Gestörte Hunde und schlechte/gute Tierpsychologen

  • Ich bin erst seit kurzer Zeit hier im im Forum und stöbere erstmal in den ganzen Rubriken und bin dabei auf den Bericht von "Anij" (Der Alpha in der Familie) vom 21.10.05 gestoßen und möchte mir hierzu auch etwas von der Seele schreiben.
    Wir haben u.a. einen Golden R.,der schon von Geburt an gestört war, wußten wir aber nicht, der sogenannte Züchter (ist vor kurzem verhaftet!!) hatte kreuz und quer mit z.T. kranken Tieren gezüchtet, sahen aber alle top ausl und die Welpen alle viel zu früh von der Mutter genommen, um sie schnell und teuer zu verkaufen. Wir bekamen Lisa mit 4 Wochen!!, also überhaupt nicht sozialisiert, haben wir alles aber erst viel später gewußt. Und da sie unser 1. Hund überhaupt war, haben wir dann noch zusätzlich vieles falsch gemacht. Als sie 3 Jahre alt war (jetzt ist sie 6) begannen plötzlich viele Probleme mit ihr, ohne Grund fing sie an zu knurren und zwar uns, auch beim Fressen, wollte unsere Katze beißen, mit der sie aufwuchs und sie immer als ihresgleichen angesehen hatte und da sie aufs Sofa durfte, auch Besucher, die sie dahin setzen wollte, knurrte sie an. Also totales Dominanzverhalten, obwohl sie auf der anderen Seite sehr unterwürfig ist. Also haben wir uns Rat gesucht bei einer Tierpsych., die uns dann sagte, oh Gott, sie haben ja alles falsch gemacht. Und überhaupt nicht zuhörte, von der Vorgeschichte. Aber egal - sie machte einen strengen, aber auch guten Eindruck und wir wollten ja das Beste für das Tier.


    Wir haben sie dann für viel Geld 5 Wochen dort in Therapie und " Erziehung " gegeben. Als wir Lisa wiederbekamen, dachten wir, es wäre ein fremder Hund, ohne eigenes Wesen und gebrochen. Man sagte uns, wir müßten Lisa total auf uns fixieren, was bedeutet, sie wie angetackert bei uns gehen und ununterbrochen!!! zu uns Blickkontakt halten, auch wenn sie dabei gegen eine Laterne oder Baum läuft und schnüffeln nur gegen Erlaubnis. Dann sollten wir sie fast nur im Haus ignorieren, nicht spielen oder kuscheln. So hätte ich nicht mit dem Hund weiterleben wollen, zu mal wir noch 2 andere Hunde haben. War eine schlimme Zeit, aber mit viel Geduld, Mühe und Liebe habe ich fast 1 Jahr gebraucht, um aus ihr wieder einen Hund zu machen. Sie knurrt nicht mehr die Katze oder uns an, ich kann im Fressen herumrühren etc. Sofa, oder überhaupt erhöhte Liegeplätze sind aber nun tabu, seit 3 Jahren also, klappt hervorragend. Obwohl unser einer Beardie ab und zu aufs Sofa geht. Die einzige Macke die sie hat, sie bellt recht viel, wenn Leute oder auch Hunde am Grundstück vorbeigehen oder auch bei unvorhergesehenen Geräuschen, das ist ihre Angst und Unsicherheit. Das wird auch bleiben, aber damit können wir gut leben.
    Wir wissen jetzt, das die " Tierpsych. " u. a. auch ab und zu mit Strom gearbeitet hat. Ohne Worte !!! Und das bei einem Hund, der sowieso schon gestört ist und auch sehr sensibel.


    Ich muß Lisa zwar mehr Grenzen aufzeigen, als den beiden Beardies, aber dadurch gebe ich ihr auch mehr Sicherheit, in dem sie sich fügen muß. Sie ist in dieser Rolle sehr zufrieden.


    Auch wurde uns gesagt, das wir das Pföteln und die Aufforderung zum Spielen unserer Hunde immer ignorieren sollen. Und das die Hunde uns nicht im Haus auf Schritt und Tritt folgen sollen. Wie gesagt, wir haben noch 2 Beardies, sind Hütehunde und total auf uns fixiert, aber ganz natürlich! Diese Rasse folgt einem aber fast immer, ohne aufdringlich zu sein und brauch auch viel Zuwendung, Spiel und Sport. Sie sind aber noch lange keine " Alphahunde", weil ich darauf eingehe, wenn ich es möchte, daß wir spielen und kuscheln. Darum haben wir uns ja diese Rasse zugelegt, weil sie so sind wie sie sind.!! Und hier läuft auch nichts mit lauten Tönen oder Gebrüll, sie brauchen zwar viel Konsequenz, aber alles mit sanfter Stimme.


