Drohen erlauben oder unterbinden?
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ist es nicht so, das ein Hund normalerweise garnicht zu drohen braucht, wenn man "richtig" mit ihm umgeht?
...Das sehe ich auch so. Allerdings kann es immer mal Situationen geben, durch was oder wen auch immer verschuldet, in denen der Hund droht und ich würde von vorneherein nicht festlegen wollen, dass man das Drohen dann Unterbinden oder Zulassen soll.
ZitatAber sollte man nicht, im Fall eines selbstbewussten Drohens, Den "Hebel" weiter vorne ansetzen?
Auf jeden Fall muß hier der Hebel weiter vorne angesetzt werden. Wenn ein Hund sebstbewußt droht, dann heißt dass ja in aller Regel, dass er sich entweder selbstüberschätzt oder noch schlimmer sich seiner Stärke schon mal bewußt geworden ist. Hier hat man dann auf jeden Fall mehr Arbeit zu leisten, als das Drohen zu verbieten.
Trotzdem würde ich dem Hund unmißverständlich klar machen, dass er das zu unterlassen hat, wenn es denn doch wieder mal vorkommt.
Gruß,
Martin -
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öhm woher weiß ich denn, ob s ein selbstbewußtes drohen is?
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öhm woher weiß ich denn, ob s ein selbstbewußtes drohen is?
Das ist eine gute Frage! Ich habe nämlich das entsprechende Bild, was wir dazu gezeigt bekommen haben, als aufmerksames Verhalten fehlinterpretiert.
Lag aber auch daran, dass es nur eine kopierte Zeichnung war.
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dann hat der Hund beim selbstbewußtendrohen die Ohren nicht nach hinten angelegt, sondern nach vorne gerichtet. Also so, wie er sie sonst bei Aufmerksamkeit auch hält, aber eben mit den sonstigen aggressions Signalen gepaart.
Wer es besser erklären kann, möge dies gerne machen, da ich kein Hunde-Verhaltensexperte bin.
Gruß,
Martin
EDIT:Also ich halte das Futternapfbeispiel jetzt nicht für unbedingt so geeignet, ich kann aber darkshadow schon verstehen.
Ich bring mal ein Beispiel aus der "Menschenwelt":
Wenn mein Sprößling z.B. auf die Idee käme mit gezücktem Baseballschläger durch die Nachbarschaft zu stolzieren und jeden selbstbewußt drohend auf die andere Straßenseite verweisen würde, dann wäre in meiner Erziehung einiges schief gelaufen und daran müßte ich arbeiten. Ganz klar.
Bis ich aber die Erziehungsprobleme beseitigt habe, würde ich ihm trotzdem schon allein dieses drohende Verhalten untersagen und ihn nicht weiterdrohen lassen, bis ich unser Verhältnis zurechtgebogen habe.
Gleiches möchte ich auch auf den Hund übertragen wissen. Ich persönlich würde mich am Napf auch nicht anknurren lassen. Das muß aber noch jeder selbst entscheiden.
Ich sehe es aber keinesfalls so, das das Verbieten der Drohung eher schadet. Das kommt vielmehr auf das Gesamtkonzept an, das ich zur Korrektur der Situation verfolge.
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@ Finnchen
ZitatDas dürfte bei einem selbstbewußten Drohen - grundsätzlich - schneller der Fall sein, als bei einem ängstlichen.
Das ist leider genau umgekehrt!!!
Daher finde ich, daß es in JEDER Situation zunächst erstmal enorm wichtig ist, genau DAS zu unterscheiden (aus welchem Grund droht der Hund).
Und danach richtet sich dann mein weiteres Verhalten bzw. ein entsprechender Übungsablauf.Man kann aber eben NICHT pauschal sagen "wenn der Hund droht, muß ich sofort dagegen angehen", weil das m.E. auf der alten Vorstellung beruht, der Hund wolle in allen (un-)möglichen Situationen - auch im Umgang mit mir - seine "Weltherrschaft" ankündigen und durchsetzen! Und das ist mitnichten so.
