Wie würdet ihr euch verhalten? (lang)

  • Hallo,

    im Moment befinde ich mich in einer echten Zwickmühle.

    Es geht um den Hund unserer Freunde (oder guten Bekannten). Die haben einen Kuvasz, der 8 Monate alt ist. Wir haben uns über die Hunde kennengelernt, weil wir uns beim Spaziergang immer wieder über´n Weg gelaufen sind und in der gleichen Gruppe in der Hundeschule sind.

    Bisher haben sich unsere Hunde auch wirklich gut verstanden, haben viel miteinander gespielt und wir haben auch viele Spaziergänge miteinander gemacht.

    Inzwischen haben wir das Gefühl, dass unsere Freunde mit diesem Hund komplett und restlos überfordert sind.

    Gewisse Vorzeichen habe ich schon länger wahrgenommen, aber mir nicht wirklich ernsthafte Gedanken drüber gemacht. Ich bin der Meinung, wenn sich jemand so eine eher ungewöhnliche Hunderasse aussucht auch weiss, was auf ihn zukommt.

    Als wir uns die ersten Male trafen und ins Gespräch kamen, passte meine Hundeerfahrung auf eine Briefmarke. Daher bin ich über solche Aussagen wie "...ich muss den Hund öfters auf den Rücken schmeissen..." oder "...wenn es um sein Fressen geht, versteht er gar keinen spass..." nicht wirklich gestoplert. Ich war nur froh, dass wir solche Probleme bei Leja (die nur 2 Wochen jünger ist) nicht haben.

    Mit wachsender Körpergröße des Hundes haben wir feststellen müssen, dass sich unsere Freunde immer mehr durch den Hund eingeschränkt und isoliert haben.

    Es fing damit an, dass wir im Wald gewisse Wege nicht mehr gegangen sind, weil der Hund mal fast auf die Hauptstraße gelaufen währe, dann wurden andere Uhrzeiten für die Hunderunde angemacht, weil sonst eine andere Hundegruppe im Wald unterwegs ist, wo sich ein paar Hunde nicht ausstehen können. Dann ging es nicht mehr dahin, weil zuviele Pferde, Jogger, Kinder, Fahrradfahrer usw unterwegs sind. Die Spaziergänge waren echt anstrengend, weil immer irgendjemand nach Hund, Jogger, Pferd, Baum usw. ausschau halten musse, um den Hund an die Leine zu nehmen.

    Ich glaube nicht dass es an einer mangelnden Erziehung liegt. Wir machen gemeinsam Hundeschule und wir wissen, dass unsere Freunde jeden Tag mit dem Hund üben. Meiner Meinung nach sind beide mit dem Hund überfordert und daher unsicher und das überträgt sich auf den Hund (haah! ich hab´bei der Hundenanny aufgepasst....DAS war jetzt ein Scherz)

    Wir haben schon oft Tipps gegeben, die selten angenommen wurden. Dafür tauchen immer wieder Erziehungsmittel auf, die man aus dem TV von sämtlichen Hundeerziehungscamps kennt. Was man unseren Freunden positiv zugute halten muss, ist die Tatsache, dass solche "Erziehungsmittel" vor Erprobung mit unserer Hundetrainerin abgesprochen werden.

    Leider hat der Hund unserer Freunde zwischenzeitlich eine Frau gebissen. Es gab viel Raum für Spekulationen, aber es ist letztlich "nur" ein blöder Unfall gewesen. Jetzt gehen unsere Freunde noch nicht mal mehr in den Wald, wo es passiert ist. Wenn wir uns irgendwo mit denen treffen, trägt der Hund ein Halti, weil er sonst nicht zu halten ist und von der Leine kann er sowieso nicht.

    Und mein Mann erzählte mir von der letzten Hundestunde, dass der Hund mit Leja getobt hat, sie dabei ständig umgeschmissen hat und sie gezwickt hat, bis Leja quietschte, dann aber nicht aufhörte. (Gut die beiden kennen sich seit sie Kleinhunde sind und spielen immer recht robst miteinander) Leider ist sowas auch schon mal im knietiefem Wasser passiert und Leja ist richtig untergeduggert worden. Ich bekomme bei sowas eine richtige Gänsehaut, weil ich weiss, dass im Ernstfall Herrchen und Frauchen unfähig sind einzugreifen.

