Nachdem er Hasen gejagt hat ist er draußen ein anderer

  • Hallo liebe Forengemeinde,

    kurz zu unserem Hundchen, er ist 9 Monate alter Mischlingrüden aus Griechenland. Seine Vorgeschichte ist ungewiss, vermutet wird, dass er in einen griechischen Auffangstation für Strassenhunde aufgewachsen ist. Zur Rasse meinte der TA, dass auf jeden Fall eine große Portion Setter drinne ist, sowohl Schäferhund und eventuell Podenco. Wir haben unserer kleinen jetzt ca. 4 Monate. Zur Zeit steckt er voll in der Pubertär. Die ersten 1,5 Monate habe ich sehr intensiv an der Beziehung zu ihm gearbeitet, da er furchtbare Angst beim Spazieren gehen hatte. Mit viel Geduld ist es gelungen, seine Angst zu vertreiben und er hat riesige Freude an seinen Spaziergängen.

    Die Erziehung begleitet jemand aus dem Team von Martin Rütter. Die Kommandos hat er sehr schön ausgeführt und auch beim langen Spaziergang draußen war er stets abrufbar. Hin und wieder lief er abseits des Weges, kam aber sehr schnell wieder. Dies wurde immer besser sodass er teilweise sogar beim davonlaufen (hinter einem Vogel etc.) nach meinem Signal kehrt machte und zurück kam.

    Nun zu meiner Sorge:

    Vor drei Tagen lief ihm ein Kaninchen über dem Weg und da hat es wohl "Klick" gemacht. Er lief dem Kaninchen hinterher und ich konnte ihn erst nach ca. 5 - 7 Minuten zurück rufen. Am nächsten Tag war er schon sehr auffällig, ständig die Nase am Boden und plötzlich wieder weg. Wiederum mussten wir ihn suchen. Nun stand sofort fest, dass er in gewissen Gebieten nicht mehr frei Laufen kann und ich nahm ihn wieder an die Trainingsleine. Auf anraten des Tiertrainers sollen wir ihn ausschliesslich draußen aus der Hand füttern. Wenn ich nun mit ihm spazieren gehe ist er derart auf das aufspüren von Kaninchen fixiert, dass er die Übungen nur mäßig und widerwillig ausführt und die Aufnahme von Futter während des Spaziergangs komplett ablehnt. Dabei spielte es gestern keine Rolle, dass erbereits seit zwei Tagen nichts gegessen hatte.

    Seit dem er zweimal hinter Kaninchen her war und dieser Vorgang wohl mächtig Endorphin freigesetzt hat, ist er beim Spaziergang nicht wieder zu erkennen. Bisher war er freudig, hatte Spaß am Miteinander und war sehr aufmerksam. Jetzt drückt er die Nase auf den Boden und gerät beim Geruch eines Kaninchen fast schon in einen Wahn und wirf sich voll in die Leine. Das die derzeit heftige Pubertät ihn zusätzlich verwirrt kommt noch hinzu.

    Wie würdet ihr hier vorgehen, ich meine z.B. die Fütterung aus der Hand und unterwegs, schließlich ist es bekannt, dass Südländer häufig nicht übers Futter zu bekommen sind.
    Welche Maßnahmen kann ich durchführen, damit er sich nicht ständig dem Geruch von Kaninchen widmet, kurzum was würdet Ihr in diesem Fall tuen?

    Vielen lieben Dank für Eure Antworten.

  • Ich glaub, ich würd auf Konfrontation gehen. Ab in ein Gebiet, wo viele Hasen sind und dort mit ihm Spaß haben. Auch einfach mal nur hinsetzen und ihn für Blickkontakt belohnen. Also für alles belohnen, was nichts mit einem Hasen zu tun hat.