Insofern stimme ich dem, was canis-f vorher schon geschrieben hat überein: Drohen ist zunächst einmal "NUR" eine mögliche Form der Kommunikation - genau so, wie wir Menschen auch schon mal dazu neigen, andere Leute "anzuschreien" (sage nun bitte niemand, das sei ihm noch nie passiert!) und das ist an sich legitim, weil es zum normalen Verhaltensrepertoire eines Lebewesens gehört!
Wie damit im EINZELFALL dann umgegangen werden sollte, bedarf der genauen "Analyse"!!!
LG
der Miniwolf -
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Man kann aber eben NICHT pauschal sagen "wenn der Hund droht, muß ich sofort dagegen angehen",
Das habe ich aber auch mit keiner Silbe geschrieben. Ich habe eigentlich nur weiter differenziert und wollte auch sagen, dass es auch Drohsituationen geben kann, in denen man auch das Drohen unterbinden kann und vielleicht auch sollte.
ZitatDas ist leider genau umgekehrt!!!
Naja, mal davon abgesehen, dass ich es nicht pauschlisieren will, würde ich es eher so beschreiben, dass der ängstliche Hund unberechenbarer reagieren kann. Wer im Zweifel eher aus der Drohung Ernst macht, ist sicherlich sehr schwer zu sagen.
Ich gehöre bestimmt nicht der Fraktion an, die Drohung unterbinden will, aber ich finde es gibt Drohformen, die man nicht zulassen muß, nur weil Drohung ein Kommunikationsmittel ist.
Ich sehe es auch nicht so, dass einem Raubtier die Drohung in irgend einer Weise mehr zusteht, als anderen Lebewesen. Denn das Raubtierdasein hat ja mit Drohung gar nichts zu tun. Beim Jagen wird ja eben gerade nicht gedroht. Das wäre sicherlich witzig anzuschauen.
Das man nicht pauschalisieren sollte habe ich eigentlich mehrfach erwähnt. Die Aussage "Drohung sei Kommunikation und daher ausnahmslos zulässig" finde ich aber dann doch sehr platt.
Ich will auch nicht jedes selbstbewußtes Drohen generell unterbinden, aber im Rahmen selbstbewußten Drohens kann ich mir durchaus Formen vorstellen, in denen ich schon die Drohung unangemessen finden würde.
Und dort wo der Hund auf unwissende Menschen trifft - das ist ja nicht selten - muß man zusätzlich damit rechnen, dass auf das Drohen des Hundes auch falsch reagiert werden könnte. Dann läuft die Drohung als Kommunikationsform ins Leere.
Genau in diesem Bereich sind für mich Situationen denkbar in denen ich meinem Hund klar machen würde, dass er erst gar nicht zu drohen hat geschweige denn irgend etwas weitergehendes.
Gruß,
Martin -
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schwieriges thema und ich denke es kommt auf die umstände an.
gut ist, wenn ein hund gar keine gelegenheit hat zum drohen, da die besitzer so wachsam sind und auf sonstige körpersprache reagieren.
unser hund knurrt auch ab und zu: unsere tochter: ein heikles thema. aber lieber er knurrt und ich bekomme es so gleich mit, als das er gleich schnappt.
manche auf der straße: er ist sehr wachsam und das soll mir recht sein.
wenn mein mann oder ich ihn zum 1000 mal vom bett schmeißen.. aber da gibts auch :motz: von uns, das darf er dann nicht!
auch kommt es wie gesagt darauf an WARUM ein hund knurrt
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Lieber knurren,als gleich zubeissen. Ich hab s ja gerade heut erlebt, habe einen dummen Unachtsamkeitsfehler gemacht, hätt Charly geknurrt,wäre ich eventuell sofort in der lage gewesen meinen Fehler zu erkennen. Aber dem war nicht so,und ich hab jetzt ne dicke Pfote. Ich denke, wir machen immer wieder Fehler, da darf mein hund mich auch mal drauf aufmerksam machen
Nicht so wie heute,aua :mocken: -
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Ich kann mir nicht vorstellen, das ein hund, wenn er mich einmal anknurren durfte, lernt, das es nicht nötig is, mich anzuknurren, nur weil ich dann mit kleinen trainingseinheiten übe, mich seinem napf zu nähern.
ich denke, das der Hund sich durch seinen erfolg beim ersten knurren bestärkt fühlt, wenn ich mich verziehe. Und er dieses knurren dann auch weiterhin umzusetzen weiß.
meiner Meinung nach, is es zu spät, sich zu entfernen und erst dann langsam anzu fangen, zu üben, das ich überhaupt in die nähe des napfes gehen kann. (blöder satz, ich weiß)
ich ahbe mal gehört, das es auchs chon beim ersten zulassen für den Hund ein erfolg is. Ohne das er es nen paar mal erfolgreich getan haben muß.
sobald ich mich auf grund des knurrens verdünisiere wird er bestärkt.
