Beim Spielen eskaliert und jetzt nachtragend. :(
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Mein Sohn und ich leben seit einiger Zeit in Rumänien und haben seit Januar nach und nach drei Hunde von der Straße adoptiert.
Zuerst kam im Januar Bonnie, eine kniehohe Hündin mit vermutlich 50% Golden Retriever. Eine Freundin hatte mich aufmerksam gemacht, dass eine arme Seele mit einem schlimmen Hautparasiten bei Minustemperaturen im Nachbardorf herumirrte, vermutlich ausgesetzt, weil die Tablette zu teuer war. Anfangs halbnackt, etwas scheu und ängstlich, wurde aus Bonnie (laut TA ca 6 bis 7 Jahre alt) mit ein bisschen Liebe, Aufmerksamkeit und der richtigen Behandlung innerhalb kürzester Zeit ein absolut wundervolles Flauschmonster, das aufs Wort gehorchte und uns nicht mehr von der Seite wich. In Begegnungen mit anderen Hunden war sie jedoch scheu und kniff eher den Schwanz ein, als aktiv den Kontakt zu suchen.
Im April, während eines Einkaufsspaziergangs in die Stadt entlang einer recht viel befahrenen Straße, tat es plötzlich ein lautes "Rumms" und uns wurde ein schwarzer Klumpen im Wortsinn vor die Füße geworfen. Der Fahrer des Autos hielt kurz an und vergewisserte sich, dass sein Auto keinen Schaden genommen hatte, würdigte den angefahrenen Hund am Straßenrand keines Blickes und setzte dann seine Fahrt fort. Die kleine, recht bullige Hündin (vermutlich war da mal irgendwo ein Pitbull im Stammbaum, aber insgesamt scheint sie eine sehr wilde Mischung aus allem zu sein, was unkastriert im nahegelegenen Romadorf kreucht und fleucht) schaute uns verdattert und aus dem Mund blutend an. Der Einkaufstrip fiel natürlich aus, stattdessen hatten wir einen zweiten Hund - "zur Beobachtung". Der TA hatte schon zu und wir konnten sie nicht einfach so an der Straße zurücklassen, also nahmen wir sie mit und banden sie vorübergehend im Garten an. Es stellte sich heraus, dass das Blut auf zwei ausgeschlagene Vorderzähne zurückzuführen war, und außer einiger Prellungen konnte der TA am nächsten Tag keine schweren Verletzungen feststellen. Er verordnete in erster Linie Ruhe und ein sicheres Plätzchen, bis die ein- bis zweijährige Dame, die wir Brianna tauften, wieder gescheit laufen könnte.
Bonnie und Brianna hatten sich bereits nach wenigen Tagen bestens angefreundet und wir fanden uns mit der Tatsache ab, von nun an zwei Hunde zu haben. Die beiden schliefen zusammen, fraßen zusammen, begannen zu spielen und zu raufen und waren unzertrennlich. Durch Brianna fand Bonnie ihr Bellen wieder, das wir vorher nicht ein einziges Mal gehört hatten. Wurden wir beim Spazierengehen von anderen Hunden angebellt oder suchten diese Kontakt, verhielt sich Bonnie plötzlich selbstbewusst, zeigte ihre Grenzen auf, war aber auch offener als zuvor für neue Bekanntschaften.
Vor drei Wochen entdeckten wir, wieder beim Spaziergang, einen Welpen am Straßenrand. Maximal 10 bis 12 Wochen alt, mit scheußlichem Demodex-Befall, ausgesetzt zum Sterben in einer Gegend, in der es nichts außer der Durchfahrtsstraße und einer Autowäsche mit angeschlossenem Schrottplatz gibt. Die kleine Pup-Pup wird nun also auch wenigstens noch zwei Monate lang bei uns sein, bis ihre Behandlung abgeschlossen ist.
Bonnie und Brianna waren sich sehr einig, dass sie über den Neuzugang wenig erfreut waren, und ignorierten die Kleine zwei Wochen lang mehr oder weniger, so sehr sie sich auch bemühte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Wir haben die ganze Zeit dafür gesorgt, dass Pup-Pup den beiden nicht zu sehr auf den Senkel geht, haben es aber natürlich lobend unterstützt, als Bonnie anfing, erste kleine Begegnungen zuzulassen. Mittlerweile hat sich Bonnie gegenüber Pup-Pup etwas geöffnet. Sie findet sie oft immer noch nervtötend, aber die beiden kommen klar. Brianna verhält sich weiterhin distanziert.