    "Superrückruf" trainieren hat auch was - wenn er nicht übers futter zu holen ist evtl. mit Spielzeug probieren. Kommt aber auf den Hund an.

    lg
    schnupp

  • Moin,
    meine Vorgehensweise wäre, sich voll und ganz auf die Leidenschaft des Hundes einzulassen. (lies dir mal vorab dies https://www.dogforum.de/fpost6391273.html#6391273 durch)

    Er hat ja nun seine Nase entdeckt, den Spaß am Hetzen und ist hochmotiviert bei der Sache. Mit Futter kommste da nicht weiter, also würde ICH die Handfütterung kpl. sein lassen.
    Ich würde das, was er jetzt als "unerwünschtes Verhalten" zeigt, was dich derzeit an den Rande der Verzweiflung bringt, als Ansatz für seine Ausbildung sehen.
    Arbeite mit ihm, mach aus genau diesem "Faux pas" euer Ziel, laß ihn Fährten, Stöbern, Apportieren.
    Wenn du ihn nicht davon abhalten kannst, die Nase auf dem Boden zu haben und zu suchen, dann stell genau dieses Verhalten unter Kommando. Suchen darf nicht länger eine "just for fun" Beschäftigung für ihn sein, etwas das ihm alleine Spaß macht. Nein !! DU fährtest mit ihm, DU gibst ihm die Richtung vor und DU bestimmst was, wann, wo und in welchem Tempo gesucht wird.

    Wenn er so viel will-to-please für diesen Job mitbringt, dann förder diese Anlage. Nur so kannst du ihn kontrollieren.

    Gibts bei euch eine Rettungshundestaffel oder einen Verein, der in dieser Richtung arbeitet ?

    Vergiß jegliche Tipps in Richtung "das jagen abgewöhnen". Er hat diese Veranlagung und nur wenn man sich damit beschäftigt und den Hund entsprechend auslastet kann man ihn verläßlich führen. Aber keine Sorge, das funktioniert und ist nicht so dramatisch wie es dich jetzt anhört.

    Weidmannsheil, staffy ;)

  • Danke für Deine schnelle Antwort.
    Das Problem ist tatsächlich, dass er auf nahezu nichts reagieren möchte. Im läuft fast schon der "Sabber" aus dem Mund wenn er ein Kaninchen riecht. Wenn ich ihn dann zu mir rufe kommt er nicht wie gewohnt und manchmal auch gar nicht. Ablenkung mit Spielzeug bringt leider nichts. Der Tiertrainer hat mir schon geraten den Hund beim Spaziergang zu beschäftigen, was ich auch mache, Suchspiele, Stöckchen werfen, etc. Auch dann hat er sich verabschiedet. Im Moment ist es aber kein Spaziergang, sondern er wirft die Nase nur auf dem Boden und das wars.

    Den Notfall Rückruf finde ich gut, ist Katzenfutter denn für Hunde ungefährlich? Meine Tierärztin hat darauf hingewiesen, dass es sogar tötlich sein kann....

    Wieviel ist unbedenklich?

    Vielen Dank.

  • Wuffi ist ja mit 9 Monaten in der Pubertät und einfach schwierig. Mußt Du mit Geduld ansetzten. Draussen dann auch nur noch mit Schleppleine arbeiten und das mit dem Futter schauen wie lange er es durchhält.
    Vielleicht ist es mit Fleischwurst oder Hackfleisch als Belohnung etwas mehr Anreiz für ihn?

    Meine Griechin war mit Futter zu bekommen. Der Rumäne eher nicht.

    Kenne das Problem, dass sie an den folgenden Tagen nach einem "Jagderfolg" an den gleichen Stellen ziemlich gaga sein können. Legt sich aber wieder.

    Würde sagen ihr müßt einfach noch viel üben und an der Bindung arbeiten und eben warten bis die heisse Rüpelphase vorbei ist. und vor allem das Jagen absolut unterbinden.

    Dann wird das auch wieder.

    Viel Erfolg.

  • Danke für Eure Tipps.

    staffy:
    Ein interessanter Ansatz. Wir haben Suchspiele etc. sowohl im Haus als auch im Garten gemacht. Er ist mit riesiger Begeisterung dabei und finde nahezu alles. Als ich gestern beim Spaziergang, eigentlich sind es eher Trainingssessions, wieder Leckerlies verbuddelt habe, hat es ihn nicht interessiert. Geduldig habe ich mich darum bemüht, dass er sucht wo ich bin und wo ich es möchte. Dann hat die Leckerlies gefunden..... und liegen gelassen, obwohl er zwei Tage nichts gegessen hatte.....