    Ich möchte aber auch die Freundschaft nicht abbrechen, weil mir die Menschen richtig sympatisch sind, nur mit dem Hund...da habe ich langsam so meine Probleme.

    Wir haben auch schon mit anderen Hundebesitzern, die unsere Freunde sehr sehr gut kennen, über das Problem gesprochen. Die sind der gleichen Meinung wie wir. Es ist wie die Ruhe vor einem Sturm. Alle warten drauf, dass es losgeht und schwere Schäden anrichtet.

    So tragisch es klingt (und ich würde denen wirklich von Herzen was anderes Wünschen), aber wir alle denken, dass es für alle am Besten ist, wenn der Hund schnellstmöglich wieder zum Züchter zurück geht. Da hat er noch eine Change an einen Rassekenner vermittelt zu werden. Wenn der Hund bei unseren Freunden bleiben würde könnte es mal ganz böse enden

    Wie würdet ihr Euch verhalten? ich bin da echt hin und hergerissen. Auf der einen Seite würde ich denen gerne meine Hilfe anbieten, auf der anderen Seite sehe ich keinen großen Sinn darin.

  • Schwierige Frage, aber da ich ein Freund offener Worte bin, gäbe es für mich nur eines, mit den Leuten reden.

    Du kennst sie ja jetzt schon ein Weilchen und findest sicher mal einen ruhigen Augenblick um das Problem mit den Freunden anzusprechen.

    Vielleicht "warten" Sie ja auch nur darauf, manchmal ist man ja so im Geschehen gefangen das es sehr wertvoll sein kann, mal quasi von außen erzählt zu bekommen, wie andere das sehen.

    Wenn Du ruhig und sachlich Deine Eindrücke schilderst, so ähnlich wie hier, und Deine Hilfe anbietest ist erstmal der Anfang geschafft.

    Was Deine Freunde dann daraus machen ob Abgabe oder andere Lösung, liegt dann bei Ihnen.

    Alles Gute

  • Hallo Kerstin,
    ich finde es schwer hier was zu raten, weil man die Leute und den Hund nicht kennt. Was sagt denn der Hundetrainer dazu? Der muß doch auch merken , dass die Leute mit dem Hund anscheinend überfordert sind. Kann der sich nicht mal einschalten?
    So kann es ja für alle nicht weitergehen. Ich würde aber schon mit denen mal reden, und eure Bedenken schildern. Eigentlich sollte das unter Freunden auch möglich sein. Ich kann mir nicht vorstellen , dass sie glücklich sind bald nur noch in menschenleeren Gegenden spazieren zu gehen, und über kurz oder lang wird sich auch kein Besuch mehr hintrauen. Der Hund ist ja noch jung und auf alle Fälle noch in die richtige Richtung biegsam.....aber leider nur mit den richtigen Haltern. :/

  • Hallo,

    danke schon mal für Eure Antworten.

    Unsere Hundetrainerin hat auch schon mit unseren Freunden gesprochen, was jetzt genau draus geworden ist, weiss ich nicht.
    Ich weiss nur, dass unsere Trainerin bei unseren Freunden zuhause eine Einzelstunde abhalten wollte, um zu sehen, wie der Hund in vertrauter Umgebung reagiert und was man dort machen könnte.

    Leider meckern unsere Freunde oft über die Trainerin, sie würde immer nur das gleiche machen usw. Es ist eben "nur" eine gemischte Junghundgruppe mit allgemeinen Erziehungsübungen. Und das unsere Trainerin eben mehr Ahnung von Hunden hat, die zur Jagd eingesetzt werden, ist allen von Anfang an bekannt.

    Wir werden wohl zusammen mit den anderen Hundefreunden, die unsere Freunde sehr sehr gut kennen, zusammentun und das Thema ansprechen. Wir hoffen alle auf Anfang Juni, da soll der Hund unserer Freunde zum ersten Mal auf eine Ausstellung. Da ist dann auch der Züchter vor Ort und wir drücken alle die Daumen, dass der Züchter mal ein Machtwort spricht oder an Experten verweisst

  • Hallo,

    wenn es schon so verfahren ist, dann würde ich zu einem anderen Hundetrainer tendieren.
    Wenn sie mit der Trainerin nicht klar kommen, dann hat das wenig Sinn.