    Ich möchte Hunde, die zwar gehorchen, aber trotzdem einen eigenen Willen haben und keine dressierten Vorzeigeobjekte, sondern liebevolle Wesen, die auch Ansprache und viel, viel Zuneigung haben müssen und dann kommt unheimlich viel zurück!!!! Ich bin selbstbewußt genug und brauche mich nicht über die Tiere zu identifizieren und will auch nicht ins Fernsehen zu den vielen Tiernannys.


    Ich wünsche mir, daß alle Tierbesitzer manchmal mehr auf ihr Herz und ihren Bauch hören, als nur auf den Verstand.


    Dies schreibt ein glückliches und zufriedenes Rudel


    Tina, Lisa, Leila, Charly und Katinka (Katze)

  • Och mensch.
    Da gibbet wirklich nüscht hinzuzufügen. Ich bin ja auch so, dass ich sage, der Hund is ein individuelles Wesen, und man sollte keine Maschine daraus machen. Am besten so viel und so oft verwöhnen wie nur geht, denn das Echo kriegt man immer zurück. Und dass der Hund einem auf Schritt und Tritt folgt, ist doch das beste Zeichen überhaupt.


    Wie hieß die denn, und wo hat die gearbeitet? Wo gibt es denn sowas, dass man den Hund zur Erziehung abgibt? In Polen? (Kannst ruhig petzen, ich sags auch niemandem weiter.)


    Apropos petzen. Mir fällt da was ein. Das krieg ich seit 4 Jahren nicht ausm Kopp....
    Ich wollte mir damals einen Hund holen (bzw. wollte ihn mir schenken lassen ;D ), und hab mich erst mal im Tierheim umgesehen. Auch in Brandenburg, südöstlich von Berlin, der Name ist mir grad entfallen. Die Öffnungzeit war noch nicht ran, und so saß ich noch ein Weilchen mit meinem Freund im Auto und wir haben die Zeit abgewartet. Da kam ein (Ehe-)Paar Richtung Ausgang mit einem Hund. Der Hund hat ganz schön gezogen an der Leine. Die zwei haben sich aber eher darüber amüsiert, wies von weitem aussah. Haben den offensichtlich nur zum Gassiführen abgeholt. Sie haben das schwere Eisentor geöffnet, und der Hund stürmte drauflos, zog die Frau hinter sich her, der Mann rief: "Vorsicht, nicht so schnell, laaangsaam, ha ha*"
    Naja, und dann kam auf einmal eine Frau von hinten nach vorne gestürmt, etwas rundlich mit garstigem Gesichtsausdruck. Sie pfiff die Leute zurück, und erklärte ihnen eindringlich irgendetwas. Dann machte sie ihnen vor, was sie soeben erklärt hatte. Sie nahm den Hund (also die Leine), ging Richtung Ausgang, der Hund zog natürlich wieder wie wild. Dann, als der Hund direkt im Torrahmen war, schmiss sie das Tor zu, der Kopf des Hundes wurde voll getroffen und eingequetscht. Wie gesagt, ein schweres Eisentor. Der Hund jaulte, duckte sich, jammerte. Sie gab die Leine den Leuten wieder. Nun wies sie sie an, nochmals durchs Tor zu gehen. Sie taten es mit gelähmten Gesichtern, der Hund wurde nun hinterhergeschliffen, er hatte panische Angst, wieder da durch zu gehen. Die Leute liefen weiter Richtung Wald rein, die pummlige Frau schloss das Tor und ging mit überaus zufriedenem Gesichtsausdruck zurück zu ihrem Brötchen. :shock:
    Tia, was soll man davon halten, wenn man im Auto sitzt, nichtsahnend, als absoluter Hunde-Neuling, und vorhat sich von dort einen Hund zu holen? Zumal ich hinterher von woanders erfahren habe, dass das die Tierheimchefin war. Und ich dachte mir: gut, die Tierheimleiterin wird schon wissen was sie tut. Die muss ja Ahnung haben in ihrem Beruf. :ka:
    Wir sind dann auch reingegangen, und ich habe mich auch in einen ganz wunderbaren Hund verliebt, aber dann hat mein Freund mich überzeugt, dass ein Welpe vielleicht doch besser wäre. Zum Glück hatte ich diesen Hund nicht mitgenommen, denn wahrscheinlich hätte er ne Woche später inner Stube gelegen, tot, an Gehirnbluten gestorben...