Natürlich muß man mit dem Tier dann arbeiten, ganz klar, aber ob das entfernen dann wirklich der richtige weg is?Es kann der richtige Weg sein, denke ich. Ein Beispiel dazu: Am ersten Abend, als wir unsere Nellie (damals 8 Monate, aus einem spanischen Tierheim) von der Pflegestelle geholt hatten, gab ich ihr einen Kauknochen und sie legte sich auf den Teppich und nagte begeistert daran herum. Dann fiel mir ein, ich hätte ihn vielleicht besser in ihr Körbchen gelegt, damit sie auch gleich positives mit ihrem Platz verknüpft und gehe zu ihr hin (heute denke ich auch, ähm, hallo, vorher denken wäre vielleicht angebracht gewesen :kopfwand:), um ihr kurz den Knochen wieder wegzunehmen und ins Körbchen zu legen. Beuge mich also runter und nähere mich ihrer Schnauze, als ich ein deutliches Knurren vernehme. Ich muß sagen, ich war so perplex (so etwas war mir bei keinem meiner früheren Hunde je passiert, sonst hätte ich auch nicht so blauäugig gehandelt), daß ich einfach innehielt und - wahrscheinlich auch aus Angst gebissen zu werden - mich wieder entfernte. Heute kann ich sagen, es war das beste, was ich hätte tun können. Am ersten Tag bei uns, völlig abgemagert und ausgehungert, kaum Kontakt zu Menschen gehabt, und da will ich ihr ihre "Beute" streitig machen. Ich meine, wie blöd kann man als HH noch sein?! *räusper*
Ich habe dann später, als das Nellchen sich ein bißchen eingelebt und Vertrauen zu uns gefaßt hatte, langsam angefangen, das "Aus" zu üben mit kleinen Tauschgeschäften und so nach und nach hat sie begriffen, daß sie eigentlich immer besser damit fährt, wenn sie ihre Beute abgibt, da wir meist bessere (oder zumindest gleichwertige ;)) dafür zurückgeben. Inzwischen spuckt sie mir tote Mäuse vor die Füße und ich kann seelenruhig an ihren Napf greifen, während sie frißt. Und Kauknochen nagt sie besonders gern, wenn man sie ihr dabei festhält.Mich oder irgendjemand anderen angeknurrt hat sie niemals wieder und sie ist insgesamt der freundlichste und gelassenste Hund, den ich bisher hatte. Ich bin mir aber ziemlich sicher, wenn ich damals nicht (vor lauter Schiß
) zurückgewichen wäre, sondern versucht hätte, mich irgendwie durchzusetzen, hätte das auch ganz anders enden können.