    Vielen Menschen fällt es erstmal schwer sich selbst einzugestehen, dass man überfordert ist.
    Vielleicht würde es helfen, wenn Du Dich mal alleine mit der Frau auf einen Kaffee triffst. So ganz ungezwungen und stressfrei.
    Vielleicht kommst Du dann eher an sie ran und der Knoten löst sich. Glücklich können sie ja über diese Situation nicht sein.

    Liebe Grüße

    Steffi

  • Hallo,

    ich hab jetzt noch nicht ganz verstanden, ob Deine Freunde derartige Methoden wie

    Zitat

    Als wir uns die ersten Male trafen und ins Gespräch kamen, passte meine Hundeerfahrung auf eine Briefmarke. Daher bin ich über solche Aussagen wie "...ich muss den Hund öfters auf den Rücken schmeissen..." oder "...wenn es um sein Fressen geht, versteht er gar keinen spass..." nicht wirklich gestoplert.

    nun anwenden oder nicht?
    Wenn ja - das ist so ziemlich das dümmste was man machen kann. Denn diese Gewalt bleibt nicht im Hund, die kehrt wie ein Bumerang zurück - gegen Fremde und irgendwann fast immer gegen die Besitzer.
    Es wird auch irgendwann einfach unmöglich - wer kann schon einen ausgewachsenen Kuvacs auf den Rücken werfen? Der Hund lernt so nur, wie Menschen angreifen und wie er am schnellsten reagieren kann und muss.

    Mein Jacko ist ja ein Herdenschutzmix, seine Mutter ist eine ziemlich zickige Kuvac-Hündin, der Vater vermutlich ein Kaukasen-Mix.
    Ich war total ahnungslos und naiv als ich mir den Hund geholt hab - ich dachte damals Hirtenhunde sind sowas sie Schäferhunde. :ops:

    Ok - ich hab inzwischen ne Menge dazugelernt. Vielleicht schaffen das Deine Freunde ja auch? Das kannst nur Du abschätzen, die kennst sie.

    Das Wichtigste: man darf sie nicht mit den Maßstäben von Jagd-, Hüte- oder Begleithunden messen. Denn sie wurden nicht zur Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet, sondern zur absoluten Selbstständigkeit.

    Ein Trainer, der mit solchen Hunden Erfahrung hat, ist da Gold wert. Ich hab das erste Jahr ziemlich mit dem Hund rumgedoktort, seit einem Jahr bin ich in einer Hundeschule, die selber Briard halten und sehr aktiv im Agility sind. Seither wird es mit viel Geduld, Liebe und Konsequenz langsam besser. Zumal diese Hunde ja auch erst mit drei Jahren die geistige Reife entwickelt haben - ganz anders als bei vielen anderen Rassen. Auch das muss man wissen um seinen Hund richtig einschätzen zu können. Mein Jacko ist mit seinen zwei Jahren immer noch ein ziemlicher Kindskopf.

    Den Kontakt zum Züchter würde ich auch auf jedenfall wieder aufnehmen - egal wie sich Deine Freunde entscheiden - seine Rassekenntnisse sind ebenfalls Gold wert.

    Achja - auf keinen Fall sollten Deine Freunde immer alle schwierigen Situationen meiden. Sonst lernt der Hund ja nix. Im Gegenteil - seit sechs Monaten geh ich regelmäßig in Stadtparks, durch Fußgängerzonen - ich steiger die Außenreize immer mehr, auch wenns am Anfang wirklich wie Spießrutenlaufen war.
    Ein Halti brauche ich nicht, obwohl Jacko mittlerweile 40 kg wiegt kann ich ihn noch halten selbst wenn er sich in die Leine schmeißt. Alles andere geht über Körpersprache und Stimme. Manchmal sofort, manchmal eben später - aber immer NUR so wie ICH es WILL! Das ist das Wichtigste.

