Für die Leseratten - Der Bücherthread - Band 3
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Gast41354 -
9. April 2025 um 10:57
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Jemand die Bücher von Charlotte McConaghy gelesen? Zugvögel? Die Rettung? Wo die Wölfe sind?
Ich hatte kürzlich Zugvögel gelesen. Die Auswirkungen der Klimakrise sind hier zwar allgegenwärtig aber eher in einem hintergründigen, ruhigen Ton.
Ich kenne Wo die Wölfe sind, fand es gut und hat in den Winter gepasst, die Protagonistin war mir etwas nervig, aber die ganze Hintergrundgeschichte insbesondere um Wolfsrudel wurde schön herausgearbeitet. Ich habe im gleichen Zeitraum auch Das Flüstern der Bäume gelesen, das war deutlich fokussierte auf die Klimakrise und da ist einiges bei mir in Gedanken hängen geblieben.
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Ich hab die drei Bücher von McConaghy selber auch gelesen und ja, bei dem Wolfsbuch hat mir die Protagonistin auch nicht so zugesagt und die ganze Story um
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sie und ihre Zwillingsschwester herum
war doch etwas grenzwertig, für mich ein ganz kleines bisschen zu arg konstruiert.
"Das Flüstern der Bäume" setz ich mir mal auf die Wunschliste, danke dafür. Das erinnert mich an "die Wurzeln des Lebens" von Richard Powers, überhaupt, Richard Powers auch sehr zu empfehlen.
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Ich mochte Migrations und Wild Dark Shore (Die Rettung)auch gerne.
Ich weiß genau, was du meinst mit "runterziehen" - mir geht es genau so. Ging aber bei den beiden Büchern.
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Die Rettung habe ich gelesen. Ich fand den größten Teil des Buchs gut, das Ende allerdings zu konstruiert.
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Also dieses Jahr habe ich kein Glück mit Preisträgern.
Booker Preis - Orbital: War nicht meins. Ich durfte schon einige Naturwissenschaftler und sogar einen Astronauten kennenlernen, und irgendwie passten die Figuren in dem Buch so gar nicht zu meinem Bild. Ich fands langweilig.
Und jetzt der Deutsche Buchpreis - da fand ich schon die letzten beiden so semi, aber "Die Holländerinnen" hat mich gar nicht erreicht. Ich fand die Struktur furchtbar gewollt und gezwungen. Der Text ist (fast) durchgehend in indirekter Rede - die Protagonistin hält eine Vorlesung, die indirekt wiedergegeben wird, und darin erzählt sie wiederum in indirekter Rede, was ihr andere erzählt haben. Ok, kann man machen, wenn man unbedingt was Besonderes machen will. Nur, die ganzen Geschichten, die auf diese Art erzählt werden, fügen sich nicht zusammen, ergeben kein Bild, haben oft nicht mal ein richtiges Ende. Klar, das ist alles Absicht und soll uns irgendwie die Sinnlosigkeit des Erzählens oder sowas nahebringen. Ich fand, man hätte es dann auch gleich lassen können. Ich habe gar nichts gegen einen anspruchsvollen Stil - aber hier fühlte es sich für mich wie Selbstzweck an. Unzugänglich machen, um exklusiv zu wirken.
Als Audiobuch aber sehr schön gelesen und zum Glück sehr kurz, so dass ich es zu Ende gebracht habe - hoffend, es kommt noch ein befriedigendes Ende, das blieb aber aus.
Zufrieden war ich nur mit dem Sieger des "Tournament of Books" - James von Percival Everett, obwohl mit der Zweitplatzierte "Martyr!" noch viel besser gefallen hat. Das fand ich richtig klasse.
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Ich habe in den Schätzen meiner Jugend gestöbert und die Bücher von Judith Kerr gelesen.
Danach gab es Jodie Picoults "Wir schreiben unsere Namen in den Wind" und Romy Hausmanns "Himmelerdenblau". Jetzt gönne ich mir mal wieder "Winterhonig", das war vor Jahren mal eine Empfehlung hier im Forum und ich mochte es damals sehr.
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.l.
Und jetzt der Deutsche Buchpreis - da fand ich schon die letzten beiden so semi, aber "Die Holländerinnen" hat mich gar nicht erreicht. Ich fand die Struktur furchtbar gewollt und gezwungen. Der Text ist (fast) durchgehend in indirekter Rede - die Protagonistin hält eine Vorlesung, die indirekt wiedergegeben wird, und darin erzählt sie wiederum in indirekter Rede, was ihr andere erzählt haben. Ok, kann man machen, wenn man unbedingt was Besonderes machen will. Nur, die ganzen Geschichten, die auf diese Art erzählt werden, fügen sich nicht zusammen, ergeben kein Bild, haben oft nicht mal ein richtiges Ende. Klar, das ist alles Absicht und soll uns irgendwie die Sinnlosigkeit des Erzählens oder sowas nahebringen. Ich fand, man hätte es dann auch gleich lassen können. Ich habe gar nichts gegen einen anspruchsvollen Stil - aber hier fühlte es sich für mich wie Selbstzweck an. Unzugänglich machen, um exklusiv zu wirken.