  • Hallo,


    dass aber auch jeder denkt er könne Hunde mit Gewalt erziehen. Schrecklich!!! Wenn ich mit Hunde trainiere und die Besitzer meinen: würde es mit der ...(mit Gewalt)...Methode nicht schneller gehen, dass haben sie von ihren Freunden gehört, dessen Hund super hört wird mir immer ganz schlecht. Erst versauen sie alles und der Hund handelt in seinen Augen richtig, da es ihn so fälschlicherweise beigebracht wurde und dann wird er mit Gewalt behandelt. Klar geht es manchmal schneller aber der Hund hört nicht zuverlässig und aus Angst. Eine kleine wahre Geschichte die ich dann immer erzähle und die die meisten überzeugt lautet: "Mein Hund (mit Vertrauen erzogen) wurde von 2 Hunden (jünger, größer, kräftiger,...) angefallen. Sie konnte sich kurz frei machen und flüchtete Richtung stark befahrene Straße. Ich rief "Halt" und sie blieb aufs Wort stehen, obwohl sie dadurch zerfleischt wurde. Aber sie weiß, dass ich Situationen besser abschätzen kann als sie und hatte zu meinem "Halt" Vertrauen. Wäre sie weiter gerannt wäre sie überfahren worden. Wäre sie mit Gewalt erzogen, würde sie aus Angst hören und hätte abgewogen zwischen „nicht hören und Schläge“ oder „hören und zerfleischt werden“. Klar hätte sie sich für die Schläge entschieden denn die Angst vor den Hunden wäre größer und sie wäre auf die Straße gerannt."


    Verena

  • Schön zu lesen, dass noch andere Menschen Ihre Hunde sanft mit Geduld erziehen. Für mich ist eines jedenfalls klar: bei jeden "bösartigen" "gefährlichen" Hund ist der Mensch das eigentlich gefährliche. Ein Hund ist immer(!!!!!!) das Produkt seines Menschen. Und wieviele gibt es, die keine Lust haben, mit ihrem Hund wochenlang zu trainieren und lieber zu Stachelhalsband und co greifen(kotz, würg). Meine beiden Hunde sind lieb, in wichtigen Situationen fast immer gehorsam, manchmal frech(liebevoll frech) und haben ihren eigenen Willen. Und nur so will ich sie haben.
    Es gibt auch viel zu viele Menschen, die sich den Hund nur nach der Optik kaufen und nichts, rein gar nichts über seine Rasse wissen: Nachbarn kauften sich einen kaukasischen Ovtscharka, weil sie einen Hund wollten, den es nicht an jeder Straßenecke zu sehen gibt. Inzwischen ist der Hund fast so groß wie sein Frauchen(!!!!). Und wenn so ein Hund dann zur Gefahr wird,weil seine Besitzer keine Ahnung von seinem Wesen und seinen rassespezifischen Bedürfnissen haben, ist er der Leidtragende mit fragwürdigen Erziehungsmethoden bis hin zur Abschiebehaft ins Tierheim.
    Ich hoffe, dass es immer noch mehr Menschen wie euch gibt und schließe mich gern an.
    So, dass mußte ich mal loswerden!!!

  • Das ist echt heftig und ich bin jedesmal erschüttert, wenn ich wieder eine Story über die sogenannten Tierpsychologen höre. Leider ist die Berufsbezeichnung immer noch nicht geschützt und jeder dahergelaufene Harry kann sich Tierpsychologe oder Tiertrainer schimpfen. Bei uns auf der Hundewiese ist auch so eine, die sich Tiertrainerin schimpft. Letztens kam sie mit einem 9 Monate alten Junghund an, der ein Teletak um hatte :shock: . Mir ist echt der Kragengeplatzt und ich hab ihr gesagt, dass das das aller letzte ist aber leider kann ich es nicht ändern. Sie zog nur total arogant von dannen und meinte sie als Tiertrainerin müsse es ja wohl besser wissen. Pah, ekel Anfälle überkommen mich bei solchen Menschen. Jeglicher Hundekontakt müsste denen verboten werden.


    Katinka, was mich bei Dir nur verwundert ist, dass Du Deinen Hund aus der Hand gegeben hast. Ein guter Trainer arbeitet mit Dir und Deinem Hund zusammen und im Besonderen was ganz wichtig ist, in dem Umfeld, in dem der Hund lebt. Es ist mir unverständlich, wie man den Hund zur Umerziehung weggeben kann. Natürlich kann man es jetzt nicht mehr rückgängig machen und bitte versteh es nicht falsch, ich möchte Dir keine Vorwürfe machen, ich finde nur, dass Du das auf jeden Fall veröffentlichen solltest, damit nicht noch mehr auf solche Scharlatne hereinfallen.


    LG
    agil

  • Jo, ich sach immer , jeder macht Fehler, und Katinka hat bestimmt ihre Lehre daraus gezogen.
    Aber ich schließe mich dem an. Keine falsche Scham. Solche "Hundepsychopathen" gehören an den Pranger gestellt, damit sie nicht noch mehr Hunde versauen können :gut:

  • Zitat

    damit nicht noch mehr auf solche Scharlatne hereinfallen.


