Ignoranz in der Hundeausbildung?

  • Hallo zusammen,

    seit einigen Monaten beschäftigt mich diese Frage. :???:

    Also, in unserem Viertel wohnt ein Ehepaar mit einem ca 8 jährigen canadischen Schäferhund.
    In meinen Augen hat der Hund einen wirklich guten Grundgehorsam , macht keine anderen Hunde an, läuft an allen Joggern, Raadfahrern brav vorbei. Das Einzige, was nicht so 100%ig sitzt, ist die Abrufbarkeit bei Hasen.

    Die Besitzer erzählten vor langer Zeit, dass ihr Hund sich als Chef des Rudels fühlt und mit dieser Rolle sichtlich überfordert ist. Das äußert sich so, dass er bei Stress mit Durchfall reagiert. Außerdem mache er ziemliches Theater, wenn es an der Haustür klingelt und fordert penetrant Beachtung, wenn Besuch kommt

    Aufgrund dieser Problematik haben sie sich einen Trainer gesucht und zwar ist das ein Trainer, der sonst Blindenführhunde ausbildet.

    Dieser Mann hat ihnen ein Trainingskonzept erstellt, was ich irgendwo nicht so ganz verstehe, es aber verstehen möchte.

    Der Hund läuft jetzt seit 2 Jahren an der SL. Die Besitzer beachten ihn überhaupt nicht. Sie machen immer wieder Kehrtwendungen, sodass der Hund absolut auf die Besitzer achten muss.
    Das leuchtet mir ein.

    Was ich nicht nachvollziehen kann ist, dass der Hund im Haus ignoriert wird. Kein Spiel, keine Beachtung, absolut nichts.

    Das soll dazu führen, dass der Hund die HH als Chef akzeptiert.

    Gespielt wird lediglich draußen mit dem Futterbeutel.

    Ich beobachte das manchmal, wenn wir zur gleichen Zeit im Feld sind, denn andere Wege gehen sie nicht.
    Der Futterbeutel wird geworfen, Hund holt ihn, bringt ihn zurück und bekommt sein Leckerchen. Auch einleuchtend.

    Ist soviel Ignoranz auf Dauer nicht depremierend für jeden Hund?

    Als ich gestern bei den Nachbarn anklingelte, um ein Paket abzugeben, machte der Hund trotz dieses Trainings ein Heidenspektakel an der Tür.

    Könnt Ihr mir den Sinn dieses Trainings erklären?

  • Zitat

    Wie wäre es, wenn Du die Leute oder aber den Trainer selbst fragen würdest.

    Den Trainer kenne ich nicht und die Leute haben mir nur das gesagt, was ich erzählte. Eben, dass sie durch dieses Training wieder als Chef akzeptiert werden sollen.

  • Ich habe in meiner Gassigeh-Umgebung einen Labbi-Hovawart-Mix, dessen Herrchen mir mal was ähnliches erzählt hat. Allerdings war das bei denen wohl eine "Erziehungs-Kur" also ncihts dauerhaftes. Er erzählte mir, dass der Hund vorher wohl ziemlich unausstehlich gewesen sei, dass er sich nichts sagen ließ, kurzum, er erkannte sein Herrchen nicht an. Ich muss dazu sagen, dass ich den Hund in diesem "Zustand" nicht kenne, sondern ihn erst kennengelernt habe, nachdem er diese Erziehungs.Methode angewandt hat.

    Sie haben sich dann wohl auch einen privaten Trainer geholt, der mit ihnen eine 3-Wochen-Therapie durchgeführt hat. In diesen 3 Wochen kam das Futter nur aus den Händen, der Hund wurde völlig ignoriert und es gab nichts, aber auch gar nichts an Zuwendungen, selbst wenn der Hund noch so sehr die Nähe des Herrchens gesucht hat. Sinn des Ganzen sollte sein, dass der Hund lernen muss, dass ALLES in der Hand des Herrchens ist, er sollte nichts mehr als selbstverständlich ansehen, er sollte merken, dass er nichts einfordern kann, sondern dass er quasi vom guten Willen des Herrchens abhängig ist. Futter kommt vom Herrchen, alles andere auch.

    Ich kenne wie gesagt den Hund vorher nicht, jetzt ist er in meinen Augen ein wahnsinnig toller Hund, super erzogen, wahnsinnig auf sein Herrchen fixiert usw. Ein Urteil über diese "Ignoranz-Methode" mag ich mir hier nciht erlauben, aber ich dachte, es könne dich interessieren, was mir der fremde Besitzer darüber erzählt hat. Aber naja, nach wie vor war das bei denen kein Dauerzustand sondern 3 Wochen lang.

    Liebe Grüße, Niani

  • @ Conny

    Der zweite Teil ist für mich auch verständlich, da mir damals mit dem weißen SH meines Freundes in der Anfangszeit auch kein anderer Weg blieb.
    Der Hund agierte und Herrchen reagierte. Da wurden Streicheleinheiten ohne Rücksicht auf Verluste eingefordert, gebettelt ohne Ende auf der Couch kein Platz gemacht u.s.w..
    Der Hund wurde zigmal am Tag rein- und rausgelassen, bloß weil ihm mal so war.
    Kriegte er seinen Willen nicht wurde rumgejammert und gebellt ohne Ende. Den dadurch auftretenden stressbedingten Durchfall kenne ich auch.
    Der einzige Weg war für einen geraumen Zeitraum das Verhalten des Hundes komplett zu zu ignorieren. Hört sich zwar hart an aber mir blieb kein anderer Weg, besonders da ja die Anschaffung eines DSH in Planung war und ein Welpe sich mal ganz schnell diese Unarten abguckt. Das musste ja wirklich nicht sein.
    Beim Spaziergang hat nicht der Hund aufs Herrchen geachtet sondern umgedreht um nicht einfach über die Straße gezogen zu werden weil da was interessantes war.
    Die extreme Bellerei wenn jemand kommt habe ich ihn aber auch nicht mehr ganz abgewöhnt bekommen.

    LG Iris + Schäfis

  • Hallo Niani,

    dieses 3 Wochenprogramm kenne ich. Es nennt sich, glaube ich zumindest, Umerziehungsprogramm.
    3 Wochen ist ja eine absehbare Zeit, aber 2 Jahre?
    Oder dauerhaft?

    Ich würde es nur zugern verstehen, denn mir tut der Hund etwas leid (ich bin in der Beziehung scheinbar zu weich). Der Kerl freut sich immer ein Bein ab, wenn ihn nur jemand anguckt und man darf ihn aber nicht beachten.

  • Hört sich ein bißchen wie Natural Dogmanship an, finde ich. Da gibt es hier einige Threads dazu. Kann mir net vorstelleb, daß es jemand ernsthaft 2 Jahre durchhält, den Hund drinnen und draußen völlig zu ignorieren.

  • Zitat

    Hört sich ein bißchen wie Natural Dogmanship® an, finde ich. Da gibt es hier einige Threads dazu. Kann mir net vorstelleb, daß es jemand ernsthaft 2 Jahre durchhält, den Hund drinnen und draußen völlig zu ignorieren.

    Klingt für mich genauso, schon das spielen mit dem Futterbeutel. Es gibt wirklich Menschen, die das von Welpenbeinen bis zum Tod des Hundes durchziehen und gar keine andere Erziehung zulassen

  • Hallo,

    Ich hätte vielleicht noch dazuschreiben sollen das es bei uns nur ein paar Wochen waren. Dann hatte der Weiße es auch kapiert.


    LG Iris + Schäfis

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