Vor ein paar Tagen war Bonnie in Spiellaune, hat Brianna immer wieder angestupst und zum Toben im Garten aufgefordert, aber Brianna hatte offensichtlich keine Lust. Pup-Pup hat die Gelegenheit eiskalt ausgenutzt und sich als Ersatz angeboten, Bonnie ist tatsächlich drauf eingegangen und die beiden sind stattdessen ein bisschen auf der Wiese herumgetollt. Das wollte Brianna offenbar nicht auf sich sitzen lassen. Ich habe keine Ahnung, ob Bonnie in ihren Augen irgendeinen Kodex verletzt hat, dass sie beide den Welpen doof finden wollten, jedenfalls war sie einen Moment lang absolut not amused. Dann hat sie sich jedoch einen Ruck gegeben und wollte plötzlich mitspielen. Das ging ein paar Momente lang gut, bis Bonnie, die wir bisher immer als absolut friedliebenden und umgänglichen Hund erlebt haben, plötzlich vom Spiel- in den Drohmodus überging. Das Nächste, was wir sahen, war Brianna auf dem Rücken und Bonnie über ihr, inklusive fliegender Fellknäuel. Ich hatte schon den Gartenschlauch in der Hand, aber zum Glück hat sich Bonnie nach mehreren Versuchen abrufen lassen, bevor ich ihn einsetzen musste. Wir haben sie ausgeschimpft wie noch nie zuvor, und sie hat sich kleinlaut unter einem Strauch zusammengerollt. Niemand wurde körperlich verletzt, aber seelisch hat der Zwischenfall zumindest bei Brianna tiefe Wunden hinterlassen.
Das ist jetzt drei Tage her. Seitdem geht Brianna Bonnie aus dem Weg. Bonnie steht das schlechte Gewissen immer noch ins Gesicht geschrieben und sie sucht verzweifelt Kontakt zu Brianna. Auf Spaziergängen geht alles, die beiden laufen wieder nebeneinander und schnüffeln gemeinsam, aber zuhause bleibt Brianna auf Abstand und fängt an zu knurren, wenn Bonnie sie anstupst oder zum Spielen einladen will. Es bricht mir das Herz, das anzusehen. Bonnie versucht wirklich alles, aber für Brianna scheint die Freundschaft gestorben zu sein. Sie liegt nur noch bei mir auf der Terrasse und will gestreichelt werden. Es scheint, als hätte sie halbwegs vergeben, aber eben nicht vergessen - die beiden schlafen auch weiterhin in einem Raum und Brianna duldet Bonnie in ihrer Nähe, wehrt aber jegliche Annäherungsversuche zum Kuscheln und Spielen ab.
Hattet ihr eine solche Situation schon mal? Gibt sich das wohl wieder? Wir wollen Pup-Pup nach Möglichkeit vermitteln, wenn ihre Behandlung abgeschlossen ist, aber es steht in den Sternen, ob wir ein gutes Zuhause für sie finden können. Wir haben schon vor dem Zwischenfall alle Hebel bei Freunden und Bekannten in Bewegung gesetzt, aber bisher leider keine positiven Rückmeldungen für den kleinen Rabauken. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass die drei noch ein bisschen länger miteinander klarkommen müssen. Ich werf die Kleine, die an mir klebt wie Pattex, sicher nicht einfach wieder auf die Straße - und selbst wenn sie aus der Gleichung verschwinden würde, wäre dadurch ja nicht auf magische Weise das Verhältnis zwischen Bonnie und Brianna wieder repariert.
Ich wäre unendlich dankbar, wenn mir jemand Tipps, Input aus persönlichen Erfahrungen oder in irgendeiner Form Rat geben könnte, was wir tun können, um Brianna und Bonnie zu helfen, wieder die Buddies zu werden, die sie waren.
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Freundschaft lässt sich nicht erzwingen.
Für Brianna ist Bonnie anscheinend derzeit noch zu ambivalent, mal lieb, mal doof, als dass sie es noch auf einen weiteren 'Ausbruch' anlegen wollen würde.