    Und nochwas fällt mir ein: ruppiges Spielen wird bei uns in der HuSchu immer unterbrochen, sowas dulden wir nicht. Machen die Köters nach dem Trennen gleich wieder weiter, wird das Spiel komplett abgebrochen und wieder gearbeitet.

    lg
    susa

  • Ich möchte mich da mal Susami anschliessen. Auch wenn ich es eigentlich nicht mag, den Hund aufgrund seiner Rasse in ein bestimmtes Raster einzuordnen - der Kuvasz ist ein Herdenschutzhund und damit dafür gezüchtet, eigenständige Entscheidungen zu treffen.

    Vom Alter her ist der Hund nun noch nicht mal erwachsen sondern wirklich noch Junghund, d.h. wenn die Entwicklung problematisch verläuft, dann stehen die echten Probleme noch bevor :( Da hilft nur Konsequenz und wirklich ein offensives Angehen der Probleme... wenn die aktuelle Hundetrainerin nicht weiterkommt, dann vielleicht ein anderer Trainer, wobei die Frage natürlich ist, ob die Leute mitziehen wollen und soweit selbstkritikfähig sind, dass sie auch Ratschläge annehmen können :???:

    Ratschläge sind da wirklich schwierig, denn die meisten Halter fühlen sich dann sofort bevormundet oder kritisiert. In solchen Fällen versuche ich es dann immer mit beispielhaften Erzählungen, die dem aktuellen Problem ähneln, also a la "Ich kenne jemanden/habe gelesen über/ im Internet getroffen, der mit seinem Hund diese Probleme hat bzw. der mit dieser Rasse jenes Problem hat" und schildere dann kurz, wie derjenige das Problem angegangen. Vielleicht wäre das einen Versuch wert ?

    VG
    Stefanie

  • Hallo,

    das mit den Einzelstunden habe ich mal Anfang April mitbekommen, da war das Problem noch nicht so groß.

    @ susami: jep, diese Methoden wenden unsere Freunde an. Warum weiss keiner, vielleicht, weil man sowas mal irgendwo gelesen hat oder jemand anderes das auch so macht. Und das ruppige spielen haben unsere Hunde eher im privaten Umfeld gemacht. In der Hundeschule wurde das auch unterbunden.

    Ich denke mal, dass unsere Freunde die Junghundstunden zu ende führen werden, es sind nur noch ein paar Stunden. (und die sind bezahlt). Ich glaube auch nicht, dass unsere Freunde in dieser Hundeschule weitermachen. Alles was nach den allgemeinen Junghundstunden kommt ist eher was für Jagdhunde (mal ganz grob umrissen).

    Ich werde am Montag mal mit unseren Freunden sprechen (ich denke mal, da sehen wir uns wieder, ist ja Hundeschule). Leider kapseln die beiden (drei) sich komplett ab, wir erreichen sie nicht auf Handy oder per SMS. Irgendwie ein "Vogel-Strauß-Verhalten", den Kopf in den Sand stecken und nichts mehr hören.

    Schade.

  • Huhu Kerstin,

    Du kannst den Beiden gerne meinen Beitrag zum Lesen geben. Sie dürfen mich auch gerne anmailen - ich kann bei Bedarf meine Erfahrungen auch ausführlicher schildern. Auch welche Auswirkungen Gewalt hat, mein Freund hat es ja unbedingt ausprobieren müssen. :irre:

    Das sie sich abkapseln ist nicht so gut - vielleicht fühlen sie sich schon vorverurteilt, bevormundet, verbesserwissert?
    Da scheint mir von Deiner Seite aus jetzt jede Menge Fingerspitzengefühl und Diplomatie gefragt zu sein.

    Empfehlen kann ich das Buch: Herdenschutzhunde von Thomas Schoke (?)
    sowie die HP: http://www.hundezeitung.de - der mittlerweile verstorbene "Gründer" dieser HP hatte immer HSH und war ein Fan dieser Rassen.

    Ich drück Dir die Daumen für dieses wichtige Gespräch
    lg
    susa

  • Hallo Kerstin,
    würd gerne mal wissen was aus deinen Hundefreunden geworden ist, bzw. ob du mit ihnen in der Zwischenzeit gesprochen hast?

    Neugierige Grüße :D Heike

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