    Eine Rettungshundestaffel etc. gibt es unserer Nähe nicht, werde aber mal genauer recherchieren, warum könnte das helfen?

    Nochmals kurz auf den Punkt gebracht, das derzeitige Problem ist, dass er beim Spaziergang nur auf das Suchen von Hasen bzw. dem Geruch interessiert ist. Vor diesen "Zwischenfällen" hat er sich häufig nach mir umgedreht oder einfach geschaut was ich mache. Ich brauchte mich nur hinhocken und er kam schon angelaufen. Das alles findet nun nicht mehr statt. er macht einfach sein Ding. Zuhause dann ist alles beim alten er hört aufs erste Kommando und ist wieder der "kleine" Hund.

    legolas
    Seit dem er derart hinter den Kaninchen her war, lasse ich ihn nicht mehr frei laufen, sondern an der 10 m Schleppleine. Ich halte diese Maßnahme aus Respekt vor den Bewohner des Waldes und zu seinem eigenen Schutz für unabdingbar.

  • Vielleicht findest Du eine Hundeschule oder Verein die Mantrailing anbieten. Ggf. kann man so was auch selber machen. Uns und dem Hund machts Spass und der Kollege hat einen Job - und das hat Ihn sehr viel ausgeglichener gemacht.

    Viel Glück

  • Die Rettungshundestaffel war nur ein Vorschlag für ein neues Hobby !!

    Nu ist er zwar in nem Alter, wo die Vorlieben öfter wechseln und man(n) nicht immer ganz beieinander ist. Aber: Gerade in diesem Alter lernen die Köterchen ja besonders gut und eben hier gilt es so manches zu festigen.

    Futter würd ich generell draussen weglassen. Es interessiert ihn Null und ist absolut kein Ersatz für die Jagd, zudem ist ein Hund in solchen Momenten nicht Multi tasking fähig. Wenn er mit allen Sinnen bei der Jagd ist, dann nimmt er Futter gar nicht wahr. Ich würde mich auch draussen nicht "anbiedern" !! Kein Futter aufzwängen und keine verzweifelten Spielversuche.

    Teste, ob du mit 5m Leine nicht besser klar kommst - je nachdem, wie gut er an der Leine läuft (oder eben reinrennt). Trainiere gezielt ein Abbruchkommando. Wenn er eine Spur hat, gib ihm sofort im Ansatz ein Bleib, Steh oder Platz, setz dies mit Hilfe der SL durch. Lob ihn für die Ausführung, gib ihm 3 Sekunden zum "runterkommen" und geh dann mit nem "hier lang, komm, etc" weiter - zur Not schleif ihn mit.

    Ich würde alles selbständige in dieser Richtung sofort abbrechen. Ideal wäre, wenn er gerne apportiert und du ihm für ein ausgeführtes Kommando einen Dummy wirfst. Für dich gilt es herauszufinden, was die beste Belohnung für ihn ist - Futter ists ja nu nicht.
    Schließlich soll er die verlockende Spur links liegen lassen, da muß die Alternative (ausser Frauchens "Befehl") ja überzeugend sein. Probier aus, auf was er anspringt, laufen, zergeln, apportieren, ...

    Gestalte eure Spaziergänge wieder abwechslungsreicher. Wander nicht nur Wege entlang, geh auch mal querfeldein, Wege, wo er auf dich achten muß !! Versuch deinen Ärger über seine neue Angewohnheit zu vergessen und geh wieder motivierter an die Sache ...

    Da mußte durch :D

    Gruß, staffy

  • staffy:
    Deine Vorschläge sind plausibel. Das Problem jedoch ist, dass er sein Verhalten, ich meine das extreme Suchen, nicht ab und zu während des Spaziergangs macht, sondern permanent.

    Das Abbruchkommando werde ich zukünftig trainieren. Ist Katzenfutter nicht bedenklich für Hunde?

    Thanks

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