Vielleicht sorgt die Alltagsroutine im Zusammenleben ohne den 'Katalysator' wieder für eine Annäherung.
Ich kenne allerdings auch Hunde - gerade Hündinnen, nach dem nach so einem Vorfall eine das Haus verlassen musste - war allerdings deutlich heftiger als bei euch.
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Leider bleibt der "Katalysator" ja leider auf absehbare Zeit noch bei uns. Vielleicht werden wir sie auch gar nicht in gute Hände los. Ein Nachbar hat uns schon angequatscht, dass er demnächst einen Hund für seinen Sohn sucht, aber wir füttern hier zu viele "Hofhunde", die ohne uns bloß ab und an ein Stück trockenes Brot vor die Füße geworfen bekommen würden, als dass ich das als gute Lösung ansehen könnte.
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Für mich liest sich das danach dass es sein kann, dass Brianna mit dem Neuling evtl doch nicht spielen wollte, Bonnie das erkannt und sie deshalb sehr deutlich zurecht gewiesen haben könnte. Offensichtlich so deutlich dass das gesessen hat.
Andererseits gibt's auch Hunde die gewisse Dynamiken nicht mögen und dann splitten.
Für mich liest sich das so erstmal nicht nach verkracht, sondern nach ner gesalzenen Korrektur.
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Dann bleibt wohl nur das Spiel zu moderieren, d.h. die Hunde spielen nur mit euch und nicht miteinander - jedenfalls solange der kleine Brandbeschleuniger bei euch ist.
Brianna hat für sich ja bereits Konsequenzen gezogen. Die wird sich selbst nicht nochmal in eine Situation bringen, in der Bonnie 'austicken' könnte - insbesondere nicht , solange der Neue noch da ist.
Dazu kommt ja, dass beide auch noch nicht so lange bei euch sind. Hier haben die adoptierten Strassenhunde z.T. bis zu einem Jahr gebraucht, bis sie alles ausgepackt haben, was sie so im Verhaltensrepertoire hatten. Da war der Neue vielleicht wirklich nur die Lunte und es hätte auch so gekracht.
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Ich würde die Hunde trennen, wenn sie alleine sind. Wie alt ist dein Sohn, nicht, dass der mal dazwischen gerät. Da gäbe es von mir die strikte Anweisung, dass er die Hunde nicht trennen darf.
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Das kann jetzt einige Gründe sein.
Bonnie hat Brianna gemaßregelt, weil sie zu wild war.
Bonnie hat das Treiben zwischen den beiden abgebrochen, da Zuviel Energie und das unterbinden HSH sehr gerne.Ist Bonnie denn generell die Chefin im Ring?
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Für mich beschreibst du das Verhalten der Hunde teils sehr vermenschlicht. Du interpretierst zB bei Bonnie ein "schlechtes Gewissen" in ihr aktuelles Verhalten gegenüber Brianna.
Das kann hinderlich sein, um die tatsächlichen Motivationen hinter dem Verhalten der Hunde richtig zu erkennen.
Von dem, was du beschreibst, würde es mich persönlich nicht wundern, wenn es schon vor Pup-Pups Einzug Spannungen zwischen den beiden Hündinnen gab. Gerade Hunde, die wie Pattex aneinander kleben, haben in so manchem Fall eigentlich ein Thema miteinander.
Ich würde auf jeden Fall deine eigene Erwartungshaltung ändern. Hunde, die zusammenleben, müssen keine "best friends" sein. Ich würde räumlich trennen und versuchen, das Konfliktpotential möglichst gering zu halten.
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Ich vermute, dass die Hunde vorher schon ein Thema hatten und das jetzt der Tropfen auf den heißen Stein war. Vermutlich haben sie vorher auch schon nicht bloß gespielt.
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Das kann jetzt einige Gründe sein.
Bonnie hat Brianna gemaßregelt, weil sie zu wild war.
Bonnie hat das Treiben zwischen den beiden abgebrochen, da Zuviel Energie und das unterbinden HSH sehr gerne.Ist Bonnie denn generell die Chefin im Ring?
Chefin würde ich nicht sagen. Sie ist meist diejenige, die die Initiative beim Spielen übernimmt.
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