getroffen und es hat lief so einigermaßen. Jam liebt sie über alles, freut sich wie wild, wenn er nur ihre Stimme hört und am Anfang liefs ganz gut.
    Erst durfte er auf dem Platz mit einigen anderen Hunden toben und dann haben wir ihm zur Sicherheit den Mauli draufgemacht und haben angefangen zu üben. Ganz in Ruhe sollte ich den Kleinen immer ganz kurz streicheln, also nur 1-2 Sekunden und sofort danach ein Leckerchen geben. Angefangen zunächst am hinteren Rücken und dann immer weiter vorne. War er gaaaaanz artig, gab es auch eine kurze Toberunde ohne Mauli zwischendurch. Danach ging es weiter. Wir sind bis zu den Ohren gekommen und er hat nur ein einziges Mal geknurrt. Ihre Meinung war, dass ich dann auf keinen Fall die Hand wegziehen soll und ihm mit einem "Nein" sagen soll, dass das so nicht ok war. Er hat dann auch gleich aufgehört und es hat prima geklappt. War positiv überrascht!
    Was denkt ihr darüber? Ich habe etwas Angst, ihm das Knurren zu verbieten...nicht, dass er irgendwann ohne Warnung schnappt. Da muss ich beim nächsten Mal nochmal nachfragen, heute war ich so auf den Kleinen konzentriert... Hat aber Spaß gemacht und mir auch wieder Mut gegeben, dass es mit viiiieeeel Üben doch wieder besser werden kann!


    Ganz liebe Grüße an Euch
    Nina und Jammy

  • Hallo,


    na, das hört sich ja schonmal gut an.
    Wegen des Knurrens ist es immer so eine Sache. Ich handhabe das so:
    knurren ist erlaubt, wenn dadurch nicht direkt jemand bedroht wird, sprich der Hund nicht nach vorne geht.


    Wenn ein Hund gelernt hat, dass Knurren ihm Erfolg verspricht, was willst Du dann machen? Ziehst Du die Hand weg, dann hat er ein weiteres Erfolgserlebnis und das Verhalten wird sich weiter festigen.
    Sagst Du "Nein" und er hört auf damit und Du hörst dann kurz danach auch auf (wenn er nicht knurrt) zu streicheln, dann lernt er, dass nichts passiert.


    Bei mir ist das so:
    Werden Besucher angeknurrt, dann unterbinde ich das sofort. Mein Hund hat die Möglichkeit weg zu gehen und soll von dieser Gebrauch machen. Diese Möglichkeit habe ich ihm aber aufgezeigt und nun wählt er von alleine diesen Weg.
    Sind wir bei jemandem zu Besuch, liegt Filou neben mir. Kommt dann jemand neues in die Runde, dann kann es sein, dass er leise knurrt. Hier sage ich ihm in einem ruhigen Ton "ist ok" und er hört auf zu knurren. Dies ist für mich ein Melden und das unterbinde ich nicht.


    Ich unterbinde es auch nicht wenn jemand meinen Hund einfach anfassen will und er dann knurrt, oder er nicht ausweichen kann. Dies versuche ich aber immer zu verhindern, denn dafür bin ich zuständig. Es kommt aber immer mal vor, dass jemand unvermittelt hinfasst und ich selbst gar nicht damit gerechnet habe. Filou knurrt dann und geht hinter mich.
    Er geht aber nicht mehr nach vorne.
    Das ist mein Ziel.


    Wenn er selbst die Initiative ergreift und dann die Personen anknurrt, unterbinde ich wieder.


    Ist schwer zu erklären.


    Anderes Beispiel was Deinem vielleicht näher kommt:
    Knurrt Filou beim Pfoten saubermachen (hat er einmal probiert), dann unterbinde ich das in einem Ton, der unmissverständlich ist und mache weiter. Bin ich fertig gibt es ein super tolles Leckerli und viel Lob.
    Würde ich hier jetzt aufhören, dann hätte ich in kürzester Zeit ein Problem und überall Dreckspuren.


    Ich handhabe das so und bestimmt werden einige eine andere Meinung dazu haben.
    In Deinem Fall würde ich ganz langsam weiterarbeiten und mich immer länger in der Nähe des Kopfes aufhalten. Es kann lange dauern bis er wieder so viel Vertrauen hat und merkt es passiert ihm nicht, aber die Zeit musst Du ihm geben. Wichtig ist, dass Du nach seinem Knurren nicht noch ewig weiterstreichelst, sondern nur kurz und Dich langsam vorarbeitest.
    Zuviel kann zu erneuten Rückschlägen führen.


    Ich drücke Dir die Daumen und wünsche weiterhin viel Erfolg. Ihr werdet das schaffen, wirst sehen. Mit Geduld und Fingerspitzengefühl kann man fast alles schaffen.


    Liebe Grüße


    Steffi

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