…Ich hätte „Die Holländerinnen“ ja sehr interessant für die Leserunde gefunden, habe aber nicht dafür gestimmt. 1. weil ich es schon kannte und 2. weil ich zu diesem Buch einige Fragezeichen auf der Stirn stehen hatte. Mir hat das Buch tatsächlich sehr gefallen, aber habe es eher als eine intellektuelle Fingerübung denn als Roman empfunden.
Die Autorin macht selbst ja überhaupt keinen Hehl daraus, worauf sie zurückgreift. Bereits im Verlauf der ersten 10 Seiten bekommt man in indirekter Rede über indirekte Rede Adorno, Arendt, Merleau-Ponty, „einige französische Soziologen“, Brueghel d. Ä., Coppola und Werner Herzog um die Ohren gehauen. Später kommt „fast Lacan“ dazu (den Bezug auf das Lacansche Reale grenzt sie selbst mit „fast“ ein), ein indirekter Bezug auf Slavoj Zizek einige Bezüge auf Walter Benjamin und auf einen Anthropologen, dessen Name ich schon vergessen habe. Das ist schon eine ambitionierte Ansage (im Nichtgesagtem
)Ich fand das durchaus sehr spannend zu lesen, wie sie in Bezug auf diese Autor*innen und Künstler das angerissen hat, was sich nicht erzählen lässt, was nicht kommensurabel ist bzw. nicht aufgeht, was als Nichtgesagtes hinter dem lauert, was man als Realität definiert hat (wozu das Lacansche „Reale“ im Gegensatz steht, das „Reale“ bei Lacan ist das, was sich weder Symbolisieren noch Imaginieren lässt, im wahrsten Sinn also unsagbar und grauenvoll ist). Sie lässt berichten von dem, was durch die Lücken durchschimmert bzw. nur in den Leerstellen zu erkennen ist, die es hinterlässt. Im Außen wie im Innen. Dem man sich nur nähern, aber das man nicht ergreifen kann, weil es sich entzieht, sobald man (sprachlich) zupacken will.
Aber zur Frage, warum es Empfänger des „Deutschen Buchpreises“ geworden ist, hat mich dieses Buch ähnlich verwirrt zurückgelassen wie vor 10 Jahren Witzels „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“.
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habe es eher als eine intellektuelle Fingerübung denn als Roman empfunden
Ja das trifft es wohl.
Es fühlt sich so an, als wenn jemand die ganze Zeit da steht und schreit: Guck, wie schlau ich bin! Gebt mir einen Preis, sofort! Was ich alles gelesen habe! Die Filme die kenne! Schau, ein tolles Zitat!
Nur schade, dass nichts dabei rausgekommen ist, was selbst eines Zitats würdig wäre.
Aber gut - gebärende Ziegen, ein kaputter Kühlschrank, das Mustang-Makeover - interessante Auswahl des "Grauens".
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Aber gut - gebärende Ziegen, ein kaputter Kühlschrank, das Mustang-Makeover - interessante Auswahl des "Grauens".
Ganz unironisch: Ja, eigentlich schon, finde ich
. Die gebärenden Ziegen fand ich durchaus selbst auch recht verstörend. Der Kühlschrank hatte auch Folgen. Und diese Szene mit dem toten Kind, der Konfrontation mit eigener Hartherzigkeit, eigenen Dünkeln. Eines sehr starke Passage, wie ich fand.
Da geht es um die Momente, in denen das „Fremde“ (oder Andere) in die eigene Vorstellung von Realität und/oder von sich selbst einbricht. Und dieses Fremde kann auf ganz banalen Füßen daherkommen, es muss einen nur mit dem konfrontieren, was sich der eigenen Einsicht, Wahrnehmung oder Vorstellung entzieht. Oder mal gepasst hat, aber durch irgendwas so ver-rückt wurde, dass es nicht mehr passt.Mich erinnert das Buch an die Abschlussarbeit der Dozentin, die zu meinen Studienzeiten den größten Einfluss auf meine Interessen und mein Denken hatte. Ich mag es schon alleine deswegen sehr und habe da seitens der Autorin tatsächlich weder Selbstverliebtheit noch Kalkül empfunden. Sie ist nunmal Philosophin. Und das „nicht Fassbare“ hat etwas Faszinierendes, die Beschäftigung damit eine Sogwirkung. Dass sie in dem Kontext schreibt, der sie fasziniert, das würde ich ihr nicht vorwerfen (im Gegenteil). Es fällt mir nur sehr schwer, dieses Buch als Roman zu lesen.
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Ich hab die Holländerinnen auch gerade gelesen. Meine Erwartung war ein Roman, und ok, irgendwie wird auch eine Geschichte erzählt, die aber immer wieder unterbrochen wird von Assoziationen. Und diese haben in sich jeweils ein Element des Grauens, was dann wieder die Verbindung zur erzählten Geschichte schafft… wie Fragmente, aneinander geschoben. Nicht unspannend, trotzdem unrund irgendwie, und deshalb hakt sich das bei mir grad noch fest. Ich weiß nicht so richtig, wie ich das Buch für mich einsortieren soll. Sprachlich hat es mich aber sehr angesprochen.
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