    Ich wage einfach mal zu behaupten, dass die Leute welche solch Methoden an den Tag legen, überzeugt davon sind und denken wirklich kompetent zu handeln. Und wie schwierig ist es, für einen absoluten Neuling dem keinen Glauben zu schenken.


    Ich würde meinen Hund auch nicht aus der Hand geben wollen, damit er umerzogen wird. Wenn ich allerdings zu jemandem gehe, vielleicht auch verzweifelt bin weil ich nicht mehr weiter weiß und mir dann erzählt wird: 'Alles kein Problem; lassen Sie den Hund bei mir und ich bekomm das super hin', dann bin ich doch regelrecht verführt allem Glauben zu schenken was mir eine Lösung verspricht.


    Momentan ist es vielleicht nicht der Stock mit dem geprügelt wird, vielleicht auch nicht unbedingt das Stachelhalsband, welches in Mode ist...denn das ist ja offensichtlich brutal. Aber so ein Teletakt oder Sprühhalsband sieht vielleicht weniger nach Gewalt aus - auf den ersten Blick. Umziehen und mein Hund hört wieder - klasse.


    Ich musste mir auch schon anhören, dass es für Schäferhunde nur diese und jene Erziehungsmethode gibt - schlecht wurde mir dann, als ich den Tipp bekam, Leila doch mal drei Wochen einen 'Stachler' anzuziehen. Sie würde mir danach nicht mehr von der Seite weichen. Dies war kein Tipp von einem Trainer - aber von jemandem der seinen Hund auf einem Platz mit einem Trainer so 'erzogen' hatte. Und er war überzeugt davon, das Richtige getan zu haben weil er es auch gar nicht anders kennt.


    Aber es sind ja nicht nur die offensichtlichen Brutalitäten - da wird wegen jedem Sche*** der Hund auf den Rücken gedreht und an den Hals gefasst, gebrüllt was das Zeug hält und geruckt und gezogen bis die Kehle zugeschnürt ist - an einem Halsband lernt der Hund doch soooo gut! Denn man hat es ja nicht anders gelernt - und die Nachbarn machen das doch auch alle so...muss doch richtig sein.


    Wie viele Leute wissen denn noch nicht einmal, dass sich im Prinzip jeder 'Hinz' und 'Kunz' irgendeinen Therapeutentitel für Hund verpassen kann?
    Es ist einfach viel zu sehr in unseren Köpfen, dass wenn sich jemand Dr. xy oder Dipl. Dingsbums schimpft, der auch unheimlich studiert sein muss- gleichzusetzen mit Unfehlbarkeit.

  • Ich denke, das Schlüsselwort ist hier einfach Vertrauen. Wir vertrauen denen, die es nach eigenen Angaben gelernt haben. Jemand, für den das alles neu ist, denkt was er zuerst hört ist richtig. Die Menschen dann mit den Jahren von anderen Methoden zu überzeugen fällt schwer, denn viele halten an dem fest, was ihnen einst beigebracht wurde. Zum Glück gibt es viele, die ihre Meinung ändern, indem sie sich informieren und sich dann selbst ein Bild machen.
    Was ich auch schlimm finde, ist nicht nur dass die "Tierpsychologen" die Übungen mit dem einen aktuellen Hund auf dem Platz machen, sondern dass die Schüler diese "Infos" so wie sie es gelernt haben in die ganze Welt hinaustragen und verbreiten.


    Gruß/Esmeralda

  • Ich möchte mich sehr herzlich bedanken, daß Ihr hierzu geschrieben habt und mir (uns) auch Mut gemacht habt, daß es noch mehr Hundehalter gibt, die es genauso sehen.


    Es stimmt, im Nachhinein wundert es mich auch sehr, daß ich Lisa damals aus der Hand gegeben habe, war aber wie gesagt, ich war überzeugt davon, das Richtige zu tun und wußte mir auch keinen anderen Rat, da wir sehr verzweifelt waren.


    Übrigens, Agil, daß mit den Schäferhunden haben wir auch schon mal gehört, daß sie am " Besten " mit Stachelhalsband erzogen werden würden. Kotz!!!!!!!!!!!! Uns sagte auch einmal ein Schäferhundhalter, die besten Hunde sind die, die sich vor Angst einpinkeln, wenn Herrchen nach Hause kommt. Diesem " Menschen " müßte man sein allerbestes " Teil " abschneiden. :runterdrueck:


    Also nochmals lieben Dank für Eure Zuschriften. :freude:


    Tina und die Meute :love:

  • Ich bins noch mal; hab mich vertan wegen der Schäferhunderziehung, es war nicht Agil, sondern Leilamaus. :flehan:


    Übrigens mein Beardiemädchen heißt Leila :lol:


    Lieben Gruß

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