Dagegen unsere Kira, die auch aus dem Tierschutz kommt und in einem völlig unberechenbaren Umfeld lebte (wurde aus heiterem Himmel geschlagen, war fast immer angebunden, stand permanent unter Streß). Bei ihr lasse ich solche Aktionen nicht durchgehen. Sie hat mich und meinen Freund mehrfach angeknurrt, wenn wir nur in die Nähe ihres Futters kamen, oder sie nach dem Spaziergang noch abgeputzt werden sollte, sie aber lieber schnell rein zu ihrem Freßnapf wollte. Da bekommt sie eine klare Ansage, daß wir das nicht dulden. Ob das der richtige Weg ist, kann ich natürlich nicht wissen, aber ich möchte, daß sie klare Regeln bekommt, was bei uns geht und was nicht. Und wenn ich ihr das Drohen erlaube, kann ich bei ihr nicht einschätzen, ob sie nicht als nächstes versuchen würde zu schnappen. Sie ist eh dabei, Grenzen auszutesten, nicht nur uns gegenüber, sondern auch gegenüber Nellie. Nachdem sie sie am Anfang nur angeknurrt hat, wenn Nellie bei den Begrüßung von uns gestreichelt wurde, hat sich das leider sehr gesteigert, und nach einem Scheinangriff kam vor zwei Wochen ein richtiger Angriff, mit einer (zum Glück nur kleinen) Bißverletzung beim Nellchen. Aber das war der Punkt, wo wir eingreifen mußten und mit Ignorieren nicht weiterkamen, sondern Kira jetzt in ihrem Zimmer warten muß und erst begrüßt wird, wenn sie sich ein wenig abgeregt hat. Sie ist wohl eher so ein Hund, wie darkshadow angedeutet hat, die Ignorieren als Bestärken deutet und dann weiter testet. Das heißt aber jetzt nicht, daß ich solche Situationen provoziere, indem ich ihr beständig ans Futter gehe o.ä., aber ich übe konsequent an ihrer Impulskontrolle und versuche nach und nach ihre Frustrationstoleranz zu vergrößern.
Liebe Grüße,
Anja, Nellie und Kira -
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Lieber knurren,als gleich zubeissen.
...Ja natürlich. Allerdings wäre ja auch noch eine denkbare Alternative in bestimmten Situationen - nicht in jeder Drohsituation - weder drohen noch beissen.
Man kann das Drohen ja ohnehin nur verbieten, wenn man die Situation zuvor schon mal erlebt hab. Also im voraus das Drohen verbieten kann ich ja auch nicht. Dazu müßte ich hellsehen oder dann doch pauschal alles verbieten, was in Richtung Drohen gehen könnte - das will ich ja aber gerade nicht.
Drohen verbieten geht m.E. nur situationsbezogen für die Zukunft.
Ich sehe es grundsätzlich so, wie darkshadow:
Einen Hund, den ich von Klein auf richtig sozialisiert und erzogen habe, sollte eigentlich keine Veranlassung zum Drohen haben. Im Gegensatz zu darkshadow würde ich aber dann trotzdem jedem Hund eingestehen, dass er auch mal in eine "Drohsituation" hineingeraten kann.Ich halte z.B. grundsätzlich nichts davon den Hund gegenüber Menschen bewußt drohen zu lassen, soweit es dabei eigentlich nur um die eigene Unsicherheit des Halters geht.
Daher halte ich grundsätzlich nichts von Hunden die beim Gassigehen Passanten anknurren, die einem am Hoftor auf Augenhöhe mit aufgerichteten Ohren und wild gefletschten Zähnen anbellen oder vergleichbares. Ich meine dabei jetzt nicht die Situationen, in denen der Hund das von sich aus macht, sondern die Situationen in denen der Hund bewußt oder unbewußt vom Halter dazu erzogen wird.
Hier geht es m.E. nämlich weniger um die Unsicherheit des Hundes als vielmehr um die Unsicherheit des Halters. Ein Hund gehört aber nicht als Pseudeoabschreckung mißbraucht, sofern es da um Privathunde geht.
Ich sehe hier den Sinn der Drohung für den Hund nicht. Die meisten dieser Situationen lassen sich auf andere Art ebenso gefahrlos lösen. Außerdem habe ich schon sehr häufig von Hunden gehört, die in einer wirklichen Bedrohung für ihren Halter, diesen dann verteidigen und zwar ganz ohne, dass ihnen dass vom Halter bewußt oder unbewußt antrainiert wurde.
Macht der Hund das alles von sich aus - dann wäre schon die Frage warum - würde ich daran auch arbeiten und ihm das Drohen verbieten.
Ich will dem Hund damit übrigens nicht jedes natürliche Schutzverhalten absprechen. Dass der Hund z.B. bei Fremden anschlägt oder diese durchs Tor anbellt, sehe ich jetzt nicht als bedrohlich. Ich meine übersteigertes aggressives Verhalten, dass der Halter in der Situation passiv unterstütz, weil sich der Halter dadurch sicherer fühlt.
Ich begrüß ja selbst auch nicht jeden Fremden der bei mir klingelt, wild schwingend mit einer Zaunlatte.
Gruß,
Martin
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